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Thema: Robert Enke ist tot

  1. #11
    Moderator im Juli-Forum Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von madeleine
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Zitat Zitat von 23zwerge Beitrag anzeigen
    So ist das auch bei jeder anderen Person. Ich erlebe es leider relativ häufig, dass Menschen sich durch den Sprung vor den Zug das Leben nehmen. Und bei allen Personen, sei es Frau Merkel oder Knut der Eisbär würde ich es immer falsch finden und ich will darüber diskutieren. Ich will nicht über seine Gründe sprechen.
    Es gibt viele Personen, die unter Depressionen leiden. Um die wird nicht einen solchen medialen Rummel gemacht. Warum also darf ich bei Enke nicht über die Art und Weise seines Todes diskutieren?
    Die Mutter einer Freundin arbeitet als Psychologin bei der KVB und hat mir mal ein bisschen etwas über die Lokführer erzählt, die so einen Tod mit ansehen mussten. Es gab sogar schon welche, die nicht mehr mit den Erinnerungen umgehen konnten und sich auch selber umgebracht haben.
    Finde ich auch sehr heftig.
    Es ist wirklich grausam an Depressionen zu leiden, meistens verliert man den vollen Bezug zur Wirklichkeit. Es wird wirklich Zeit, dass offen darüber geredet und unbürokratische Hilfe angeboten wird. Es muss deutlich werden, dass es bessere Wege als den Selbstmord gibt.
    Geändert von madeleine (11.11.2009 um 23:04 Uhr)
    Manchmal verweht der Sand die Spuren, denen du folgtest.
    Aber ein Traum weist dir den Weg zurück in dein Land.

  2. #12
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    ich finde es, auf gut deutsch gesagt, Scheiße, wenn hier auch noch über die Art und Weise eines Selbstmordes debattiert wird - als ob es weniger schlimm wäre, wenn er sich auf eine andere Weise umgebracht hätte; so liest sich das wie 'hätte er doch wenigstens zu Hause im Bett gelegen und Zyankali genommen'
    Für den Lokführer wäre es definitiv nicht so schlimm gewesen, auch für die was-weiß-ich-wievielen Fahrgäste. Mir hat erst vorgestern ne Freundin erzählt, dass bei ihrer Bahnfahrt einer von ner Brücke gesprungen ist und auf die Gleise. Und ich möchte sowas NIEMALS erleben, ich bin heute wieder Zug gefahren und bei Höchstgeschwindigkeit dachte ich: stell dir mal vor, jetzt kracht es.....und nein, das ist verdammt nochmal ein scheiß Gedanke.
    Seien wir doch mal ehrlich: hätte sich Person xy auf die Gleise geschmissen und der Lokführer wäre ein Promi (naja, vielleicht ein Ex-Promi), dann würden sich alle um den Lokführer scharen. So hört man KEIN WORT, und das finde ich extrem daneben.
    Ich finde diese Medienlandschaft extrem bescheiden, ich meine, ich bin normal an Fußball interessiert und natürlich kannte ich da auch Robert Enke, auch zB sein Schicksal mit der Tochter, aber ich finde es durchaus irreal, wie jetzt alle um ihn trauern. Wieso kann man einen Menschen nicht auch schon im Leben ehren, wieso wachen alle erst immer auf, wenn jemand tot ist?!
    Ich liebe dieses Leben.

