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Thema: Migranten

  1. #21
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    Avatar von esiststeffen
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    Standard AW: Migranten

    @Mali:
    hm, wahrscheinlich reden wir, was das Assimilations-/Integrationsdingens angeht, ein wenig aneinander vorbei .....
    von mir aus kann ein Türke, der in Deutschland lebt, gern zu Hause regelmäßig Kebab essen und Raki trinken; von mir aus kann sich die Hagia Sophia, die Celsusbibliothek von Ephesus und die Kalksteinterrassen von Pamukkale in Form von mannshohen Fotografien an die Wände seiner Wohnung hängen; von mir aus kann er sogar beim Fußball oder bei Olympia die Türkei bejubeln ..... das sind alles keine Dinge, auf die es mir vorrangig ankommt; worauf es mir ankommt, sind andere Dinge, die wirklich eher etwas mit Gesellschaft und Mentalität zu tun haben, und diese Dinge hab ich schon im Eröffnungsbeitrag dieses Threads detailliert aufgezählt
    aber dennoch (und hier meine ich, sofern ich dich richtig verstanden habe, dir tatsächlich widersprechen zu müssen) sollte das Ziel einer Integration von Einwanderern sein, dass die Familien (nicht unbedingt die Einwanderer als Personen) irgendwann völlig ins Volk des Einwanderungslandes integriert werden; selbstverständlich kann und darf sich ein Einwanderer in gewissen Maßen mit seinem Herkunftsland identifizieren, er soll es sogar (!), aber das soll doch kein Dauerzustand auch für seine Kinder und Enkel werden ..... oder wo kämen die USA hin, wenn sie nicht von Amerikanern bewohnt würden, sondern von lauter Holländern, Polen, Schweden, Italienern, Westafrikanern?
    und ja, ich kenne leider wenige Ausländer persönlich (aber nein, du bist nicht die einzige 'Ausländerin', die ich kenne); aber auch das hab ich schon in meinem Eröffnungsbeitrag geschrieben ...... und ich sage ja auch nicht einmal zwangsläufig, dass ich der festen Überzeugung bin, dass alle Türken oder Libanesen oder Marokkaner in diesem Land gefährliche Parallelgesellschaften bilden; aber wenn nicht zumindest diese 'Gefahr' (egal wie groß oder klein sie nun ist) vorhanden wäre, würden ja Sarrazins Thesen, mag man sie nun befürworten oder ablehnen, nicht auf so fruchtbaren Boden fallen ..... und wenn man mal einschlägige Straßenzüge in Berlin oder München oder Hamburg durchquert, muss ich schon sagen, dass man sich auf den ersten Blick eher wie in irgendeinem beliebigen Land des Orients fühlt und nicht wie in Deutschland



    zum Auswandern kann ich diesen beiden Beiträgen vorbehaltlos zustimmen:
    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    Ich finde, dass JEDER Mensch auf dieser Erde, der in ein anderes Land zieht, nicht aus seinem ursprünglichen Land wegziehen sollte, weil es dort ach-so-schlecht ist, sondern man sollte in ein anderes Land ziehen, weil man dieses Land mag.
    Zitat Zitat von Juli Beitrag anzeigen
    Keiner soll seine eigene Kultur, seine Sprache und sein Denken aufgeben, wenn er in ein anderes Land zieht. Aber er sollte sich dem neuen Land so anpassen, dass er dort leben kann wie ein "Einheimischer". Und das gilt auf gar keinen Fall nur für Menschen, die von irgendwo nach Deutschland kommen, sondern ganz klar auch für Deutsche, die ins Ausland gehen. Wenigstens die Sprache sollte man doch ansatzweise beherrschen, wenn man auswandert - nicht so, wie man es in diversen Auswanderersendungen im Fernsehen immer sieht...
    auch wenn ich dazusagen muss, dass ich mit den 'diversen Auswanderersendungen im Fernsehen' vermutlich nicht sooo vertraut bin wie Juli



