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Thema: Religionsunterricht?

  1. #101
    JuliWiki-Admin
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Zitat Zitat von rovo Beitrag anzeigen
    Ich bin ja auch nicht getauft (und auch nicht gläubig) und war in der Grundschule im Reli-Unterricht. So wirklich schlimm fand ich das jetzt nicht, schließlich hätte die Geschichte mit Noah und der Arche auch durchaus Teil eines Disney-Films sein können. Wobei mir da schon klar war, dass ich nicht viel mit Religion anfangen kann, also bestand nicht die "Gefahr", dass ich in eine bestimmte Richtung geprägt wurde.
    Zitat Zitat von Sevisax Beitrag anzeigen
    Ich sehe das ähnlich wie Robert, mit dem Unterschied, dass ich getauft bin und immer den Reli-Unterricht besucht habe. Für Kinder macht das meiner Meinung nach keinen Unterschied, ob sie die fiktive Geschichte von einem Ritter im Mittelalter, jemandem in der Steinzeit oder aber von einem Menschen in Palästina, sei sie nun erfunden oder nicht, lesen.
    Das erinnert mich an die Geschichte von meinem Vater, der damals (da seine Eltern in der Kirche waren und es in der DDR ja keinen Religionsunterricht gab) immer in die nachmittägliche Kinderbibelstunde ins Pfarrhaus gehen musste, wo er dann eben unter anderem erfahren hat, wie einer das Meer geteilt hat, ein anderer vom Wal verschlungen und wieder ausgespuckt worden ist und ein dritter mit einem einzigen Fisch ganz viele Hungernde ernährt hat ... er fand das damals schön, weil es für ihn eben in die Kategorie "netter älterer Herr erzählt schöne Geschichten" gefallen ist, und war dann entsetzt, als er eines Tages begriff, dass der ältere Herr offenbar tatsächlich erwartete, dass er an diese Geschichten glaube ^^

    Zitat Zitat von Sevisax Beitrag anzeigen
    Zumal ja keiner gezwungen wird, am Reli-Unterricht teilzunehmen.
    Also so wie ich Robert verstanden habe, war er (zumindest in der Grundschule) tatsächlich dazu "gezwungen", oder seh ich das falsch? (er schreibt ja, dass er erst am Gymnasium davon befreit worden ist ....)
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  2. #102
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Naja, so halb... So genau erinnere ich mich nicht mehr, aber ich glaube, wir hätten es halt früher beantragen müssen. Als ich dann schon eine Weile dabei war ging das mit dem Abmelden nicht mehr oder zumindest nicht so leicht.
    JULI-Süchtig

  3. #103
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Also soweit ich weiß kann man das hier in der Grundschule beantragen, freigestellt zu werden. In der Förderstufe gabs für die Muslime "Türkischunterricht" und eben ganz normalen Religionsunterricht. Wie das da genau geregelt war, weiß ich nicht mehr aber da konnte man dann wählen, welcher Sippe man sich für die Zeit anschließen möchte. Und auf dem Gymnasium gabs eben Ethik-Unterricht. Und ab 14 kann man ja dann auch selbst entscheiden, was man machen möchte.
    Niemand wird ein Superheld, wenn er ganz normal ist! Also sei anders... sei du selbst...

  4. #104
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Ich will jetzt nichts falsches erzählen, weil es einfach schon recht lange her ist und ich mir damals weiß Gott keine Gedanken um sowas gemacht habe, aber ich meine, bei mir in der Grundschule war es so, dass es eben katholischen und evangelischen Religionsunterricht gab und für "alle anderen" extra Unterricht, der dann aber nicht parallel stattfand (da hatten sie eben frei bzw. wurden anderweitig betreut), sondern am Nachmittag gab es dann eben noch muslimischen Unterricht, etc. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Grundschule sowas wie Ethik gegeben hätte. Und auch anfangs im Gymnasium war der Ethik-Unterricht nicht für solche, die keinen Bock auf Reli hatten, sondern eben für die, die weder evangelisch noch katholisch waren. Dass man dann freiwillig in Ethik gegangen ist, weil man kein Reli haben wollte, kam erst frühestens mit der Mittelstufe.
    Und wir hatten auch in der Unterstufe eine in der Klasse, die nicht getauft war, aber lieber zu uns in den katholischen Religionsunterricht wollte als in Ethik, weil sie das blöd fand. Also es geht durchaus auch andersrum