  3. #13
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    tut mir Leid, aber speziell bei Annes Beiträgen lese ich (korrigiere mich, wenn ich falsch liege) immer noch eine gewisse unterschwellige Auffassung heraus, Robert Enkes Art zu sterben sei falsch und niederträchtig und egoistisch gewesen und er deshalb zu verachten, weil er ja nur an sich und sein eigenes Leid gedacht habe....
    ich weiß, ich bin kein Psychologe, und ich wäre für diesen Beruf auch denkbar ungeeignet .... aber dennoch: ich glaube zu wissen, wie sich ein Mensch mit Depressionen fühlt, und wenn diese Krankheit so wirklich richtig, richtig heftig einschlägt, dass man wirklich keinen Grund mehr sieht warum man noch weiterleben sollte - dann ist man auch gar nicht mehr in der Lage dazu, sich noch Gedanken zu machen, was dieser Akt für andere Menschen bedeuten könnte, die man vielleicht gar nicht kennt ....
    Robert Enke war kein schlechter, schwacher, egoistischer Mensch (und sollte er es doch gewesen sein, was ich nicht glaube, so hat das nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, wie er aus dem Leben geschieden ist); sondern er war krank, und zwar litt er an einer Krankheit, für die er genauso wenig konnte wie du oder ich und die jeden von uns jederzeit treffen könnte ..... und genau diese Erkenntnis scheint bei dir, Anne, noch nicht so ganz duchgedrungen zu sein (wobei ich dir das wirklich nicht zum Vorwurf machen möchte; auch ich hätte das ja früher nicht anders gesehen)
    wie auch immer: genau um dieses Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schärfen, wär ich für die Gründung der genannten Stiftung; und ja, ich wäre auch dafür, sie nach Robert Enke zu benennen, nicht weil ich ihn für ein Vorbild halte, dem es nachzueifern geht, sondern weil sein Tod ein Zeichen für uns alle sein sollte, dass es nicht so weit kommen muss und solche Tragödien in Zukunft verhindert werden können

    was den Lokführer & Co angeht:
    natürlich ist es sehr, sehr sehr schlimm, was der Lokführer und auch alle weiteren Zeugen im Moment durchmachen müssen, und natürlich verdienen sie genauso Mitgefühl und seelischen/psychischen Beistand wie Robert Enkes Hinterbliebene auch! (im Übrigen stimmt das so nicht, dass die Medien darüber kein Wort verlieren, ich hab gestern und heute auf mindestens zwei Sendern gehört, dass zumindest kurz angesprochen wurde, dass man auch den Lokführer nicht vergessen dürfe und man ihm nur alles Gute für die Zukunft wünschen könne) ...... nur einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es doch: der Lokführer, sein Beifahrer, die Fahrgäste, die Rettungskräfte ..... sie alle haben die Chance, dass ihnen jemand hilft - Robert Enke hingegen kann niemand mehr helfen .....
    zum Abschluss noch diese kleine Bemerkung von mir: in den letzten Wochen habe ich (auch wenn ich keinen der beiden Männer persönlich kannte, zumindest nicht bewusst) von zwei Selbstmorden aus meinem erweiterten Umfeld gehört .... der eine der beiden (auch ein junger, nach außen hin beruflich wie privat nicht unerfolgreicher Mensch) hat sich zu Hause erhängt; gefunden hat ihn dann am nächsten Morgen seine kleine Stieftochter - weniger schlimm?

    @Kristin: besser, wenn alle jetzt aufwachen, als wenn sie überhaupt nicht aufwachen

    also, was ich in diesem und meinem vorigen Beitrag sagen wollte, ist:
    es muss sich in der breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein durchsetzen, dass Depressionen, Burnout, Angststörungen und wasesnichtallesgibt eben kein Zeichen schwacher, armseliger Menschen sind, die es im Grunde ja auch nicht besser verdient haben - sondern dass es (egal ob arm oder reich; ob prominent oder nicht prominent; ob Fußballer, Finanzbuchhalter oder Fleischereifachverkäufer) ganz normale, oft mitten im Leben stehende Menschen sind, die krank sind, so wie man auch an Krebs oder an Alzheimer oder auch nur an einer gewöhnlichen Erkältung erkranken kann .... und dass diese Menschen Hilfe brauchen, und dass es keine Schande ist, diese Hilfe zu benötigen und sie sich im Bedarfsfall zu holen
    irgendein hohes Tier von Hannover 96 hat gesagt (kann mich jetzt leider nicht des genauen Wortlauts erinnern), dass Robert Enkes Tod für uns ein Zeichen sein muss, aus dem wir alle lernen sollten ..... und genau das, was wir daraus lernen sollten, habe ich hier versucht auszudrücken ....


