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Thema: Tibet

  1. #1
    JuliWiki-Admin
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    Standard Tibet

    soooo, nachdem es ja seit einigen Wochen plötzlich große Mode geworden ist, tibetische Flaggen zu hissen, und auch der olympische Spießrutenlauf schon seit einiger Zeit die Welt durchquert, wird es wohl mal Zeit für nen eigenen Thread

    also eins vorweg: ich will mit Sicherheit nicht die Situation gutheißen, in der Tibet sich seit 1959 befindet; ich halte Tibet für ein faszinierendes Land und würde es mir gerne mal angucken, wenn da irgendwann die Chinesen weg sind


    allerdings find ich diese ganzen Protestgeschichten bedenklich ...... ich meine, dass die Menschen in Tibet selber auf die Straße gehen, kann ich ja noch verstehen, auch wenn ich das, wenn ich dort leben würde, ganz sicher nicht tun würde ....... ich glaube nämlich nicht, dass das jemandem hilft, eher das Gegenteil ....... so traurig das auch klingen mag, aber in einer Diktatur ist es nun mal so, dass derjenige am besten fährt, der sich mit dem System arrangieren kann; und Gewalt erzeugt nun mal nur Gegengewalt ...... und so lange die Herren in Peking stur bleiben, kann sich da eh nix ändern ...... man schaue sich die Geschichte der Ostblockstaaten an; da wurden auch Demokratiebestrebungen in einem der Satellitenstaaten stets mit dem Einrollen sowjetischer Panzer gelöst, und erst als Gorbatschow im Jahre 1989 keine Lust mehr hatte, mit seinen Panzern zu spielen, hatte die Revolution Erfolg


    und noch mal auf einem ganz anderen Blatt stehen die internationalen Proteste ...... das, was in den letzten Tagen mit der Olympischen Flamme passiert ist, macht mich ungelogen einfach nur traurig -.- ....... in der Antike gab es den Olympischen Frieden, der übrigens nicht nur zu den eigentlichen Spielen herrschte, sondern bereits zehn Monate vorher begann ...... und dass das alles Tibeter sind, die in London oder Paris oder San Francisco die Straßen säumen, glaub ich auch nicht, sonst gäbe es plötzlich sehr viele Tibeter auf der Welt (Wikipedia spricht von nur 130.000 Exiltibetern weltweit, davon die allermeisten in Indien, Nepal und Bhutan) ....... mir kommen da eher Erinnerungen an letzten Sommer; und da es dieses Jahr leider keinen G8-Gipfel gibt, müssen sich die "Lifestyle-Demonstranten" leider anderweitig behelfen ...... so nach dem Motto "Der Dalai Lama ist voll cool drauf, und Unterdrückung ist total scheiße, und Revolution rockt, und deshalb kämpfen wir für Tibet!!!" (ich hoffe man versteht mich jetzt nicht falsch; ich finde man kann für alles demonstrieren für das man nur demonstrieren möchte; aber ich hab den jungen, vom ZDF(?) interviewten G8-Gegner nicht vergessen, der die Frage, wogegen er eigentlich sei, mit "Was weiß ich denn, ich bin unpolitisch" beantwortete^^) ....... ich frage mich nur, wie den Tibetern damit geholfen ist? siehe dazu das, was ich oben geschrieben habe; durch den interationalen Druck wird sich Peking nur noch mehr eingeengt fühlen und dazu wohl noch mehr zu unüberlegtem Handeln neigen als vorher schon .....

    ein Boykott der Olympischen Spiele oder gar ihre Absage (oder auch nur eine Absage des Fackellaufes) wäre in meinen Augen eine Art Super-GAU ....... mir scheint, dass in letzter Zeit sehr viele Menschen vergessen, dass die Olympischen Spiele im ursprünglichen Sinne eine Sportveranstaltung sind ..... ich glaube, irgendeine Form der Olympia-Ablehnung würde NIEMANDEM nützen; nicht den Sportlern, die sich darauf seit vier Jahren vorbereiten; nicht den Menschen in aller Welt (auch in China), die sich auf die Spiele freuen; und erst recht nicht den Tibetern, aber das hatten wir ja schon (ich dachte wirklich, seit 1980/84 und dem Ende des Kalten Krieges sei die Zeit, in der man an Olympiaboykotte auch nur dachte, überwunden.....)