    And this life I lead it's a curious thing, but I can't deny the happiness it brings

  5. #105
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Ich glaube, in der 5. und 6. Klasse gab es bei uns auch kein Ethik, ich weiß aber nicht, ob das vielleicht am Lehrermangel lag oder ob zu wenig Schüler vom Reli-Unterricht befreit wurden. Von der 7. bis zur 10. Klasse fand der Ethik-Unterricht nachmittags statt, während dem Reli-Unterricht hatten die entsprechenden Schüler frei. Ab der 11. Klasse dann gab es neben den Kursen für katholische Religion 2 Ethikkurse und einen evangelischen, die alle gleichzitig stattfanden.

    Besteht eigentlich an staatlichen Schulen (mal abgesehen von bekenntnisfreien) ein Anspruch auf evangelischen oder katholischen Religionsunterricht? Bei schätzungsweise 7 von 118 evangelisch getauften Schülern in meinem Jahrgang ist mir diese Frage desöfteren gekommen. Ich weiß, dass das Ländersache ist und es in manchen Bundesländern (z.B. Berlin) keinen Religionsunterricht im Pflichtbereich gibt, aber muss Reli-Unterricht trotz ggf. äußerst kleiner Lerngruppe angeboten werden?
    Ich bin 1 Radiopilot und fliege durch die Galaxy...

  6. #106
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Also…
    …ich hatte mal die Muse dazu, unsre Lehrpläne von Ethik (was ich übrigens öfters mal mit EU abkürzen werde) und Religion (analog dazu RU) zu vergleichen und daraus ist jetzt ein recht langer Beitrag geworden. Hab zwar nochmal den Thread hier überflogen und festgestellt, dass eigentlich schon alle Argumente gebracht wurden (mal abgesehen davon, dass sich durch unsre Diskussion hier eh nix ändert und wohl jeder seinen Standpunkt hat& zumeist behält), aber wenn ich jetzt den langen Beitrag schon mal verfasst habe…
    Zunächst mal möchte ich auf eure Meinungen/ Fragen etc. eingehen.

    @Sevi:

    Nebenbei sehe ich auch ein Problem in der Bereitstellung von genügend Personal. An meiner Grundschule waren um die 100 Kinder (heute sind es viel weniger), die meisten evangelisch oder katholisch getauft und ein sehr geringer Migrationsanteil. Ich wüsste von keinem Mitschüler damals, der einer anderen Religion angehörte, nur konfessionslos waren manche. Wenn man jetzt bedenkt, dass von den nicht christlich getauften Kindern auch einige den Reli-Unterricht besuchen, bleiben evt. nur einzelne Schüler übrig, die freigestellt sind.
    Wenn alle Schüler in Ethik gehen würden, dann hätte man das Problem ja gar nicht erst.
    Meine Schule ist dreizügig, in einigen Klassen gibt es zwei Lerngruppen für Ethik (also wo jeweils Schüler aus Klasse a, b, c sind) und eine Lerngruppe für Religion (wiederum natürlich a,b,c), aber in manchen Klassen gibt es auch so viele Ethik-Lerner, dass die im Klassenverband bleiben (also drei Klassen Ethik und dann die eine Reli-Lerngruppe a,b,c).
    Unterm Strich könnte man also ein paar Stunden sogar einsparen, wenn alle den gleichen Werte-Unterricht besuchen würden.
    Ich weiß aber (habs grad erst wieder gelesen), dass die Ausbildung von Ethik-Lehrern in manchen Bundesländern eine haarsträubende bis unmögliche Sache ist und somit wohl einfach nicht genügend Lehrer da sind momentan, aber so rein theoretisch, wie gesagt, würde man sogar Lehrer sparen durch gemeinsamen Unterricht

