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Thema: Bücher /Lesen

  1. #621
    Moderator im Juli-Forum Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Juli
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Ich hab von ihm den "Federmann" gelesen, das fand ich jetzt nicht so pralle...


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  2. #622
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Kennt jemand das Buch hier?

    Krähenmädchen von Erik Axl Sund

  3. #623
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    So, ich habe jetzt „Er ist wieder da“ von Timur Vermes gelesen. Wer es nicht kennt: in diesem Buch erwacht Hitler im Jahre 2011 sozusagen wieder zum Leben, wird als Comedy-Star entdeckt und wird dabei halt immer beliebter bzw. sogar gehypt. Da ich einfach mal drauf los schreibe, mach ich einfach mal über alles den Spoilerschutz^^
    Also, an dem Medienhype um den Hitler im Buch sieht man schon mal eine Ebene des Buches, nämlich die Frage, wie ein Mensch von früher die heutige Gesellschaft finden würde, zB mit Starbucks-Ketten, Drogerieketten, Smartphones, ….derlei Motive gibt es sicherlich zuhauf in der Literatur (spontan fallen mir die Bücher von David Safier ein, ok, das sind zwar nicht alles Zeitreisende, aber zum Teil. „Jesus liebt mich“ kommt übrigens nachher im ZDF ;) ) und damit verbindet man ja zu einem guten Teil Gesellschaftskritik, also so nachm Motto: wenn mal jemand von außen drauf guckt, sieht man mal, wie abgefahren unsre Gesellschaft in manchen Dingen eigentlich ist. Die Frage ist halt nur: muss da ausgerechnet Hitler auf uns draufgucken, mit welchem „Recht“? Und wenn er unsre Gesellschaft für teilweise wunderlich hält, soll das dann gut sein, oder wie? Ich stehe nun wirklich nicht im Verdacht, bei Naziwitzen gleich „Du du“ zu machen, ich halte dieses strikte Ablehnen von Naziwitzen/ Hitlerhumor/ … eher für unreflektiert, aber ein stückweit frage ich mich schon, was die Intention des Autors ist. Hitler wird hier eher als sympathischer Mensch dargestellt, er erzählt ja selber aus der Ich-Perspektive und natürlich sind da auch krasse Gedanken zum Krieg, zur Rassentrennung, … dabei, aber wie er mit den Leuten umgeht, ist eigentlich absolut in Ordnung. Hinzu kommt die Betonung, dass er weder Alkohol trinkt noch Fleisch isst und hervorragende Leberwerte hat, wie es einmal heißt. Und nu? Mir wäre es lieber, der Typ hätte ne Leberzirrhose gehabt und dafür nicht so kranke Gedanken im Kopf.....(also der echte Hitler jetzt)
    Ja, also wie gesagt: die Intention des Autors. Es heißt ja auch mal an einer Stelle „es war nicht alles schlecht“, und sowas find ich dann schon sehr relativierend. Hitler wird ja teilweise so dargestellt, als habe er eben eine klare Position und als wären heutzutage alle verweichlicht und völlig von den neuen Medien gefangen genommen etc. ….tja, und was mach ich nun, wenn ich die heutige Gesellschaft auch streckenweise äußerst kritikwürdig finde? Bin ich dann eine Sympathisantin oder ein böser Nazi oder was will mir der Autor damit sagen?
    Die Szene mit Renate Künast erschließt sich mir zB gar nicht, bzw dass Hitler über alle Parteien herzieht, nur bei den Grünen recht milde war. Was bitte soll das?!
    Nicht ganz schlecht find ich die Szene mit der NPD, aber auch hier: wenn Hitler die NPD für ne harmlose, prinizpienlose Truppe hält, sollen wir dann aufatmen und die NPD vor sich hin wurschteln lassen? Oder ist Hitler in Wahrheit der gute Mann, der Ideale hatte und es nur gut mit uns meinte, während die NPD ne verachtenswerte Truppe ist? Oder anders gesagt: wieso vergleicht man Hitler/ die NSDAP überhaupt mit der NDP, setzt sie zueinander in ein Verhältnis (und wertet), ist ein Haufen Sch.... nicht ein Haufen Sch....?
    Ganz am Anfang fand ichs ganz lustig, bzw. es gab auch mal ein paar lustige Szenen zwischendurch (die BILD-Schlagzeilen find ich sehr wahrheitsgetreu, „Ende April '45 beendete ich meine aktive politische Karriere....“, oder als er aufm Oktoberfest mit der einen über Schönheitsoperationen sprach bzw. sie halt und er dann aber von militärischen Operationen und sie es nicht checkt → Gesellschaftskritik), aber so insgesamt hat sich doch vieles wiederholt. Beispielsweise die ewige Fragerei, wie nun der echte Name des Fernsehstars Hitler sei und er immer wieder betonte, er sei der Echte. Soll dieser Hitler etwa nicht gecheckt haben, dass es doch ein weeenig ungewöhnlich ist, nach fast 70 Jahren wieder auferstanden zu sein? Also wenn er eh die Machtergreifung vor hat, wieso sagt er nicht klipp und klar, wer er ist? Bzw. gaukelt den Leuten gleich was vor? Völlig unlogisch....
    Abgesehen von der sehr fragwürdigen Intention: es fehlt einfach der Spannungs- bzw. Erzählbogen. Neben den vielen Wiederholungen denkt man auch, jetzt müsste doch mal was passieren, aber tut es nicht. Das Buch endet damit, dass ihn ne Verlegerin anruft und ihn ein Buch schreiben lassen will. Aha. Krass. Ich fall vom Stuhl.
    Da hätte ich definitiv erwartet, dass noch irgendwas Doppelbödiges kommt, irgendne Wendung, ne „Auflösung“, ein totaler Hype, Hauptsache irgendwas! Aber so find ichs extrem schwach.
    Ich liebe dieses Leben.

