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Thema: falco - jeanny

  1. #1
    Malibun
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    Standard falco - jeanny

    hier mal ein thread zu dem song, um die diskussion aus dem "soundtrack deines lebens"-thread etwas weg zu verlagern.

    es geht mir nicht um das thema selbst. ich finde es durchaus ok, auch ernste themen wie entführung, vergewaltigung und mord zur sprache zu bringen. life isn't all about butterflies and lollipops. was mich an dem song stört ist die perspektive. wenn falco den song aus den augen des opfers oder dessen mutter geschrieben hätte, wäre das total in ordnung, aber wozu die aussagen eines triebtäters?!
    Zitat Zitat von jeanny
    Zuviel Rot auf deinen Lippen. Und du hast gesagt "mach mich nicht an", aber du warst durchschaut. Augen sagen mehr als Worte. Du brauchst mich doch, hmmm? Alle wissen, dass wir zusammen sind ab heute.
    ganz davon abgesehen, dass der song wahrscheinlich auch zur fantasieanregung mancher kranken menschen dient, rechtfertigt falco in dem lied solche taten und stellt es sogar noch so hin, als hätte es das opfer so gewollt. so nach dem motto 'ist doch ihre schuld, wenn sie so einen aufreizenden lippenstift benutzt'.
    ich frage mich warum falco dieses thema so behandelt hat. spricht er aus erfahrung oder behandelt er in den songs seine eigenen fantasien? ich glaub ich will die antwort gar nicht wissen....

  2. #2
    Avatar von AndreasZ
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    wenn falco den song aus den augen des opfers oder dessen mutter geschrieben hätte, wäre das total in ordnung, aber wozu die aussagen eines triebtäters?!
    Mich nervt Einseitigkeit bei sowas, die Seite kennt man doch zu genüge. Also: Warum nicht mal sorum? Und die Fantasie anregen... also da braucht's doch eigentlich den Song nicht dazu, denn immerhin gab's solche ich nenn's mal Vorfälle schon vor dem Song.

    Als alter Tatort-Fan: Manchmal versteht man Dinge anders oder überhaupt erst, wenn man sie aus der Perspektive des Täters betrachtet. Wenn man nur auf das Opfer schaut, fällt man schnell einfach in Mitleid, Bedauern, Entsetzen und sowas rein. Klar, es fragen alle das übliche "Warum?". Aber oft sagt die Sichtweise des Täters mehr aus, als alles andere und dadurch wird aus einem "Täter" auch eine individuelle Persönlichkeit, die nicht einfach nur handelt weil sie halt "der Täter" ist, der einfach nur "böse" ist. Das ist eh klar, das wär' zu oberflächlich, zu einfach...

    Auch im realen Leben ist bei was auch immer das Motiv und die Hintergründe aus der der Täter gehandelt hat, ein sehr wichtiger Baustein zum Verstehen. Nicht billigen, ganz klar. Aber man kann's eventuell besser nachvollziehen. Und in den meisten Fällen wird die Tat noch viel ekelhafter und vielleicht deshalb viel abschreckender, aufrüttelnder als nur die Opferperspektive.

    ich glaub ich will die antwort gar nicht wissen....
    Ich glaube, er wollte genau das: Dass auch Jahre nach seinem Tod, die Leute sich über das Thema Gedanken machen, wenn sie den Song hören oder von ihm hören. Dieser Song hat zur Abwechslung mal wirklich eine Aussage drin, die ja immer alle haben wollen, würde ich sagen. Der Hörer bekommt keinen üblichen rosa Schnullibulli-Text von "Ei laf ju und ju laf mi, laf ma zam, wo laf ma hi?" serviert, sondern mehrdeutige, bei näherer Betrachtung richtig harte Kost. Das gute alte Schockprinzip. Die Diskussionen sind voll beabsichtigt und genau der Sinn und Zweck des Texts, denn der Song stammt aus einer Zeit, wo das Thema wohl sehr aktuell gewesen sein muss...

