Joa, nach der kleinen Diskussion über Michael Bublé und seine Konzertqualitäten will ich mal dieses Thema, was mir schon seit ein paar Wochen im Hinterstübchen herumschwebt, in einen eigenen Thread gießen
Also, die Frage lautet: Was für eine Stimmung wünscht ihr euch, wenn ihr auf Konzerte geht? Was sollen die Künstler auf der Bühne vermitteln, und wie soll das Publikum dieses aufnehmen? Und vor allem: Wie wichtig ist euch "die Stimmung" überhaupt bei einem Konzertbesuch?
(und nicht zuletzt auch: Bei was für Konzerten von welchen Künstlern wart ihr hinterher ganz besonders geflasht? Und bei wem wart ihr – sei es von der Show selbst, sei es vom Publikum – eher enttäuscht? )
Was ich persönlich dazu zu sagen habe: Ich für meinen Teil hab ja länger schon gemerkt, dass meine Konzertbegeisterung (also das Fazit, ob sich ein Konzertbesuch in der Rückschau auf ganzer Linie gelohnt hat oder eben nicht) sehr damit steht und fällt, wie das Publikum so drauf ist. Das erlebt man auch bei Konzerten derselben Band ganz unterschiedlich. Ich hab ja nun z.B. in einem Zeitraum von knapp 1,5 Jahren (März 2013 bis August 2014) 6x die Sportfreunde Stiller gesehen, und bis auf ein einziges Festival waren es auch alles richtige Tourkonzerte, aber trotzdem hab ich dabei ganz verschiedene Eindrücke vom jeweiligen Publikum gewonnen, von völliger Ekstase (22.4.2013 in Jena – da würde ich ohnehin sagen, dass es bandübergreifend das beste Konzert meines Lebens war) bis hin zu doch eher vorsichtiger Reserviertheit, die dann auch gern mal darin gipfelte, dass man genau vor sich einen schrankartigen Typen stehen hat, der den Eindruck vermittelt, dass ihn das alles üüüüberhaupt nix angeht (was bei Konzerten, die ich besuche, übrigens verdächtig oft vorkommt), oder ein gegelter Hipster, der das ganze Konzert nur durch sein Smartphone verfolgt ..... joa, und da merkt man dann eben schon, dass es (mir zumindest) bei Konzerten eben nicht nur darauf ankommt, wie die Band so drauf ist (wozu ich, was die Sportis betrifft, noch nie was Kritikwürdiges erlebt hab), sondern vor allem auch, wie das Publikum drauf anspringt
Und jetzt vor kurzem hab ich eben unmittelbar nacheinander zwei sehr unterschiedliche Konzerte erlebt, die ich beide auf ihre Art sehr gelungen fand; einerseits Madsen in Erfurt, das ich (wie ja im entsprechenden Thread schon erwähnt) sehr ähnlich wie das genannte Sportiskonzert in Jena empfand, und wo ich es auch besonders bemerkenswert fand, dass im Publikum weit weniger Smartphones zu sehen waren als auf jedem anderen Konzert in den letzten zwei Jahren ..... und genau einen Tag davor war ich bei Judith Holofernes, was auch auf seine Art besonders schön war, da es einerseits kein Konzert war, wo alle Mann 90 Minuten am Abdancen waren, aber die gute Frau es halt andererseits sichtlich drauf hat, das Publikum trotzdem die ganze Zeit über in den Bann zu ziehen – auch wenn ich mir selber nicht so recht erklären kann, wie sie das macht
Also, mein Fazit lautet: Es kommt mir nicht sehr darauf an, da nun eine große, bombastische, durchchoreografierte Show zu erleben; so ein Konzert würde ich vielleicht sogar eher abstoßend finden. Wichtig ist mir natürlich, dass die Musiker mit Herzblut bei der Sache sind; am wichtigsten jedoch, dass der Funke auch auf das Publikum überspringt. Ja, mir ist es (was ich übrigens vor vielen Jahren selber nie von mir gedacht hätte ) sehr wichtig, dass man sich vor einem Konzert bewegt; der einzige, der sich bewegt (und der dafür vielleicht sogar noch böse angeguckt wird), möchte ich aber auch nicht sein