    also, wie steht ihr zu der ganzen umfangreichen Problematik? unterstützt ihr die Tibeter in irgendeiner Form? wie steht ihr zu den Olympischen Spielen in Peking und zum gegenwärtigen olympischen Fackellauf (der ja auch in Tibet Station machen soll)? sollte Deutschland bzw. sollten die westlichen Länder die Spiele boykottieren? sollten die Spiele ganz abgesagt bzw. in ein anderes Land verlegt werden? und gibt es sonst noch etwas, das ihr zu dem Thema gerne loswerden wollt?
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  2. #2
    Malibun
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    Standard AW: Tibet

    was das olympiaboykott an geht, da kann ich gar nicht viel zu sagen. hab mich nicht intensiver mit dem thema auseinander gesetzt und möchte deswegen auch nicht voreilig eine meinung zu bilden. natürlich hab ich in den medien davon gehört und es gibt für alle drei seiten gute argumente (dritte seite: olympia in ein anderes land zu verlegen).
    eine sache, die mich an der ganzen debatte ein bisschen stört: bis jetzt haben die menschenrechtsverletzungen im tibet doch auch niemanden gekümmert. natürlich ist es gut, dass die welt jetzt langsam anfängt hin zu gucken, aber das hätte auch schon früher, ohne großes sportevent, passieren können...

    was mich aber an deinem post stört ist mal wieder diese pauschalisierung aller demonstranten. "lifestyle-demonstranten", was ist denn das bitte für ein wort?! und wo bitte steht der zusammenhang zwischen diesem G8-typen und den tausenden von tibet-demonstranten? das ist so als würd ich sagen "neulich hab ich im fernsehen einen gesehen, der kam aus gera und hatte null allgemeinbildung und deswegen müssen wohl alle einwohner geras ein bisschen beschränkt sein". natürlich gibt es menschen, die nur zu demonstrationen gehen, weil es ihnen spaß macht, sich mit der polizei an zu legen. aber das ist sooo ein geringer bruchteil. ich persönlich war auf drei demonstration (nicht für tibet, ging um andere sachen) und ich habe keinen einzigen gewalttätigen menschen da gesehen. die um mich herum haben plakate getragen, ihre botschaften laut kund getan und begeistert den podiumsunterhaltungen zugehört und zugestimmt. nicht alle demonstrationen haben eine direkte politische wirkung, aber es ist die einzige möglichkeit für den bürger gewaltfrei ein zeichen zu setzen. und den politiker ist der widerstand in der bevölkerung ja auch nicht (immer) völlig egal. die brauchen innenpolitisch ein gutes image für die nächste wahl und außenpolitisch ein gutes verhältnis zu anderen wichtigen industriestaaten. wenn ein paar tibeter allein in tibet demonstrieren, ist das zwar ein zeichen, aber ob das so viel bewirkt, ist eine andere frage. aber wenn druck auf internationaler ebene kommt, ist das nochmal was ganz anderes. china ist eins der wichtigsten exportländer (wenn nicht sogar mittlerweile das wichtigste?), die wollen sichs auch nicht mit der ganzen welt verscherzen. ich weiß nicht wie die regierung direkt reagieren wird, dazu kenn ich mich wie gesagt zu wenig mit der thematik aus, aber ich halte demonstrationen immer für den richtigen weg (ob man sich deswegen unbedingt an der golden gate brücke fest ketten muss, ist ne andere frage...).

    so traurig das auch klingen mag, aber in einer Diktatur ist es nun mal so, dass derjenige am besten fährt, der sich mit dem System arrangieren kann
    quatsch! der weg des geringsten widerstands ist nicht immer der beste. er ist am leichtesten und am wenigsten gefährlich, aber wenn ich überlege ich würde in einer dikatur leben und um mich rum sterben tausende oder millionen von unschuldigen menschen und ich mach nichts dagegen (beispiel 2.weltkrieg), hätte ich schon eher probleme in den spiegel zu gucken, als wenn ich wüsste ich hätte wenigstens demonstriert oder flugblätter verteilt oder sonstiges. manchmal ist halt nicht das eigene leben zu sichern, das höchste ziel. wobei ich natürlich niemanden veruteile, der in einer dikatur lebt/gelebt hat und nichts gesagt/getan hat. das ist so eine extremsituation, da können wir uns gar nicht rein versetzen. ich hätte wahrsch auch meine fresse gehalten. dennoch bewundere ich die leute, die das nicht tun