    Zitat Zitat von madeleine Beitrag anzeigen
    Es ist wirklich grausam an Depressionen zu leiden, meistens verliert man den vollen Bezug zur Wirklichkeit. Es wird wirklich Zeit, dass offen darüber geredet und unbürokratische Hilfe angeboten wird. Es muss deutlich werden, dass es bessere Wege als den Selbstmord gibt.
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  4. #14
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
    tut mir Leid, aber speziell bei Annes Beiträgen lese ich (korrigiere mich, wenn ich falsch liege) immer noch eine gewisse unterschwellige Auffassung heraus, Robert Enkes Art zu sterben sei falsch und niederträchtig und egoistisch gewesen und er deshalb zu verachten, weil er ja nur an sich und sein eigenes Leid gedacht habe....
    So ist es auch. Für mich gibt es keine Begründung andere Menschen ebenfalls in ein Leid zu stürzen, nur weil ich den Entschluss gefasst habe aus dem Leben zu scheiden.

    wie auch immer: genau um dieses Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schärfen, wär ich für die Gründung der genannten Stiftung; und ja, ich wäre auch dafür, sie nach Robert Enke zu benennen, nicht weil ich ihn für ein Vorbild halte, dem es nachzueifern geht, sondern weil sein Tod ein Zeichen für uns alle sein sollte, dass es nicht so weit kommen muss und solche Tragödien in Zukunft verhindert werden können
    Welches Bewusstsein? Das Depressionen und co. eine Krankheit sind? Dieses Bewusstsein gibt es schon seit mehreren Jahren in der Öffentlichkeit. Und gerade aus dem Grund ist es falsch eine solche Stiftung nach einem Suizidfall zu benennen. Es gibt bei Depressionen, Burnout ... Therapien, die genau darauf abgeschnitten sind. Sie helfen den erkrankten und unterstützten sie auf den Weg zurück in die Gesellschaft. Ich möchte, dass die Stiftung den Namen eines Menschen trägt, der von seiner Krankheit geheilt wurde und sich in diesem Bereich jetzt engagiert.

    was den Lokführer & Co angeht:
    natürlich ist es sehr, sehr sehr schlimm, was der Lokführer und auch alle weiteren Zeugen im Moment durchmachen müssen, und natürlich verdienen sie genauso Mitgefühl und seelischen/psychischen Beistand wie Robert Enkes Hinterbliebene auch!
    nur einen kleinen, aber feinen Unterschied gibt es doch: der Lokführer, sein Beifahrer, die Fahrgäste, die Rettungskräfte ..... sie alle haben die Chance, dass ihnen jemand hilft - Robert Enke hingegen kann niemand mehr helfen .....
    Ich glaube ich war 14, als ich selbst in eine solche Situation geraten bin. Damals, es war bereits Dunkel, lief eine ältere Dame eine Straßenbahn übersah und von ihr erfasst wurde. Das war etwa 5 Meter von mir entfernt. Der Knall, als ihr Kopf gegen die Straßenbahn schlug ist mir noch heute in Erinnerung geblieben. Da ich immer versuche zu helfen, ging ich auf das Gleis, um die Situation zu erkennen und zu entscheiden, ob ich ihr irgendwie helfen kann. Dabei sah ich ihr in die Augen. Helfen, außer die Rettungskräfte zu alarmieren, konnte ich ihr leider nicht. Auf dem Weg zum Krankenhaus verstarb sie.
    Hilfe für die Menschen, die es mitansehen mussten? Es gab keine. Man musste selbst damit fertig werden.

    Wie es beim Fahrer der S Bahn aussieht weiß ich nicht genau, aber selbst wenn er psychologische Hilfe erhält ist es dennoch schwer eine solche Situation zu verarbeiten.

    Weißt du wie eine Person (meistens) aussieht, die unter einen Zug geraten ist? Wenn du das weißt, dann weißt du auch wie es den Rettungskräften geht.

    Robert Enke, der in psychologischer Betreuung war, hatte Hilfe. Er konnte sie sich auch leisten.
    Natürlich ist es tragisch, wenn es einem Menschen, trotz psychologischer Hilfe, so schlecht geht, dass er sich selbst das Leben nimmt, jedoch warum muss eine Person, der es nicht so schlecht geht ebenfalls in Leid gezogen werden?