    und noch was zum Thema Deutschkurse im Speziellen und Möglichkeiten der Integration im Allgemeinen: nichts anderes als du (Mali) meine ich dazu auch! und auch dazu hab ich (auch wenns zugegebenermaßen etwas untergegangen ist) schon in meinem allerersten Beitrag was geschrieben:
    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
    jeder, wo auch immer er herkommen mag, sollte das Recht und die Chance dazu haben, und es sollten ihm alle nur denkbaren Möglichkeiten gegeben werden, hier mit offenen Armen empfangen zu werden, und sich hier heimisch fühlen, hier arbeiten, sich bilden, in den Genuss unserer Gesundheitsversorgung kommen und ganz allgemein ein besseres Leben als in seiner Heimat führen zu dürfen
    ich weiß, was ein Sprachkurs an der Volkshochschule kostet, und ich finde genauso wie du, dass da dringend was geändert werden sollte ..... es sollte billigere (oder vllt sogar kostenlose) Kurse geben; es sollte generell mehr Bildungs- und Kulturangebote geben (vllt auch Kurse, wo nicht nur die Sprache, sondern auch mehr zur deutschen Kultur, Geschichte etc vermittelt wird - ich habe aus naheliegenden Gründen bisher nie einen Deutschkurs für Ausländer besucht, daher weiß ich nicht, wie das so abläuft); es sollte möglicherweise auch für Migranten, die neu in Deutschland sind, vergünstigte Möglichkeiten geben, deutsche Theater, Kinos, Museen etc zu besuchen; ermäßigte Kindergartenplätze für Migrantenkinder ..... es gibt doch genug Deutschlehrer und Germanisten; ich verstehe nicht, warum sich nicht welche finden lassen sollten, die bereit wären, solche Kurse zur Not auch ehrenamtlich zu machen (unter Umständen könnt ich mir sogar vorstellen, das vllt eines Tages selbst zu machen, wenn ich nicht wüsste, dass ich so ziemlich der ungeeignetste Lehrer wäre, den man sich vorstellen kann )
    naja, und es bleibt mir als Schlusswort nicht mehr viel übrig als die leichte Abwandlung eines Satzes, den ich ganz ähnlich auch schon im ersten Beitrag gebraucht habe: Bildung, Bildung, Bildung, egal wo und wie und in welcher Form, das ist das Schlüsselwort .... ich finde, das ist das Beste, was ihnen passieren kann


    ach ja, eins noch: Kristins Aussagen zu Mesut Özil und zu allem anderen, zu dem sie vorhin keine Zeit mehr hatte, würden mich ja auch mal noch interessieren
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  2. #22
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
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    Standard AW: Migranten

    Zu den Deutschkursen noch:
    Also ich denke, dass man in Deutschkursen auch was zur deutschen Kultur lernt! Ist ja auch so, wenn man in der Schule oder an der Uni ne Fremdsprache lernt, dass man dann eben etwas über GB, die USA oder Frankreich erfährt...also werden da ja wohl auch kulturwissenschaftliche Aspekte quasi nebenbei gelernt- wobei ich natürlich auch noch nicht dabei war.
    Ansonsten ist es ja wirklich sehr passend, denn es gibt ja wirklich einen recht krassen Überhang an Deutschlehrern- die könnte man alle beschäftigen, würde der Staat Deutschkurse stark subventionieren....

