Puh, was soll ich dazu erst mal sagen ....
Zunächst noch zu Brasilien/Argentinien: Joa, mir kam dieser Fußball, den sie gespielt haben, halt immer seeeehr .... ergebnisorientiert vor. Und vor allem gegen den Iran hat das Ergebnis der Argentinier ja nicht uuunbedingt den Spielverlauf widergespiegelt. Auch gegen die Schweiz kamen sie nur mit viel Glück, aber letztendlich gnadenlos effizient weiter. Wie gesagt, von den "Großen", die es überhaupt bis ins Achtelfinale geschafft hatten, erschienen sie mir immer als der wahrscheinlichste Ausscheidungskandidat. Und auch die Brasilianer haben ja vergleichsweise .... "unbrasilianisch" gespielt und auch vergleichsweise zurückhaltend agiert; einzig Neymar hat nach vorne raus den Unterschied gemacht, das ist wahr
Fairerweise muss ich sagen: Ich weiß nicht, wie ich die WM jetzt als völlig neutraler Beobachter wahrnehmen würde. Ich hab ja auch eingeräumt, dass (bis auf Deutschland gegen Brasilien) alle Teams sich in der gesamten K.o.-Runde verflucht schwer getan haben. Aber trotzdem müsste ich gerade den Deutschen zumindest eines zugute halten: In ihren Auftritten stehen sie als Team im Vordergrund (als ein Team, so mein Eindruck, das im Lauf des Turniers eher noch gewachsen ist), und der Erfolg hängt nicht so sehr von einem einzelnen Spieler ab wie das vor allem bei Brasilien mit Neymar der Fall war; aber auch auf Messi bei Argentinien und sogar auf Robben bei Holland lag ja doch (wie gesagt, mein Eindruck) ein stärkerer Fokus als z.B. auf Müller bei Deutschland
Und damit kommen wir gleich auch schon zum nächsten Thema, nämlich dem des Deutschlandfantums. Ich werde einfach nie verstehen, was an diesem "Eventfantum" so schlimm sein soll. Warum sollte ich mich daran stören, wenn jemand an etwas Freude hat, von dem er gar nicht sooo viel Ahnung hat. Wenn es ihnen doch Freude macht, ist das doch was sehr Schönes. Ein Vergleich, der mir dabei immer in den Sinn kommt: Wenn jemand auf einem Julikonzert war und hinterher sagt "boah, war das toll!", dann freue ich mich doch auch für den und sage nicht "ey, du hast hier aber nix verloren, also halt die Klappe", selbst wenn derjenige gar nicht weiß, wie viele Mitglieder Juli haben oder wie die Frontfrau heißt oder warum in aller Welt sie nicht "Krieger des Lichts" gespielt haben
Übrigens schaut sogar meine Oma die deutschen Spiele, und das selbst wenn sie (wie das Achtelfinale) erst nach Mitternacht zu Ende gehen; und ich war neulich ganz verblüfft, wie viele deutsche Spieler sie mit Namen aufzählen konnte ..... soll ich da auch sagen "nee, Oma, guck lieber weiter Florian Silbereisen"?!
Viel schlimmer sind da für mich die Leute von der Sorte "also-ich-versteh-ja-nix-von-Fußball-aber-Hauptsache-Deutschland-verliert-und-das-Land-ist-sowieso-Kacke-und-wenn-ich-groß-bin-wander-ich-aus" – und solche Leute kriechen ja leider auch alle zwei Jahre wieder von neuem aus ihren Löchern ..... wenn jemand bei der WM mit einem anderen Land als Deutschland mitfiebert (gerade auch wenn es ein Land ist, zu dem er auch eine über den Fußball hinausgehende Beziehung hat, also wenn er mit ihm z.B. familiär verbunden ist oder sich dort lange aufgehalten hat oder dieses Land ganz einfach gerne mag), dann find ich das zwar nicht immer persönlich erfreulich, aber immer noch besser und vor allem sehr viel sympathischer als dieses einfach-im-Prinzip-erst-mal-dagegen-sein, dieses "ich bin für alle Mannschaften, die gegen Deutschland spielen" oder die endlosen Debatten und Erklärungen, was man doch für ein schlimmer Nazi ist, nur weil man an seinem Auto eine schwarz-rot-goldene Flagge hisst und so weiter
PS: Kloppo ist ja schon lange mein Wunschkandidat, falls Jogi eines Tages aufhört; aber Tuchel fänd ich auch gut