Anzahl und Gewalt tropischer Wirbelstürme könnten in Zukunft weiter steigen, fürchten Klimaforscher. Ursache ist die globale Erwärmung. Von M. Odenwald.Tropische Wirbelstürme (Hurrikane im Atlantik, im zentralen und westlichen Pazifik heißen sie Taifun, im Indischen Ozean Zyklon) entstehen, wenn in der Atmosphäre in Höhen von etwa 15 bis 18 Kilometer Luftmassen auseinander fließen, so dass sich ein Tiefdruckgebiet bildet.

Zweite Voraussetzung ist eine Meerwasser-Temperatur von mindestens 27 Grad Celsius. Dann verdampft sehr viel Wasser. Der Wasserdampf steigt auf und strömt in Richtung des geringsten Drucks, dabei beginnt sich der entstehende Sturm durch die von der Erddrehung ausgeübte Kraft (Corioliskraft) zu verwirbeln. In höheren, kühlen Luftschichten kondensiert der Wasserdampf zu den für Wirbelstürme typischen Wolkenbändern, wobei wiederum Wärme freigesetzt wird. Diese verstärkt den Aufwärtsstrom der Luftmassen weiter, bis ein ausgewachsener Hurrikan tobt.

Die Gefahr wächst

Bereits jetzt hat die atlantische Hurrikan-Saison alle Rekorde geschlagen. Doch Klimaforscher stellen weitere Steigerungen in Aussicht. Insbesondere dürfte die Gewalt der Stürme zunehmen. So könnte sich nach einer Modellrechnung der US-Behörde für Meeres- und Atmosphärenforschung (NOAA) die Zahl der Hurrikane, die in die höchste Kategorie fünf eingestuft werden müssen, im tropischen Nordatlantik verdreifachen. In diesem Meeresgebiet wuchs die Macht der Riesenwirbel schon seit einiger Zeit: „Der tropische Nordatlantik hat sich seit den 70er-Jahren um etwa ein Grad Celsius erwärmt. Die höheren Temperaturen führen den Stürmen mehr Energie zu", erklärt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Das Wetter spielt verrückt

Treibende Kraft der Umwälzung ist nach Meinung vieler Klimaforscher die globale Erwärmung. „Sie ist bereits in vollem Gang", urteilt etwa der Klimatologe Mojib Latif von der Universität Kiel. „Die Häufung von Extremsituationen ist ein Anzeichen dafür, dass sie schon das alltägliche Wetter beeinflusst.“

Allerdings lässt sich keiner der Stürme direkt mit dem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur (0,7 Grad Celsius in den vergangenen 100 Jahren) verbinden, dazu ist das Wettergeschehen zu sehr zufallsbestimmt. „Es ist wie bei einem auf Sechs gezinkten Würfel: Die Sechs kommt häufiger, das System bleibt aber immer noch zufällig", erläutert Latif. „Entscheidend ist jedoch der Trend, und der ist eindeutig erkennbar.“

Erwärmung der Meere

Das bestätigt eine im Wissenschaftsjournal „Science“ veröffentlichte Studie: In den letzten 30 Jahren, so berichten Forscher des Georgia Institute of Technology, erwärmte sich das Oberflächenwasser der Meere weltweit um durchschnittlich 0,5 Grad Celsius. Gleichzeitig verdoppelte sich die Zahl der stärksten tropischen Wirbelstürme nahezu: Während in den 70er-Jahren pro Jahr weltweit im Schnitt zehn von ihnen die Kategorien 4 und 5 erreichten, stieg diese Zahl zwischen 1995 und 2004 auf durchschnittlich 18 pro Jahr.

Ein ähnliches Ergebnis brachte eine Studie des Meteorologie-Professors Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er fand heraus, dass die von Hurrikanen im Nordatlantik und Nordpazifik insgesamt freigesetzte Energie seit den 70er-Jahren etwa um mehr als die Hälfte zunahm. Emanuel untersuchte die durchschnittliche Dauer der Stürme, den freigesetzten Niederschlag sowie die Spitzenwindgeschwindigkeit und stellte überall starke Zunahmen fest. „Meine Studie liefert zum ersten Mal den Beweis, dass globale Erwärmung und Hurrikan-Aktivität zusammenhängen", konstatiert Emanuel.

Kontroverse Diskussionen

Dennoch streiten die Klimaforscher, ob sich der Trend zu heftigeren Tropenstürmen fortsetzen wird. Zwar liefern wärmere Meerestemperaturen den nötigen Treibstoff für heftigere Hurrikans. Andere Nebeneffekte der globalen Erwärmung könnten die Entstehung der Tropenstürme jedoch hemmen. Etwa so genannte vertikale Schwerwinde. Hurrikans entstehen nur, wenn diese klein sind, das heißt, wenn sich die Windgeschwindigkeit am Boden kaum von der in größerer Höhe unterscheidet. Starke Schwerwinde können den Sturmwirbel eines Hurrikans schon während seiner Entstehung zerstören.

Die globale Erwärmung könnte nun auch die Windscherung verstärken. Daher vermuten einige Forscher, dass dieser Effekt die Wirkung des wärmeren Meerwassers kompensiert. Überdies könnte sich die für die Geburt der Stürme notwendige Schwellentemperatur erhöhen: Bei einer angenommen Erderwärmung von dreieinhalb Grad Celsius beginnen sich die mörderischen Wirbel nach Berechnungen des australischen Klimaforschers Greg Holland erst ab einer Wassertemperatur von 28 statt 26,5 Grad zu drehen.

Veränderung des Golfstroms?

Womöglich schwanken Stärke und Zahl der Hurrikane, die pro Jahr auftreten, auch in einem natürlichen Zyklus. Darauf deuten neueste Forschungsergebnisse hin. Ursache könnte eine zyklische Veränderung des Golfstroms sein. Dass sich die Tropenstürme in einem etwa 60-jährigen Zyklus verstärken und wieder abschwächen, wissen die Klimatologen schon länger. Im gleichen Intervall schwanken auch die Oberflächentemperaturen im Atlantik. Seit Anfang der 90er-Jahre geht das System einem neuen Maximum entgegen.

Tatsächlich gab es nach NOAA-Daten in den 70er-, 80er- und frühen 90er-Jahren im Atlantik nur wenige Hurrikane. In den 40er- bis 60er-Jahren dagegen waren es bedeutend mehr. Die letzten vier Jahre könnten daher Vorboten der nächsten aktiven Phase sein. Auch im Pazifik scheinen sich stürmische und weniger stürmische Zeiten abzuwechseln.

Sind natürliche Schwankungen schuld?

Unterliegen die Hurrikan-Aktivität und der Anstieg der Meerestemperatur also nur natürlichen Schwankungen, ohne Einfluss des Menschen? Den Gedanken weist der Potsdamer Klimaforscher Rahmstorf zurück. „Die Temperatur im tropischen Atlantik erreicht in den Sommermonaten noch nie da gewesene Höhen", argumentiert er. „Da ist schwer zu glauben, dass dies nur ein natürlicher Zyklus sein soll. Sicher haben auch die Emissionen von Treibhausgasen ihren Anteil daran.“ Auch spreche die derzeitige Beweislage dafür, dass Hurrikans zerstörerischer werden, wenn die Meeresoberflächentemperatur steigt.
Quelle: http://focus.msn.de/hps/fol/newsausg...e.htm?id=20684

Ein sehr langer Text aber auch ein sehr ausführlicher
der die Globale Erwärmung und das enstehen eines Hurrikans erklärt, wie ich finde, ein Interessantes Thema das man nicht auf die Leichte Schulter nehmen sollte.