Wahlen 2009

[Juli]

Ich bin relativ informiert, und ich bin auch überzeugt davon, dass ich mein Kreuzchen "richtig" gemacht habe.
Allerdings finde ich schon, dass die Regierungsdauer etwas damit zu tun hat, wie gut oder schlecht ihre Politik ist. Denn wenn sie für die Bürger schlecht wäre, würden diese bei der nächsten Wahl ihre Stimme anders vergeben. Haben sie aber nicht, also muss es ja gut gewesen sein. Oder nicht?

Was ich eigentlich wissen wollte, ist:
Was genau sehr ihr jetzt für euch persönlich schlecht?
Ich meine nicht "die Partei xy steht für z", sondern "die nun kommende Koalition hat für mich als *hierbeliebigennameneinsetzen* die Auswirkung abc" bzw. "hätten wir eine andere Koalition, wäre mein Leben zukünftig besser, weil..."

Ich für mich persönlich sehe diese direkte Auswirkung nämlich nicht, ehrlichgesagt. Ich arbeite noch nicht und zahle noch keine Steuern. Ich habe noch keine Familie um deren Kinder ich mich sorgen muss - etc.
Natürlich könnt ihr mir jetzt enorme Naivität, Ignoranz und Egoismus vorwerfen - aber zu dem Thema hatte ich vor einiger Zeit einen anderen Thread eröffnet.

[23zwerge]

Was so schlecht an der Schwarzen Gelben Koalition ist?

Allein schon der Punkt Atomkraftwerke ist für mich entscheiden. Dann: Muss ich jetzt Angst haben, dass noch mehr Truppen in den Irak etc. geschickt werden?
versprochene Steuererleichterungen - was wird dann dafür gekürzt?

Mein persönliches Gefühl sagt: Was kommt nun?

und: (jetzt werde ich polemisch) feiert jetzt nicht nur Frau Merkel, sondern auch Herr Westerwelle im Kanzleramt?

[Sk8er_Girl]

Wenns nicht so traurig wäre, würd ich ja drüber lachen, dass alle die SPD als den großen Verlierer sehen. Der noch größere Verlierer ist doch aber Deutschland, ganz eindeutig!!!!
Was ist an Schwarz-Gelb schlecht? Tja, was ist denn dran gut, fangen wir doch da mal an.

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Ach ja, stimmt. Na ein Glück, dass wir die haben!
-wie 23zwerge sagte: Atomkraft voraus! Das sind wirklich strahlende Sieger.
-Kein Mindestlohn. Wozu auch? Der typische FDP-Wähler an sich lacht sich über 7,50 die Stunde kaputt, der verdient das doppelte.
-Schäuble darf weiter seinen Kontrollwahn ausleben- wems gefällt.
-Kündigungsschutz wird gelockert- ach ja, das sorgt ja für "Flexibilität"
-Guidolein steht wahnsinnig auf Studiengebühren- ich kann mir auch nichts Geileres vorstellen, als 500 Euro im Semester abzudrücken. WIE GERECHT!!!!!!!!!!!!!!!
-Krieg rockt- je mehr tote Taliban, desto mehr Frieden- welch ausgereifte Rechnung!

Ich könnt den ganzen Tag so weitermachen und um Deutschland weinen- aber vielleicht zeigen die schwarz-gelben Supermenschen ja bald ihr wahres Gesicht, so wie hier in Sachsen.
Vor fünf Jahren fanden sie unsren Landtag noch zu groß und sie fanden es dekadent, dass es 3 Landtagsvizepräsidenten gab. jetzt halten sie an der übermäßig großen Zahl von Abgeordneten fest und na klar- der dritte Vize gehört der FDP!
Selbst hier hat die FDP 14% gekriegt- das ist echt krass. Hier gibts so wenig Unternehmer wie Palmen, dafür viel Mittelschicht. Aber klar, wählen wir FDP!
Ansonsten sind die Leute hier intolerant hoch achzig, aber einen schwulen Außenminister, den hätten wir gern! (Ich persönlich hab natürlich nichts gegen Schwule. Meinetwegen kann Wowi bald putschen und rot-rot-grün ermöglich ich erinnere mich nur, als hier voriges Jahr eine Lesbenhochzeit stattfand- das fanden sie alle abstoßend. Aber Westerwelle finden sie gut. Schon schräg.)