  3. #3
    JuliWiki-Admin
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    Standard AW: Tibet

    ich sag ja auch auf gar keinen Fall, dass Demonstrieren bzw. auch mal ganz allgemein den Mund aufmachen falsch ist ...... aber es kommt halt immer auch auf die Situation an - und ob díe Art und Weise des Protestes dieser Situation angemessen ist ....... und genau diese Angemessenheit vermisse ich bei dieser ganzen Sache irgendwie ..... es ist halt, wie du es so schön genannt hast, dieses "an der golden gate brücke fest ketten" was mich stört; und mehr noch, dass da Leute das Olympische Feuer angreifen und auslöschen wollen, wozu sie sich dann auch einfach mal so auf die jeweiligen Fackelläufer stürzen ...... mich wie gesagt macht das wirklich traurig; ich finde doch dass das Olympische Feuer ein Symbol ist vor dem man Respekt haben sollte; und man muss sich auch mal in die Fackelläufer reinversetzen, auf diesen einen kurzen Moment haben sie sich Monate, vielleicht Jahre gefreut und dann wird es ihnen derartig kaputtgemacht; zum Teil führt es ja sogar noch dazu, dass sie (die Läufer) als böse und menschenrechtsverletztend dargestellt werden ....... eins weiß ich jedenfalls: ich würde diese Fackel auch tragen, wenn ich denn die Möglichkeit hätte; und ich wäre verdammt stolz drauf, und dabei wär es mir völlig egal ob die betreffenden Spiele nun in Peking, Pjöngjang, Teheran, Washington, auf dem Mond oder sonstwo stattfinden

    es kann ja sein und es ist auch gut und schön, dass es auch friedfertigen Protest für oder gegen etwas gibt (und noch mal: ich finde man kann demonstrieren wofür oder wogegen man will, egal ob es nun gegen den weltweiten Klimawandel geht, gegen Krieg und Terror oder gegen die Garderobe der Bundeskanzlerin ..... aber dann muss man es auch akzeptieren, dass es Leute gibt, die gegensätzlicher Meinung sind, und auch Leute, denen es schlicht und ergreifend egal ist) ..... aber ich habe halt den Eindruck (und wie gesagt: es ist MEIN Eindruck, was nicht heißt, dass andere keinen eigenen Eindruck haben dürfen), dass sich hier in Sachen Tibet ziemlich in den Mitteln vergriffen wird ...... es ist ja nicht nur die ganze Olympiathematik, sondern auch wenn ich sehe, wie Auslandstibeter versuchen chinesische Botschaften zu stürmen usw.......


    WENN es denn eine Möglichkeit gäbe, die Tibeter friedlich(!), intelligent(!) und vor allem auch wirkungsvoll(!) zu unterstützen, dann könnte ich sicher in Erwägung ziehen mich daran zu beteiligen ..... aber so, wie das jetzt hier abläuft, sicher nicht
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  4. #4
    Avatar von winzlord
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    Standard AW: Tibet

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
    das, was in den letzten Tagen mit der Olympischen Flamme passiert ist, macht mich ungelogen einfach nur traurig -.- ....... in der Antike gab es den Olympischen Frieden, der übrigens nicht nur zu den eigentlichen Spielen herrschte, sondern bereits zehn Monate vorher begann ......
    Sag das den Chinesen, die püntlich zu den Spielen die ohnehin kaum vorhandenen Menschenrechte noch weiter einschränken, Kritiker wegsperren und mit scharfer Munition auf Demonstranten in Tibet schießen...

    China hat sich wohl gedacht sie könnten einen auf Olympia 1936 machen...

    Tja, Pech gehabt... Heutzutage lassen sich die Menschen nicht mehr so einfach blenden...

    One World One Dream... Was für ein Hohn...

    http://img385.imageshack.us/img385/5...adywpekyx6.jpg

  5. #5
    Die einzig Wahre
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    Standard AW: Tibet

    Das Bild finde ich sehr interessant.

  6. #6

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    Standard AW: Tibet

    über dieser Frage bin ich ziemlich verlegen... ich lebe in frankreich, wo die grösste Demo stattfand... einerseits bin ich sehr überzeugt, dass china den tibetanern abscheuliche sachen gemacht hat und deshalb die Olympische Spiele nicht organisieren... aber andererseits hat vielleicht china ihre eigene Gründe und die medien haben sie als Teufel gemacht, während es vielleicht der Fall nicht ist... es ist eine ganze Debatte...

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