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Thema: Berufsberatung/Berufsfindung

  1. #11
    Malibun
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    Zitat Zitat von AndreasZ Beitrag anzeigen
    Es würde mich umbringen, wenn meine Kinder mal fragen würden: "Papa, warum darf ich nicht ins Schullandheim?"
    mich nicht.

    bei klassenfahrten gab es auf dem normalen informationszettel den alle kinder bekommen haben, immer einen zusatzvermerk, dass kinder aus einkommensschwachen familien die klassenfahrt vom staat bezahlt kriegen können.


    nehmen wir mal an, ich hab zwei kinder und stell mit 35 plötzlich fest, dass mein afrikanistikstudium finanziell doch nicht so eine rentabel idee war. warum muss ich dann in münchen (oder frankfurt oder sonst irgendeiner großstadt) in einer vier zimmer wohnung leben? ich würde in eine kleinstadt oder in ein dorf ziehen und meine kinder müssten sich dann halt ein zimmer teilen. in kleinstädten gibt es meistens noch ein ausgebautes öffentliches verkehrsnetz. und selbst wenn ich auf ein auto angewiesen wäre: ein kleiner rattender gebrauchtwagen tuts auch. und dann gibts auch noch die möglichkeit fahrgemeinschaften zu bilden.
    die lebensmittel müssen auch nicht zwingend vom reformhaus sein. ich hab noch nie von jemanden gehört, der an aldi-lebensmitteln gestorben ist.

    und dieses markenklamotten-mobbing wird auch überbewertet. woran sieht man eigentlich, dass jemand markenklamotten trägt?! doch eigentlich nur an diesen großen schriftzeichen. wie oft siehst du jemanden mit nem adidas-schriftzug rumlaufen? ich seh wesentlich häufiger leute mit h&m-klamotten. also ich hab noch nie markenklamotten getragen (find die schriftzüge einfach hässlich und zusätzlich noch viel zu überteuert) und wurde deswegen noch nie komisch angeguckt.

    auch auf essen gehen und große urläube kann man verzichten. und spielzeug ist auch defintionssache. schönes, sinnvolles spielzeug gibts auch für 10€-20€. warum muss es immer die neuste playstation oder ein plasmafernseher sein?


    versteht mich nicht falsch, ich bin nicht naiv und ich weiß auch, dass man mit hartz IV in gewisser weise eingeschränkt ist.
    ich hab aber noch nie von menschen gehört die einen psychischen knacks bekommen haben, weil sie als kind keinen fernseher oder regelmäßigen urlaub im ausland hatten. menschen, die im späteren leben probleme haben, weil sie als kind nicht genügend liebe/aufmerksam (weil die eltern z.B. aufgrund von jobstress nicht genügend zeit für die kinder hatten) gibts dagegen wie sand am meer.

  2. #12
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    warum muss ich dann in münchen (oder frankfurt oder sonst irgendeiner großstadt) in einer vier zimmer wohnung leben?
    Gute Frage...

    ich würde in eine kleinstadt oder in ein dorf ziehen
    Gute Idee, hab' ich schon lange gemacht.

    Und wo arbeitet man da mit einem Afrikanistikstudium, wenn man in den fast reinen Wohnsiedlungen selbst als Rechtsanwaltsangestellte, Mechaniker oder Bäcker (also quasi Allerweltsberufe) meistens keinen Job kriegt? Afrikanistikstudium... Mir fällt jetzt da spontan kein Institut, keine Firma auf irgendeinem Dorf ein.^^

    Also wie so viele Leute auch: Pendeln... mh... also meine Jahreskarte ist in den letzten drei Jahren praktisch jedes Jahr um jeweils 100 Euro teurer geworden und kostet mich im Monat allein der DB-Teil (ohne MVV-Anschlussverkehr in der Stadt!) mittlerweile fast 2000 Euro im Jahr (2005 waren es noch 1700 Euro!!) oder rund 160 Euro im Monat. Und das auch nur, weil ich die dank meiner Eltern auf einmal bezahlen kann, bei Ratenzahlung sind's noch 5% oder sowas mehr.