    Und was ich ganz deutlich betonen möchte: "Person unter Zug" gibt es leider sehr, sehr häufig (erhängen zwar nicht so häufig, aber auch leider ziemlich viel). Normalerweise interessiert es die Medien bei Suizid nicht. Darüber wird nicht berichtet. Sie wollen es nicht, weil es ja welche nach machen könnten. Nur, weil sich jetzt eine bekannte Persönlichkeit auf diese Art das Leben genommen hat geht es nun groß durch die Medien.
    Eigentlich wird Suizid in der Öffentlichkeit immer verurteilt. Nur bei einer berühmten Person ist natürlich alles ganz tragisch und der öffentliche Suizid nicht schlimm. Bei Karl Schmidt ist es dann aber wieder schlimm, weil in der S Bahn eine Mutter mit Kind saß, die es miterlebt hat.

    der eine der beiden (auch ein junger , nach außen hin beruflich wie privat nicht unerfolgreicher Mensch) hat sich zu Hause erhängt; gefunden hat ihn dann am nächsten Morgen seine kleine Stieftochter - weniger schlimm?
    Erhängen ist immer schlimm, egal wo. Auch das verurteile ich in vollem Maße!
    Erst in diesem Sommer nahm sich eine Person im Treptower Park das Leben durch erhängen. Sie hängte sich an einen Baum. Irgendwann, als es dunkel war, fand jemand die am Baum hängende Person. Denkst du nicht, dass die Person wahrscheinlich immer große Probleme damit haben wird in Dunkelheit irgendwo hin zu gehen? Wenn sie psychologische Hilfe haben möchte, muss sie diese selbst zahlen. Und wenn sie sich diese nicht leisten kann?


    also, was ich in diesem und meinem vorigen Beitrag sagen wollte, ist:
    es muss sich in der breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein durchsetzen, dass Depressionen, Burnout, Angststörungen und wasesnichtallesgibt eben kein Zeichen schwacher, armseliger Menschen sind, die es im Grunde ja auch nicht besser verdient haben - sondern dass es (egal ob arm oder reich; ob prominent oder nicht prominent; ob Fußballer, Finanzbuchhalter oder Fleischereifachverkäufer) ganz normale, oft mitten im Leben stehende Menschen sind, die krank sind, so wie man auch an Krebs oder an Alzheimer oder auch nur an einer gewöhnlichen Erkältung erkranken kann .... und dass diese Menschen Hilfe brauchen, und dass es keine Schande ist, diese Hilfe zu benötigen und sie sich im Bedarfsfall zu holen
    meine Erfahrung zeigt mir, dass genau das bereits der Fall ist. Die Menschen wissen, durch das berühmte Burnout, dass es eine Krankheit ist. Ich stimmt dir auch voll und ganz zu, dass es keine Schande ist Hilfe zu benötigen und diese auch in Anspruch zu nehmen.

    Robert Enke war kein schlechter, schwacher, egoistischer Mensch (und sollte er es doch gewesen sein, was ich nicht glaube, so hat das nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, wie er aus dem Leben geschieden ist); sondern er war krank, und zwar litt er an einer Krankheit, für die er genauso wenig konnte wie du oder ich und die jeden von uns jederzeit treffen könnte ..... und genau diese Erkenntnis scheint bei dir, Anne, noch nicht so ganz duchgedrungen zu sein (wobei ich dir das wirklich nicht zum Vorwurf machen möchte; auch ich hätte das ja früher nicht anders gesehen)
    Liebe Steffen, nur weil ich etwas verurteile heißt es nicht, dass ich "diese Erkenntnis" nicht selbst besitze. In meinem Bezugskreis gibt es auch eine Burnout erkrankte Person. Ihr zu helfen ist nicht immer leicht, aber es ist möglich.
    Dadurch weiß ich wie gut die Therapien sind und ein Robert Enke hätte auch kein Problem gehabt da rein zu kommen.


  5. #15
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Ich wieß selbst gar nicht so genau warum, aber ich habe mir heute morgen die Trauerfeier für Robert Enke im TV angesehen.

    Ich fand die Feier sehr bewegend und eine schöne Möglichkeit, auch den Fans einen "richtigen" Abschied von ihrem Idol zu ermöglichen.
    Ich meine gelesen zu haben, dass das Ganze auf Wunsch seiner Frau so statt fand. Was mich besonders berührt hat, war die ganzen, vermeinlich so starken Fußballer Jungs einmal ganz klein und schwach zu erleben. Sehr menschlich ...