    Ansonsten wollt ich ja noch was zu Özil sagen oder vll generell einen kleinen Ausflug in die Fußballwelt machen natürlich sind das auch nur Promis, die man nicht privat kennt, deshalb will ich hier sicher keine Urteile fällen, aber so einen Einblick hat man ja wohl doch....
    Ich hab gestern erst gelesen, dass Özil schon in der 3. Generation hier lebt, das wusst ich noch gar nicht. Insofern find ich es echt beachtenswert- natürlich im absolut negativen Sinne-, dass er nicht akzentfrei deutsch spricht.
    Natürlich versteht man ihn, natürlich gibt es Schlimmeres, aber ob die Integration bei ihm so auf fruchtbaren Boden gefallen ist, darf bezweifelt werden...zumal er wohl auch mit seinen Eltern türkisch spricht. Diese dürften demzufolge ja aber die zweite Generation in Deutschland sein, also erschließt sich mir nicht ganz (ok: überhaupt nicht ), wieso sie türkisch sprechen.
    Ansonsten scheint Özil ja auch noch sehr türkisch geprägt sein: Religion, Lieblingsessen (Meleme oder so heißt das- ich kenn es nicht^^), ...
    Natürlich ist es mir egal, was er ist, ich hab auch nichts davon, wenn er Bratwurst mit Sauerkraut ist (ess ich ja auch nicht^^), aber Özil macht auf mich definitiv den Eindruck eines sehr türkisch geprägten Mannes....
    Natürlich ist es sein gutes Recht, für Deutschland zu spielen, aber ich muss doch ehrlich sagen, ein Nuri Sahin, der ganz normal Deutsch spricht, in Lüdenscheid geboren wurde und trotzdem sagt, er mag vieles an Deutschland, ist letztendlich aber Türke und spielt deshalb für die Türkei, ist mir doch um geschätzte 3 Billiarden Male sympathischer als Herr Özil...
    (dabei muss man sagen, dass er mir generell unsympathisch ist, weil er sich meiner Meinung nach stark überschätzt- ich würde ihm demnach unterstellen, dass er für Deutschland spielt, weil er hier größere Erfolge einfahren kann- auch wenn die Türkei sicher auch nicht ganz mies ist)
    Interessant hierbei auch, dass sich Mourinho ja schon beschwert hat, dass Özil+ Khedira in Madrid nur zusammenhocken und sich nicht integrieren. Wie gesagt: es geht natürlich nicht darum, dass die beiden ganz fix Spanisch lernen oder gar fließend sprechen, aber wenn ich höre (und man Mourinho glauben darf), dass sie nicht mal Englisch können, zeigt sich mir hier schon eine ziemlich ignorante Haltung gegenüber Integration.....
    Ein Gegenbeispiel dazu ist vielleicht Cacau, der erst im Alter von 18 oder 19 Jahren nach Deutschland gekommen ist und dafür ganz schön gut Deutsch spricht und den wohl auch ansonsten recht viel mit Deutschland verbindet....

    Und noch was zur Religion: ich fürchte, hier zeigt sich jetzt das Problem, dass wir in Deutschland keinen Laizismus haben. Es gibt zwar keine Staatskirche, aber der Bezug zum Christentum ist ja ganz deutlich und wird im GG nicht ausgeräumt.
    Man hat ja erst diese Woche gesehen, wie sich die CDU-Politiker aufgeregt haben (ich fand die Rede von Wulff zwar auch anbiedernd, aber dass Merkel+ Co. dann rufen, dass wir doch ein christlich-jüdisches Land sind, darf doch als peinlich empfunden werden- Aufklärung und Humanismus sollte man im Jahre 2010 doch wohl eher erwarten dürfen, aber leider....)
    Insofern haben natürlich auch die Muslime jedes Recht der Welt, ihre Religion hier auszuleben. Und ob ein Fußballspieler sich bekreuzigt oder "muslimisch betet", also meines Wissens nach mit den Handflächen nach oben, ist mir recht egal. Ribéry ist ja auch, obwohl er waschechter Franzose ist, Muslim und da regt sich keiner auf.
    Ich finde, dass ganz dringend jegliche Religion aus unsrer Öffentlichkeit raus muss. Wo es "Religions"unterricht gibt, der eigentlich Christenlehre ist, muss es natürlich auch Islamunterricht geben.
    Aber wo es einen weltanschaulich neutralen Werteunterricht gibt, da gibt es diese Unterteilung eben nicht und das fände ich gut so.
    Wo es keine Kruzifixe an Schulwänden gibt, haben auch muslimische Beträume keinen Platz.
    Ich wünsche mir ein religionsfreies Land, kein islamfreies Land. (in bezug auf die Öffentlichkeit- alles andre ist natürlich Privatsache und muss jeder selbst wissen)

    (ich hab gestern, auf ZDF war es glaub ich, einen Beitrag gesehen, wo in einer Schule in Essen oder so für alle Religiösen EIN Unterricht angeboten wird; darunter waren allerdings auch Atheisten (die dann eben einfach mal übergangen wurden, denn das Ding nannte sich "Religionsunterricht"...) die haben dieses Modell total beweihräuchert, dass mir fast schlecht wurde- sowas gibt es schon lange und nennt sich Ethikunterricht *lol*)
    Ich liebe dieses Leben.