    Und dank Landleben braucht man jetzt für vieles eben dann doch noch ein Auto, z.B. wenn man für die 4 Leute einkaufen will. Gut, das ist auch in der Stadt schwierig, sofern man nicht neben dem Supermarkt wohnt und die Getränkekästen schnell einzeln jeden Tag rübertragen kann. Tja... und der Spritpreis steigt ja noch schneller als die Bahnkarte.

    und meine kinder müssten sich dann halt ein zimmer teilen.
    Man kann jetzt über Ansprüche diskutieren. Aber zu einem Mittelklasseleben gehört für mich dazu, dass zwei Kinder spätestens mit Beginn der Pubertät ihr eigenes Zimmer haben können. Klar, theoretisch geht's auch ganz ohne Wohnung. Aber das ist dann eben nicht Mittelschicht, wenn ich mal so schaue, wie das bei anderen Leuten hier so ist! Und genau diese Gefahr, dass man da heutzutage sehr schnell immer weiter abrutscht, meine ich.

    in kleinstädten gibt es meistens noch ein ausgebautes öffentliches verkehrsnetz.
    Was für Kleinstädte meinst du? Die, die ein gutes Netz haben, erkennt man wieder an den Wohnkosten... Seit bei uns der Bahnanschluss verbessert wurde, sind die Preise gleich auch wieder gestiegen. Sowas verkauft/vermietet man ja nicht zum Pampapreis.

    und selbst wenn ich auf ein auto angewiesen wäre: ein kleiner rattender gebrauchtwagen tuts auch.
    Dann pass' auf, dass du nicht in einer "Umweltzone" wohnst oder in eine reinfahren willst. Ähm... und die Kfz-Steuer weißt du wie die funzt? Unser neuer kleiner mit Euro IV-Norm kostet 90 Euro im Jahr. Ein kleiner uralter kann auf 200 bis 500 Euro kommen und nunja, Reparaturen können da auch vorkommen. Aber wie gesagt - ich rede vom Mittelschichtanspruch und eben nicht vom Lebensminimum.

    die lebensmittel müssen auch nicht zwingend vom reformhaus sein. ich hab noch nie von jemanden gehört, der an aldi-lebensmitteln gestorben ist.
    Sicher? Das ist wie beim Rauchen. Man stirbt nicht "am Rauchen", sondern z.B. an Lungenkrebs. Kann auch wo anders herkommen, muss nicht mit dem Rauchen zu tun haben, sagt die Tabakindustrie. Klar, übertrieben. Absolut gesund ist vieles dennoch nicht! Ach ja, wir kaufen im Edeka (wir haben keinen Aldi), im Reformhaus nur selten. Aber du hast ja auch mitbekommen, dass selbst beim Billigheimer das Leben teurer geworden ist und im Falle der Milch zu Recht, sofern's die Bauern kriegen. Es kann ja was nicht stimmen, wenn Milch pro Liter nur halb so viel kostet wie Benzin, oder?

    und dieses markenklamotten-mobbing wird auch überbewertet. woran sieht man eigentlich, dass jemand markenklamotten trägt?! doch eigentlich nur an diesen großen schriftzeichen. wie oft siehst du jemanden mit nem adidas-schriftzug rumlaufen? ich seh wesentlich häufiger leute mit h&m-klamotten. also ich hab noch nie markenklamotten getragen (find die schriftzüge einfach hässlich und zusätzlich noch viel zu überteuert) und wurde deswegen noch nie komisch angeguckt.
    Ähm... ich kauf' bevorzugt beim Esprit in München, gute sachen auch beim Hirmer. Sauteuer teilweise, aber dafür hält das Zeug in Form, Haptik und Farbe auch ein bisschen was aus. Man sieht es den Klamotten übrigens kaum an, dass es "Marken" sind. Ich trage ungern gratis Werbung durch die Gegend, ist nicht mein Stil.^^ Es hat aber eben immer seinen Grund, warum eine Sache billig ist... übrigens muss ich nicht Lohndumping, Kinderarbeit oder gar Fälscherbanden fördern... *hust*

    auch auf essen gehen und große urläube kann man verzichten. und spielzeug ist auch defintionssache. schönes, sinnvolles spielzeug gibts auch für 10€-20€. warum muss es immer die neuste playstation oder ein plasmafernseher sein?
    Jaja, selbst die 10-20 Euro können schwierig werden, wenn die Waschmaschine mal verreckt ist und man keine Reserven mehr hat.

