Also ich muss täglich S-Bahn fahren, und die ist ja hier eigentlich schon hauptsächlich betroffen. Während dem Streik muss ich halt auf Bus und Tram ausweichen. Das dauert dann natürlich extrem länger, nicht nur wegen der längeren Fahrtzeit an sich, sondern dann natürlich nochmal, weil ja auch noch die Straßen total dicht sind weil alle Welt mit dem Auto fährt wenn kein Zug kommt. Auf die tollen Notfahrpläne kann man sich auch nur bedingt verlassen (als es beim ersten Streik nicht funktionierte, hab ich's jetzt die letzten beiden Tage gleich gelassen, es zu versuchen). Dementsprechend bin ich dann gerne statt 'ner halben auch mal eineinhalb Stunden unterwegs.
Aber ich muss sagen - wenn man sein Leben lang in München wohnt und seit Jahren täglich S-Bahn fährt und alles mitgemacht hat, was es mitzumachen gibt, dann kommt irgendwann der Moment, ab dem man sich bei der Bahn über nichts mehr wundert und sich über nichts mehr aufregt. Dann hat man seine Musik und sein Buch dabei und wartet entweder 'ne halbe Stunde bis mal eine völlig überfüllte S-Bahn kommt, sieht ein, dass es keinen Sinn mehr hat, sich da rein zu quetschen - und wartet noch mal 'ne Stunde. Oder man geht gleich zum Bus, quetscht sich da noch rein und steht ganz ruhig eingeklemmt zwischen gefühlten tausend Menschen und wartet drei Ampelphasen vor einer grünen Ampel, weil einfach nichts mehr geht. Und dieser Moment kam bei mir schon vor einigen Jahren Solange ich nicht frieren muss, was zu essen und zu trinken dabei habe, mein mp3-Player noch Saft hat und gegebenenfalls das Buch noch nicht zu Ende ist, ist mir sowas mittlerweile echt tierisch egal.
Und gestern und heute war die Stimmung hier auch generell sehr entspannt. Die Leute haben sich daran gewöhnt, nehmen es sogar mit Humor (Zitat aus der Zeitung - Interviews mit Leuten am HBF: "Ich wurde in Italien ausgebildet, da streikt man jede Woche") - was tun kann sowieso keiner was dagegen, eine andere Chance als es zu akzeptieren und das beste daraus zu machen, hat man nicht. Und dementsprechend stehen die Leute eben zwei Stunden früher auf um dann in Fahrgemeinschaften aus dem Umland nach München reinzufahren - und sich dann zu wundern, dass man schon so früh da ist, weil es eigentlich doch recht flüssig ging.
Also, Fazit:
Die Forderungen von 31% finde ich maßlos übertrieben, und die Lokführer müssten eigentlich wissen, dass sie das niemals erreichen werden.
Aber an und für sich können sie streiken so viel sie wollen, mir ist das inzwischen egal, ich bin seit Jahren an Chaos bei der (S-)Bahn gewöhnt und mir isses sogar gar nicht mal so unrecht, so eine Odyssee durch München