    Was mich allerdings schon wieder wahnsinnig aufregt sind die Fotos in der BILD auf denen jede einzelne Träne, die über Frau Enkes Gesicht lief analysiert wird.
    Als ob es für die Arme Frau nicht schon schliim genug wäre, kurz nach ihrer kleinen Tochter nun auch noch ihren Mann auf solch tragische Weise zu verlieren. Muss man aus ihrer Trauer auch noch Profit schlagen?


    Ich wünsche Frau Enke und ihrer Familie alles Gute (ich könnte das noch mehr ausführen, aber da sie meine Worte nie lesen wird, lasse ich das)

    Trauer geht nie vorbei, aber sie wird schwächer, dass erlebe ich momentan selbst!
    In Love mit JULI 2010
    19.11. Köln
    29.11. Neu- Isenburg

    und 2011
    07.04. Karlsruhe (10. JULI-Konzert)

  6. #16
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Zitat Zitat von kitakyushu Beitrag anzeigen
    Ich wieß selbst gar nicht so genau warum, aber ich habe mir heute morgen die Trauerfeier für Robert Enke im TV angesehen.

    Ich fand die Feier sehr bewegend und eine schöne Möglichkeit, auch den Fans einen "richtigen" Abschied von ihrem Idol zu ermöglichen.
    Ich meine gelesen zu haben, dass das Ganze auf Wunsch seiner Frau so statt fand. Was mich besonders berührt hat, war die ganzen, vermeinlich so starken Fußballer Jungs einmal ganz klein und schwach zu erleben. Sehr menschlich ...
    ja, sogar meine Oma hat es angeschaut und war (obwohl sie auch den Namen Robert Enke bis Dienstag nicht kannte) und war sehr gerührt
    ich war vor allem von der Rede Theo Zwanzigers beeindruckt, der wirklich starke Worte gefunden hat (und noch dazu anscheinend völlig frei gesprochen hat!?)
    bleibt nur zu hoffen, dass jetzt wirklich ein Ruck durch dieses Land geht und dass in Zukunft mehr Menschen (wie gesagt: dabei ist es ganz egal, ob sie nun Fußballer, Finanzbuchhalter oder Fleischereifachverkäufer sind) den Mut finden, über ihre Krankheit und ihre Ängste zu sprechen und sich Hilfe zu holen ..... und genauso bleibt zu hoffen, dass sie diese Hilfe auch zu jeder Zeit und an jedem Ort bekommen!

    am Sonnabend gab es auch noch eine Diskussion im Aktuellen Sportstudio zu dem Thema, wie der Fußball mit solchen Fällen wie dem Enkes künftig umgehen soll, das war auch recht interessant .... gut fand ich zum Beispiel, dass dort der Vorsitzende der Profifußballergewerkschaft noch mal ausdrücklich betont hat, dass die Depression eben eine Krankheit ist und nicht einfach irgendeine Verstimmung oder eine Schwäche, mit dem Leistungsdruck nicht umgehen zu können

    euch allen würde ich übrigens dringend ans Herz legen, dieses Interview zu lesen ......

    was übrigens den Umgang der Medien mit der ganzen Geschichte angeht: naja, das ist halt die Bildzeitung, nicht? mich für meinen Teil interessiert es nicht besonders, wie die Unfallstelle fünf Minuten nach Enkes Tod aussah, und wie viele Tränen seine Frau vergossen hat (ich hätte ihr gewünscht, dass es keinen Grund für sie gegeben hätte, auch nur eine einzige zu vergießen) .... aber prinzipiell find ich den Umgang der Medien mit dem Thema (gut, von den Springers vllt. abgesehen) eigentlich recht angemessen; es gibt nun mal Fragen, die dieser Todesfall im Besonderen aufwirft und die auch beantwortet werden müssen (und zwar eigentlich schon seit langem; aber besser jetzt als nie!) .... und ich finde auch nicht, dass die Medien die Betroffenheit bezüglich Enkes Tod künstlich schüren (ihr könnt euch kaum vorstellen, wie ich drauf war, als ich hier saß und auf einmal die lapidare Meldung "Robert Enke (32), deutscher Fußballtorhüter († 10. November)" im Netz las; und zwar bevor ich irgendeinen Bericht im TV oder Radio gehört hatte .... ca. 10-15 Minuten später öffnete ich diesen Thread und es ging mir, wie ihr lesen könnt, noch immer nicht viel anders .... und wenn ich ehrlich sein soll: surreal find ich es auch sechs Tage später noch immer )