    ich hab aber noch nie von menschen gehört die einen psychischen knacks bekommen haben, weil sie als kind keinen fernseher oder regelmäßigen urlaub im ausland hatten. menschen, die im späteren leben probleme haben, weil sie als kind nicht genügend liebe/aufmerksam (weil die eltern z.B. aufgrund von jobstress nicht genügend zeit für die kinder hatten) gibts dagegen wie sand am meer.
    Darum geht's doch gar nicht. Es ist ein Fakt, dass Kinder da wo mehr Geld ist, immer Vorteile haben. Die sind besser in der Schule, machen öfter Abitur, studieren häufiger (weil sie es sich leisten können) und haben die Möglichkeit außerschulische Angebote zu nutzen. Klavierunterricht gibt's nicht gratis, Fußball auch nicht.

    Es ist hier nicht die Frage, was möglich ist. Mit wie wenig Geld kann man wie gut leben, sondern es ist die Frage, was strebt man an.

    Will nicht jeder, der Kinder hat, ihnen ein bestmögliches Leben bieten können? Also ich würde das schon gerne. Wir hatten das Geld nie im Überfluss, so dass man verschwenderisch sein konnte, aber ich musste nie irgendwelche Sozialangebote in Anspruch nehmen. Wenn ich das für meine Kinder machen müsste, z.B. beim Schullandheim, dann wäre das für mich ein Zeichen, dass ich irgendwo versagt haben muss. Vielleicht ist es altertümlich, aber dann wär's trotzdem so. Wenn ich meiner Verantwortung nicht gerecht werden kann, ist das schlimm, vor allem wenn es um die größte Verantwortung geht, die man im Leben haben kann. Ich möchte, dass meine Kinder mal ohne Sorgen aufwachsen können und da gehört eben halt auch einiges an Geld dazu. Nicht nur, aber was nutzt die beste Liebe, wenn sie am Geld zerbricht? Geld bestimmt nunmal den Alltag.

    Jobstress... du sagst es. Das tollste, was man schaffen kann, ist wenn das Gehalt eines Elternteils ausreicht und der andere Zeit hat. Wenn beide rackern müssen (!), wie die blöden, ist das für's Klima nicht so toll. Aber das wird in Zukunft immer schwieriger, fürchte ich.

    Natürlich, wenn man ein kinderloses Singleleben anstrebt und man eben nur für sich selbst verantwortlich ist, darf jeder machen wie er will. Aber Kinder "vorsätzlich" (ach das passt schon) in der "Unterschicht" oder in Gefahr, schnell da zu landen aufwachsen zu lassen, ist ganz schön unfair. Das Kind kann da ja nix für und wie gesagt, je tiefer man ist, da kommt man nicht mehr so einfach raus. Mir tut es immer weh, wenn (z.B. früher in der eigenen Klasse) sehe, wie Kinder fragen "Sind wir arm?" oder eben "Papa, warum fahren wir nie in den Urlaub?".

    Es gibt genug, die quasi mit nix Kinder großziehen, nix haben, rackern und tun, finde ich auch absolut nicht bewundernswert. Aber ein Ideal, dass man im Vorfeld schon anstrebt, kann das finde ich nicht sein. Wenn ich mal 'ne passende Mama gefunden habe, kann das maximal mögliche einfach nur grad so gut genug sein und dafür bin dann unter anderem ich verantwortlich, dass aus einem Zellhaufen mal ein vernünftiger Mensch wird, der's im Leben zu was sinnvollem bringt. Man darf überall bescheiden sein, find' ich gut, bei Kindern hört der Spaß auf. Finde ich. Da darf man nicht mit dem Staat wegen seiner fast schon Kinderfeindlichkeit schimpfen und dann selber die selben Fehler machen, wenn man denn anders könnte.

    Ohje, ich werde alt... Scheiß Hormone.
    Geändert von AndreasZ (30.07.2008 um 03:59 Uhr) Grund: Grund

  3. #13
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    Es gibt genug, die quasi mit nix Kinder großziehen, nix haben, rackern und tun, finde ich auch absolut nicht bewundernswert.
    Natürlich meine ich, dass ich das absolut bewundernswert finde.
    Man streiche also das Wörtchen "nicht".

