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Thema: Wissen ist NICHT Macht

  1. #1
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
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    Standard Wissen ist NICHT Macht

    Hallo,
    heute muss ich mal mit einem Thema aufwarten, was mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich hoffe, es passt im Rahmen des "Gesellschaftlichen" in dieses Unterforum =)
    Es geht mir um Dünnbrettbohrer. Da ich nicht genau weiß, ob dieses Wort regional geprägt ist, hierzu die Definition: Menschen, die mit dem möglichst geringsten Aufwand maximale Ergebnisse erzielen wollen- entweder durch Schummeleien oder indem sie sich bei Gruppenarbeit von anderen durchschleifen lassen.
    Solche Leute gibt's wohl immer, die Frage ist nur: inwiefern wird das von Lehrern/ Dozenten/ Vorgesetzten geduldet? Und das ist meiner Meinung nach das Schlimmste.
    Ihr könnt also Beispiele schildern und dann auch, inwiefern sie damit durchkommen...es würde mich wirklich wahnsinnig interessieren. Ich hoffe, der lange Text erschlägt euch nicht- es sind ja eigentlich nur Beispiele.

    Für diejenigen, die es nicht wissen: ich studiere Französisch/ Ethik auf Lehramt und in den letzten (Prüfungs)wochen ist mir diese Dünnbrettbohrerei extrem aufgefallen.
    Da gibt es zwei Studentinnen, die leider das gleiche wie ich (also 1 Fach+ Lehramt) studieren und von nichts irgendeine Ahnung haben.
    a) wir machen immer an einer Schule Unterrichtsproben, also wir gehen da einmal die Woche hin und dann muss jeder 1-2 mal unterrichten. Dazu gibt es auch immer ein Begleitseminar.
    Wir waren in dieser Gruppe nur 11 Leute, also sehr überschaulich, Anwesenheitsliste gab es jedoch keine. Im Dezember dann sagt die Dozentin, dass man übrigens auch nur maximal zweimal fehlen sollte, es sei denn, man ist krank. Gut, sie hätte es vorher sagen können, aber für mich in so einem kleinen Kurs eine Selbstverständlichkeit. Es geht ja nicht um physische Anwesenheit, sondern um psychische bei sowas.
    Die zwei Damen waren natürlich wieder einmal nicht abwesend, un eine andre aus dem Kurs sagt so: "Haben x und y nicht schon zweimal vorher gefehlt?" Dozentin überlegt...."Ja!"
    UND? SIE HABEN TROTZDEM BESTANDEN. TROTZ DER "VERLETZTEN" ANWESENHEITSPFLICHT.
    b) Die Damen waren auch mit mir in einem Pädagogikseminar und noch viel schlimmer, sie mussten sich in unser Referat mit reinhängen, damit sie mitgeschleift werden. Ich habe also zur Einstimmung eine Datei rumgeschickt, die einen ersten Überblick bietet. Dann haben wir ausgemacht, wer PowerPoint macht (ich) und wer das Handout. Leider war die Freundin von mir dann krank und ich hab das noch übernehmen müssen.
    Als ich zum Referatstag dann in den Seminarraum komme, ist nur einer unserer Referenten abwesend. Wir mussten noch den Laptop versorgen, die zwei Damen kamen erst pünktlich zum Seminarbeginn reingeschneit und haben alles vorgelesen (!!!!!). Natürlich hatten sie auch keine weiteren Quellen. Nach dem Seminar sind die Damen dann sofort wieder abgerauscht- die Technik durften der Kommilitone+ ich abbauen und zur Dozentin ins Zimmer schaffen.
    Aufwand für die: aller, allerhöchstens 2 Stunden. Aufwand für mich: kann ich schlecht schätzen, mindestens aber 10 Stunden!!!!
    TJA- GESTERN HABEN WIR DIE NOTEN BEKOMMEN. DIE DAMEN HABEN EINE GLATTE 2, ALSO DIE GLEICHE NOTE WIE ICH.

    Naja...außerdem haben wir vor zwei Wochen im großen Hörsaal eine Pädagogik-Klausur geschrieben. Es war saulaut, man konnte sich kaum aufs Lesen konzentrieren und alle haben nur voneinander abgespickt. Ne Freundin neben mir schaut mir dauernd aufs Blatt und vergleicht am Ende noch, ob sie alles so hat wie ich!!!!!!!!!! Aber was soll ich sagen? Soll ich aufstehen und schreien "Gaff auf dein eigenes Blatt, das ist MEIN Wissen?" Der Dozent stand treudoof vorne, ich mein, er checkt ja auch, was für ne Lautstärke herrscht, aber sagen tut er nichts. Letztendlich haben ALLE bestanden- obwohl die Hälfte nichts wusste. Auch die zwei oben beschriebenen Damen haben fleißig gespickt und eine 2 bekommen. Somit haben sie in Pädagogik die gleiche Modulnote (d.h. die Note, mit der man dann in die mündliche Prüfung im Staatsexamen geht) wie ich.
    Nja, wie gesagt, trage ich dieses Phänomen schon seit ein paar Tagen mit mir rum und wollte dazu schon einen Thread eröffnen. Aber vielleicht musste ich erst die letzte Klausur gestern abwarten, wo sich (es war in Philosophie) die Studentinnen vor mir die Klausur vorgeschrieben haben und dann auf ihre Knie gelegt haben. Ihr kennt vielleicht diese engen Seminarräume/ Hörsäle, wo es keine einzelnen Stühle, sondern Bankreihen gibt. Aber auch hier gab es von seiten der Aufsichtspersonen kein Interesse an Ehrlichkeit. Einer ist zwischendurch erstmal verschwunden, also ich nehme mal an, eine rauchen gegangen…

    Noch ein Beispiel von einer Freundin: Psycho-Seminar, Gruppenarbeit. Eine Person fehlt andauernd, arbeitet nicht mit der Gruppe. Die fehlende Person jedoch beharrt darauf, weiter in der Gruppe bleiben zu dürfen. Ein Gespräch mit dem Dozent soll Klärung verschaffen, aber Dozent meint, dass sie das unter sich ausmachen sollen. Fehlende Person schwebt zum Referat ein, labert irgendwas rum, verschwindet wieder. Hat mehr als zweimal gefehlt (was eigentlich immer zum Ausschluss aus dem Seminar führt) und bekommt trotzdem den Schein!!!!!!