Zur SPD: in der Berliner Runde gestern tat mir Steinmeier richtig Leid, der war ja total traurig und ich hatte auch den Eindruck, dass er das wirklich ist und nicht nur spielt. Mit den Phrasen, wo alle Politiker immer noch was Gutes rausholen, wars ja dann auch vorbei. Steinmeier find ich sympathisch, aber wenn man die SPD wirklich erneuern will, muss er wohl auch gehen. Oder er muss sich selbst in Richtung links öffnen.

[andrea81]

Erstmal für Kristin!

Was ich eigentlich wissen wollte, ist:
Was genau sehr ihr jetzt für euch persönlich schlecht?

Was schlecht für MICH ist? Ganz klar: die zukünftige Regierung hat in ihren Wahlprogrammen in einster Weise etwas über die Integration Behinderter gesagt. Stattdessen nur, dass sie mehr Geld fliessen lassen wollen. Aber was bringt mir mehr Geld, wenn ich dafür tagtäglich von meinen Mitmenschen diskriminiert etc. werde? Um es mal ganz krass auszudrücken? Abgesehen davon, dass man der Meinung ist, dass Behinderte kein Recht auf Beschäftigung haben. Sorry, aber da vergeht mir einfach nur noch alles!!!
Ausserdem finde ich allgemein deren "Sozialpolitik" bescheiden, oder besser gesagt das "Familienbild" mehr als überholt. Sorry, aber wir leben im 21. Jhd! Da bringt es auch nichts, wenns n homosex. Aussenminister gibt! Wie Kristin ja auch schon sagte...

[Sk8er_Girl]

@Andrea:

wenn ich jetzt nochmal meinen Beitrag lese, merke ich erst, wie ich da vorhin wieder wütend geworden bin Ich bins aber auch immer noch und im schlechtesten Fall bleibe ich es 4 Jahre lang....
Nochmal was zum Thema: ich hatte in meinem Leben zum Glück noch nichts mit Hartz 4 zu tun, und wenn mein Studium klappt, dann bin ich auch nicht auf Mindestlohn angewiesen. Ich wohne auch hunderte Kilometer vom nächsten Atomkraftwerk entfernt. Ich war noch nie in Afghanistan, um die Lage zu beurteilen.
Trotzdem gibt es einfach Schweinereien, die die rechten Parteien anstellen, wo mir die Galle hochkommt. Man muss nicht selbst betroffen sein, um etwas ändern zu wollen- genau das macht ja die Sozialgesellschaft aus. Die Stärkeren helfen den Schwächeren.
Die rechten Parteien jedoch stärken die, die schon stark sind und nennen Hartz-4-Empfänger "die Findigen" (Sozialleistungen nur für Bedürftige, nicht für Findige- anscheinend finden sie das raus, indem Schäuble bei jedem Bundesbürger unterm Sofa liegt und lauscht.)
Strahle-Guido wird das Lachen bald vergehen, denn nach 11 Jahren Opposition kann man erstmal den Mund aufsperren, aber dann sollten auch Taten folgen. Die sehe ich nicht!

Außerdem geht mir die andauernde Linken-Verunglimpfung auf den Geist. Hab grad wieder mal in einem andren Forum von den dummen Ossis gelesen, die nur Linke und NPD wählen. Bei der NPD stimme ich zu- die haben auch schon die richtige Farbe, die zu ihren Grundgedanken passt.
Die Linkenverunglimpfung ist langweilig, wenn es mich nicht so ärgern würde. "Wollen die Ossis ihre DDR wieder oder was?" Mittlerweile ist die Linke auch in Westdeutschland vertreten und es geht einfach um soziale, linke Politik. Mit DDR hat das nur insofern zu tun, als dass Kommunismus eben auch links war. Zb findet die Linke, dass Verstaatlichung von Banken durchaus nicht nur eine Ausnahme sein sollte- okay. Mit Stasi, Honecker u.ä. hat das aber nichts zu tun, das ist generell linkes Gedankengut, und wer's nicht mag, solls nicht wählen.
Ich selbst hab auch nich die Linke gewählt, weil ich manches zu extrem finde (mir reichen auch umfangreiche Nachbesserungen an Hartz 4, abschaffen und was neues schaffen frisst auch Geld- zum Beispiel).
Aber ich hätte mir doch mehr Direktmandate für die Linken gewünscht. Hier in Sachsen ist schwarze Einöde- schrecklich. In Sachsen-Anhalt dagegen waren 5 von 9 Wahlkreisen links, darunter auch Halle vielleicht sollte ich meinen Erstwohnsitz doch noch umlegen *ggg*