    zu Annes Aussagen bleibt mir nur anzumerken, dass ich ihre Meinung nach wie vor nicht teile
    noch mal: selbstverständlich ist es auch für den Lokführer sehr sehr schlimm, und genauso selbstverständlich ist es auch sehr schlimm, wenn man von so etwas zufällig Zeuge wird, oder wenn man einen Erhängten findet, sei es im Haus, im Park im Wald oder sonstwo .... aber das ist trotzdem nicht die Schuld des Selbstmordopfers!
    ob mans glaubt oder nicht, aber kein Mensch stirbt gerne, und sicherlich tut es niemand nur aus dem Grund, dass er meint, damit anderen Menschen eins auswischen zu können
    und auch wenn es mitunter 'Freitod' heißt: Selbstmörder sind niemals frei....
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  7. #17
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Ich hab nachmittags Ausschnitte aus der Trauerfeier gesehen und fand sie teilweise auch sehr schön; grad am Ende, als die den Sarg raustrugen und "The Rose" (oder wie das heißt) gespielt wurde...bzw. auch wo die Schülerin gesungen hat....das war schön und ich denke schon, dass der richtige Ton getroffen wurde. Manche hatten ja Angst, dass diese öffentliche Trauerfeier irgendwie komisch kommt, aber dem war nicht so. So wars richtig- alle konnten Abschied nehmen und so kam niemand auf die doofe Idee, bei der Beerdigung zu stören.

    Allerdings fand ich die Reden nicht sooo gut- also Zwanziger hat natürlich Recht, wenn er sagt "Fußball ist nicht alles", total logisch.
    Die Sache ist nur die- nicht der Fußball hat Robert Enke umgebracht, sondern seine Krankheit. Sicher, das Verständnis für Depressionen hält sich in Grenzen- auch ein Deisler wurde damals eher belächelt oder nicht für voll genommen. Nichtsdestotrotz hat er sich nicht umgebracht!
    Sicherlich kann die Gesellschaft sich ein Stück für psychische Krankheiten öffnen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Enke seine Krankheit; seine irrationale Angst umgebracht hat.
    Hier nur auf die Gesellschaft zu kloppen ist unsinnig, finde ich.
    Er hat sich doch "nicht mal" geoutet. Das ist ja ungefährt so, als wäre jemand schwul, outet sich nicht und bringt sich vor lauter Druck auch um und wirft dann im Abschiedsbrief den andren vor, dass sie Schwule hassen.

    Sehr interessant auch gestern bei RTL, "Deutschlands Nr. 1 im Tor"- AHA? Hab ich was verpasst? Soweit ich weiß, hatte er gute Chancen auf die WM 2010, aber sollte Enke als Nummer 1 fest gesetzt sein, dann hab ich wohl irgendwas verpasst.
    Da könnte man ganz böse sagen: hätte sich Neuer, Adler oder Wiese vor den Zug geworfen, dann wäre derjenige halt jetzt die Nummer 1.
    Die Berühmtheit und fast schon Heiligsprechung, die Enke jetzt erfährt, hilft ihm nix mehr. Zu Lebzeiten hätte das hergemusst.
    Ich liebe dieses Leben.