    Besteht eigentlich an staatlichen Schulen (mal abgesehen von bekenntnisfreien) ein Anspruch auf evangelischen oder katholischen Religionsunterricht? […] aber muss Reli-Unterricht trotz ggf. äußerst kleiner Lerngruppe angeboten werden?
    In einer meiner Klassen ist ein Junge, dessen Eltern katholisch sind. Der hat, wenn die andren Ethik und ev. Religion haben, frei und muss halt irgendwann mal nachmittags dahin. Kriegt da natürlich auch Noten und es steht auf dem Zeugnis.
    Ich nehme mal an, da sind dann Schüler verschiedener Schulen versammelt, damit es sich auch lohnt.
    Ich denke, dass ein Schüler grundsätzlich das Recht hat, dass er Unterweisung in der Religion seiner Eltern bekommt, aber eben nicht zwingend an seiner Schule.
    In einigen Bundesländern ist Religion ja ordentliches Lehrfach und Ethik nur Ersatz, also muss man es da wohl auch anbieten (bzw stellt sich die Frage schon aus rein praktischen Gründen nicht). Und da, wo es die gleichberechtigte Wahl zwischen Ethik und Religion gibt (eben wie bei uns), wird es dann wohl solche Regelungen geben.

    @Christin:

    Das Problem ist, dass das "Pascha" wie Pessach auch genannt werden kann, auch für das christliche Osterfest steht und man das deshalb verwechseln könnte. Und nicht jeder weiß, dass die Tora nur aus dem AT besteht und die Juden noch auf ihren Messias warten.
    Und nichts gegen Ethik-Unterricht aber das wird bei uns im Reliunterricht auch besprochen. In Ethik werden dafür sämtliche Philosophen durchgehauen.
    Nee, die haben im Radio tatsächlich Pessach gesagt. Und mit Verlaub, aber ich halte es alles andere als ausgeschlossen, dass sich Christen über andere Religionen stellen, also dass Pessach dann eben mal schnell zum „jüdischen Ostern“ gemacht wird.
    Dass das Judentum oder speziell jüdische Feste auch im Religionsunterricht besprochen werden, tut ja nichts zur Sache. Die werden ja eben auch im Ethikunterricht besprochen, also braucht es keinen Religionsunterricht
    Ich hab ja keine Ahnung von euren Lehrplänen, aber bei uns geht es in Ethik selbstverständlich nicht nur um Philosophen. Klar, in der Oberstufe liegt da schon recht stark der Fokus drauf, aber Reli = religionskundliches Wissen, Ethik = Philosophenwissen, die Rechnung geht ja mal gar nicht auf.
    Und selbst wenn es so wäre, wird im EU nicht der Glaube an irgendeinen Philosophen gelernt, sondern es werden lediglich die Denkansätze als Möglichkeiten vorgestellt.

    Du hast mir übrigens noch nicht auf meine letzte Frage hier im Thread geantwortet

    @Robert:
    So richtig Ethik hatte ich nie, glaube aber auch nicht, dass es mir geschadet hat. Mag daran liegen, dass ich das denke ich von Haus aus schon mitbekommen habe.
    Naja, natürlich ist der EU (Ethikunterricht) kein Garant dafür, dass jemand zu einem „guten“ Menschen wird. Wobei es schon wäre, wenn’s so wär Außerdem findet ja durchaus auch im RU Werteorientierung statt, aber dort ist eben schon eine ganz genaue Denkrichtung, eine ethische Grundlage gegeben, während im EU eben nur Anstöße gegeben werden (sollten).
    __________________________________________________ ________________

    So, wie gesagt, ich hab mir mal die Mühe gemacht, den Lehrplan für Religion genauer zu durchforsten. Natürlich ist das nur exemplarisch für die Mittelschule (also Real- und Hauptschule) in Sachsen und ich kann natürlich keine Aussagen über andere Bundesländer treffen (also ich könnte schon, wenn ich auf einmal gaaanz viel Zeit hätte, um mir das alles anzuschauen, aber…in der Realität eben nicht ).
    Zunächst mal die Themen im EU:

    5. Klasse: „Vom Nachdenken über die Welt“ (da geht’s um die Sinne, Kommunikation, aber auch philosophische Methoden, also Gedankenexperiment/ Begriffsanalyse, …) // Mythen // Regeln im Zusammenleben bzw. der Mensch als soziales Wesen // Natur
    6. Klasse: Wahrnehmung, Wahrheit, Lüge // Judentum // Vorurteile, insbesondere Fremdenfeindlichkeit
    7. Klasse: Konflikte (v.a. Konfliktlösung) // Christentum // Globalisierung, Armut, Reichtum
    8. Klasse: Erwachsenwerden (Sinnsuche, Orientierung, Rechte, Pflichten, …) // Islam // religiöse Sondergemeinschaften
    9. Klasse: Lebensstadien, Alter, Sterben, Tod, Freundschaft, Liebe, Sexualität // Hinduismus, Buddhismus // Medien, Werbung, Beeinflussung dadurch
    10. Klasse: Gewissen& Verantwortung // „Eine Ethik für alle?“ (da werden eben Probleme von/ zwischen den Religionen beleuchtet und das Projekt „Weltethos“ von Hans Küng, wem das was sagt)