    Übrigens wundert es mich, dass man oft an diesem Song hängen bleibt, es gibt bei näherer Betrachtung andere, die man auch ganz anders interprätieren kann, nur da wurde es nicht ganz offensichtlich so drauf angelegt oder das Publikum hat den Song nicht verstanden oder will es nicht...

  3. #3
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    Avatar von esiststeffen
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    Zitat Zitat von AndreasZ
    wenn falco den song aus den augen des opfers oder dessen mutter geschrieben hätte, wäre das total in ordnung, aber wozu die aussagen eines triebtäters?!
    Mich nervt Einseitigkeit bei sowas, die Seite kennt man doch zu genüge. Also: Warum nicht mal sorum? Und die Fantasie anregen... also da braucht's doch eigentlich den Song nicht dazu, denn immerhin gab's solche ich nenn's mal Vorfälle schon vor dem Song.

    Als alter Tatort-Fan: Manchmal versteht man Dinge anders oder überhaupt erst, wenn man sie aus der Perspektive des Täters betrachtet. Wenn man nur auf das Opfer schaut, fällt man schnell einfach in Mitleid, Bedauern, Entsetzen und sowas rein. Klar, es fragen alle das übliche "Warum?". Aber oft sagt die Sichtweise des Täters mehr aus, als alles andere und dadurch wird aus einem "Täter" auch eine individuelle Persönlichkeit, die nicht einfach nur handelt weil sie halt "der Täter" ist, der einfach nur "böse" ist. Das ist eh klar, das wär' zu oberflächlich, zu einfach...
    *zustimm*


    ich bin nun wirklich niemand der der Meinung ist dass Verbrecher arme bemitleidenswerte Geschöpfe sind die ja nun wirklich nichts dafür können was sie tun, weil sie ja eine ach so schlimme Kindheit hatten ..... aber ich hab was gegen diese Schwarzweißmalerei, und ich denkle jeder von uns hat irgendwo eine gute und eine böse Seite, und bei manchem siegt halt die letztere, wie bei dem Kerl in Falcos Song. vor kurzem ist auch ein Film über einen Vergewaltiger erschienen, weiß nicht wie der heißt, aber ich hab Ausschnitte davon gesehen. und ohne den Drang zu verspüren dass ich diesen Film angucken will, dachte ich dennoch "interessant dass jemand auch mal so was dreht". Mali, ich find das echt ziemlich übertrieben wenn du sagst, dass jeder Autor eines Buches, Films, Songs oder was weiß ich, der über Vergewaltigung und andere Untaten schreibt, gleich selber ein gefährlicher Verbrecher ist. vielleicht ist gerade das (also dass man drüber schreibt) die Methode um seine Wolfsseite anderweitig auszuleben als auf die harte Art und Weise. siehe dazu das, was ich schon mal in einem anderen deiner Threads geschrieben habe

    ach ja, was den Song angeht: nicht unbedingt einer meiner Lieblingssongs, aber unzweifelhaft ein enorm wichtiges Stück Musikgeschichte und einer der eindrucksvollsten Songtexte die es gibt. davon, dass noch vor 20 Jahren dieser Song vom Bayrischen Rundfunk in der ach so freien BRD auf den Index gesetzt wurde, reden wir hier lieber mal nicht


    ach ja, und mal noch eine andere Frage: hat Falco diesen Text eigentlich selber geschrieben?
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  4. #4
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

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    wie schon gesagt, dass thema an sich anzupacken finde ich nicht schlimm, im gegenteil es kann durch aus wichtig sein, die leute mal auf so etwas aufmerksam zu machen.
    ich gebe dir, andreas, in soweit recht, dass man auch über die motive und beweggründe des täters reden kann und dass dieser auch nicht nur "böse" ist, aber die umsetzung dessen find ich in diesem song einfach sehr schlecht. falco rechtfertigt das handeln des täters und sagt, dass sie es ja so wollte. damit fühlt sich doch jeder vergewaltiger oder jeder mit solchen fantasien, in seinem glauben bestätigt. gleichzeitigt regen songs wie dieser, das opfer noch mehr dazu an bei sich selbst die schuld zu suchen (was ja sowieso schon ein weitverbreitetes phänomen bei opfern von sexualverbrechen ist). "war ich etwa doch selbst schuld? ich habe doch auch lippenstift getragen. hab ich mich zu aufreizend gekleidet und viell zu sehr geflirtet? na dann kann er ja gar nichts dafür, ich hab ihn ja provoziert." in dem song wird fast ausschließlich die schuld beim opfer gesucht und das ist nicht ok!
    also die sicht des täters zeigen ist in ordnung, solange bis seine sicht nicht überhand nimmt und der song/film nicht als gerechtfertigt dar stellt. allgemein sollte man denke ich, nix zu 100% nur in der täterrolle spielen lassen.