  4. #14
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    hm, ich finde an euren beiden Ansichten was wahres dran; ich finde schon dass man als Eltern in der Lage sein sollte seinen Kindern Wünsche zu erfüllen (solange sie im Rahmen bleiben und dem entsprechen, was durchschnittliche andere Kinder im gleichen Alter so bekommen; also zB nicht 'sechs Wochen Ferienlager auf den Seychellen' oder 'zum achtzehnten Geburtstag einen Benz oder BMW'); aber wenn ich mir eure Diskussion so ansehe, erinnert mich vieles an diesen Thread

    nun denn, um mal wieder auf das eigentliche Hauptthema 'Berufswahl' zurückzukommen:
    natürlich weiß ich, dass in Deutschland Ingenieure oder naturwissenschaftliche Lehrer gesucht werden, aber genauso gut weiß ich auch, dass solche Berufe nichts für mich wären ...... Mathe, Physik, Chemie waren für mich Hassfächer in der Schule, ebenso wie Wirtschaft & Recht; also warum sollte ich mich noch mal vier oder fünf Jahre bzw. ein ganzes Leben lang damit abquälen? und als Lehrer ist man doch heutzutage für die Schüler nur noch eine Witzfigur und für die Eltern der Sündenbock Nummer eins .... ich bewundere jeden der die Nerven hat sich diesen Beruf trotzdem noch anzutun; ich hätte diese Nerven nicht ..... ebensowenig übrigens für den Arztberuf, vom Ekel (ja ich weiß dass ich von innen auch nicht anders aussehe) mal gar nicht zu reden ^^
    natürlich kenn ich auch Leute die Medizin oder Jura oder Mathe/Physik auf Lehramt studieren; tauschen möchte ich mit ihnen nicht

    und außerdem: wer sagt denn, dass, nur weil heute Ingenieure gesucht werden, dass das in 20 oder 40 Jahren auch noch so sein wird? mein Vater ist zB auch Ingenieur, und zwar Bauingenieur ..... er hat das halt damals in der DDR studiert, weil er eine Berufsausbildung mit Abitur (vllt gaaaaanz grob zu vergleichen mit einem heutigen Fachabitur) gemacht hat, dann diesen Studienplatz und damals das Errichten von riesigen Plattenbaugebieten gerade Mode war; dass sich das Ganze nur sechs, sieben Jahre nach seiner Diplomarbeit doch ein bisschen geändert hat, wer hätte das vorhersehen sollen? ..... dann hat er halt angefangen Geldanlagen und Versicherungen zu verkaufen, macht das nun seit elf Jahren in einem eigenen Büro und ist sehr glücklich damit ..... und wenn man sich mal seine damaligen Bauingenieursstudienfreunde anschaut, haben die, die heute immer noch im Bauwesen tätig sind, eindeutig die Arschkarte gezogen (einer hat vor ein paar Monaten seinen Job bei einer Baufirma verloren, mit 51 Jahren und als Vater zweier noch schulpflichtiger Kinder .... ich weiß gar nicht ob er heute wieder einen hat, aber wer stellt denn so einen jetzt noch ein?)
    und um noch mal auf das besagte väterliche Büro zurückzukommen: er weiß auch, dass ich (als Alleinerbe^^) das Büro später mal nicht übernehmen werde ..... ich könnte diesen Beruf auch nicht machen; er kann halt dieses Fondszeugs und diese Versicherungen seinen Kunden so verkaufen, dass sie wirklich einsehen dass sie sie brauchen, und dass er so was präsentieren kann ohne dabei, wie so manch anderer Geldanlagenmensch, als großtuerisch und selbstverliebt zu erscheinen ..... ich könnte das halt nicht; mich könnte man eher noch dazu bringen dass ich meinen Kunden was abkaufe anstatt umgekehrt ^^