    Evangelischer RU:

    5. Klasse: Aufbau/ Verbreitung/ ….. der Bibel, Figuren aus dem AT // Schöpfungsgeschichte, Gebete // Kirche (als Institution, als Gebäude, …), Feste im Jahr, religiöse Symbole // Verschiedenartigkeit des Menschen und lebenszerstörende Verhaltensweisen (verbindlicher Inhalt: Drogenmissbrauch…wtf…)
    6. Klasse: das Judentum im Kontext von Jesus, Gleichnisse// christliche Gottesvorstellungen // Apostolisches Glaubensbekenntnis // „Glaubenszeugen“ // Osterbotschaft, Symbol Kreuz, Sakramente // 10 Gebote
    7. Klasse: Judentum zur Zeit Davids, Frau im Judentum, Wunder Jesus’ // Islam, Aberglaube (ja, im gleichen Lernbereich!) // Pfingsten // Erwachsenwerden& Sinn des Lebens
    8. Klasse: Propheten, Vertiefung Jesus // Judentum „allgemein“ // religiöse Sondergemeinschaften // Reformation // christliche Hilfswerke
    9. Klasse: Bergpredigt, Kreuzigung, Gründung, Anfänge der Kirche // Hinduismus, Buddhismus, „Psychokulte“ (ja, wieder im gleichen Lernbereich!) // die verschiedenen christlichen Konfessionen // Sterben, Tod, Auferstehung // nochmal Liebe& Partnerschaft [Vorschlag im Lehrplan: „Sexualität, Aussagen der Bibel, kirchliche Traditionen“]
    Klasse 10: Weltentstehung – Schöpfung vs. Wissenschaft // wie Religionen friedlich zusammen leben [grau ist alle Theorie ] // Freiheit – Verantwortung, Verhältnis Christen – Juden // Leid (Theodizee und sowas)

    Ich hab mir grad auch mal den Lehrplan für katholische Religion angeschaut, der natürlich zT sehr ähnlich ist wie der für den evangelischen RU – neben einigen Vertauschungen und andren Schwerpunkten interessant ist:
    -5. Klasse: hier wird auch „Naturfrömmigkeit“ behandelt
    -6. Klasse: Zeit, Konflikte, Kinderrechte
    -7. Klasse: verbindlich ist, dass man das Thema „Enthaltsamkeit“ behandelt…
    -9. Klasse: Beurteilen des religiösen Marktes vor dem Hintergrund der christlichen Botschaft von der Freiheit und Erlösung des Menschen durch den barmherzigen Gott (na wenn da mal nicht der „Du, du“-Finger rausgeholt wird….), aber auch: Versuchungen der Kirche zum Missbrauch der Macht

    Der Lehrplan für katholischen RU überrascht mich also durchaus positiv, vergleicht man ihn mit dem evangelischen

    Also, so insgesamt würde ich mal sagen, dass das zum Teil recht unlogisch ist – also was so die Themen Erwachsenwerden angeht, dass das einmal in der 7, mal in der 8, mal in der 9 behandelt wird…wobei es da sicherlich kein richtig und falsch gibt, aber ein Kind mit atheistischen Eltern kann sich doch genau in der gleichen Zeit mit Fragen des Erwachsenwerdens beschäftigen wie ein Kind mit christlichen Eltern

    Auf jeden Fall kann der RU nicht die thematische Vielfalt bieten, wie es der EU tut.

