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Thema: "Die Welle"

  1. #11
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    Standard AW: "Die Welle"

    naja, die Welle ist ja in einer 'normalen' Situation entstanden, die Schüler kamen alle aus normalen, geordneten Verhältnissen, ohne wirtschaftliche Not, ohne irgendeine gesellschaftliche Entrechtung (wie ich in dem Thread über den Film mitbekommen habe, ist das ja auch einer der Hauptkritikpunkte, dass es dort eben anders sein soll?) ........ was ich oben geschrieben hab (und was mir eigentlich auch erst während des Schreibens so in den Sinn gekommen ist^^), war ja: dass zwar solche Systeme mit einem Führer und einer treuen Anhängerschaft unter jeder Art der gesellschaftlichen Umstände geben kann (da die Menschen, wie beschrieben, vielleicht auch irgendwo die Veranlagung haben, einem 'Führer' zu folgen und sich über seine Gegner zu stellen ....... aber in einer 'gesunden' Gesellschaft wird so eine Bewegung halt auch irgendwann wieder verebben und im Sande verlaufen (siehe Wellenthematik ), weil es halt in einer solchen Gesellschaft Dinge gibt, die eine solche Bewegung aufhalten können ....... selbst wenn der Lehrer den Führer nicht nur 'gespielt', sonder tatsächlich aus eigener Überzeugung als Führer gehandelt hätte, wäre er irgendwann an Grenzen gestoßen ...... die Welle hat halt die Schule erobert, aber rings um die Schule gab es eine Stadt und rings um die Stadt ein Land ....... das hätten sie nicht erobern können, beim besten Willen nicht ........ du musst dir einfach mal vorstellen und dich fragen, was heutzutage passieren würde, wenn in der Bundesrepublik Deutschland ein neuer Führer käme, der über die selben 'Führerfähigkeiten' wie Hitler und über eine kleine, aber ihm bedingungslos ergebene Anhängerschaft verfügt; und wenn der sich dann ganz offen hinstellt und verkündet, dass zB die Türken der Krebsschaden im deutschen Volk sind ...... ich will gar nicht bestreiten, dass vllt. eine beachtliche Minderheit ihm zustimmen würde; aber nichtsdestotrotz gäbe es auch noch beachtliche Hindernisse in einer Gesellschaft, wie wir sie gegenwärtig haben ........ es sind nicht nur die Gesetze, die Politiker und Gerichte, die es Adolf dem Zweiten schwer machen würden, sondern auch die Kommentare in den Zeitungen, den Fernsehsendungen oder im Internet ....... wie gesagt, allein das Demokratieverständnis ist heute ein ganz anderes als damals (Hitlers Wähler hatten ihre Kindheit/Jugend üblicherweise im Kaiserreich verbracht); wie gesagt wissen wir jetzt, was passieren kann

    eine solche Bewegung aufzubauen, wie es Hitler getan hat und wie es die Welle war, ist die eine Sache, aber damit dann auch die Macht zu erobern oder sie gar zu halten, ist die andere ..... Hitler hat ja in seiner ersten Herrschaftsphase auch von dem profitiert, was auch ohne sein Zutun passiert wäre, er hat es dann nur richtig vermarktet und für sich vereinnahmt ..... die Arbeitslosenzahlen sind wegen der genannten Besserung der wirtschaftlichen Lage zurückgegangen, wie es sie in anderen Ländern genauso gab (Hitler hat das dann halt verstärkt, indem er nach und nach Juden und Frauen aus dem Arbeitsleben verdrängt und so Arbeitsplätze 'frei' gemacht hat) ...... die Olympischen Spiele waren lange vor Hitler nach Berlin vergeben worden ...... die Saarländer wollten ohnehin zurück zum Deutschen Reich und hätten dafür 1935 (dieses Datum stand schon seit 1920 fest) auch abgestimmt, wenn der Reichskanzler Thälmann oder sonstwie geheißen hätte ...... und was ich damit sagen will: wir haben keine Diktatur, weil wir keine Diktatur brauchen; wir haben zwar Schwankungen in den Arbeitslosenzahlen, aber wir haben einen guten Lebensstandard, allzeit ausreichend zu essen, eine gute Gesundheitsversorgung, ..... (zum Beispiel schau dir mal Russland an: deren Wirtschaft liegt am Boden, und entsprechend tut dies auch die Demokratie, siehe den Verlauf der jüngsten Präsidentschaftswahlen) ....... umgekehrt wirst du auch kaum ein wirtschaftlich schwaches Land finden, was wirklich eine funktionierende Demokratie aufweisen kann; ich weiß nicht ob das jetzt Vorurteile sind, aber es ist doch so, dass vielerorts in solchen Ländern Vetternwirtschaft und Korruption an der Tagesordnung sind ...... klar kann es in Deutschland sicherlich auch geben, aber dort halt in ganz anderen Maßstäben als bei uns