    und um noch ein geeignetes Schlusswort zu haben: meine einstige Wirtschafts- und Rechtslehrerin hat mal gesagt: "Zwei Geschäfte laufen immer: das Geschäft mit dem Sex und das Geschäft mit dem Tod" ...... hm, aber für mich wäre auch weder Zuhälter noch Bestatter ein erstrebenswerter Beruf
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  5. #15
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    Das, was Andi angesprochen hat, ist schon ein Stück weit wichtig oder sagen wir eher, beruhigend. Wenn ich höre, dass genau in 4, 5 Jahren, wenn ich fertig bin, Lehrer gebraucht werden, finde ich das schon beruhigend, klar. ich studiere ja auch nicht, um dann arbeitslos daheim zu sitzen. Aber ich finde es dennoch viel wichtiger, das zu tun, was man mag. Und der Spruch "studier doch Maschinenbau", der hängt mir sonstwo raus. Mich interessiert das nicht; nach einem Semester wär ich durch sämtliche Prüfungen geflogen und tschüss. Und selbst wenn ich es packen würde, Spaß würde es mir keinen machen. Da nützt mir dann das viele Geld auch nix. Also: das Interesse und der Spaß am Beruf stehen meiner Meinung nach vorn, wenn der Beruf nachgefragt wird, umso besser.
    Was die ganze Mittelschicht-Diskussion angeht, das versteh ich auch nicht so richtig. Mit Hartz-IV ist das sicher nochmal härter, aber ich wohn auf nem kleinen Dorf, hab mit der Realschule angefangen; dann hab ich das Abi rangehängt und nun studier ich- es ist also sehr wohl möglich, auch wenn die Eltern nicht sehr viel verdienen. Als ich aufs Gymnasium ging, mussten meine Eltern Busgeld bezahlen und am Anfang des Studiums brauchte ich nen kleinen "Vorschuss"- ansonsten gibts ein Zauberwort namens "Bafög". Insofern ist es meistens (!) einfach wirklich so, "ich kann nicht" wohnt in der "ich will nicht"-Straße

    Und nochmal zum Thema selbst, Mali, ich kann Steffen u Juli eigentlich größtenteils zustimmen, es ist kein Beinbruch, wenn man das Studienfach wechselt und einiges ausprobiert. Natürlich kann man das Risiko vorher mit gezielten Informationen oder Sich-mal-mit-in-den-Hörsaal-setzen (aber du willst dich sicher jetzt einschreiben, da ist es ja zu spät) minimieren. also: informieren und ausschließen, was man nicht will, ist gut, im Studium dann spüren, ob es das richtige ist oder nicht, ist noch besser.
    Ich liebe dieses Leben.

  6. #16
    Avatar von AndreasZ
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    Was die ganze Mittelschicht-Diskussion angeht, das versteh ich auch nicht so richtig.
    Na dann hast du irgendwie das politische Geschehen der letzten Zeit verschlafen. Die sich andeutende "Auflösung der Mittelschicht" (nach unten!) ist eigentlich im Rahmen von so ziemlich allem das große Thema. Wenn die Familie auf einmal doppelt so viel für Gas, Heizöl, Benzin, Strom ausgeben muss als letztes Jahr (das können dann schnell ein paar Tausend Euro sein, die man dieses Jahr mehr ausgeben muss als letztes Jahr!!!) und die Nahrungsmittel auch teurer werden, dann geht das eben nicht spurlos an ihnen vorbei, dann fehlt das Geld irgendwo. Dann kriegen auf einmal immer mehr Leute Probleme mit den Raten für's Haus oder so, die eben bis neulich nicht in Gefahr waren, sozial abzurutschen! Da hilft dann auch kein Bafög...

    es ist also sehr wohl möglich, auch wenn die Eltern nicht sehr viel verdienen. Als ich aufs Gymnasium ging, mussten meine Eltern Busgeld bezahlen und am Anfang des Studiums brauchte ich nen kleinen "Vorschuss"- ansonsten gibts ein Zauberwort namens "Bafög".
    Eben, die typische Mittelklasse. Das Geld reicht und es sind noch ein paar Extras drin, z.B. der Tochter einmal mal einen "Vorschuss" geben. Wenn aber z.B. für's Heizöl der Familie auf einmal 2000 Euro mehr als sonst fehlen? Wenn der Bus, die Bahn und vor allem das Auto immer teurer wird, Strom auch, Lebensmittel ebenso, das verfügbare Geld aber praktisch gleich bleibt? Eben, dann können eben einige den Mittelklasse-Standard nicht mehr halten.