    Wenn man also sieht, dass ja (wie es im RU nun mal ist) die meiste Zeit christliche Inhalte behandelt werden, frage ich mich schon, wodurch das legitimiert ist. Die Kommunen und Landkreise sind Schulträger, und die erhalten ihr Geld ja wiederum von allen, egal welcher Konfession sie angehören (oder eben gar keiner).
    Logisch, gäbe es keinen RU, so müsste man eben mehr Ethiklehrer bezahlen, aber die sind an ihr Unterrichtsfach ebenso wenig weltanschaulich gebunden wie ein Physik- oder Sportlehrer und das entspräche sehr viel mehr der gebotenen Trennung von Staat und Kirche.
    Wenn wir mal die Religionsthemen anschauen, stört mich daran schon mal, dass im Plan für evangelische Religion nicht einmal der Begriff der Naturreligionen bzw. der Mythen auftaucht. Dass die in evangelischer Religion geflissentlich ignoriert werden, finde ich sehr bedenklich und das hat echt nichts mit unvoreingenommener Wissensvermittlung zu tun, die der Staat garantieren sollte.
    Die Glaubensinhalte beispielsweise der alten Griechen oder Germanen sind ebenso unser Kulturgut wie das christliche, schaut man sich nur mal unsere Wochentags- oder Monatsnamen an. Oder nehmen wir nur mal das heute begonnene Osterfest [immer wieder schön, wenn Kirchenmitglieder einem am Karfreitag frohe Ostern wünschen -.- ], der Name stammt auch von den Germanen und nicht von den Christen. Oder Osterhase, Ostereier, … als Symbole.
    Und dass wir es nach dem ersten Frühlings-Vollmond feiern, ist ja alles andere als eine christliche Erfindung, sondern hängt wiederum mit Pessach zusammen (bzw. eben mit dem jüdischen Kalender). Aber wenn ich schon sehe, dass das Judentum einer ersten Behandlung im RU nur würdig ist im Zusammenhang mit Jesus und seiner Zeit, dann muss man darüber ja nicht weiter diskutieren. Ach ja, Judenverfolgung, Pogrome etc. können in der 9. Klasse als Wahlpflichtbereich behandelt werden, müssen sie aber nicht. In Ethik ist es in der 6. Klasse verbindlich (eben auf dem entsprechenden Niveau für 11-/12-jährige).
    Ebenso stört mich der Umgang mit „anderen“ Glaubensarten, die als „Aberglaube“ deklariert werden. Was für einen Glaube und was Aberglaube ist, das muss und darf jeder für sich selbst entscheiden. Aberglaube ist ein wertender Begriff.
    Das ist für mich keine Erziehung zu einem selbstdenkenden, mündigen Menschen, zu dem der Werteunterricht in der Schule beitragen sollte.
    Alles in allem hat mich die Lektüre des Lehrplans für RU und dessen Vergleich mit dem EU-Lehrplan nur darin bekräftigt, dass eine voreingenommene, exzessive Auseinandersetzung mit einer Glaubensrichtung (bzw. von deren Standpunkt aus) an einer staatlichen Schule nichts zu suchen hat und es ebenso wenig Legitimation für deren Finanzierung gibt.
    Dass man vor diesem Hintergrund dem EU sogar eine Gleichrangigkeit abspricht (also das, was Steffen ursprünglich vorige Woche gepostet hatte), muss ich wohl nicht noch extra kommentieren.

    Meist hört man ja (auch hier im Thread vor 7 Jahren) drei Argumente für den RU:
    1. „Da lernt man was über Religion.“ --> ist entkräftet, weil man das auch im EU tut
    2. „Da lernt man ja nicht nur über Religion, sondern auch andre Themen.“ --> ist entkräftet, weil man das auch im EU tut
    3. „Es schadet doch niemanden, was über biblische Geschichten zu hören bzw. deren Ethik zu kennen.“ --> Das halte ich für ein ziemlich pauschales Urteil, denn jeder hat da seine eigene Ansicht. Und wenn alle Kinder von christlichen Eltern auf einmal Islam-Unterricht erteilt bekämen, weil das Wissen über die einzelnen Suren des Koran ja nichts schadet, wäre das Geschreie sehr groß.
    Auch wenn wir meinen, dass die Geschichte von dem zu Wein gewordenen Wasser auf der Hochzeit oder die Speisung der 5000 nur nette, nicht ernstzunehmende Geschichten sind, Kindern sollte man das nicht unbedingt anbieten, weil sie vieles eben doch ernst/ wörtlich nehmen. Nicht alle natürlich, aber einige (soll auch Schüler der 7. Klasse geben, die schreiben als Geburtszeit von Jesus 24.12.0 ...)
    Also ich meine, das klingt jetzt so, als wäre das was voooll Schlimmes und Böses, das ist es sicher nicht, in der Christenlehre können sie das gerne behandeln, aber ich möchte eben keine staatlichen Gelder dafür verwendet sehen, dass das Kindern nähergebracht wird.
    Und wie gesagt: staatlich legitimiert sehe ich es nicht, dass eine bestimmte Religion ihre Lehre an staatlichen Schulen verbreiten darf, ob es nun jemandem schadet oder nicht.

