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Thema: Ist Leid messbar?

  1. #1
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard Ist Leid messbar?

    hab grad only time mit den original kommentaren vom 11.9. gehoert und musste irgendwie darueber nachdenken, wie in der gesellschaft und in den medien mit katastrophen umgegangen wird.
    ich hab das gefuehl, dass es eine art kategosierung gibt, wie "schlimm" eine katastrophe ist. man sieht das auch daran, wie unterschiedlich ueber menschen die waehrend eines terroranschlags sterben oder jene die im krieg umkommen, berichtet wird.
    ist es schlimmer wenn ich als amerikaner im world trade center sterbe, als wenn ich in afrika an hunger sterbe? ist mein leben weniger wert, wenn ich bei einem raubueberfall in brasilien umkomme oder im irak von amerikanischen bomben geroffen werde als wenn ich in london beim terroranschlag getroffen werde?
    gerade hier in usa faellt einem das oft auf. in den amerikanischen medien, wird ueber jeden einzelnen amerikanischen soldaten der im irak faellt berichtet und die ganze nation ist geschockt und trauert mit der familie mit. ueber iraker wird als "insekten die man ausrottet" geredet. natuerlich reden nicht alle amis so ueber die iraker, aber den anderen ist es einfach egal, was mit denen passiert.

    bush steckt alle seine kraefte und alles geld in den "kampf gegen den terrorismus", nach afrika wird kein cent geschickt.
    meine frage daher:
    wer bestimmt, wessen leid/tod schlimm ist und bei wem es sich nicht lohnt, ueberhaupt drueber nach zu denken? sind wir (damit meine ich die gesamte "westliche welt") wirklich so weit vom dritten reich und der berurteilung der menschen nach "rasse" entfernt, wie wir uns immer vormachen?[/i]

  2. #2
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    Interessantes Thema, was du da ansprichst!
    Und irgendwie muss ich dir wirklich Recht geben, was die unterschiedliche Berichterstattung anbelangt. Ich glaube, vieles ist da einfach irgendwie schon zur "Gewohnheit" geworden - es interessiert keinen mehr, dass täglich zig Kinder in Afrika verhungern, es interessieren keinen mehr, wie viele Menschen sich jeden Tag neu mit HIV infizieren - es interessieren nur noch unvorhersehbare Katastrophen wie ein Anschlag auf's WTC, wie ein Tsunami in Asien. Ich glaube, wenn praktisch jeden Monat eine Monsterwelle in Südasien geschehen würde - es würde nach 'ner Zeit keinen mehr interessieren. Und das find ich einfach irgendwo scheiße, um's mal auf gut deutsch auszudrücken. Ich meine, Dinge werden doch nicht weniger schlimm, nur weil sie leider Gottes alltäglich sind - im Gegenteil, das macht die Sache nur noch viel schlimmer...
    Und zu Bush sag ich jetz lieber nix, weil da würde eh nur Scheiß bei rumkommen - genauso wie bei seinem Handeln.


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  3. #3
    Die einzig Wahre
    Gast / Ehemaliges Mitglied

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    naja das kannste überhaupt nicht sagen, dass sich da keine sau für interessiert es gibt doch so viele hilfsprogramme, die immer auf die probleme aufmerksam machen.
    interessiert dich das etwa auch alles nicht?mit:
    es interessiert keinen mehr
    willst du irgendwie für die allgemeinheit sprechen, so hab ich das gefühl
    also ich interessiere mich sehr dafür und nehme auch gerne an hilfsaktionen teil

  4. #4
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    Nein nein nein, du verstehst mich da völlig falsch!!
    Damit wollte ich auf keinen Fall sagen, dass es mich nicht interessiert, oder dass es keine Hilfsorganisationen gibt, die sich für (bzw. gegen) "sowas" einsetzen, ich meinte damit eben nur das Theme Berichterstattung, das Mali auch schon angesprochen hatte. Wie oft hörst du denn in den Medien was von verhungerten Kindern in Afrika? Nie. Wie oft hörst du denn von Zahlen von neuen HIV-Infektionen? Nur am Welt-AIDS-Tag. Genau das isses nämlich - genau an diesem einen Tag gibt es plötzlich zig Charity-Veranstaltungen im TV mit Spendenhotline und allem drum und dran. Aber schon am nächsten Tag is das alles wieder vergessen. Und das kotzt mich einfach an - diese Kurzsichtigkeit.
    Verstehst du, was ich meine?!


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  5. #5
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

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    ja und nicht nur dass zaehlt, obs etwas langanhaltendes oder eine unverhersehbare katstrophe ist, es zaehlt auch wo es passiert. vor ein paar monaten, waren in aethiopien wahlen, die eine partei hat gepfuscht um an die macht zu kommen und die wahlen mussten mehrmals wiedeholt werden. es gab demos und die pfuschpartei hat alles was da demostriert hat, oder sich sonst auf der strasse aufgehalten hat, verhaftet oder erschossen. es gab 30 (so genau kann ichs nich sagen) tote studenten und 500 verhaftungen.
    hat irgendjemand davon mitbekommen? haetten wir mehr davon erfahren, wenns in england oder usa passiert waer?

    was ich damit sagen will: ich hab manchmal das gefuehl, es gibt einen katalog, nachdem beurteilt wird, wie schlimm der tod ist und wie viel der mensch und sein leben wert waren...
    und nicht nur, dass in den medien nicht genuegend ueber hunger in afrika u.ae. berichtet wird, es wird auch nicht genuegend geholfen in die richtung. alle ham sie wie verrueckt nach nyc und nach suedostasien gespendet, aber wer spendet denn nach suedamerika und/oder afrika? natuerlich gibts einzelpersonen, aber ich denke im allgemein und auch auf staatlicher ebene wird viel zu wenig in die richtung getan