    Mali, ich find das echt ziemlich übertrieben wenn du sagst, dass jeder Autor eines Buches, Films, Songs oder was weiß ich, der über Vergewaltigung und andere Untaten schreibt, gleich selber ein gefährlicher Verbrecher ist.
    das habe ich gar nicht gesagt. es gibt sehr viele bücher/flime/songs die von solchen themen handeln, was komplett legitim und unbedenklich ist. der punkt an dem ich mir anfange gedanken über die psysche des autors/songschreibers zu machen ist der, an dem derjenige eine komplett verdrehte und kranke erzählweise hat, die die tat rechtfertigt und rein gar nichts negatives am handeln des täters sieht.

  5. #5
    Avatar von AndreasZ
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    in dem song wird fast ausschließlich die schuld beim opfer gesucht und das ist nicht ok!
    Eben nicht.
    Das ist ja genau die Sichtweise auf der Täterseite, die ja quasi beleuchtet wird! Die Message "ist nicht ok" wird genau dadurch rübergebracht, dass man durch die andere Sichtweise nach dem Hören genau wie du selbst zu diesem Ergebnis kommt. In der Schule würde man sagen, dass man "den Leser zum denken anregen" will. Und dann hat der Künstler meiner Meinung nach viel mehr erreicht, als wenn er einfach gesagt hätte, was er sagen will. Sonst hätten wir wieder einen belanglosen Schnullibulli, wo man maximal kopfnickend zustimmt, wenn man den Text überhaupt beachtet/mitbekommt. Und ob das eine angemessene Behandlung dieses Themas wäre, weiß ich nicht...

    Beispielsweise sind viele gute Filme über gesellschaftliche Probleme betont krass gehalten, erst neulich hat die ARD den Film "Wut" auf 22 Uhr verschoben, weil man meinte, die Leute vorher nicht mit dem Themabereich "Ausländerintegration, Ignoranz, Gewalt und Parallelgesellschaften" mal aus der Sicht des "bösen Ausländers" belasten zu können... Und damit auch jeder Depp den Film versteht, musste man wohl noch 'ne Diskussionsrunde mit Maischberger hinterherjagen...

  6. #6
    Malibun
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    das was du zum film "wut" geschrieben hast, lass ich, obwohl ich auch dazu anderer meinung bin als du, mal außer acht, weil dass den rahmen dieses threads sprengen würde.

    Zitat Zitat von AndreasZ
    in dem song wird fast ausschließlich die schuld beim opfer gesucht und das ist nicht ok!
    Eben nicht.
    Das ist ja genau die Sichtweise auf der Täterseite, die ja quasi beleuchtet wird! Die Message "ist nicht ok" wird genau dadurch rübergebracht, dass man durch die andere Sichtweise nach dem Hören genau wie du selbst zu diesem Ergebnis kommt.
    na eben doch. es wird in dem text vom knallroten lippenstift und den blicken des opfers gesprochen, die die tat des ich-erzählers rechtfertigen. das die tat ein schlimmes verbrechen ist, wird zu keinem zeitpunkt gesagt. dass ich zu diesem ergebnis komme, liegt einzig allein an mir und meinen auffassungen über vergewaltigung und mord im allgemeinen. ich weiß von mir aus, dass so etwas falsch ist, der song hat mich nicht zu der erkenntniss kommen lassen. wie schon gesagt, der song gibt nur rechtfertigungen für ein solches verhalten, ohne an irgendeiner stelle noch auf andere perspektive ein zu gehen, wie z.B. die trauernde mutter, das leid des opfers oder die geistesgestörtheit des täters.