    So…noch irgendwelche andren Argumente für RU?
    Ich liebe dieses Leben.

  7. Für diesen hilfreichen Beitrag von Sk8er_Girl dankt:

    esiststeffen (20.04.2014)

  8. #107
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    70
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Wow, zunächst mal danke für diesen monumentalen Beitrag


    Was bei uns das Verhältnis zwischen Ethik- und Religionsschülern angeht (also rein quantitativ gesehen ^^): Es gab auf jeden Fall immer deutlich mehr Ethikschüler, ich schätz mal im aus Ethiksicht ungünstigsten Fall waren es jeweils so 60% Ethik und 40% Religion; aber in der 5. und 6. gab es in meiner Klasse z.B. gar keine Religionsschüler, so dass ich damals auch lange dem Glauben (^^) angehangen habe, dass dieses Fach an unserer Schule gar nicht angeboten wird
    Wir Ethikschüler sind, so weit ich mich erinnern kann, von der 1. bis zur 10. Klasse (ab der 11. gabs ja keine Klassen mehr) durchgängig im Klassenverband unterrichtet worden, die Religionsschüler immer gemeinsam mit Schülern aus anderen Klassen; und als es dann am Ende der 9. darum ging, dass unserer Klassen neu zusammengewürfelt werden (aus vier mach drei), sind sämtliche Religionsschüler aus unserer Klasse auch für das eine Jahr (also die 10.) mit in Ethik gewechselt, damit wir alle als Klasse zusammenbleiben konnten
    (Ach ja, und wie schon irgendwann mal in diesem Thread geschrieben: eine einzige Schülerin gab es mal für eine Weile, die katholisch war und deren Unterricht daher auch nachmittags und wohl auch auswärts stattfand .... übrigens hat sie, so weit ich weiß, heute auch üüberhaupt nichts mehr mit Religion am Hut )



