Seite 1 von 3 123 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 29

Thema: Migranten

  1. #1
    JuliWiki-Admin
    Mitglied im Juli-Fanclub
    Avatar von esiststeffen
    Mitglied seit
    09.05.2005
    Ort
    Gera
    Alter
    36
    Beiträge
    18.544
    Lob ausgesprochen
    70
    Wurde 71x in 63 Beiträgen gelobt

    Standard Migranten

    dieses Thema schwebt mir lange schon als Stoff für einen Thread im Kopf herum, aber da der gute Herr Sarrazin es gerade wieder einmal so öffentlichkeitswirksam aufs Trapez gebracht hat, nutze ich jetzt endlich mal die Gelegenheit ^^

    vorweg gesagt: ich weiß nicht, ob hier irgendjemand das Buch von Sarrazin gelesen hat, ich jedenfalls nicht (auch wenn ich mir durchaus vorstellen könnte, das noch zu ändern); daher soll das hier bitte nicht (nur) eine hat-Sarrazin-Recht-oder-nicht-Diskussion werden .... sondern ganz allgemein eine Auseinandersetzung mit der Frage, ob in diesem Land die Politik in Bezug auf Ausländer und ihre Integration (wem das Wort Ausländer nicht gefällt, der darf auch gern von Migranten oder, wenns denn sein muss, von Menschen mit Migrationshintergrund sprechen) auf einem guten Weg ist oder eher nicht; und welche Ansichten und Erfahrungen ihr selbst mit diesem Thema habt (sei es aus persönlicher Erfahrung oder aus den Medien; wobei wir dabei nicht unbedingt ProSieben und RTL2 zitieren sollten ) bzw was ihr meint, was sich in Bezug auf ‚Ausländer in Deutschland‘ ändern sollte

    ich muss dazu sagen, dass in der Region, wo ich lebe und aufgewachsen bin, eher wenige Ausländer/Migranten/Menschen mit irgendeiner Art von Hintergrund leben (das Statistische Bundesamt spricht für die ganzen neuen Bundesländer im Jahr 2008 von 616.000; das ist demnach weniger, als es allein in Berlin gibt – in Thüringen betrug laut dem Statistischen Landesamt der Ausländeranteil im Jahr 2006 1,4 Prozent; das heißt, in einer durchschnittlichen thüringischen Schulklasse sitzt gerade mal ein Drittelausländer) .... interessanterweise deckt sich das, was das TLS schreibt, auch recht gut mit meinen persönlichen Eindrücken; denn wenn man auf den Straßen von Gera Ausländern begegnet, dann sind es entweder Vietnamesen (ich weiß nicht, ob das repräsentativ ist, aber die, die man so sieht, betreiben tatsächlich zumeist Obstläden, Nagelstudios oder die typischen Asia-Shops ) oder aber Russlanddeutsche (in meinem Abijahrgang gab es ca. drei oder vier Russinnen; man kam mit ihnen gut aus, aber untereinander sprachen sie trotzdem stets Russisch) .... naja, was ich damit sagen wollte, ist: ich persönlich habe mit Ausländern (oder Menschen ausländischer Abstammung)sicher weniger persönliche Erfahrungen gemacht als die meisten anderen, die das hier lesen und in Städten wie Berlin, München, Frankfurt, Köln aufgewachsen sind; und ich dabei in meiner Argumentation trotz allem eher auf das angewiesen bin, was die Medien (ja, ich weiß, dass diese durchaus ein verzerrtes Bild abliefern können, aber wie gesagt: ich rede nicht von RTL2 und anderem Unterschichtenfernsehen) und was nackte Statistiken uns präsentieren