    Schaut ihr Nachrichten? Es ist Sommerschlussverkauf und keiner geht hin. Urlaubsreisen werden kürzer oder fallen ganz aus, sagt die Reisebranche. Das sind die ersten Anzeichen davon, dass es eben der netten Familie von nebenan, die nicht viel hat, es aber immer gereicht hat und noch ein bisschen was schönes drin war (z.B. ein Konzert, das Kino, mal Essen gehen), immer schlechter geht.

    Und wenn ich das sogar in Bayern mitkriege, da wo's den Leuten bundesweit noch am besten gehen soll und sich sogar die CSU vor der Wahl Sorgen machen muss, weil ihre "Wohnstandsmehrheit" plötzlich in Gefahr ist, weil irgendwas nicht mehr stimmt, dann will das was heißen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelschicht

    http://www.welt.de/wirtschaft/articl...zubrechen.html
    http://www.zeit.de/online/2008/10/mittelschicht
    http://www.stern.de/wirtschaft/finan...ht/612978.html

    und außerdem: wer sagt denn, dass, nur weil heute Ingenieure gesucht werden, dass das in 20 oder 40 Jahren auch noch so sein wird? mein Vater ist zB auch Ingenieur, und zwar Bauingenieur ..... er hat das halt damals in der DDR studiert
    Tja... Bauingenieur... der Mittelschicht geht's schlecht, die baut nicht mehr so wie früher. Das geht ja kaum in den Export. Wie gesagt: Maschinenbau, Fahrzeugbau, die Firmen suchen. Wir sind Exportweltmeister, wir verkaufen Hightech in die ganze Welt, das ist unser Kapital. Und die Leute werden genau deshalb gesucht, dass wir das in 40 Jahren auch noch halten können. Man will ja wachsen, das hilft gegen Konkurrenz aus Japan und den USA. Hat man aber keine (neuen) Leute, geht das nicht. Dann muss man u.U. sogar Aufträge ablehnen, obwohl die Nachfrage da wäre.

    Gestern wurde es im ZDF wieder erwähnt: In der Hightechbranche fehlen 70000 hochqualifizierte Leute, davon eben viele Ingenieure. Andere sprechen von 40000 bis 400000 Leuten, je nachdem wie und wen man reinrechnet:

    http://www.focus.de/jobs/arbeitsmark...id_313438.html
    http://www.stuttgart.ihk24.de/produk...eftemangel.jsp
    http://www.zeit.de/online/2007/43/fa...gel-ingenieure
    http://www.tagesschau.de/wirtschaft/...temangel2.html
    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaf...el/559/117433/
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,472277,00.html

    Google, die Ergebnisse der ersten zwei Seiten von einigermaßen namhaften Medien...

  7. #17
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    @andreasz
    also irgendwie geht mir die diskussion gerade zu sehr ins detail. in meine studienfachwahl werde ich sicher nicht mit einberechnen wieviel ein oberteil aus der esprit kinderabteilung kostet.
    um das ganze mal etwas allgemeiner auszudrücken:
    1.) man hat, egal mit welchem studiengang, nie die sicherheit später einen lukrativen arbeitsplatz zu finden. in 5 oder 10 jahren kann es schon wieder so viele maschinenbauer geben, dass der arbeitsmarkt überfüllt ist
    2.) es gibt verschiedene lebensstile. der eine braucht klasvierstunden inklusive eigenem flügel zuhause, ein eigenes kinderzimmer für jedes kind, den jeweils neusten ipod, und markenklamotten, der andere nicht. ich habe 19 jahre lang keines dieser sachen (abgesehen von dem eigenen zimmer, das ich aber auch nicht immer hatte) gehabt (nicht unbedingt aus geldmangel, sondern vorallem aus desinteresse) und nichts vermisst.
    3.) sollte man doch irgendwann merken, dass man einen höheren lebensstandard will und mit dem erlernten beruf/studium dies nicht finanzieren kann, kann man sich immer noch für eine weiterbildung/neue ausbildung/anderen studiengang entscheiden. ich bin gerade erst 19 geworden, ich sehs nicht ein jetzt schon an irgendwelche kinder zu denken. ich hab alle zeit der welt mich erstmal in allen möglichen bereichen auszuprobieren
    4.) ich halt nicht viel von der früher-war-alles-besser-denkweise. strompreis- und bezinerhöhungen gab es früher auch schon. warum sollte es mir gerade jetzt das genick brechen?! (nein du brauchst mir jetzt keine ach so vielsagenden statistiken vorlegen, die würd ich mir eh nicht angucken xD)