    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    5. Klasse: „Vom Nachdenken über die Welt“ (da geht’s um die Sinne, Kommunikation, aber auch philosophische Methoden, also Gedankenexperiment/ Begriffsanalyse, …) // Mythen // Regeln im Zusammenleben bzw. der Mensch als soziales Wesen // Natur
    6. Klasse: Wahrnehmung, Wahrheit, Lüge // Judentum // Vorurteile, insbesondere Fremdenfeindlichkeit
    7. Klasse: Konflikte (v.a. Konfliktlösung) // Christentum // Globalisierung, Armut, Reichtum
    8. Klasse: Erwachsenwerden (Sinnsuche, Orientierung, Rechte, Pflichten, …) // Islam // religiöse Sondergemeinschaften
    9. Klasse: Lebensstadien, Alter, Sterben, Tod, Freundschaft, Liebe, Sexualität // Hinduismus, Buddhismus // Medien, Werbung, Beeinflussung dadurch
    10. Klasse: Gewissen& Verantwortung // „Eine Ethik für alle?“ (da werden eben Probleme von/ zwischen den Religionen beleuchtet und das Projekt „Weltethos“ von Hans Küng, wem das was sagt)
    Joa, ich denk schon, dass dieser Lehrplan sich so größtenteils mit meinem damals deckt
    Ein bisschen was zu dem, was meinereiner so in den zwölf Jahren Ethik gelernt hat, hatte ich ja damals auch schon mal geschrieben:
    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
    - in der Grundschule gings halt viel um Gefühle und um zwischenmenschliche Beziehungen, halt um Freundschaft und Familie und so was, so ab der 3. oder vielleicht auch schon 2. Klasse haben wir dann was über Christentum, Judentum und Islam gelernt ...... und ich weiß noch, dass wir in der 4. Klasse 'Der kleine Prinz' gelesen haben
    - in den ersten Jahren am Gymnasium haben wir halt mehr oder weniger dieselben Themen gemacht wie in der Grundschule, nur halt etwas vertiefer und gymnasiumsniveauvoller, wir haben halt noch mehr über die genannten Religionen gelernt (und in der 8. oder 9. kamen dann auch noch Hinduismus, Buddhismus, Taoismus u.ä. dazu), außerdem ging es in den betreffenden Jahren um Freundschaft und Liebe, um Sexualität , ums Erwachsenwerden an sich, aber auch um Sachen wie Altwerden und Tod
    - am Anfang der 10. haben sie uns gesagt, dass das Fach von nun an eigentlich besser Philosophie heißen sollte, und genau darum ging es dann auch; die drei letzten Ethikjahre bestanden im wesentlichen darin, dass wir lernten, wie sich welche Philosophen zu welchem Problem geäußert haben und das dann auch diskutiert wurde ..... und in der 11. haben wir zB 'Die Physiker' gelesen
    Ansonsten: Mythologie haben wir so in der 5. und/oder 6. Klasse auf jeden Fall auch behandelt (also griechisch-römische definitiv; ob auch germanische, weiß ich nicht mehr; kann sein, dass es noch vorgesehen und dann aber leider das Schuljahr zu Ende war ^^); und auch das Thema 'Sekten' haben wir vielleicht iiirgendwann mal gestreift (erinnere mich zumindest, dass ich irgendwann mal Material zum Thema Siebenten-Tags-Adventisten raussuchen sollte; aber inwieweit wir dann was dazu im Unterricht gemacht haben, weiß ich wirklich nicht mehr) .... ansonsten, die Themen für die 10. Klasse klingen in diesem Lehrplan schon recht anders, als ich sie aus meiner Zeit (aber eben am Gymnasium) in Erinnerung hab; aber ich denk schon, dass es da schon um einiges philosophiemäßiger zuging als an der sächsischen Mittel-, ach nein, Oooooberschule ^^



    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    Meist hört man ja (auch hier im Thread vor 7 Jahren) drei Argumente für den RU:
    1. „Da lernt man was über Religion.“ --> ist entkräftet, weil man das auch im EU tut
    2. „Da lernt man ja nicht nur über Religion, sondern auch andre Themen.“ --> ist entkräftet, weil man das auch im EU tut
    3. „Es schadet doch niemanden, was über biblische Geschichten zu hören bzw. deren Ethik zu kennen.“ --> Das halte ich für ein ziemlich pauschales Urteil, denn jeder hat da seine eigene Ansicht. Und wenn alle Kinder von christlichen Eltern auf einmal Islam-Unterricht erteilt bekämen, weil das Wissen über die einzelnen Suren des Koran ja nichts schadet, wäre das Geschreie sehr groß.
    Auch wenn wir meinen, dass die Geschichte von dem zu Wein gewordenen Wasser auf der Hochzeit oder die Speisung der 5000 nur nette, nicht ernstzunehmende Geschichten sind, Kindern sollte man das nicht unbedingt anbieten, weil sie vieles eben doch ernst/ wörtlich nehmen. Nicht alle natürlich, aber einige (soll auch Schüler der 7. Klasse geben, die schreiben als Geburtszeit von Jesus 24.12.0 ...)
    Also ich meine, das klingt jetzt so, als wäre das was voooll Schlimmes und Böses, das ist es sicher nicht, in der Christenlehre können sie das gerne behandeln, aber ich möchte eben keine staatlichen Gelder dafür verwendet sehen, dass das Kindern nähergebracht wird.
    Und wie gesagt: staatlich legitimiert sehe ich es nicht, dass eine bestimmte Religion ihre Lehre an staatlichen Schulen verbreiten darf, ob es nun jemandem schadet oder nicht.