  3. #23
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Migranten

    @steffen
    na, wenns für dich ok ist, dass sich migranten einen teil der kultur beibehalten, dann hast du dich wohl nur missverständlich ausgedrückt, und bist gar nicht soo weit von meinem standpunkt entfernt. ich habe ja auch in meinem ausgangspost geschrieben, dass ich durchaus für integration (d.h. einfinden in die neue kultur, lernen der sprache, sich ans gesetz halten - für all das sollte man allerdings die notwendige hilfen bekommen), allerdings gegen assimilation bin (d.h. aufgezwungene komplettaufgabe der heimatkultur). ich finde es auch in ordnung, wenn man in der 2. oder 3. generation noch nicht komplett assimiliert ist (wobei ich noch nie einen ausländer in der 2./3. generation erlebt habe, der nicht fehlerfrei deutsch gesprochen bzw. sich überhaupt nicht diesem land zugehörig gefühlt hat). was ich damit z.B. meine: ich bin migrantin 2.generation, gehe aber trotzdem sehr gerne äthiopisch essen, habe definitiv noch vor die sprache (amharisch) zu lernen, eines tages will ich mal nach äthiopien reisen, und wenn ich auf der straße amharisch höre oder irgendwo äthiopische musik höre, weckt das in mir schon irgendwie gefühle (allerdings natürlich keine heimatgefühle, denn heimisch bin ich in deutschland). würde ich amharisch sprechen, würde ich es später auch meinen kinder beibringen, da ich es eine bereicherung finde, wenn man noch eine zweite sprache gut spricht, und ich werde definitiv ihnen später auch mal die äthiopische küche näher bringen, schon alleine da das essen einfach genial schmeckt. sollten meine kinder eines tages der koptich-orthodoxen kirche beitreten, würde ich genauso wenig was dagegen haben, wie wenn sie protestanten, hinduisten, moslems, buddhisten, atheisten, agnostiker, ans-spagetthi-monster-glaubende, juden oder katholiken werden würde...nur scientologen fänd ich etwas suboptimal xD. bin ich nun eine schlechte deutsche, wenn ich sage, dass ich dagegen bin, komplett zu verdrängen, dass ich nun mal nicht 100%ig deutsch bin?! übrigens fühle ich mich genauso zu äthiopien verbunden wie zum schwabenländle (wo mein vater herkommt), und esse auch sehr gerne kässpätzle.
    in wievieler dieser gegenden warst du denn schon? ich war schon mehrmals in verschiedenen ecken kreuzbergs und neukölns, und in manchen davon hört man wirklich sehr viel türkisch, aber deswegen ist man doch noch lange nicht "im orient". wenn ich im ausland auf deutsche treffe, dann spreche ich auch meistens deutsch, weil alles andere sich einfach total unnatürlich und aufgezwungen anfühlt. du weißt doch nicht, nur weil du sie auf der straße mal türkisch reden hörst, ob sie auch deutsch können oder wie integriert sie sind.
    ich finde es ganz wichtig, dass man zwischen integration und assimilation unterscheidet, und sich auch über die bedeutung letzteres im klaren ist, denn niemand darf von einem verlangen, dass man einen teil seiner eigenen identität einfach abschaltet.

    was die sprachkurse betrifft, stimme ich dir vollkommen zu. sprache ist nun mal ein elementarer bestandteil einer funktionierenden integration. allerdings nutzt es nichts nur auf die bösen türken zu schimpfen, die die sprache angeblich nicht lernen "wollen", sondern man muss ihnen auch die möglichkeiten schaffen dies zu tun (ich mein mit den schimpfenden nicht dich, sondern die vielen leute, die sich gerne so äußern).

    zu özil: ich weiß über den mann viel zu wenig (pratisch gar nichts), als dass ich hier einen qualifizierten kommentar zu ihm abgeben könnte. ich hab jetzt allerdings grade einen kurzen ausschnitt eines interviews mit ihm gesehen und habe noch nicht mal das gefühl, dass er einen türkischen aktztent hat. ich glaube eher, dass seine sprechweise daher kommt, dass er gewöhnt ist normalerweise eher im "assideutsch" zu reden, was z.B. hier in frankfurt etwa 70% der jugendlichen tun (die deutschen übrigens ganz genauso wie die ausländer, hat also nichts mit "türkenslang" zu tun, wie oft fälschlicherweise angenommen), und sich nun für das interview versucht zusammen zu reißen, was ihm offensichtlich nicht komplett gelingt. viele jugendliche (wie gesagt türkische genauso wie deutsche) wissen oft gar nicht, wie man richtig spricht.
    Geändert von Malibun (10.10.2010 um 11:10 Uhr)