  4. #624
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Ich kann dir leider deine ganzen Fragen nicht beantworten, weil ich das Buch selbst nicht gelesen habe. Aber bisher hab ich nur sehr gutes darüber gehört (jaja, der Hype...) und werde es mir vielleicht auch mal zulegen. Deine Kritik spricht zwar nicht unbedingt dafür, aber immerhin bin ich doch noch neugieriger geworden


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  5. #625
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Naja, du weißt ja, glaube ich, dass ich selber eigentlich gar nicht soviele Bücher besitze, sondern viel in die Bibliothek gehe
    Also kaufen würde ich es mir wohl nicht (wobei die 19,33 € Kaufpreis wohl eher noch einer guten Gags sind), aber wenn man es sich ausleihen kann, dann kann man es schon durchaus mal lesen, dafür, dass es knapp 400 Seiten sind, hat man es recht schnell durch
    Ist ja schließlich immer besser, sich ne eigene Meinung zu bilden.
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  6. #626
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    hmmmm, und wer dich dazu gebracht hat, das Buch zu lesen, verschweigst du uns natürlich, liebe Kristin ....
    Also jedenfalls hab ich das Buch vor kurzem auch gelesen und werd daher hier auch mal versuchen meine Sicht der Dinge darzulegen


    Zunächst mal: Joa, was Handlung/Spannungsbogen angeht, muss ich dir leider zustimmen; als wir über das Buch sprachen, war ich ja auch noch nicht fertig damit; und ja, speziell das Ende fand ich dann schon etwas enttäuschend, ich hätte mir dann noch nen großen Höhepunkt gewünscht, zum Guten oder zum Schlechten, aber leider las sich das für mich ein biiiisschen so, als sei dem guten Timur einfach kein gescheites Ende eingefallen, aber er musste halt das Buch irgendwo mal aufhören lassen :-\"