    So…noch irgendwelche andren Argumente für RU?
    Woah .... besser hätte ich es nicht ausdrücken können!
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


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  9. #108
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Joa...unser RU-Lehrplan sieht da schon anders aus...irgendwie noch umfangreicher.*klick*

    Ich möchte ja nicht abstreiten, dass Ethik kein sinnvolles Fach ist und ich denke für jemanden, der mit Religion garnichts am Hut hat ist es definitiv sinnvoller, sich dort einzuwählen als in Reli zu sitzen und sich zu langweilen.
    Das ist jetzt vllt auch eher eine persönliche Ansicht aber ich finde, wenn man getauft ist, Konfi/Kommunion/Firmung mitgemacht hat, sollte man auch in den dafür vorgesehenen Unterricht gehen. Bei uns ist es im allgemeinen auch so, dass die Schüler auf diese Feste im Unterricht genauso vorbereitet werden, wie im Konfi-Unterricht usw.
    In meiner Lehrngruppe (Kath.Rel.Q4) ist es auch so, dass wir verschiedene Themen behandeln, die uns interresieren und gucken, welche Stellungen die kath. Kirche dazu genommen hat, was schon verändert wurde usw. Klar kann man das auch in Ethik machen aber ein studierter Theologe kann da dann teilweise doch noch einmal mehr zu sagen, als ein Ethiklehrer.
    Es werden Themen, die die Religion betreffen eben viel tiefgründiger besprochen aber vllt hatte ich auch einfach nur immer Glück mit den Lehrern.
    In der 3.Klasse Grundschule ist es hier auch so, jedenfalls bei mir im Dorf, dass der Pfarrer dort den Unterricht der Kommunionkinder übernimmt und bei uns auf dem Gymnasium unterrichten 2 evangelische Pfarrer.
    Aber wie gesagt, das ist meine eigene Meinung und ich kann nur von der Situation hier im Dorf und bei mir an der Schule berichten. Denke das ist vllt auch in der Stadt noch einmal etwas anderes.

    Und zur Vielfalt: Es kommt auch immer auf den Lehrer drauf an, was er zu den Themen noch hinzunimmt und wie er die einzelnen Themen auslegt. Ich denke, dass jeder Religionsunterricht und Ethikunterricht vielfältig sein kann.
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  10. #109
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Wenn man als Kind/ Jugendlicher etwas von einem studierten Theologen über Religion wissen möchte, dann kann man das doch in der Kirche/ im Konfirmanden-/Firmungsunterricht etc. tun. Es verbietet ja auch der Kirche niemand, über diese bisherigen Aktivitäten hinaus religiöse Bildung (oder allgemein solche, die bisher im RU vermittelt wird) zu vermitteln.
    Wie gesagt, kein Grund, wieso es RU an den Schulen geben sollte.

    Mit der Vielfalt hast du theoretisch Recht, aber alles, was im Lehrplan steht, muss ja erstmal behandelt werden und grad, wenn ich mir so den Krankenstand mancher Lehrer anschaue, wird das schon knapp und es bleibt nicht unbedingt Zeit für was ganz andre.
    Ich weiß nicht, wie das bei euch ist und ich weiß auch, dass das im normalen Lehrerdasein kein Schw... interessiert, aber bei uns gibt es für die Lernbereiche Mindeststunden, also beispielsweise muss man in Ethik 18 Stunden lang das Christentum behandeln.
    Und man hätte ja auch die Möglichkeit gehabt, gleich eine größere Themenvielfalt von seiten der Lehrplanmacher einzubringen
    Ich liebe dieses Leben.

  11. #110
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    Standard AW: Religionsunterricht?

    Aber auch kein Grund, weshalb es nur Ethikunterricht an den Schulen geben sollte.
    Vielleicht bin ich da auch einfach anders erzogen und zu glaübig um diese Logik zu verstehen. Und vielleicht ist das hier auch einfach alles ein bisschen anders was den Unterricht betrifft als bei euch. Wir haben nach wie vor mehr Relikurse als Ethikkurse. Und die Schüler können ja wählen, was sie lieber belegen möchten.

    Das mit der Mindestanzahl haben wir glaube ich auch aber jeder Lehrer regelt das für sich selbst, wie tiefgründig er ein Thema behandeln möchte. Wir haben jetzt sogar mehr Themen behandelt als der Lehrplan vorgesehen hat und das obwohl unser Lehrer 8Wochen krank geschrieben war und wir noch 4Wochen frei hatten wegen Abi ( in anderen Fächern sieht das allerdings etwas anders aus. ).
    Niemand wird ein Superheld, wenn er ganz normal ist! Also sei anders... sei du selbst...

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