  4. #24
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Migranten

    sry für den doppelpost

    @sk8er_girl
    ich finde deinen ansatz in sachen religion insofern gut, dass du sagst, man darf nicht in der schule kruzifixe hängen haben, aber gegen gebetsräume sein. worin sich meine meinung von deiner unterscheidet ist allerdings, dass es mir relativ egal ist, ob religion in der schule einem rahmen gegeben wird oder nicht. ich bin allerdings für "alles oder nichts", also entweder alle religionen kriegen ihren raum sich zu entfalten (d.h. kruzifixe UND gebetsräume) oder gar keine (d.h. weder kruzifixe noch gebetsräume).
    außerdem gehört der islam für mich (als konfirmierte atheistin) genauso zu deutschland dazu, wie christentum und judentum. jeder der einen deutschen pass besitzt (und eigentlich auch viele derjenigen die keinen besitzen, aber trotzdem seit langem hier leben...aber das ist eine andere debatte) ist deutscher und gehört zu deutschland dazu, und es ist nun mal so, dass viele besitzer des deutschen passes gleichzeitig moslems sind. nun könnt ihr mir mit dem argument kommen "ja aber die mehrheit der deutschen sind nun mal christen, daher christliche leitkultur)". dann frag ich euch aber, wieso in diesem fall die juden zu deutschland dazu gehören sollten, sie sind doch auch nur eine minderheit.

  5. #25
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Migranten

    sry fürn dreifachpost:

    kurzer nachtrag zu steffen:
    oder wo kämen die USA hin, wenn sie nicht von Amerikanern bewohnt würden, sondern von lauter Holländern, Polen, Schweden, Italienern, Westafrikanern?
    du weißt aber schon, dass die usa ein einwandererland ist?! die europäer, die damals nach usa ausgewandert sind, haben viel mehr als jeder türke hier es jemals tun könnte, auf die kultur der eigentlichen amerikaner (also der indianer) geschissen, ja sogar sie umgebracht. was denkst du woher die amerikanische kultur, das essen (pizza, pasta, hamburger usw.), und die sprache her kommen, wenn nicht aus europa?! im übrigen wandern heutzutage immer noch sehr viele menschen dort ein, die ihre kultur auch dort noch pflegen, aber über "chinatown", "little italy", und oktoberfest in cincinnati regt sich keiner auf.
    Geändert von Malibun (10.10.2010 um 11:29 Uhr)

  6. #26
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    Standard AW: Migranten

    zur Assimilationsdebatte:
    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    ich bin migrantin 2.generation, gehe aber trotzdem sehr gerne äthiopisch essen, habe definitiv noch vor die sprache (amharisch) zu lernen, eines tages will ich mal nach äthiopien reisen, und wenn ich auf der straße amharisch höre oder irgendwo äthiopische musik höre, weckt das in mir schon irgendwie gefühle (allerdings natürlich keine heimatgefühle, denn heimisch bin ich in deutschland). würde ich amharisch sprechen, würde ich es später auch meinen kinder beibringen, da ich es eine bereicherung finde, wenn man noch eine zweite sprache gut spricht, und ich werde definitiv ihnen später auch mal die äthiopische küche näher bringen, schon alleine da das essen einfach genial schmeckt.
    wie gesagt, das sind alles Dinge, die ich völlig okay und angemessen finde (das Beispiel äthiopisches Essen und sein Verzehr durch Mali ist auch eines, das mir so ein bisschen im Kopf herumschwebte, als ich meine vergangenen Beiträge verfasste) und ich würde ja, wie gesagt, auch selber versuchen meinen Kindern noch ein bisschen was von Deutschland und der deutschen Kultur, dem deutschen Alltag, der deutschen Sprache nahezubringen .....
    nur: bei dir hatte ich noch nie den Eindruck, dass du mehr Äthiopierin als Deutsche wärst, bzw ich hab dich nie als 'Ausländerin' wahrgenommen, sondern immer nur als Deutsche, die halt ein ausländisches Elternteil hat ..... okay, da dein Vater ja Deutscher ist, weiß ich nicht, inwiefern man das als Beispiel anführen kann; aber kritisch würde es für mich werden, wenn ihr jetzt zu Hause nur Amharisch miteinander reden würdet und euch selber (zumindest du und deine Schwester) nicht als Deutsche fühlen würdet, sondern als Äthiopier, die in einem fremden Land leben
    und damit kommen wir auch gleich .....

