Religionsunterricht?

[Sk8er_Girl]

Es gibt aber auch eine Menge Leute, die halten nichts davon. Sie fänden es zum Beispiel besser: Alle Kinder sprechen in einem gemeinsamen Unterricht über die verschiedenen Religionen.

Das gibts bei uns an der Schule und nennt sich "Ethik-Unterricht".

Sowas unterrichte ich ab und es heißt "Ethik-Unterricht"
(aber gibt es bei euch auch noch separat Religionsunterricht, Christin?)

Solange es christlichen Religionsunterricht an deutschen Schulen gibt, halte ich es für legitim, auch islamischen Religionsunterricht durchzuführen.
Was aber nicht bedeutet, dass ideologiegefärbte Unterrichtsfächer an öffentlich-rechtlichen Institutionen wie unsren öffentlichen Schulen was zu suchen haben (was nicht heißt, dass kein Wissen darüber gelehrt werden soll, im Gegenteil )

Ich träum ja immer noch davon, dass ich eines Tages dann alle Schüler in meiner Ethik-Klasse sitzen hab, egal, ob die Eltern Christen, Atheisten, Zeugen Jehovas, Muslime, Juden sind....(wobei sich die Religionsvielfalt in unsrer Gegend ja in engen Grenzen hält, aber so vom Prinzip her )

[ChristinDoro]

Ja seperaten Religionsunterricht (Katholisch und Evangelisch) haben wir auch noch,da sitze ich drin.

[esiststeffen]

Ich wusste übrigens gar nicht mehr, dass wir hier die Frage nach dem islamischen Religionsunterricht auch 'damals' schon mal behandelt haben; aber diesen Beitrag vom 15.3.2008 könnte ich heute kaum anders formulieren

joa, im Prinzip ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung ...... allerdings frag ich mich nach wie vor, wieso man Schüler, um sie an einer staatlichen Schule zu unterrichten, überhaupt nach ihrem religiösen Bekenntnis (bzw. ja eigentlich viel eher nach dem ihrer Eltern ...... ich denke mal, der Anteil von Schülern, die sich bewusst und aus freien Stücken für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft entschieden haben, dürfte sehr gering sein ) selektieren muss? wie gesagt, das hat absolut nichts damit zu tun, ob ich es generell für richtig oder falsch halte, dass man etwas über Religionen in der Schule lernen sollte ....... ich finde, Religionen haben über Tausende von Jahren das menschliche Handeln und die menschliche Kultur geprägt und tun dies in sehr großem Maße bis heute; daher gehört es mMn zur unverzichtbaren Bildung, dass man zB weiß, wer Mohammed war, warum Weihnachten gefeiert wird, was der Achtfache Pfad ist usw. (in gewissem Sinne sind diese Fragen sogar wichtiger, da einflussreicher und auch irgendwie 'lebensnäher' als die Frage nach dem Lehren eines Sokrates, Descartes oder wem auch immer ) ...... allerdings habe ich diese und andere Dinge in der Schule gelernt, ohne je einen Religionsunterricht zu besuchen; also frage ich mich, wozu er dann so wichtig ist? warum muss man, um den Schülern so etwas vermitteln können, ihre eigene (von ihren Eltern vorgegebene) Religion in den Mittelpunkt stellen? siehe dazu auch mein schon oft genug genanntes Beispiel mit dem CDU- und SPD-Unterricht


(und gerade diese Geschichte mit dem Islamunterricht wurde ja damit begründet, dass dadurch angeblich die Moslems gegen Fanatismus/Extremismus, gegen die Diskriminierung der Frau usw. geschult werden sollen ..... nur: wieso soll das besser funktionieren, wenn sie dabei unter sich sind? gerade das schafft doch erst eine 'Parallelgesellschaft', gerade das separiert sie doch erst vom Rest der Schule und damit dem Rest der Gesellschaft, gerade das bietet ihnen doch erst die beste Gelegenheit, sich eben nicht als Deutsche bzw. als Mitglied der deutschen Gesellschaft, sondern als 'anders' zu fühlen ......)

Ich träum ja immer noch davon, dass ich eines Tages dann alle Schüler in meiner Ethik-Klasse sitzen hab, egal, ob die Eltern Christen, Atheisten, Zeugen Jehovas, Muslime, Juden sind....