[jacarie]

.... ich kann mich euch nur anschließen!
Für mich persöhnlich kann ich noch sagen: ich glaube, die SPD wäre mit Müntefering als Kanzlerkandidat besser beraten gewesen. Für mich ist dieser Mann total symphatisch und er macht einen ich sage mal 'direkteren' Eindruck auf mich als Steinmeier. Also ich glaube, er hält das, was er verspricht, auch mal wirklich ein und er weiß wovon er redet. Nichts gegen Steinmeier

[Juli]

Wenn ich mir dann vor Augen führe, dass die Linke für den Austritt Deutschlands aus der EU ist, denke ich mir aber auch meinen Teil.


Was ich aber noch gesagt haben wollte:
Ich werde zwar nicht sagen, wen oder was ich gewählt habe.
Aber ich sage auch nicht, dass ich schwarz-gelb gut finde oder dass ich es schlecht finde. Ich sage auch nicht, dass ich rot-(rot-)grün gut fände oder schlecht.
Ich habe meine Meinung zur aktuellen Politik und meinem Verhältnis dazu - ich wollte lediglich eure Meinung dazu hören...

[VJ_Nicky]

Mir ein wenig schlecht, wenn ich lese, dass die CDU/FDP in eine rechte Ecke geschoben wird...

Auch wenn ich mich nicht groß zu äußern möchte, worin ich die großen Vorteile einer schwarz-gelben Regierung sehe, möchte ich nur eines hervorheben, was hier schon einmal genannt wurde: Es gibt in meinen Augen kein "gut" oder "schlecht", zudem würde ich mir niemals anmaßen, meine politischen Aussagen sind die "guten" und "richtigen". Ich akzeptiere die politischen Meinungen anderer (es sei denn, sie sind extremistisch) und beschimpfe auch keine Politiker anderer Parteien. Eine Opposition ist schließlich auch wichtig.

[esiststeffen]

grundsätzlich und generell gilt: wer der Meinung ist, man könne, geschweige denn man müsse einen Staat nach betriebswirtschaftlichen Erwägungen und nach dem Prinzip der Gewinnmehrung führen .... der hat meiner Meinung nach schlicht und einfach absolut nicht verstanden, wozu ein Staat da ist und warum wir ihn brauchen

Außerdem geht mir die andauernde Linken-Verunglimpfung auf den Geist. Hab grad wieder mal in einem andren Forum von den dummen Ossis gelesen, die nur Linke und NPD wählen. Bei der NPD stimme ich zu- die haben auch schon die richtige Farbe, die zu ihren Grundgedanken passt.
Die Linkenverunglimpfung ist langweilig, wenn es mich nicht so ärgern würde. "Wollen die Ossis ihre DDR wieder oder was?" Mittlerweile ist die Linke auch in Westdeutschland vertreten und es geht einfach um soziale, linke Politik. Mit DDR hat das nur insofern zu tun, als dass Kommunismus eben auch links war. Zb findet die Linke, dass Verstaatlichung von Banken durchaus nicht nur eine Ausnahme sein sollte- okay. Mit Stasi, Honecker u.ä. hat das aber nichts zu tun, das ist generell linkes Gedankengut, und wer's nicht mag, solls nicht wählen.

witzigerweise hatte ich gerade kurz vor Erscheinen deines Beitrags die Mitgliederzahlen der Linken-Landesverbände entdeckt - da sehen wir, dass die ostdeutschen Verbände (wie schon seit Jahren) kontinuierlich im Schrumpfen begriffen sind (und zwar ausnahmslos), während die westdeutschen Landesverbände an Mitgliedern zunehmen .... soviel zur Ossipartei