    zum Thema Fußballer:
    vorgestern wurde ja Özil im Zusammenhang mit dem Länderspiel gegen die Türkei interviewt, da hat er gesagt, dass sein Opa seit dem Jahr 1970 (!) in Deutschland lebt (da Özil selber 1988 geboren ist, rechne ich damit, dass seine Eltern bzw sein Vater noch in der Türkei geboren ist und bei der Übersiedlung der Großeltern ein Kind war) .... und wenn ich so die Berichte über sein Privatleben und familiären Hintergrund lese - heute war in der BamS (ja, der BamS) ein Bericht über ihn drin, wo er sagte, dass er mit seinen Geschwistern deutsch, mit den Eltern aber türkisch spricht (zur Erinnerung: Özil ist geboren, als seine Eltern bereits 18 Jahre in Deutschland lebten) und dass sein Vater (was ich auch schon aus anderer Quelle gelesen hatte, keine Ahnung mehr wo) das Oberhaupt des um die 100 Mitglieder umfassenden Özil-Clans ist und auch mehr oder weniger die treibende Kraft hinter der Fußballerkarriere seines Sohnes ......
    ansonsten schließe ich mich (was in allem, was mit Fußball zu tun hat, selten genug vorkommt; also merkt es euch gut!) bei diesem Thema weitgehend Kristins Ausführungen an ..... auch mir war Cacau schon länger als positives Gegenbeispiel für gelungene Integration in der deutschen Nationalmannschaft in den Sinn gekommen (er hat sich ja, ganz unabhängig von irgendeiner möglichen Berufung in die Nationalmannschaft, einbürgern lassen, mit Einbürgerungstest und allem)
    und was Özil angeht, so kauf ich ihm einfach nicht so 100%ig ab, dass er sich für die deutsche und gegen die türkische Nationalmannschaft aus innerer Verbundenheit mit Deutschland entschieden hat, sondern einfach eher des Prestiges und nicht zuletzt auch des Geldes wegen

    zur Religion:
    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    sollten meine kinder eines tages der koptich-orthodoxen kirche beitreten, würde ich genauso wenig was dagegen haben, wie wenn sie protestanten, hinduisten, moslems, buddhisten, atheisten, agnostiker, ans-spagetthi-monster-glaubende, juden oder katholiken werden würde...nur scientologen fänd ich etwas suboptimal xD.
    siehst du, und darin liegt wahrscheinlich der entscheidende Unterschied zwischen uns beiden ..... ich finde es grundsätzlich suboptimal, sich irgendeiner Religion und irgendwelchen religiösen Vorschriften unterzuordnen, in der Hinsicht sehe ich es ganz wie Kristin (auch wenn ich vllt kein gaaaanz so radikaler Atheist bin wie sie ) und ich finde auch, dass tote Jesusse von deutschen Klassenzimmerwänden lieber heute als morgen verschwinden sollten; da Deutschland zwar ein Staat mit einer langen christlichen Geschichte, aber (Gott sei Dank! ) kein christlicher Staat ist
    ich schweife etwas ab, wenn ich sage: die allerallermeisten Christen in Deutschland machen auf mich den Eindruck, dass ihr Leben nicht wesentlich durch die Ausübung ihrer Religion geprägt wird, und dass diese in den meisten Fällen eher so aussieht, dass man 2x oder 3x pro Jahr in die Kirche geht und eine Steuer mehr bezahlt als nichtchristliche Mitbürger .... und im Wessiland scheint es (leider Gottes ) noch immer vielerorts so zu sein, dass man nur deshalb Mitglied der Kirche ist, 'weil sich das halt so gehört'
    was nun den Islam angeht, so hab ich von dieser Religion den Eindruck, dass sie von vergleichsweise weit mehr ihrer Angehörigen in einer 'strengen' Form gelebt wird als das Christentum ..... oder glaubt ihr, man würde einen ebensogroßen Anteil bekopftuchter Christinnen auf deutschen Straßen sehen, wenn es eine entsprechende Vorschrift in der Bibel gäbe? (in der Bibel gibts so manche Vorschrift, aber ich habe nicht den Eindruck, dass heutige Christen sich in besonderem Maße dran halten )
    ähnlich suspekt ist mir übrigens auch jede andere Form strikter Religionsausübung, zB das orthodoxe Judentum, oder auch bestimmte christliche Formen, wie sie in Amerika praktiziert werden (damit es nicht wieder heißt, es ginge mir nur um den Islam)
    ansonsten muss ich aber sagen: das beste Deutschland wäre für mich (wie auch für Kristin) ein konfessionsloses Deutschland

