Also zu Horst Köhler: ich hab irgendwie gelesen, dass sein Zuspätkommen ein "Nachspiel" haben soll? Find ich übertrieben. Andrerseits, wenn er schon wieder gewählt wird, hätt er nicht erst nochmal nach Hause fahren müssen *gg*
@Flinkman:
stimmt, ich gebe dir teilweise Recht, allerdings nicht unabsichtlich durch Widersprüche, sondern schon bewusst. Nur bin ich da eben auch zwiegespalten...in der Weimarer Republik gab es auch sehr viele Parteien, hat es ihnen was gebracht? Nein, denn es wurde ja die 5%-Hürde eingeführt.
Ich finde Parteien generell blöd, also natürlich braucht man sie für Abstimmungen oder so, aber gerade wenn ich von der Bundestagswahl höre "G. Schwan hatte 10 Stimmen weniger als erwartet"...ja was? Eigentlich ist man doch nur seinem Gewissen verpflichtet?
Du hast natürlich Recht, dass die Grünen vor einiger Zeit nur ein kleines Licht waren. Aber ich denke, dass dies eher eine Ausnahme ist. Nicht alle ca. 25 oder 30 Parteien, die zur Europawahl antreten, werden sich langfristig halten und über 5% kommen.
Mein Argument ist halt, dass bestimmte Forderungen nicht nur von einer Partei vertreten werden. Bei mir waren bei diesem Wahlomat auch die Punkte ganz knapp verteilt zB....und deshalb werde ich eben wahrscheinlich nicht die Partei wählen, die keine Chancen hat, nur weil sie mir in einem Punkt mehr zustimmen als andere
Das heißt: ich stehe auch hinter einem Kreuz hinter der SPD oder der Linken, denn es gibt ja nicht nur die eine glorreiche Partei und alle andren taugen gar nichts!
Ich weiß, dass du vom theoretischen her Recht hast, aber es wählt ja auch irgendwo das Gefühl mit^^
Ich liebe dieses Leben.
@Sk8er_Girl:
Okay, es kristallisiert sich durchaus heraus, dass unsere Ansichten gar nicht mal so verschieden sind.
Ich fänd ein System gut, in dem man - WENN man schon eine 5%-Hürde hat - eine Stimmpriorisierung angeben kann. Also wo ich als Wähler etwa sagen kann: "Ich wähle mit Priorität 1 die Piratenpartei; wenn die unter 5% liegen, ist meine Priorität 2 bei den Newropeans; und wenn dies auch nicht wuppen, wähl ich die Grünen." So wäre keine Stimme "verschenkt", aber das ist ohne elektronische Wahlsysteme kaum zu machen... und da haben wir ja gesehen, dass wir noch meilenweit weg von einer revisionssicheren elektronischen Wahl sind.
Mir gehts ähnlich, beim Wahlomaten teilen sich Platz 1, 2 und 3 jeweils zwei Parteien. Wirklich wählen würde ich von denen zwei, es käme noch eine weitere dazu, die nicht unter den Top 6 ist. (Lustig ist Platz 1: Die Frauen. Juhu, ich bin Feminist!)
Zur Weimarer Republik: Die WR hatte keine 5%-Hürde und viele zersplitterte Fraktionen. Sie ist allerdings nicht, wie landläufig immer vermutet, an den vielen Splitterfraktionen gescheitert, sondern daran, dass das deutsche Reich noch nicht reif für ein demokratisches System war - weder von der Bevölkerung her noch von der Exekutive. Besonders als Ende der 20er die Weltwirtschaftskrise einsetzte, wünschten sich viele Zustände zurück, in denen sie "geführt" werden. Die junge Demokratie war mit den Krisen völlig überfordert, und zusätzlich empfanden viele den Versailler Vertrag mit den darin festgelegten Reparationen als Schande. All diese Rahmenumstände gibt es heute nicht mehr, so dass es leichtfällt, von der heutigen Perspektive aus nur die reinen Zahlen zu sehen. Wenn ich mich recht erinnere, wurde es in meinem damaligen Geschichtsunterricht auch nicht wirklich deutlich. (Jahreszahlen pauken war schon immer sinnlos...)