    Und was die Frage nach der Grundaussage des Buches betrifft .... naja, wenn ich versuchen sollte, meine Interpretation auf einen Satz runterzubrechen, dann sähe dieser wohl ungefähr so aus: Das Buch zeigt, dass unsere heutige Gesellschaft einer Person wie Hitler offensichtlich wenig entgegenzusetzen hätte :-k ;)
    Wenn man heute über Hitler und die Nazis spricht/schreibt/hört/liest, dann trifft man ja immer wieder unbewusst auf diese zwei Grundannahmen: 1) Hitler war ein abstoßender, psychopathischer Irrer und 2) er und seine engste Führungsschicht haben Deutschland 1933 quasi im Handstreich übernommen und unterworfen.
    Dieses Buch räumt nun mit beiden Annahmen sehr gründlich auf; indem es natürlich zunächst mal zeigt: Auch Hitler ist bzw. war ein Mensch aus Fleisch und Blut, der es verstand, seine Umwelt präzise und zutreffend zu analysieren (das eigentlich Bemerkenswerte an diesem Romanhitler ist ja, dass man bei gefühlt 80% seiner Aussagen nicht umhin kommt zu denken "joa, im Grunde hat er hier unzweifelhaft Recht", und es dabei aber trotzdem absolut plausibel ist, dass der echte Hitler dabei wirklich so gedacht und gehandelt hätte); er war ein Mensch, der gesundheitsbewusst gelebt hat und ein Mensch, der seiner Umgebung freundlich und in gewissem Maße sogar einfühlsam gegenübertreten konnte ..... :-k
    Und joa, dann zeigt der Roman natürlich, was passiert, wenn so ein Mensch von Hitlers Kaliber auf eine Welt wie die unsere trifft; eine Welt, in der (wie es auf dem Klappentext heißt) hauptsächlich Einschaltquoten und Gefällt-mir-Klicks zählen; eine Welt, in der die Political Correctness in ihrer scheinheiligsten Form schon fast zur Staatsideologie geworden ist; eine Welt, in der die Politiker eben echt in erster Linie windelweiche Waschlappen sind, die vorrangig auf den eigenen Erfolg und auf einen möglichst bequemen Parlaments- oder Ministersessel fixiert sind (das ist für mich die Aussage der Szenen mit Künast oder mit Gabriel, eben um zu zeigen, dass die Politiker von heute gegen einen Hitler hoffnungslos verloren wären; an anderer Stelle heißt es ja sogar, dass er die Sozialdemokraten von einst, wie Otto Wels oder Paul Löbe, schon fast vermisst, weil das wenigstens noch Gegner mit Format gewesen seien). Hitler sagt ja im Prinzip an den meisten Stellen ganz unverblümt, was er denkt (er gaukelt den Leuten eben nichts vor), und windet sich nicht um den heißen Brei herum, und hebt sich schon allein dadurch von den neuzeitlichen Berufspolitikern ab. Und die Medien, und dank ihnen natürlich schlussendlich auch der kleine Mann auf der Straße, würden so einem Mann natürlich hoffnungslos verfallen, eben gerade wegen ihrer Sucht nach dem Besonderen, dem Auffallenden, das möglichst viele Gefällt-mir-Klicks hervorruft. Zu Hitlers Zeiten gab es an Massenmedien ja im Prinzip nur die Zeitungen, das Radio und die Wochenschau im Kino; in einer Welt wie unserer heutigen hätte er es natürlich noch ungleich einfacher, genau die Aufmerksamkeit zu kriegen, die er sich wünscht ;) – und was der Roman m.E. auch sehr schön zeigt, ist ja der Wandel, wie Hitler von seiner Umwelt wahrgenommen wird: am Anfang eigentlich nur als Witzfigur, als skurrile Kuriosität, die sich dann aber im Lauf der Zeit doch zu einer Art Idol und Heilsbringer wandelt (nicht zuletzt weil er eben seinem Sender den Grimmepreis einbringt) und schlussendlich dann auch mehr und mehr tatsächlich als politischer Aktivist ernst genommen wird (deshalb ja auch der Anruf der Verlagsfrau am Ende, die eben "kein Comedy-Buch" wünscht, sondern eine ernsthafte politische Abhandlung) – so wie ja auch der echte Hitler nicht zuletzt auch deshalb nur dadurch so weit aufsteigen konnte, weil seine scheinbar viel mächtigeren Gegner ihn lange Zeit nicht richtig ernst genommen und nur als Emporkömmling von der Straße betrachtet haben. Es ist eben gerade der Erfolg, der Hitler (dem echten wie dem im Buch) über lange Zeit Recht gibt bzw. gegeben hat. Eine Stelle, die ich beim Lesen sehr bemerkenswert fand, war z.B. auch die, wo die Krömeier über die Nazis herzog, weil (so ungefähr hieß es) "diese Schweine alles kaputt gemacht haben", und ihr Führer ihr dann eben erklärt, dass die Nazis eben nicht nur eine kleine Bande von Verbrechern waren, die ein Volk unterdrückt haben, sondern von eben diesem Volk ja auch mit großen Mehrheiten gewählt und lange Zeit unterstützt wurden.