    zu den USA:
    tja, wie du weißt, war ich im Gegensatz zu dir noch nie da .... aber was glaubst du, wie groß der Anteil der Menschen in den diversen Chinatowns und Little Italies und auf dem Oktoberfest in Cincinnati ist, die tatsächlich Chinesisch/Italienisch/Deutsch sprechen können? das ist für mich durchaus kein Zeichen für 'wir sind keine Amis, sondern Chinesen/Italiener/Deutsche, die in einem fremden Land leben', sondern steht für mich genau auf derselben Stufe mit deiner Vorliebe für äthiopisches Essen (und schwäbisches ) sowie deinem Wunsch, eventuell eines Tages mal Amharisch zu lernen
    (auf das Thema 'wer war zuerst da?' werde ich jetzt nicht weiter eingehen, da das für mich nur sehr bedingt ein Argument ist)

    ansonsten: ich muss gestehen, dass ich durch Kreuzberg bisher nur mitm Auto und per Hochbahn gefahren bin; aber mein Eindruck war schon irgendwie ein Kulturschock ^^ (man möge vllt noch einmal diese Diskussion lesen .... dem, was ich damals schrieb, habe ich eigentlich nicht viel hinzuzufügen; und unter uns gesagt überrascht es mich bis heute, dass ihr diesen Stadtteil tatsächlich toll zu finden scheint ^^)
    hingegen war ich zB schon in Hamburg-St. Georg oder auch in München auf der Schwanthalerhöhe; und speziell bei Hamburg dachte ich mir so 'hm .... könnte durchaus auch irgendwo in der Türkei oder in Griechenland sein'
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  7. #27
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    Standard AW: Migranten

    Also zu der Religionssache kann ich mich eigentlich Steffen anschließen.
    Ich bin generell für weltanschauliche Neutralität, auch wenn es keine Muslime in Deutschland gäbe. aber ich finde eben auch, dass der Islam, da er in einigen Ländern noch Staatsreligion ist, eine größere Rolle spielt und er so eher stark ausgelebt wird. Und wenn das Christentum eingeschränkt würde, dann rückt auch der Islam aus der Öffentlichkeit, und das fänd ich wünschenswert.
    Und die Diskussion von wegen "radikaler Atheist" haben wir ja schon im ICQ geführt, Steffen- ich weiß nicht, inwiefern ich radikal bin oder gar radikaler als du, mir leuchtet nur einfach nicht ein, wieso manche Menschen, egal welcher Religion, so sehr darauf pochen, zB indem sie auf ihre Symbolik in der Öffentlichkeit bestehen. Ich gehöre keiner "Organisation" an, ich habe keine Symbole für meine Weltanschauung, ich muss mich auf niemanden berufen und genau das wünsche ich mir generell- es ist ja nicht so, dass ich einen atheistischen Staat aufziehen will, um Gottes (...) Willen. Einfach nur Neutralität in der Öffentlichkeit.

    Natürlich gehört der Islam zu Deutschland, schon mal allein zahlenmäßig. Das kann man gut finden, das kann man schlecht finden, es ist so. Aber Wulffs Rede...nun ja....
    34,10% der Bevölkerung sind konfessionslos- darüber hat er kein Wort verloren. Obwohl er doch Präsident aller Deutschen ist.
    Dann folgen die katholische und evangelische Kirche mit jeweils knapp 30%, dann die Muslime mit ca. 4%, dann kommen so ein paar orthodoxe Kirchen...
    Dann kommen mit 0,3% (245.000) die Buddhisten. Die hat Wulff mit keinem Wort erwähnt.
    Und dann erst kommen die Juden, mit 0,24% (200.000), die Wulff aber besonders herausgehoben hat. (also für die recht kleine Menge an Juden)
    Das ist für mich einfach...nun ja, wie soll ich sagen- Gutmenschengeschwätz. Auch wenn es nur wenige Juden gibt, so muss man sie halt erwähnen, sonst ist man ja ein böser Mensch....ich meine, die Juden haben in der deutschen Geschichte ja seeeeeehr viel mehr Leid erfahren als sich positiv einbringen dürfen, und da finde ich es schon durchaus schwachsinnig, so zu reden. Anbiederisch. Er sagt doch auch nicht, dass die ZJ zu Deutschland gehören, obwohl die auch nicht viel weniger sind als die jüdische Gemeinde in Deutschland.