  7. #7
    Avatar von Lis25
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    "Ei laf ju und ju laf mi, laf ma zam, wo laf ma hi?"
    Ich liebe das

    Ich kann mich Andis Aussage wirklich zu 100% anschließen
    Genu das, was ich gerade schreiben wollte...aber es steht ja schon da *grml*

    Ich fand das Lied auch schon mit meinen paar Jahren schon sehr interressant und hab oft darüber nachgedacht. Wenn ich das mit meinen paar Jährchen schon konnte, dann müssten das wohl auch viele andere Menschen können *gg*

    Endlich war Falco mal jemand, der dieses heikle Thema von einer neuen Seite her beleuchtet hat.

  8. #8
    Avatar von AndreasZ
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    das die tat ein schlimmes verbrechen ist, wird zu keinem zeitpunkt gesagt. dass ich zu diesem ergebnis komme, liegt einzig allein an mir und meinen auffassungen über vergewaltigung und mord im allgemeinen. ich weiß von mir aus, dass so etwas falsch ist, der song hat mich nicht zu der erkenntniss kommen lassen. wie schon gesagt, der song gibt nur rechtfertigungen für ein solches verhalten, ohne an irgendeiner stelle noch auf andere perspektive ein zu gehen, wie z.B. die trauernde mutter, das leid des opfers oder die geistesgestörtheit des täters.
    Die, die diese Auffassung nicht haben, wird das aber auch nicht interessieren. Obwohl's im Strafgesetzbuch steht, machen immer wieder Leute Sachen, die man nicht machen sollte. Ich glaube daher nicht, dass solche Songs oder Filme an die Adresse der (potentiellen) Täterschaft gerichtet sind, nach dem Motto "mach' du mal nicht...", sondern eher um die "braven" Leute für das Thema zu sensibilisieren. Ich weiß jetzt nicht, ob du das verstehst...

    Okay. Ein Beispiel. Mali schreibt einen Song über geschriebenen Mist im Forum und schreibt Textpassagen, wo drin steht, wie geil es ist, das Forum zuzumüllen. Mich als Mistschreiber interessiert das zunächst nicht. Allerdings finden die anderen User, die braven, die Spammerei jetzt noch grausliger als vorher, manche kannten das vorher noch nicht und einige überlegen jetzt vielleicht sogar, was man tun könnte und ich werde vermutlich immer böse angeschaut werden und nie mehr Freunde finden.

  9. #9
    Malibun
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    dein beispiel mit dem spam greife ich jetzt absichtlich nicht auf, da beim spam niemand nachhaltig geschädigt wird.

    deiner theorie nach könnte man dann eigentlich über alles schreiben was man will, da es die täter ja eh nicht interessiert. warum also keine songs aus der sicht eines nazis oder vielleicht gleich hitlers zu schreiben in dem erzählt wird, wie toll es doch ist juden zu vergasen?!
    1.) ich denke schon, dass es täter gibt die vor ihrer tat abwegen, ob es wirklich richtig ist, was sie vor haben. wenn sie dann auch noch texte lesen, die sie in ihrem tun bestärken... oder auch wenn die tat schon vollendet ist, kann so ein text sie darin bestärken diese zu wiederholen. natürlich gebe ich dir recht, dass texte a la "du sollst das nicht tun, weil das ist ganz dolle böse" nichts bringen, doch denke ich, dass ein ergreifender text, indem das opfer erzählt, wie ihr leben nach der tat aussieht mehr bringt, als ein song indem gesagt wird wie toll und ok es doch ist kleine mädchen zu vergewaltigen.
    was aber noch viel wichtiger als das empfinden des täters ist, sind die gefühle der opfer bei solchen songs
    2.) was soll ein vergewaltigungsopfer, dass sowieso schon denkt, sie habe schuld an der tat, denken, wenn sie hört, dass ein roter lippenstifft die geschehnisse rechtfertigt, denken und fühlen? es bestätigt sie doch nur in ihren schuld- und schamgefühlen und verlagert den hass vom täter auf sie selbst. da wäre es doch besser einen song zu schreiben, der frauen (und natürlich auch männer, denn auch das gibt es) in der situation dazu mut macht das schweigen zu brechen und jemandem von dem was ihnen wiederfahren ist zu erzählen und gleichzeitig ihnen auch das gefühl gibt, dass sie absolut nichts dafür können.