    Naja wie auch immer, an dieser Stelle will ich mal versuchen ein Fazit zu formulieren: Um es noch mal ganz deutlich zu sagen; ich würde nie behaupten, dass es nun von der Handlung her der perfekte Roman wäre – aber ein faszinierendes Gedankenspiel ist es auf jeden Fall, und wenn ich ganz ganz ehrlich sein soll, ist diese Faszination jetzt, da ich das Buch für diesen Beitrag noch mal ein wenig reflektiert hab, sogar noch ein wenig gewachsen ;)
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


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  7. #627
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Steffen erzählte mir vorige Woche, dass er das Buch bald lesen werde und daraufhin hab ich auch danach in der Bibliothek Ausschau gehalten

    (PS: anscheinend kann man Zitate nicht spoilern? Hm, na egal...)


    Wie ich schon gesagt hab - Gesellschafts- und Medienkritik ist ja gut. Grad auch, was die Kehrtwende der BILD-Zeitung angeht, die Passagen waren gut. Aber trotzdem, muss man beispielsweise die aktuellen Politiker kritisieren, indem man einen wiederauferstandenen Hitler über sie reden lässt (bzw mit ihnen)? Ich hab in einer amazon-Rezension gelesen, dass der Autor wohl nur mal seine eigene Sicht zB auf die aktuellen Politiker loslassen wollte, aber muss/ sollte man dafür Hitler nehmen? Und wie gesagt, wenn du meinst, dass die Gedankengänge dieses Hitlers zu 80% plausibel sind und auch vom echten Hitler so getätigt worden wären, ist das dann gut?
    Klar, so ein Buch ist ja gewissermaßen Kunst und damit frei, aber vielleicht hätte er das Buch dann nicht aus der Ich-Perspektive Hitlers schreiben sollen, die ständigen Gedanken zu Krieg, Juden etc. bringen ja niemanden weiter.

    naja, wenn ich versuchen sollte, meine Interpretation auf einen Satz runterzubrechen, dann sähe dieser wohl ungefähr so aus: Das Buch zeigt, dass unsere heutige Gesellschaft einer Person wie Hitler offensichtlich wenig entgegenzusetzen hätte
    Dem widerspreche ich ja gar nicht! Ich denke ja auch, es sollte vorrangig um die Gesellschaftskritik gehen, wo jemand schnell gehypt und geliked wird und sich dann alle an ihn ranschleimen, außerdem, dass es sicherlich noch genug „verkappte“ „Nazis“ gibt. Dabei schließe ich mich ja gar nicht mal völlig aus, also dass ich all seine Gedanken jetzt totaaal abstoßend finde – grade, dass er in dem Buch so als prinzipientreu dargestellt wird, ist für mich persönlich ja schon was Gutes, auch wenn allgemein Prinzipienreiterei eher als etwas Negatives gesehen wird – und nun, bin ich jetzt ein Nazi? Ich meine, ich hab ne Nase, Hitler hatte ne Nase, deshalb halte ich mich noch lange nicht für einen Nazi, aber wie gesagt, was ist die Intention des Autors? Soll ich jetzt deshalb ein schlchtes Gewissen haben oder meint er eher: „es ist ok, wie Hitler zu sein/ zu denken!“????? Ich glaube nicht, dass es das Ziel irgendeines Buches sein sollte, dass jemand denkt „Der Hitler war ja auch nur ein Mensch und manches, was er dachte, war doch gar nicht so übel.“ Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Autor das so gemeint hat, aber so, wie es sich liest, ist die Hauptaussage für mich eher "Unsre Gesellschaft hätte Hitler nichts entgegenzusetzen und das wäre auch gut so, war doch ein guter Mann so im Grunde. Ok, das mit den Juden war nicht witzig."

    Dass Hitler auch nur ein Mensch war, dient halt höchstens in dem Sinn, dass man ihn entdämonisieren sollte und sich bewusst machen sollte, dass sowas im Prinzip ständig wieder passieren kann. Dass wir heutzutage sicherlich nicht immun gegen jegliche Form von Propaganda sind und uns möglicherweise auch nach einer „starken“ Hand sehnen (was ja per se gar nicht mal so verächtungswüridig ist, aber in der Praxis zumeist schief geht).