Ich war nicht dabei, sicher. Dennoch: eine fehlende 5%-Hürde ist ganz sicher nicht ausschlaggebend für den Fall der Weimarer Republik. Im Gegenteil: eine Mehrparteienlandschaft belebt die Themengebiete. Wenn die Regierungs- oder Oppositionsparteien die Themen der Kleinparteien aufgreifen - und zwar vor UND nach der Wahl -, dann kann man das auch als Sieg der Kleinparteien werten.
@Flinkman:
natürlich war die Nicht-5%-Hürde nicht daran Schuld, dass die Weimarer Republik unterging. Aber es war eben eine Sache (finde ich), die noch nicht ausgereift war und deshalb 1949 anders geregelt wurde.
Prinzipiell wäre es sicherlich nicht schlecht, wenn im Europaparlament bzw auch anderswo Menschen mit vielen verschiedenen Meinungen säßen.
Also d.h., noch mehr als bisher. Aber jede Meinung hat auch immer eine Gegenmeinung, und so würden sich wohl viele auch blockieren und in Lager teilen. Ich finde halt, dass es -GANZ grob gesehen- schon genug Parteien gibt. Natürlich kann sich auch mal wieder was Neues hervortun.
Viel besser wären doch mal frische Ideen von verschiedenen Menschen, nicht von verschiedenen Parteien, die sich mal ein Programm ausgedacht haben.
Aber deine Idee fänd ich gut, das wär mal was würde zB auch bei Bürgermeisterwahlen oder ähnlichen einen zweiten Wahlgang verhindern
Ich liebe dieses Leben.
sehr interessante diskussion, die ihr da habt. soll man die partei wählen, hinter man wirklich inhaltlich steht oder die, die eher eine erfolgschance hat? schwierige frage, die ich mir auch immer wieder aufs neue stelle. gerade momentan wo man die beiden großen volksparteien schon fast nicht mehr voneinander unterscheiden kann...
ich bin aber trotzdem absolut gegen die abschaffung der 5%-hürde. wozu das führen kann, hat man nicht nur in der weimarer republik gesehn sondern kann man auch heutzutage noch in italien gut beobachten. was bringt es mir, wenn jeder zweite abgeordnete einer anderen partei angehört? gut da hätte man viele verschiedene blickwinkel, aber ich glaube, dass das wie sk8ergirl schon gesagt hat, eher dazu führen würde, dass sich die parteien gegenseitig blockieren, nichts zustande kommt, und es jedes jahr neuwahlen gebe.
gut finde ich allerdings deine (flinkmans) idee mit der stimmpriorisierung. und bei dir (sk8ergirl) hab ich auch noch einen satz gefunden, der mir sehr gut gefällt: "Viel besser wären doch mal frische Ideen von verschiedenen Menschen, nicht von verschiedenen Parteien"
@europawahl
kann mir mal bitte jemand sagen, wen/was ich wählen soll?
Ähm, gerade die Geschichte der Weimarer Republik ist kein gutes Beispiel, wie schon gesagt. Dass sich eine Regierung auch mit einer 5%-Hürde selber behindern kann, haben wir nicht zuletzt in Hessen gesehen. Eine 5%-Hürde ist keine Garantie für ein Zustandekommen einer Regierung.