    wie gesagt, wenn du was über den Einfluss der zivilisatorischen Umstände auf die Entstehung von Diktaturen/Gewaltherrschaften erfahren willst, lies 'Herr der Fliegen' (oder zumindest die Inhaltsbeschreibung davon), dort ist es halt so, dass die Jungs auf der Insel sich einen Krieg auf Leben und Tod liefern, und wenn dann plötzlich auf der letzten Seite die Zivilisation in Gestalt eines erwachsenen Offiziers wieder vor ihnen steht, dieser 'Krieg' wirklich von einer Sekunde auf die andere zu Ende ist


    und was die historischen Bezüge angeht: nun ja, das Thema des Unterrichts im Roman war ja nicht 'Wie entstehen Diktaturen?', sondern 'Wie kam Hitler an die Macht?', also denke ich, man kommt um diese konkrete Frage auch hier nicht drumherum
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  2. #12
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    Standard AW: "Die Welle"

    Ich finde gerade jetzt, in einer Zeit, in der es in Deutschland und Österreich wieder verstärkt zu einer (nur politischen?) Radikalisierung und immer stärkeren Rechtsorientierung kommt (ein Zeichen, das immer mit Wirtschaftsflauten einhergeht?) wichtig, vor allem junge Menschen wieder für dieses Thema zu sensibilisieren.

    Einerseits will man nach 13 Jahren Schule von diesem Thema nichts mehr hören, weil, glaub ich in sämtlichen 13 Jahren in Geschichte der 2. Weltkrieg durchgenommen wird, andererseits merkt man vermehrt, dass der Unterricht wohl nur etwas mit Aufarbeitung und kaum mit Aufklärung zu tun haben kann. Denn Aufklärung alleine kann faschistoides Gedankengut kaum beseitigen. Die oben genannte Unaufgeklärtheit und Ignoranz geht nicht selten mit sozialen Problemen einher.

    Viele Rechts-Wähler (oder der rechten Seite nicht abgeneigten Personen) leben in Städten in den Bezirken, in denen es zu einer "Ansammlung" von Immigranten und damit einhergehend verstärkten Problemen kommt. Also auf gut Deutsch die Menschen, die mit der Integrationsproblematik hart auf hart konfrontiert werden, die sie jeden Tag vor der Haustüre "live" erleben und nicht nur in Büchern, Zeitungen oder Statistiken von diesen Problemen lesen.

    Andererseits: Viele "Rechts-Wähler" kann man wohl kaum gleich als Neo-Nazis titulieren. Ich weiß nicht, ob ihr diese Erfahrung in Deutschland auch macht, aber mir kommt, dass in Österreich viele Menschen einfach aufgrund eines Unmutes FPÖ wählen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welch radikale Partei sie damit unterstützen (mir kommt sie zumindest radikal vor). Natürlich: rechtsradikale Parteien werden wohl kaum so dämlich sein, das volle Ausmaß ihrer Radikalität zu zeigen. Das würde oben genannten wähler (die nur aus Unmut diese Partei wählen) abschrecken ("Nein. Einerseits haben sie schon recht, aber so weit würde ich auch wieder nicht gehen")

    Kann es sein, dass rechte Parteien "Rattenfänger" sind, die Menschen damit einfangen, dass sie ihr wahres Gesicht nicht zeigen? Schließlich war die Judenendlösung auch nicht der erste Schritt der Nazis. Die kam "erst" 1942 mit der Wannsee-Konferenz. Vielleicht hätten viele die Nazis nicht unterstützt, wenn sie von Anfang an gewusst hätten, welche Ausmaße das nimmt. Wie oben schon beschrieben: Menschen, die zwar Unmut hatten und vielleicht einen Sündenbock suchten, aber niemals getötet oder einen Massenmord gut geheißen hätten.

    Das ist das, was mir am meisten Angst macht. "Rattenfängerei". Und Menschen, die nicht sehen, was da gerade passiert

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