Das hoff ich auch für dich!

[Sk8er_Girl]

@Christin: okay hätte ja sein können, dass bei euch irgendso ein Schulmodell oder sowas läuft, wo alle zusammen unterrichtet werden

@Steffen: danke. Sind ja noch fast 40 Jahre bis zur Rente

[esiststeffen]

Das Bundesverwaltungsgericht hat heute entschieden: An Grundschulen (es ging in diesem Fall um eine Schule in Baden-Württemberg) besteht, wenn Eltern ihre Kinder nicht in den Religionsunterricht schicken möchten, kein verfassungsmäßiger Anspruch auf einen "Ersatz"-Unterricht in Ethik! Der Religionsunterricht ist hingegen durch das Grundgesetz garantiert ....
http://www.zeit.de/gesellschaft/schu...altungsgericht

Bin ich der einzige, der das extrem diskriminierend und unzeitgemäß findet?

[Sk8er_Girl]

Ist halt so in nem Gottesstaat und wie erwähnt durch das GG legitimiert.

[ChristinDoro]

Naja also wenn ich mal so an meinen Reli-Unterricht in der Grundschule denke,...wir haben da weniger über den christlichen Glauben gesprochen sondern generell über andere Religionen bis zur Kommunionvorbereitung in der 3. Klasse, da wurden wir dann in katholisch und evangelisch unterteilt...ich finde es nicht schlimm, dass es in Grundschulen keinen Ethikunterricht gibt.

[Sk8er_Girl]

Wie hättest du es denn empfunden, wenn du in der Grundschule (oder auch später, egal) Islam-, Judentum- oder meinetwegen Hinduismusunterricht erteilt bekommen hättest? Und zwar von einem Imam, einem Rabbi oder einem Guru, d.h. 'ideologisch eingefärbt' und nicht nur neutral Wissen über eine Religion vermittelnd?
Oder meinetwegen auch Scientology-Unterricht? Wäre das dann auch nicht so schlimm?

[rovo]

Ich bin ja auch nicht getauft (und auch nicht gläubig) und war in der Grundschule im Reli-Unterricht. So wirklich schlimm fand ich das jetzt nicht, schließlich hätte die Geschichte mit Noah und der Arche auch durchaus Teil eines Disney-Films sein können. Wobei mir da schon klar war, dass ich nicht viel mit Religion anfangen kann, also bestand nicht die "Gefahr", dass ich in eine bestimmte Richtung geprägt wurde.

Im Gymnasium wurde ich dann vom Reli-Unterricht befreit und hatte 3 Jahre oder so einfach in der Zeit frei. Danach kam bei uns "praktische Philosophie", was aber vermutlich nicht an euren Ethik-Unterricht herankommt. So richtig Ethik hatte ich nie, glaube aber auch nicht, dass es mir geschadet hat. Mag daran liegen, dass ich das denke ich von Haus aus schon mitbekommen habe.

[Sevisax]

Ich sehe das ähnlich wie Robert, mit dem Unterschied, dass ich getauft bin und immer den Reli-Unterricht besucht habe. Für Kinder macht das meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob sie die fiktive Geschichte von einem Ritter im Mittelalter, jemandem in der Steinzeit oder aber von einem Menschen in Palästina, sei sie nun erfunden oder nicht, lesen. Zumal ja keiner gezwungen wird, am Reli-Unterricht teilzunehmen. Wenn jetzt natürlich eine Lehrperson vorne steht und versucht, den Kindern einen bestimmten Glauben aufzuzwingen, halte ich das natürlich für falsch, aber sowas habe ich in fast 13 Jahren Reli-Unterricht nie erlebt.

Nebenbei sehe ich auch ein Problem in der Bereitstellung von genügend Personal. An meiner Grundschule waren um die 100 Kinder (heute sind es viel weniger), die meisten evangelisch oder katholisch getauft und ein sehr geringer Migrationsanteil. Ich wüsste von keinem Mitschüler damals, der einer anderen Religion angehörte, nur konfessionslos waren manche. Wenn man jetzt bedenkt, dass von den nicht christlich getauften Kindern auch einige den Reli-Unterricht besuchen, bleiben evt. nur einzelne Schüler übrig, die freigestellt sind.