    @sk8er_girl
    Insofern ist es meistens (!) einfach wirklich so, "ich kann nicht" wohnt in der "ich will nicht"-Straße
    in dem zusammenhang muss ich diesem satz ausnahmswise mal zustimmen.

    ne ich hab noch nicht vor mich jetzt einzuschreiben. ich hab keine ahnung wann ich mit dem studium anfangen werde, aber bestimmt noch nicht zu diesem wintersemester (sommersemester 09 vielleicht auch noch nicht). die idee mit dem sich-in-den-hörsaal-setzen find ich gut. werd ich auch bestimmt mal machen, soweit ich weiß in welche richtung es in etwa gehen soll.



    @steffen
    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
    Mali wird – was einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden sollte – von Andi heiß geliebt
    .... genau 89 Zeichen, und es macht Mali glücklich
    wieso sollte mich das glücklich machen?! ich liebe doch nur dich schätzelein

  8. #18
    Avatar von AndreasZ
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    Standard AW: Berufsberatung/Berufsfindung

    1.) man hat, egal mit welchem studiengang, nie die sicherheit später einen lukrativen arbeitsplatz zu finden.
    Äh... in manchen schon. Manche kriegen sogar das Studium unter Vorbehalt dass man es fertig macht, vom späteren Arbeitgeber bezahlt...

    es gibt verschiedene lebensstile
    Völlig richtig.

    der eine braucht klasvierstunden inklusive eigenem flügel zuhause, ein eigenes kinderzimmer für jedes kind, den jeweils neusten ipod, und markenklamotten, der andere nicht. ich habe 19 jahre lang keines dieser sachen (abgesehen von dem eigenen zimmer, das ich aber auch nicht immer hatte) gehabt (nicht unbedingt aus geldmangel, sondern vorallem aus desinteresse) und nichts vermisst.
    Das ist die "Wir hatten nie was, Bub du brauchst auch nix"-Haltung. Die hat ganz unten Leute gefördert, die in 3. Generation von Hartz IV leben, die das als völlig normal und unumgänglich ansehen.

    3.) sollte man doch irgendwann merken, dass man einen höheren lebensstandard will und mit dem erlernten beruf/studium dies nicht finanzieren kann, kann man sich immer noch für eine weiterbildung/neue ausbildung/anderen studiengang entscheiden.
    Ich hab' 'ne Bekannte, die ist 21 und fertige Rechtsanwaltsangestellte und regt sich mordsmäßig auf. Sie würde gerne Abi machen und Jura studieren, kann aber nicht. Denn von was sollte sie leben? Das Geld aus der Arbeit fehlt und wie ich die ganze Zeit versuche zu erklären, Sparen geht nur relativ schwer, das geht alles für die ganzen steigenden Kosten drauf, was wiederum der Grund für einen Teil der ganzen Unzufriedenheit ist...

    ich bin gerade erst 19 geworden, ich sehs nicht ein jetzt schon an irgendwelche kinder zu denken. ich hab alle zeit der welt mich erstmal in allen möglichen bereichen auszuprobieren
    Von mir aus darfst du machen, was du willst. Ich bin der letzte, der irgendwem Vorschriften machen will, aber meinst du nicht, dass das ein bisschen kurzsichtig ist?

    Ich hab' mit Ende 17 die Schule geschmissen und bin spätestens seit ich 20 unter dem Eindruck der Realität und der Frage "Na, wie sieht deine Zukunft aus?" der Meinung, dass das der größte Fehler meines Lebens war. Mit 17 war ich da noch ganz anderer Meinung. Wer braucht schon Abitur und sowas wie Studium?

    ich halt nicht viel von der früher-war-alles-besser-denkweise. strompreis- und bezinerhöhungen gab es früher auch schon. warum sollte es mir gerade jetzt das genick brechen?!
    Ach Mali, weil's so ist.