  8. #18
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Robert Enke ist tot

    ich hab das gefühl ihr (anne und steffen) redet ein bisschen aneinander vorbei.
    anne korrigier mich, falls ich was falsches sage, aber so wie ich deinen post verstanden habe, verurteilst du ja gar nicht, dass er sich umgebracht hat. ich glaub allen die bisher in diesem thread geschrieben haben ist klar, dass depressionen eine ganz furchtbare krankheit sind, und niemand würde auf die idee kommen robert enke (oder auch irgend einem anderen selbstmörder) irgendwelche vorwürfe dahingehend zu machen, dass er sich umgebracht hat. depressionen sind eine unvorstellbare qual, und niemand hier will enkes leiden irgendwie klein reden.
    trotzdem machen sich doch die meisten selbstmörder vorher gedanken, auf welche art und weise sie sich umbringen wollen (außer es geschieht aus dem affekt, was bei robert enke ja nicht der fall war, weil er einen abschiedsbrief hinterlassen hat). also bleibt doch die frage offen, warum sich enke (und bis zu 1000 weitere menschen jedes jahr) für gerade diese suizidform entscheiden. sicher kann man es nie 100%ig ausschließen nicht doch irgenwelche außenstehende mit rein zu ziehen (irgendwer muss ja schließlich die leiche finden), aber dennoch ist der schienensuizid einer der schlimmsten formen für außenstehende beteiligte. wenn sich ein mensch vor einen zug wirft, hat der lokführer keinerlei möglichkeit dem ganzen doch noch auszweichen oder irgendwie abzubremsen, er und ggf. auch die reisenden oder andere bahnmitarbeiter müssen mit ansehen wie ein menschlicher körper in fetzen gerissen und über mehrere hunderte meter verteilt wird, die familie des verstorbenen kann ihn nicht nochmal ansehen bzw. sich von ihm verabschieden weil er zu schlimm aussieht, bahnmitarbeiter (oder sonstige leute die sich in der nähe der strecke aufhalten) können noch tage oder wochen später leichenteile weit weg vom ort des geschehens finden. man reisst einfach so viele leute mit ins unglück bei dieser form von selbstmord (genauso beim in die tiefe springen (wer weiß ob vor dem hochhaus nicht vielleicht jemand vorbei läuft), oder beim erhängen in der eigenen wohnung (muss man es wirklich drauf ankommen lassen, dass einen das eigene kind findet...). sicherlich gibt es keinen "guten" weg sich selbst umzubringen, aber es gibt möglichkeiten, bei denen es wesentlich unwahrscheinlicher ist andere menschen ein leben lang zu traumatisieren (z.B. sich vergiften, und das am besten an einem ort, wo einen leute finden die beruflich sowieso viel mit dem tod zu tun haben wie z.B. in der nähe einer pathologie).
    Dennoch tut er mir, genauso wie alle anderen menschen die keinen anderen ausweg mehr sehn plus die angehörigen dieser menschen, wahnsinnig leid. jeder mensch hat das recht selbst über sich und sein leben zu entscheiden (wobei du - steffen - sicherlich recht hast, wenn du sagst, dass der "freitod" meistens nicht allzuviel mit einer "freien" entscheidung zu tun hat), kein mensch hat allerdings das recht in leib und leben eines anderen menschen derart einzugreifen.
    bei aller tragik und allem trauer um enke, sollte es dennoch legitim sein zu sagen, dass man seine entscheidung sich umzubringen aktzeptiert und respektiert, die art und weise wie er es getan hat, allerdings dennoch nicht gut heißen kann.

  9. Für diesen hilfreichen Beitrag von Malibun danken:

    ChristinDoro (17.11.2009),~maria~ (16.02.2011)

  10. #19
    Mitglied im Juli-Fanclub
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Heute sind es schon 3 Jahre. Und es ist einfach nur traurig. Nicht, weil der Tod, genauer gesagt, der Freitod, generell etwas trauriges ist; sondern weil ich gut nachvollziehen kann, wie verzweifelt man sein kann; ohne Lebensmut; immer mit dem Gedanken sterben zu wollen; ja, vllt. schon Pläne schmiedend in der Welt rumläuft, ohne dass die Nächsten etwas mitbekommen...


  11. #20
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
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    Standard AW: Robert Enke ist tot

    Ja, wenn man sich Gedanken darüber macht, was in den Köpfen der Mitmenschen los ist, ist das schon krass. Ich mein, man nimmt diese....Vielschichtigkeit ja gar nicht wahr und dann erst passiert was und es wird einem erst bewusst...

    Was ich aber auch schlimm finde, ist, dass sich im Prinzip nichts geändert hat. Weder daran, wie mit manchen Sportlern umgegangen wird noch generell mit dem Bewusstsein für Depressionen (find ich, ich weiß nicht, wie Betroffene das empfinden)
    Aber Hauptsache, wenn wieder mal einer springt, schnellen alle Kameras da hin und es gibt ein paar Tage Betroffenheitsgelaber.
    Ich liebe dieses Leben.

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