Zitat von
Alexandra Pilz in der SZ
Optimismus am Scheitelpunkt der Welle
Das Gießener Quintett "Juli" trotzt dem Erfolgsdruck und spielt mit dem zweiten Album weiter in der ersten Liga der deutschen Bands
Als auf dem Scheitelpunkt der "perfekten Welle" ist die Luft dünn. Das zumindest erfährt die Sängerin Eva Briegel, seit sie mit ihrer Band Juli ganz obenauf schwimmt. Der Druck werde größer, sagt sie, das Leben ändere sich "total". Seit die fünf Gießener im Sommer 2004 mit ihrer Single "Perfekte Welle" und dem Debütalbum "Es ist Juli" auf sich aufmerksam gemacht haben, gehören sie zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Pop-Bands. Ihr zweites Album "Ein neuer Tag" erreichte wegen der vielen Bestellungen bereits vor der Veröffentlichung Platinstatus. Dabei wollen Juli gar nicht "Am besten sein", wie sie in einem der neuen Songs erklären. "Wir haben keine Lust, uns Druck machen zu lassen", sagt die 28-jährige Eva Briegel. Allerdings hatten Silbermond, die oft mit Juli verglichen werden, mit ihrem zweiten Album vorgelegt. So ein Druck, sagt Briegel, der mache einen weich - und vielleicht auch nervös, denn die Arbeit an der oft als entscheidend angesehenen zweiten Platte gestaltete sich schwierig. "Wir sind auf keinen Nenner gekommen, dann haben wir einfach angefangen, und es hat sich entwickelt."
Die Single "Dieses Leben" stieg auf Platz fünf der Top Ten ein und gab Kritikern neue Nahrung: Julis Optimismus-Pop sei unverbesserlich geblieben - lieb, nett, harmlos. Die Fans dagegen schwelgen im hymnischen Sound der Fünf, die wegen der enormen Nachfrage in München statt in der Tonhalle im größeren Zenith auftreten, wo das Konzert für die erste Live-DVD der Band mitgeschnitten wird.
Wenn Juli nun also nach München kommen, mit einer blonod gefärbten Tonangeberin am Mikrophon, mag eine "Geile Zeit" heraufbeschworen werden, wie die Deutschrocker immer wieder gerne euphorisch schmettern - wie lange die andauern wird, ist allerdings ungewiss. Denn: "Die Gefahr, dass man irgendetwas satt hat und etwas Neues braucht, die hat man immer."