    vorgestern (also am 1.9.) fand bei Hart aber fair im Ersten eine Diskussionsrunde mit und über Sarrazin statt, die ich mir tatsächlich mal in voller Länge reingezogen habe (weiß nicht ob noch jemand?) .... noch interessanter fand ich aber eine weitere Sendung zum Thema, die später am Abend (nach den Tagesthemen) gezeigt wurde: da wurde eine türkische (!) Lehrerin an einer Lernschwachenförderschule in Gelsenkirchen, die nach Angaben der Sendung zu 70% von Migrantenkindern besucht wird (die oft an diese Schule verwiesen werden, weil sie nicht ausreichend Deutsch sprechen), durch ihren Alltag begleitet ..... und der Grundtenor der Sendung war halt, dass die Lehrerin sagte, dass ihr Job an dieser Schule hauptsächlich in Sozialarbeit bestünde, weil viele Kinder von ihren Eltern zu Hause nicht genügend Förderung und Sozialkompetenz mitbekommen hätten und oft nie einen Kindergarten besucht hätten .... und speziell bei den Mädchen hätten viele Eltern auch gar kein Interesse daran, dass ihr Kind einen Schulabschluss bekomme, weil sie ja eh mal keinen Beruf lerne, sondern ca. mit 20 heiraten und dann Kinder kriegen solle

    naja, jedenfalls hab ich mir nun im Gefolge dieser Sendungen noch mal ein paar Gedanken zum Thema “Ausländer und ihre Integration” gemacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
    ich bin üüüüberhaupt nicht dagegen, dass Menschen, die nicht von hier stammen, unsere Kindergärten, unsere Schulen, unsere Universitäten bevölkern; im Gegenteil, ich finde, dass das so ziemlich das Beste ist, was ihnen und was der Gesellschaft passieren kann ..... aaaaaber: ich finde, dass es gewisse Regeln und Grundsätze gibt (und damit meine ich nicht nur die Gesetzgebung, sondern auch gesellschaftliche Konventionen), die hier in Deutschland (oder auch einem beliebigen anderen westlichen Land) gelten, und an die sich eben Leute, die hier leben möchten, halten sollten, und sich nicht durch irgendwelche Verweise auf Toleranz und Multikulti rechtfertigen dürfen .... und dazu gehört eben:
    • dass Mädchen das Recht haben, einen Beruf zu lernen oder das Abitur zu machen und zu studieren; und dass sie nicht mit um die 20 heiraten und Kinder kriegen sollen, weil das der Familienclan so wünscht
    • dass es in der Schule Veranstaltungen gibt, an denen ein Schüler eben teilzunehmen hat, egal welche kulturellen Hintergründe der Eltern dagegen sprechen mögen und egal ob sie dahinter irgendwelche Verrohungen, Gotteslästerungen, Teufelsanbetungen oder sonstwas sehen mögen .... dass also Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen, dass sie nicht dazu gezwungen werden dürfen, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen (erst recht nicht im Sportunterricht – die Doku mit der Lehrerin zeigte, dass sie zwar eigens einen Sportunterricht anbietet, bei dem die muslimischen Mädchen unter sich sind, aber selbst da gab es noch eine Schülerin, die ihr Kopftuch nicht abnehmen wollte), dass Schüler und Schülerinnen mit auf Klassenfahrt gehen dürfen und dass sie an Schulveranstaltungen wie Karneval, Weihnachtsfeiern, Theateraufführungen teilnehmen (zum letztgenannten Thema las ich neulich eine Reihe interessanter Artikel, darunter den hier – nicht dass noch einer denkt, ich würde hier nur Bashing gegen den Islam betreiben )
    • dass in diesem Land eben die Gesellschaft und das, was in ihr erlaubt und was verboten ist, nicht von dem bestimmt wird, was in irgendwelchen religiösen Büchern steht, und zwar egal ob auf dem Buch ein Kreuz, ein Halbmond, ein Davidstern oder sämtliche Götter des Hinduismus drauf sind (hier verweise ich auf das Beispiel einer Schülerin aus dem Kosovo, deren Mutter von der türkischen Lehrerin bei einem Hausbesuch aufgesucht wurde; die Schülerin wollte für ihr Leben gern einen Tanzkurs besuchen, was aber die Mutter nicht erlaubte, da es gegen den Koran sei, dass Frauen tanzen und sich enge Kleidung anziehen, und sie auf die Frage der Lehrerin, was sie glaube, was für ihre Tochter wichtig sei, antwortete: “Koran!”)
    • dass sich Ausländer, die in Deutschland leben, nicht untereinander in den Familien oder in speziellen Wohnvierteln abschotten, sondern dass sie gezielt den Kontakt zu Deutschen suchen, sei es in der Nachbarschaft, in Vereinen, über die Schule ihrer Kinder oder sonstwo
    • außerdem finde ich, dass es für jeden Menschen, der dauerhaft in diesem Land lebt, eine Selbstverständlichkeit sein sollte, fließend Deutsch zu sprechen; und zwar einfach, weil es sich so gehören sollte, und nicht weil es so in irgendeinem Gesetz steht