  6. #6

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    ich hab mir echt lange überlegt, welche maßstäbe man hier anlegen soll und wusste es echt nicht und weiß es immer noch nicht, denn für mich ist leid nicht messbar, ich kann nicht in die köpfe anderer menschen schauen. vielleicht leidet jemand unter dem lästern seiner mitschüler/mitstudenten die größten höllenqualen und ein anderer geht mit schlimmen leiden, wie sie ein krieg mit sich bringt, total locker um... who knows?

    nur ging mir eben auf - ich hab mir auf www.indymedia.org infos zum cia skandal besorgt - dass grade die bush-clique ja so gerne christliche maßstäbe anlegt. da wird dann aber die ganze heuchelei der bush-admin. sowas von deutlich! liebet einander hat jesus gepredigt, und zwar auch sog. feinde, und nicht macht andere platt wie insekten. erstens. zweitens sind wir vor gott alle gleich, gleich geliebt vorallem (egal ob schwarz weiß homo hetero moslem... ihr wisst was ich meine!). drittens hat kein mensch das recht - nach dem nt und jesus - über einen menschen zu richten, da wir eben alle auf einer stufe stehen und wenn dann nur gott über uns richten kann. soviel dazu. für das leid heißt das für mich: grundsätzlich ist leid schlimm, egal wie! leid politisch zu instrumentalisieren, wie im zusammenhang mit dem 11.sept, ist in meinen augen moralisch, ethisch, einfach grundsätzlich falsch und die massen manipuliert. krieg ggn 'insekten' ist nämlich was anderes als gegen leidensfähige mitmenschen!!!

    und da sind wir wieder. bei goebbels, hitler und co. deren größte rhetorische 'leistung' war es ja, die juden als 'ungeziefer' darzustellen. da ist es zu den 'insekten' im irak...

  7. #7
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard

    genau das faellt mir hier in amerika sehr oft auf: hier herrschen dritte reichs verhaeltnisse!

    1. medienfreiheit die medien sind manipuliert. wenn man radio hoert, hoert man entweder nen republikanischen oder nen demokratssender, neutrale sender gibts nicht! in diesen sendern, die radiomoderatoren dann auch ganz oeffentlich ihre meinung. die tvsender sind, auch wenn sies nich so oeffentlich zeigen, auch nicht neutral. vele gelder der bushregierung fliessen in cnn und co. so haben wir in meinem geschikurs z.B. neulich eine reportage von ABC (bin mir nich mehr ganz sicher beim sendernamen, aufjedenfall wars ein anerkannter, serioeser sender, verleichbar mit ARD und ZDF) ueber den islam gesehn. es wurde beahuptet alle moslems hassen amerika und es wurde ein schwenk von brennendentwin towers zu im irak lachenden muslimen gemacht...

    2.nationalstolz den nationalstolz der amerikaner kann man nicht mehr unter patriotismus abhacken. nicht nur, dass es so alberner sachen wie flaggen-richtig-falten- und flagge-nicht-verbrennen-duerfen-gesetze gibt (die hier uebrigens sehr ernst genommen werden), nein es herrscht auch eine "amerika ist besser als alle anderen laender"- einstellung hier. jeden morgen muessen schulkinder, in der ersten klasse angefangen, einen flaggenchwur aufsagen, patriotismus ist eine tugend und wehe irgendjemand sagt auch nur im entfernstesten was gegen amerika. das sind alles nur kleine beispiele, dafuer, was amerika hier fuer nen stellenwert hat. amerika ist das tollste, beste und groesste und alle anderen laender und menschen snd weniger wert.

    3.diskriminierung allgemein homosexuelle und schwarze hams hier nich unbedingt einfach...man muss hier dem mainstream angehoern, ansonsten wird man als "weirdo" abgestempelt und leute wolen nichts mit einem zu tun haben.

    4.diskriminierung wegen religion nein diesmal sinds nich die juden, sondern die moslems. es wird ganz offen gesagt, dass alle moslems "minderwertig" sind und nur die amerikanische freiheit angreifen wollen. der islam ist eine bedrohung! daher ist es auch nich schlimm irak/iran anzugreifen, diese "insekten" muss man ausrotten!
    wer als moslem in amerik wohnt, dem wird das leben schwer gemacht. das faengt bei der einreise an und hoert beim baecker auf.

    5.kriege genauso wie ein gewisser mann mit schnauzbart vor ein aar jahrzehnten, greift hr.bush alles was ihm nic passt ohne grund einfach mal an. afghanistan und irak sind doch nur der anfang. bei seinem ziel die islamische welt auszuroten, sind ja noch n paar laender ueber...der einzige unterschied zwischen bush und hitler, was die kriege betrifft: hitler wollte kein oel, er wollte mehr laender. was jetzt besser oder schlechter ist, weiss ich nich

    6.KZ's klar ein grosser unterschied zu damals ist wohl, dass es hier keine KZ's gibt. allerdings wussten die deutschen damals auch lang nichts von der existenz der KZ's. und wenn ich mir so sachen wie den CIA-skandal (von dem ich hier natuerlich nichts mitbekommen hab) , guantanamo oder die behandlung irakischer gefangene angucke, frag ich mich schon, obs vergleichbare einrichtungen nicht schon laengst gibt.

  8. #8

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    Das sind Sachen, die ich während meinen USA Besuchen und im Kontakt mit US-Bürgern auch festgestellt habe.

    Da gelobe ich mir doch mein altes Europa!

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