Zum Thema Coming-Out hatte mal eine seehr kluge Frau mit einem...joa...mittelklugen (
) Mann eine Diskussion. Der mittelkluge Mann konnte das mit dem Coming-Out auch nicht so ganz verstehen und hat gefragt, ob es nicht einfach eine Sache sei, die nur die betreffende Person und ihren Partner/in angeht, woraufhin die sehr kluge Frau folgendes geantwortet hat:
"Ich glaub wenn man sagt es geht nur die Person und den Partner der Person was an, dann ist das auch ein bisschen zu klein gedacht. Meine Familie und meine Freunde nehmen auch immer irgendwie bis zu einem gewissen Grad teil an meinem Beziehungsleben (also zumindest wenns eine feste Beziehung ist, dann sollten sie es schon wissen). Daher würde ich auch wollen, dass sie wissen ob ich auf Männer oder auf Frauen stehe. Und für Homo- oder Bisexuelle ist dieses ganze Coming Out glaub ich schon was wichtiges, was entweder sehr befreiend oder auch problematisch (wenn die Anderen nicht so reagieren, wie mans sich erhofft hat) sein kann."
Homo- und Bisexuelle werden ja nicht von einem auf den anderen Tag homo-/bisexuell. Da steht ein langer (oft Jahre-, oder gar Jahrzehntelanger) Prozess des langsamen Ertasten "Wer bin ich eigentlich? Was will ich eigentlich?" und ein mind. ebenso langer Prozess des für sich aktzeptierens dahinter. Mit "für sich aktzeptieren" meine ich: Man kann noch so tolerant sein, wenn es um andere geht, wenn man allerdings merkt, dass man plötzlich selbst betroffen ist, dann braucht das erstmal ein bisschen Verarbeitungszeit.
Es ist also ein langwieriger und nicht ganz einfacher Prozess, bis der Homosexuelle soweit ist, für sich sagen zu können: "Ich bin schwul" oder "ich bin lesbisch". Da ist es doch auch nur verständlich, dass man am Ende des Prozesses, wenn man eeeendlich soweit ist, mit seiner Sexualität im Reinen zu sein, dieses auch den Menschen, die einem wichtig sind, mitteilen will.
Und dann kommt ja noch der ganz praktische Aspekt dazu: Die Gesellschaft geht erstmal, solange nichts Gegenteiliges bekannt ist, davon aus, dass ein Mensch heterosexuell ist (macht ja auch irgendwie ein bisschen Sinn, wenn man überlegt, dass 90% aller Menschen heterosexuell sind
). Unter Freunden oder auch nur losen Bekannten (gerade bei Frauen) ist es normal, dass man oft über das andere Geschlecht, und über Sex und Beziehungen redet. Wieso sollte eine Maria oder eine Anne Will oder weißgottwer sich zwischen ihre Freundinnen setzen und so tun, als könnte sie suuuper gut bei diesen Themen mit reden? Warum nicht von Anfang an sagen "aha so ist das also mit dem Blasen, naja beim Lecken funktionierts anders"
?! Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es übrigens auch für Heterosexuelle sehr lehrreich sein kann, sich ab und an mal einen Homo- oder Bisexuellen in die Runde zu holen, die haben einfach naturgegeben eine andere Perspektive auf gewisse körperliche Abläufe
.
Das Thema Partnerschaft und Sexualität kommt stäändig in dem ein oder anderen Kontext zur Sprache, wieso also sollte ein Homosexueller, die Menschen mit denen er vermutlich eh schon über diese Themen spricht, in dem Glauben lassen, er sei heterosexuell?