    Hm, ja. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass ich das den Dozenten sagen könnte. Ich hab bei dem einen auch schon überlegt, weil ich mir bei ihm sowieso noch ne Unterschrift abholen muss. Aber wenn man dann so von Angesicht zu Angesicht mit einem Prof steht, muss man auch erstmal den „Mut“ aufbringen…also was ich sagen will: ich weiß, dass es mir nichts bringt, wenn ich mich hier darüber aufrege und ggüber den Dozenten nichts sage.
    Aber ich wollte einfach mal erfahren, wie eure Erfahrungen da sind und ob sie damit bei Lehrern/ Dozenten durchkommen.
    Ich meine, an der Schule hab ich noch ein gewisses Verständnis, weil man sich die Fächer nicht raussuchen kann. Ich hab zB auch lieber die anderen, die mittlerweile Chemie studieren, machen lassen, wenn es in Chemie an die Versuche ging. Dafür hab ich aber dann ihre Französisch-Texte korrigiert- man hat sich also sozusagen ergänzt. Aber wenn man sich ganz bewusst für ein bestimmtes Studium (oder auch ne Ausbildung) entscheidet und dann nur durch Spicken+ Arbeitsverweigerung glänzt, dann fehlt mir jegliches Verständnis!

    Manchmal gibt es natürlich auch lichte Momente…etwa, wenn dann betreffende Dünnbrettbohrer ne schlechte Hausarbeit abliefern oder in Fächern, wo man wirklich nicht spicken kann- wenn ich da, wie diese Woche, in einem Französischaufsatz 19 von 20 Punkten hab, während andre bei 11 von 20 rumkrebsen, dann weiß ich auch, dass sich meine Ehrlichkeit auszahlt…aber zwischendurch ist es echt der Hammer, was sich manche erlauben- und erlauben dürfen.
    Also, ich hoffe der Text hat euch nicht erschlagen und ich freu mich auf eure Erfahrungen
    Ich liebe dieses Leben.

  2. #2
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von jacarie
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    Standard AW: Wissen ist NICHT Macht

    .... oh, das kenne ich nur zu gut!!
    Gutes Beispiel, auch zwei Damen, zwischenzeitlich waren es drei, die das letzte Jahr so nach Lust und Laune in die Schule kamen. Wir hatten noch Klassenbücher, ich war Klassenbuchführerin, wir haben es darin eingetragen (wo ich eigentlich komplett gegen bin - aber was soll man machen, wenn die Fachlehrer solche Grazien "übersehen"?), ich habe die Klassenlehrerin angesprochen und NICHTS ist passiert. Was mich dann aber am meisten aufregt, dass solche Leute keine Konsequenzen bekommen. Alle sagen "irgendwann bekommen sie das alles zurück" - ja wann denn bitte? Sind mehr als die Hälfte der Zeit nicht da, beschweren sich, dass sie nicht mitkommen, machen keine Hausaufgaben und bekommen letztendlich die gleichen Noten wie ich, weil sie dann bei den Lehrern rumheulen.

    Anderes Beispiel auch vom letzten Jahr: Ein Mädchen kann definitiv kein Englisch. Hat in allen Naturwissenschaften Probleme. Sollte vier mal die Note 5 bekommen, läuft zu jedem Fachlehrer "ich bekomme da schon ne 5, können Sie mir nicht noch ne vier geben?!" und hat letztendlich keine einzige 5 auf dem Zeugnis. Dieses Mädel sitzt heute im gleichen Englisch-Leistungskurs wie ich, wundert sich, dass sie grade mal 3 Punkte schreibt und latscht zum Lehrer "ja, mir ging nicht so gut..". Dafür hat sie in der letzten Arbeit dann mal zur Abwechslung 3 Punkte geschrieben. Klar, und der Lehrer kauft es ihr ab.

    Bei sowas werde ich echt agressiv. Nicht, weil ich ihnen die Noten nicht gönnen würde, aber einfach weil ich mich dann im Bezug ziemlich ungerecht behandelt fühle. Aber soll man zum Fachlehrer gehen "ich finde die Schülerin xy ist zu hoch bewertet worden"?
    Some people are so poor, all they have is money.

  3. #3
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    Standard AW: Wissen ist NICHT Macht

    Tja, da sieht man das wieder mal....die Lehrer und Dozenten schauen weg. Das ist ja das wirklich Schlimme.
    Die Frage ist halt nur, wieso sie das tun. Also entweder hat es politische Gründe (eine Lehrerin an der Schule, an der ich Unterrichtsversuche gemacht habe, meinte auch, dass die derzeitige 11. Klasse nur durchgeschleift wird. Wieso? Weil sonst kein Jahrgang zusammen käme....) oder die Lehrer sind selber Leute, die den Weg des geringsten Widerstands wählen. Es ist traurig....
    Und genau deswegen hab ich mich bisher auch nicht getraut, irgendwas dagegen zu sagen ggüber Dozenten, weil es die anscheinend 0 interessiert...
    Ich liebe dieses Leben.

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