Zu dem letzten Satz gibt es ein schönes Konzept, an dem gerade gearbeitet wird und sich "Liquid Democracy" nennt. Vereinfacht geht es darum, dass man als Bürger nicht eine Liste wählt, sondern in konkreten Sachthemen mitentscheidet. Kann klappen, kann natürlich auch nach hinten losgehen: das viele Wählen und Entscheiden kann auch wahlmüde machen.
ich sag ja auch gar nicht, dass die weimarer republik an der nicht vorhandenen 5%-hürde gescheitert ist, sondern nur, dass die regelung ihr nicht gut getan hat. allerdings will ich auch nicht weiter auf der weimarer republik rum reiten, da ich mich geschichtlich auch nicht soo gut auskenne.
natürlich ist die hürde keine garantie, aber man kann halt auch nicht immer so einen umkehrschluss machen. nur weil es ohne 5%-hürde mehr probleme gibt, heißt das nicht, dass es mit hürde gar keine probleme mehr gibt. z.B. wenn man sagt "eine demokratie ist besser für das volk als eine diktatur" heißt das nicht gleich "in einer demokratie ist alles perfekt."
@Mali: wen du wählen willst, musst du natürlich selbst wissen, aber ich finde schon, dass man sich an dem Wahlomat orientieren kann. D.h. man kann manche ausschließen und sich dann über die näher informieren, für die man sich mehr interessiert...auch anhand der Liste, wo du deine Punkte gesetzt hast und die jeweilige Partei
Ich liebe dieses Leben.
ja die frage war natürlich nicht ganz ernst gemeint. ich werd sicherlich nicht los rennen und irgendeine partei wählen nur weil sie mir von irgendwem empfohlen wurde.
ich find den wahlomaten eigentlich meistens nicht soo hilfreich. dass ich mit gewissen parteien wenig gemeinsamkeiten habe, war mir schon vorher klar. es ist auch immer so, dass es manche parteien gibt, die bei recht vielen leuten als ergebniss auftauchen (z.B. die frauen oder die linke).
die thesen reißen gewisse themen ja nur gaanz kurz und oberflächlich an. zu einer wahlentscheidung gehört doch noch sehr viel mehr: worum geht es bei dem thema genau, was sind die verschiedenen blickwinkel, was für konkreten ansätze haben die parteien, wie wollen sie das ganze umsetzen, ist es absehbar, dass die partei diesen standpunkt nach der wahl nicht mehr vertreten wird usw.
und dann geht es ja nicht nur um ein paar einzelne themen an sich, sondern dann kommt ja noch dazu, wie man die partei generell findet, wenn sie schon mal in der regierung/opposition waren, wie sie da ihren job gemacht haben, wie man zu den kandidaten der partei steht, sofern man sie kennt usw.
ich persönlich finds relativ schwer mir so einen richtigen eindruck über das alles zu machen. ich weiß einige parteien die ich auf keinen fall wählen werde, und ich hab wie gesagt auch schon ein paar parteien im auge, zu denen ich generell immer tendiere, aber wen genau ich davon jetzt wähle weiß ich nicht.
noch was ganz anderes: warum steht die npd eigentlich nicht auf der liste (nein keine sorge, ich hatte nicht vor sie zu wählen -.-')? die dvu und die rep stehn drauf, aber die npd nicht, dabei ist die doch glaub ich die größte von den drein, oder? naja vielleicht hab ich sie auch einfach nicht gesehn.
@Mali: stimmt, NPD hab ich auch nicht gesehen. Aber die sind doch eh gegen die EU, also
Nein, im Ernst, ich nehme mal an, die konzentrieren sich einfach auf Bundestagswahl und die Landtagswahlen. Ich meine mal gehört zu haben, dass die nicht immer alle antreten, um sich nicht gegenseitig die Stimmen wegzuschnappen....
Und was den Wahlomat angeht, natürlich sollst du nicht ohne Nachdenken die Partei wählen, die da oben steht. Aber er kann schon ein bisschen helfen, finde ich. Und wenn die Linken auch oben stehen und du die überhaupt nicht wählen willst, dann streich sie halt raus. Und wenn dann noch 3, 4, 5 Parteien übrig sind, ist es, denke ich, schon einfacher, sich eine Übersicht zu schaffen und sich näher zu informieren.
Ich liebe dieses Leben.