    Wenn die Inflation x% beträgt, ich aber x% mehr Geld bekomme, ist alles wie immer. So war das früher mehr oder weniger, alles noch kein großes Problem. Wenn die Inflation aber weiterhin x% beträgt, mein Gehalt aber gleich bleibt, hab' ich effektiv weniger Geld in der Tasche. Und dann mit weniger Kaufkraft für Strom, Gas, Heizöl, Benzin in einem Jahr gleich mal bis zu 50% mehr ausgeben soll, als früher? Woher nehmen? Ich muss also irgendwo sparen oder auf Reserven zurückgreifen, die ich dann aber eben nicht mehr habe. Und genau das ist eine große Gefahr, die eben nicht so ist wie früher.

    Wie willst du alles so machen wie immer egal auf welchem Standard, wenn du aber real weniger Geld hast und gleichzeitig alles stark teurer wird??

    (nein du brauchst mir jetzt keine ach so vielsagenden statistiken vorlegen, die würd ich mir eh nicht angucken xD)
    Es muss keinen beeindrucken... aber nachher, wenn's dann alle im Alltag mal selber spüren und selber mit dem selbst erwirtschafteten Geld auskommen müssen, gibt's dann hier Themen wie "Hilfe, am Ende des Gelds ist noch so viel Monat übrig"...

    Es ist eben leider nicht mehr so, dass man wie früher von jedem Beruf "leben" kann.

    Du musst übrigens NICHT Maschinenbau studieren. Das war nur ein Beispiel. Ich wollte nur dringend davor warnen, irgendwas zu machen, nur weil es einem vielleicht gefällt oder man grad nicht weiß was man sonst machen soll, aber nicht zu wissen, was man dann später damit macht. Niemand kauft ein Gerät bei dem er nicht weiß wozu es gut ist, das sollte man mit seinem Leben am besten auch nicht machen. Die Frage nach Geld ist vielleicht in deinem Alter, wenn man noch ganz andere Ideale hat (weil man sich wie man sieht, mit der Wirtschaft kaum beschäftigen musste, deine Eltern haben einen guten Job gemacht!) uncool, aber wenn du dann selbst davon leben musst und dann vielelicht wie so viele schneller als du es JETZT für möglich hältst doch 'ne Familie hast, ändert sich das gaaaaaaanz schnell. Echt.

    Nimm's einfach als gut gemeinten Tipp von jemanden, der mit 4 oder 5 Jahren Vorsprung schon in den Löchern drin war, die auch auf deinem Weg liegen werden, auch wenn du sie jetzt vielleicht noch nicht sehen kann. Ob du auch reinfällst oder nicht, hängt von dir ab.

  9. #19
    Malibun
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    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    ich glaub ich werd noch mit mitte/ende zwanzig bei meinen eltern sitzen und den ganzen tag nur im forum verbringen.
    Gruselig wie gut damals schon meine hellseherischen Fähigkeiten funktonierten... (wobei, um das ganze zu relativieren, ich ja nur im (xten) Urlaubssemester bin, und es bald auch wieder los geht mit der Uni).


    Was den finanziellen/ökonomischen Aspekt bei der Berufsfindung betrifft: Ich bin immer noch dafür, dass (zumindest für mich) Interesse vor Finanzen gehen sollte. Ich selbst studiere mit Soziologie ja jetzt auch kein Fach, das unbedingt dafür bekannt ist, dass man damit fett Kohle scheffeln kann (Außnahmen bestätigen die Regel). Dennoch erlebe ich mittlerweile immer mehr, wie sich die Leute wegen Praktikas und Lebensläufen verrückt machen, und wie schwer der Berufseinstieg bei vieler meiner Bekannten ist. Auch merke ich so langsam, dass ich eigentlich schon Lust auf ein zukünftiges Leben irgendwo in der Mittelschicht habe (muss nicht unbedingt obere Mittelschicht sein, aber wenn ich mir gewisse Standards leisten könnte, wär das schon nicht schlecht). Ich würde mir vielleicht gewisse Studienentscheidungen (z.B. Kombi Philosophie und Afrikanistik) zweimal überlegen. Vielleicht seh ich mittlerweile ein paar Dinge nüchterner als noch 2008, wenn auch ich immer noch der Meinung bin, dass Interesse an dem was man tut, nicht zu unterschätzen ist.

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