  10. #10
    Avatar von AndreasZ
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    dein beispiel mit dem spam greife ich jetzt absichtlich nicht auf, da beim spam niemand nachhaltig geschädigt wird.
    Du musst nicht alles so bierernst nehmen, auch nicht bei einem ernsten Thema.

    warum also keine songs aus der sicht eines nazis oder vielleicht gleich hitlers zu schreiben in dem erzählt wird, wie toll es doch ist juden zu vergasen?!
    Ja, warum eigentlich nicht?
    Nein, du musst differenzieren. Warum man das nicht macht und auch nicht machen sollte. Nicht jedes Mittel ist bei jedem Thema geeignet. Beim Thema 3. Reich weiß jeder was da abgelaufen ist, das war ein (hoffentlich) einmaliges Ereignis, das Millionen von Menschen und im Grunde die ganze Welt beeinflusst hat, da hat eigentlich jeder die Bilder im Kopf, auch wenn man zu der Zeit noch gar nicht gelebt hat!

    Allerdings würde ich jetzt nicht versuchen wollen, Entführer und Vergewaltiger mit den Jahren der Nazizeit zu vergleichen. Das sind andere Dimensionen und genau deshalb ist dieses Mittel, das Falco angewandt hat hier meiner Meinung nach ein gutes:

    Meldungen über verschwundene und missbrauchte Frauen/Kinder gehen/gingen vielen bei der einen Seite rein und bei der anderen unverändert wieder raus und gerade deshalb, weil es damals wohl plötzlich so viele Fälle gab. Das wurde richtig "Alltag", wie leider vieles, dass ständig in den Medien ist, aber eigentlich jeden interessieren müsste. Und genau hier dran rüttelt dieser Skandal- und Schockeffekt. Leute, schaut's her, das was da von euch bequem auf'm Sofa kaum beachtet wird und alle nur förmlich ausgedrückt jeden Tag in den Nachrichten kommt, das ist genau DAS - daher auch die Einspielung des Fernsehbeitrags im Song. Ich glaub' der kommt zum Schluss und stellt dann die Brücke zu dem her, was für die Leute eben fatalerweise "alltäglich und völlig normal" ist. (Wenn der am Anfang kommt, bin mir grad ned sicher, dann baut Falco die Brücke andersrum.)

    Im Grunde das selbe müssen z.B. Nauturschutzgruppen oder Hilfsorganisation oft mal machen. Richtig ekelhafte Bilder zeigen, die keinen kalt lassen, weil anders würden die nie Aufmerksamkeit bekommen für Themen wie Tierversuche, Klimaerwärmung, Hunger/Armut, etc... Und genau auf die Empörung setzt man wenn man sowas macht!

    da wäre es doch besser einen song zu schreiben, der frauen (und natürlich auch männer, denn auch das gibt es) in der situation dazu mut macht das schweigen zu brechen und jemandem von dem was ihnen wiederfahren ist zu erzählen und gleichzeitig ihnen auch das gefühl gibt, dass sie absolut nichts dafür können.
    Ist es nicht sinnvoller, wenn man die ganze Gesellschaft dazu bringt, über das Thema nachzudenken und das Schweigen von der breiten Masse gebrochen wird? Wie jetzt? Kann man die Opfer nicht vielleicht grad durch diesen "Skandaltext" besser verstehen?

    Und nochwas, Mali. Für die Opfer-/Täterbetreuung sind andere Stellen zuständig als die Musik. Das kann die Musik nicht und dazu ist sie auch nicht da. Ein Song wie dieser soll grad ein Tritt in den Arsch als jener sein, die eben mit dem Thema noch nix am Hut hatten... Mehr nicht.

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