In diesem Thema sollen eure Meinungen über So fest ich kann aus dem Album Insel gesammelt werden.
In diesem Thema sollen eure Meinungen über So fest ich kann aus dem Album Insel gesammelt werden.
Dem letzten Song eines Albums kommt eine besondere Bedeutung zu. Oft wird er unterschätzt. Zunächst einmal finde ich positiv, dass Juli uns mit "So fest ich kann" wie gewohnt etwas zum Nachdenken am Albumsende auf den Weg geben. Der Song ist nicht so ruhig wie die Vorgänger "Wenn du lachst" & Co., sondern hat richtig Pepp. Ebenso ist er ungewöhnlich lang (über 5 min). Die Ambivalenz der Empfindungen, die sich durch bisher jedes Juli-Album zieht, ist auch hier wieder anzutreffen ("ich kontrolliere alles - ich kontrolliere nichts"). Die Band spannt also einen inhaltlichen Bogen zu früheren Alben, mit willkommenen Variationen in der Form. Insgesamt gesehen bisher mein zweitliebster Song auf dem Album.
Geändert von soylent (03.10.2014 um 13:06 Uhr)
Interessant, dass du dem Platz des Songs auf dem Album soviel Bedeutung zuschreibst.
Ich für meinen Teil muss gestehen, dass ich das Album seit dem 2. Hören nur noch mit Shuffle Funktion genieße, da ich die Abfolge der Songs auf dem Album nicht so glücklich gewählt finde (kann gar nicht genau benennen, warum das so ist, aber in der Shuffle Variante gefällt's mir besser).
In Love mit JULI 2010
19.11. Köln
29.11. Neu- Isenburg
und 2011
07.04. Karlsruhe (10. JULI-Konzert)
Ich finde auch nicht, dass sich die Botschaft des Liedes von der anderer Lieder abhebt; aber gut finde ich das Lied allemal, war mir gleich bei den Hörproben aufgefallen
Naja, und was die Positionierung an letzter Stelle angeht: da ich das Album fast schon als "Konzeptalbum", also sehr stimmig, empfinde, hätte das Lied für mich eher sehr weit nach vorn gehört. Oder es ist so gemeint, dass man in seine alte Muster verfällt bzw. eben nicht so einfach loslassen kann.
Und höchstwahrscheinlich ist es einfach völlig wurscht, an welcher Stelle welches Lied kommt
Ich liebe dieses Leben.
Wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe: Für mich ist das ein bisschen der Nachfolger der zweiten Hälfte von Eisenherz, im Sinne von "wird etwas lauter, kräftiger". Ein bisschen größer hätte der Kontrast gerne sein dürfen.
Von der Bedeutung her verstehe ich es so, dass die Person am liebsten alles kontrollieren würde. Das schafft sie auch weitestgehend - bis die andere Person sie berührt, das bringt sie vollkommen aus dem Konzept. Dementsprechend ist für mich der Kontrast zwischen "ich kontrolliere alles" und "ich kontrolliere nichts" der Kontrast zwischen der Wunschvorstellung und der Wirklichkeit, sobald die andere Person ins Spiel kommt.
Naja, für mich ist das einfach ne Person mit ner gehörigen Neurose bzw. Kontrollzwang
Kennt man doch, dass manche Leute zB immer ne saubere und aufgeräumte Wohnung haben müssen, weil sie dann das Gefühl haben, ihr Leben sei in Ordnung, geordnet. Bzw hat diejenige da (ich weiß gar nicht, ob es explizite Hinweise auf ne Frau gibt, aber ich stell mir da zu 100% ne Frau vor) ein nach außen hin ordentliches Leben, die Kinder müssen zum Klavierunterricht, damit mal was aus ihnen wird, aber innerlich ist sie trotzdem leer bzw. die Fassade droht sehr schnell einzustürzen, sobald sie aus ihrem Plan kommt, sobald etwas Spontanes auftaucht. Ich höre nicht unbedingt raus, dass das eine ganz bestimmte Person ist, die sie da rausbringt.
Ich werde meine Kinder zwar vermutlich nicht zum Klavierunterricht schicken, aber ein bisschen erkenn auch ich mich da wieder
Ich liebe dieses Leben.
Der Song mausert sich zum nächsten Lieblingslied. Vor allem bin ich verliebt in das Schlagzeug
Die Protagonistin würde ich nicht als neurotisch bezeichnen, sondern schlichtweg als bemüht, eben sprichwörtlich ihre Welt zusammenzuhalten. Das wollen wir ja glaube ich alle - dass alles läuft und in Ordnung ist. Das muss nicht gleich ein Kontrollzwang sein. Und sie schafft es auch, bis zu dem Moment, am dem "er" (also - "du", aber für mich ist das eben ein Mann und das "ich" eine Frau) auftaucht - dann bricht eben alles zusammen. Ich bin mir nur noch nicht ganz schlüssig, ob es ein positives oder ein negatives Zusammenbrechen ist. Eigentlich würde ich sogar eher auf letzteres setzen.
And this life I lead it's a curious thing, but I can't deny the happiness it brings
Okay, ich meinte neurotisch jetzt nicht gleich im Sinne von therapierwürdig, aber positiv sehe ich das nicht. Bzw. klingt es für mich viel zu monoton (also absichtlich monoton, ich mag das Lied auch sehr ) und zu traurig, als dass ich dahinter vermuten würde, dass ein (neuer) Mann in ihr Leben tritt und alles durcheinanderbringt. "Wenn du mich berührst" - das Du ist für mich keine spezifische Person bzw. auf keinen Fall ein Mann, in den sie sich evtl. verliebt, sondern mit du sind für mich generell Personen gemeint, die ihre Fassade ins Wanken bringen können, die sie von ihrem starren Plan abbringen und zum Reflektieren über ihr Leben zwingen (in dem hinter der ganzen Fassade eben viel Leere herrscht).
Das Lied nimmt ja auch kein positives Ende, sie singt immer wieder nur "Und ich halte meine Welt fest....", was man auch als Hilferufe sehen könnte, dass ihr ihr Leben entgleitet.
Zeilen wie "Ich hab kein Ängste, ich hab keine Wut...." oder natürlich auch "Ich kontrolliere alles" sind ja auch eher negativ.
Im Übrigen sehe ich das Lied ja auch im Gesamtkontext des Albums, also was würde die Protagonistin wohl sagen, wenn man ihr "Jetzt" vorspielt? Sie lebt ja eigentlich gar nicht im Jetzt, sie spult nur den Alltag ab, wie er zu sein hat und so wirklich zum Leben kommt sie nicht.
Also sie lebt an der Botschaft des Albums (lebe den Moment, sei dir selbst genug, ...) total vorbei (deshalb wundert es mich ein wenig, dass es das letzte Lied aufm Album ist - oder es bedeutet eben, dass wir alle von unsren Gewohnheiten doch schlecht abrücken können. oder ich interpretiere einfach viel zu viel rein )
Ich liebe dieses Leben.
Hab grade entdeckt, dass am Ende wieder arge "Störgeräusche" (Synthesizer) zu hören sind. Sehr unpassend. Die Julis hatten doch in zig Interviews betont, dass sie weg vom Sound von "In Love" wollten, und jetzt schon wieder solche Sound-Experimente wie zB bei "Du lügst so schön"? Solche Kleinigkeiten, wie auch das schlechte Mastering, ziehen den ansonsten Top-Track ziemlich runter...