und ich sage jedem, der heute äußert 'Mit der Linkspartei wird es keinerlei Zusammenarbeit geben' oder 'Die Linke ist ganz einfach nicht fähig, ein Land zu regieren': es wird früher oder später auf euch selbst zurückfallen (hat man ja schon letztes Jahr in Hessen ein Stück weit gesehen)
wie ich schon geschrieben habe: die Linke ist nun einmal da, so sehr die anderen Parteien (SPD inbegriffen) auch zetern mögen; und durch Zetern, und noch weniger durch Ignorieren, wird sie nicht weggehen, im Gegenteil .... man hat, wenn man die Wahlkämpfe der SPD verfolgt (ich sage nur Thüringer Landtagswahl), oft immer noch den Eindruck, ihr politischer Hauptgegner seien nicht CDU und FDP, sondern die Linken ..... und so lange sich das nicht ändert, braucht die SPD (und die Grünen mit ihr) sich nicht groß zu beschweren

Mir ein wenig schlecht, wenn ich lese, dass die CDU/FDP in eine rechte Ecke geschoben wird...

Moooooooment ..... Mali hat ja ausdrücklich geschrieben, dass sie mit 'rechts' nicht 'rechtsextrem' meint .... es ist nun mal so in diesem Land, dass es ein breites, breites Spektrum an politischen Meinungen gibt, die auf der einen Seite bei der NPD anfangen und auf der anderen Seite irgendwo bei DKP, MLPD und wasweißichnichtalles aufhören - und dazwischen liegt halt eine Reihe von vielen, vielen Parteien, und genau in der Mitte zwischen NPD und MLPD liegt ein kleines, unsichtbares Strichlein, das eben die genaue Mitte des politischen Spektrums markiert .... und je nachdem, auf welcher Seite dieses kleinen Strichleins sich eine Partei befindet, so ist sie halt links oder rechts .... aber wie weit sie nun von der Mitte entfernt liegt und wie weit vom äußersten Rand, ist damit noch lange nicht gesagt - die CDU kann man, meiner Meinung nach - mit dem gleichen Recht als 'rechts' bezeichnen wie die SPD als 'links'
(wobei ich ergänzen möchte, dass mir durchaus klar ist, dass der Begriff 'rechts', politisch gesehen, eine gewisse Vorbelastung hat; ich würde mich vermutlich auch scheuen, ihn auf die CDU/CSU - wobei Franz Josef Strauß mal gesagt hat: 'Es muss gewährleistet sein, dass sich die demokratische Rechte bei uns aufgehoben fühlen soll' - oder auf die FDP anzuwenden ..... aber in der Sache gebe ich Mali Recht )

Es gibt in meinen Augen kein "gut" oder "schlecht", zudem würde ich mir niemals anmaßen, meine politischen Aussagen sind die "guten" und "richtigen". Ich akzeptiere die politischen Meinungen anderer (es sei denn, sie sind extremistisch) und beschimpfe auch keine Politiker anderer Parteien. Eine Opposition ist schließlich auch wichtig.

also ich für meinen Teil finde es selbstverständlich, dass man die Partei wählt, von der man meint, dass sie die die 'guten' und 'richtigen' Ansichten hat (zumindest die besseren und richtigeren als andere) ..... aber gut, so liest sich dieser Satz, als könnte er von Guido W. persönlich stammen; am Ende eben doch mehr heiße Luft als ein wirklicher, eindeutiger Standpunkt
und ihr wollt eine Opposition, sagst du? die könnt ihr haben ..... und ihr werdet sie haben!

[rovo]

grundsätzlich und generell gilt: wer der Meinung ist, man könne, geschweige denn man müsse einen Staat nach betriebswirtschaftlichen Erwägungen und nach dem Prinzip der Gewinnmehrung führen .... der hat meiner Meinung nach schlicht und einfach absolut nicht verstanden, wozu ein Staat da ist und warum wir ihn brauchen

Hat Deutschland jemals Gewinn gemacht? Man kann ja schon froh sein, wenn die Schulden nicht schneller wachsen... Grundsaetzlich ist das natuerlich nicht der Zweck eines Staats, aber eine einschraenkende Groesse. Das Geld, das ausgegeben wird, muss ja irgendwo her kommen, hauptsaechlich eben durch Steuern. Wenn mehr Geld ausgegeben als eingenommen wird, muss das Geld ja von jemand anderem kommen - und der wird es auch mal wieder zurueck haben wollen. Auf betriebswirtschaftliche Erwaegungen ganz zu verzichten waere fatal - wenn du es denn so extrem meintest.