    1) Hitler war ein abstoßender, psychopathischer Irrer [….]
    Dieses Buch räumt nun mit beiden Annahmen sehr gründlich auf
    Ach, ist Hitler etwa kein abstoßender, psychopathischer Irrer?! Was denn sonst? Ich glaube, was du sagen willst, ist, dass der Typ nicht völlig „abgedreht“ und lebensunfähig war, aber sein Weltbild und was er daraus gemacht hat (bzw all seine Schergen für ihn hat machen lassen), sprechen ja wohl für sich. Ein Holger Apfel zB trat ja auch immer als adretter Typ auf und nicht in Springerstiefeln, aber gute Umgangsformen usw. schließen leider nicht aus, dass jemand im Kopf völlig kaputt ist. Und wer alle Leute, die anders denken als er, vergasen lässt, der darf meiner Meinung nach nicht relativiert werden. Von dem sollten in einem Satire-Buch nicht Anspielungen gemacht werden, dass er Langschläfer war. Es ist mir nämlich sch....egal, ob der Typ Frühaufsteher war oder nicht, er hätte mal seine ekelhaften Fantasien und damit die Ermordung von Millionen Menschen stecken lassen sollen.

    wo die Krömeier über die Nazis herzog, weil (so ungefähr hieß es) "diese Schweine alles kaputt gemacht haben", und ihr Führer ihr dann eben erklärt, dass die Nazis eben nicht nur eine kleine Bande von Verbrechern waren, die ein Volk unterdrückt haben, sondern von eben diesem Volk ja auch mit großen Mehrheiten gewählt und lange Zeit unterstützt wurden.
    Wenn diese Schweine alles kaputt gemacht haben, ist es doch kein „darüber herziehen“. Ihre Großmutter hat ihre ganze Familie verloren, und Hitler selbst musste eingestehen, dass die Familie da gar nicht jüdisch aussah (das war mal eine der wenigen Stelle, wo seine kruden Theorien ein stückweit ausgehebelt wurden – und das hätte ich mir an viel, viel mehr Stellen im Buch gewünscht!), aber es waren ja Juden, also musste man sie vergasen (nicht, dass das hier falsch rüberkommt, es ist völlig egal, ob jemand wie ein Jude aussieht, wenn man das überhaupt so sagen kann! Aber sein sehr beschränktes Weltbild sprach da eben ausnahmsweise mal für sich).
    Und jetzt komm mir bitte nicht mit Autobahnen, liebe Eva Hermann.... :D

    Ich meine, ich weiß ja, wie du eigentlich darüber denkst, aber wenn du nicht gerade ganz toll 13 Semester Geschichte studiert hättest, sondern ein unbedarfter Jüngling wärst^^, dann würde ich sagen, dass du eben auch den Sprachgebrauch des Buches übernommen hast, wo Hitler als netter Herr mit etwas kruden Ansichten dargestellt wird.
    Ich liebe dieses Leben.