    ( Verteilung von Religionen in Deutschland )

    Natürlich ist der Islam für viele Migranten aus dem arabischen Raum ein sehr wichtiger Teil ihres Lebens, aber Wulff hat damit die Menschen nur über die Religion charakterisiert.
    Wie gesagt- Humanismus wär' mir lieber. So à la "wir sind alle Menschen, die in Deutschland leben und wir müssen zusammenhalten" und nicht "also der glaubt an den dreifaltigen Gott, der glaubt an Allah und der glaubt an Jahwe, und wir leben alle in Deutschland"....
    Ich liebe dieses Leben.

  8. #28
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Migranten

    Huch, ich seh ja jetzt erst, dass es hier noch Posts gibt, die ich nie beantwortet habe. Vielleicht mach ich das bei Gelegenheit, irgendwann in den Semesterferien, nochmal.
    Der Grund wieso ich den Thread wieder aus der Versenkung hole, ist eigentlich ein anderer: Meine Schwester spielt schon seit einigen Jahren Fußball im Verein. Dadurch haben wir auch von einem Wettbewerb mitbekommen, der momentan in allen Austragungsorten der Frauen-WM 2011 läuft und sich an alle dort ansässigen Mädchenfußballmannschaften richtet. Es ist eine Aktion die unter anderem vom "Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien" gefördert wird. Der Haken an der ganzen Sache: Es dürfen bei dem Wettbewerb nur Mannschaften mitmachen, bei denen (mind. ?) ein Mädchen Migrationshintergrund hat.
    Irgendwie erinnert mich das Ganze an den Integrationsbambi und an das Foto der Kanzlerin, wie sie Mesut Özil medienwirksam nach dem Spiel in der Kabine die Hand schüttelt.
    Hinter solchen Dingen steckt einfach nur der Gedanke "Wir müssen den Medien jetzt zeigen, dass wir natüürlich nichts gegen Ausländer haben". Sry liebe Bundesregierung (und alle anderen die jetzt laut schreien "Ich hab doch nichts gegen Ausländer, hab sogar einen Freund, der Türke ist."), aber dieses ach-so-offenes-Getue kauf ich euch auch nicht dabei.
    Davon abgesehen ist positive Diskrimierung auch eine Form der Diskrimierung. Warum kann ein Mesut Özil, oder eine Fußballerin mit Migrationshintergrund, nicht einfach als Deutsche gesehen werden? Warum muss dieser Zusatz "mit Migrationshintergrund" so in den Fokus gestellt werden? Was haben die Fußballkünste meiner Schwester mit ihrem "Migrationshintergrund" zu tun?
    Das Gleiche gilt übrigens auch für andere Formen der positiven Diskrimierung, wie z.B. den affirmative actions in den USA.

  9. #29
    JuliWiki-Admin
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    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    Der Haken an der ganzen Sache: Es dürfen bei dem Wettbewerb nur Mannschaften mitmachen, bei denen (mind. ?) ein Mädchen Migrationshintergrund hat.
    ach du liebe Güte
    also mich erinnert das Ganze doch stark an die Debatte zur Frauenquote, wie sie vor ein paar Tagen plötzlich wieder aufgeflammt ist (ja, ich weiß, dass das ein anderes Thema ist) ....


    aber ansonsten hab ich mich zu dem Thema 'Fußballer mit Migrationshintergrund' ja schon zur Genüge in diesem Thread geäußert ..... neulich, nach dem Debakel Deutschlands bei der Handball-WM, wurde irgendein Handballverantwortlicher im TV damit zitiert, dass man es im Handball, anders als im Fußball, bisher versäumt habe, Spieler mit Migrationshintergrund für die Nationalmannschaft zu gewinnen (und tatsächlich war mir auch vor dieser Aussage schon aufgefallen, dass es in unserer Handballnationalmannschaft praktisch nur deutsche Spieler mit deutschen Namen gibt) .....


    was Affirmative Actions sind, musste ich zugegebenermaßen erst googlen, oder besser gesagt nachwikipedieren, aber ich glaube, meine Meinung dazu muss ich hier auch nicht breit auswalzen
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

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