  8. #628
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Naja ich finde eben, man macht es sich zu einfach, wenn man Hitler und die Nazis einfach nur als Schreckgespenst(er) abtut, und dass man es als Selbstverständlichkein voraussetzt, dass sich so etwas niiiiemals wiederholen wird und man selbst ganz selbstverständlich niiiiiemals auch nur im entferntesten auf die Idee käme/gekommen wäre, deren Ideen und Taten auch nur ein kleines bisschen gut zu finden. Wenn man das Buch so liest, stellt man ja z.B. auch fest, dass das Bild, was die Leute von Hitler und von der NS-Zeit haben, ausnahmslos auf ein paar wenigen Klischees (Stichwort "Heimseite" – nach dem Motto "Nazis sind automatisch gegen Fremdwörter") und dumpfen Schlagworten (Stichwort "Seit 5:45 wird zurückgeschossen" – derjenige kennt eben nur diese eine Phrase, weiß ansonsten aber nix weiter darüber) beschränkt ist; Klischees und Schlagwörter, die man jedes für sich ganz leicht ablehnen oder zumindest lächerlich finden kann – aber in der Handlung zeigt sich eben, dass auch der Nationalsozialismus, und geschweige denn die Person Hitlers, nicht nur aus Klischees und dumpfen Schlagworten besteht, sondern aus einem in gewisser Weise trotz allem durchdachten Weltbild. Wie gesagt, das Bemerkenswerte ist ja, dass der Autor hier einen Hitler präsentiert, wie er (trotz aller satirischen Überzeichnung) trotz allem tatsächlich gedacht und gehandelt haben könnte, und es erscheint plausibel, dass ein in die heutige Zeit versetzter Hitler so handeln würde wie der im Buch. Und ja, Hitler erscheint hier eben als Mensch, nicht als Monstrum; als Mensch mit einem ebenso vielschichtigen und facettenreichen Charakter wie jeder andere Mensch auch, bei dem man sicher nicht jeden einzelnen Charakterzug pauschal ablehnen kann und muss – er ist eben prinzipientreu und geradlinig, er ernährt sich gesund, er ist Langschläfer. Und gerade darin, dass der Autor eben seine Intention dem Leser nicht mit dem Holzhammer einprügelt, liegt für mich ehrlich gesagt auch die Stärke des Buches, nicht seine Schwäche: Er bläut uns eben nicht alle paar Seiten plakativ und überdeutlich ein "boah, der Hitler war ja soooooooo böse!!!" oder "boah, das darf sich niiiiieeeemals wiederholen!!!" – sondern er lässt den Leser eben im Prinzip mit dieser Figur alleine, er zwingt ihn dazu, selbst immer wieder sein Verhältnis zu dieser Figur zu reflektieren, und zu hinterfragen (wie es irgendein Rezensent geschrieben hat), ob man wirklich noch über Hitler lacht oder schon mit ihm. Dass dazu ein gewisses Maß an a) geschichtlicher und weltanschaulicher Bildung und b) nicht zuletzt auch der Fähigkeit zur Selbstreflexion gehört, sollte dabei natürlich außer Frage stehen ;)
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


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  9. #629
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    Standard AW: Bücher /Lesen

    Wenn du meinst, dass du das allumfassende Weltwissen gepachtet hast und jeder Mensch, der nicht so ein tolles Studium wie du absolviert hat, nicht dazu imstande ist, dieses Buch zu verstehen, brauchen wir nicht weiterreden.
    Nur noch soviel: JA, ich finde, man sollte nicht denken, dass so jemand wie Hitler nicht wieder an die Macht kommen könnte. JA, es waren keine Aliens, die Hitler auf der Erde ausgesetzt haben, sondern er war ein Mensch mit Stärken und Schwächen und eigenen Charakterzügen. JA, die Machtergreifung der Nazis war lang geplant/ gut überlegt und das Volk hat es gewollt und später dann weg gesehen. JA, in dem Buch wird ein stückweit aufgezeigt, wie ein Hitler heutzutage unsre angeknackste Gesellschaft einnehmen könnte und ihm wenig entgegenzusetzen zu wäre, eben aufgrund der Unreflektiertheit allerorten. Also JA, Hitler könnte sich jederzeit wieder ereignen.
    Das alles impliziert aber nicht im geringsten, wieso man Hitler so sympathisch darstellen muss, was besonders durch die Ich-Erzähler-Perspektive sehr stark heraus kommt. Dafür gibt es keinen vernünftigen Grund, das ist auch nicht lustig. Dazu muss ich auch nicht Geschichte studiert haben.
    Auch wenn es für meinen Intellekt vermutlich zu hoch ist, mag ich ja Satire, aber das ist oft genug nur wenig Satire entgegen der Ankündigung.
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  10. #630
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    Ich hab nun auch endlich mal 'Der Ruf des Kuckucks' von "Robert Galbraith" gelesen und muss sagen: Die Handlung hat sich auf den ersten Seiten erst mal ein wenig langsam angelassen; was mich jedoch sofort geflasht hat, waren die Personen- und Milieudarstellungen; und in der Tat machen für mich gerade diese (bzw. wie sie in Relation zueinander gesetzt werden) den Reiz des Romans aus, als irgendwelche totaaal reißerischen Actioneffekte ..... ist einfach ein richtig schöner, klassischer Krimi, der hauptsächlich darin besteht, die Abläufe des Geschehens zu rekonstruieren, Zeugen zu befragen und Informationen zu sammeln – und die Auflösung hatte für mich dann tatsächlich schon beinahe ein bisschen was von Sherlock Holmes
    Also, ich würde das Buch jemandem, der gut durchdachte Krimis/Thriller mag, auf jeden Fall empfehlen ...... und keine Sorge, ich fand, das Buch hat so gaaaaar nichts Harrypottereskes
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