    um es noch mal so klar wie nur möglich zu formulieren: es geht mir nicht darum, dass ich irgendwem das Recht absprechen wollte, hier zu leben, nur weil er (oder seine Eltern) eine andere Herkunft hat (im Gegenteil, jeder, wo auch immer er herkommen mag, sollte das Recht und die Chance dazu haben, und es sollten ihm alle nur denkbaren Möglichkeiten gegeben werden, hier mit offenen Armen empfangen zu werden, und sich hier heimisch fühlen, hier arbeiten, sich bilden, in den Genuss unserer Gesundheitsversorgung kommen und ganz allgemein ein besseres Leben als in seiner Heimat führen zu dürfen) .... und es geht mir auch sicher nicht darum, jetzt die deutsche Leitkultur als das Alleinseligmachende darzustellen (ja, ich könnte tatsächlich Wandrers Nachtlied auswendig aufsagen ^^ aber ich bin überzeugt davon, damit selbst unter den allerreinblütigsten Deutschen zu einer verschwindend geringen Minderheit zu gehören, und ich verlang das auch von niemandem .... und ja, ich würde als kleinen Imbiss jederzeit eine Thüringer Rostbratwurst einem Döner vorziehen; aber ich mag auch gerne Pizza oder Pasta ) ..... worum es mir geht, ist einzig und allein, dass Toleranz gegenüber Minderheiten nicht beliebig sein darf, sondern dass wir in unserem Land das Recht haben sollten, bestimmte Erwartungen an die zu haben, die hier leben möchten; genau wie die Bewohner irgendeines beliebigen anderen Landes auch das Recht haben sollten, Erwartungen an mich zu knüpfen, wenn ich den Drang verspüren sollte, mich unter ihnen anzusiedeln .... und ich verwehre mich auf das Entschiedenste dagegen, dass ich oder irgendjemand sonst, der diese Meinung teilt (sofern es Menschen auf der Welt gibt, die irgendeine Meinung von mir teilen), in irgendeine rechte Ecke gestellt werden (der ich mich sicher nicht zugehörig fühle)!

    also: Meinungen? Aussagen? Erfahrungen? Widersprüche? oder – ich wage es kaum zu hoffen – auch zaghafte Zustimmung?

    PS: natürlich weiß ich, dass sich für jedes Negativbeispiel eines unzureichend integrierten Ausländers auch genügend Gegenbeispiele von wunderbar angepassten, voll integrierten Musterausländern finden ließe (und das ist ja auch sehr gut so!) ..... und natürlich ist mir auch bewusst, dass das Unterschichtenproblem nicht nur eins von Migranten ist, sondern Deutsche genauso betrifft (auch da könnte ich Beispiele nennen), genauso wie es religiösen Fanatismus mit Sicherheit auch unter Deutschen gibt .....aber ein gewisses Problem mit der Integration ist meiner Auffassung nach (und wenn eine Förderschule in Gelsenkirchen zu 70% von Migrantenkindern besucht wird – wie ist dieser Schnitt bei Gelsenkirchener Gymnasien? – muss ja integrantionsmäßig irgendwas schief laufen) durchaus vorhanden, und deshalb ist es aus meiner Sicht auch legitim, darüber zu diskutieren, wie klein oder groß das Problem auch sein mag
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  2. #2
    Administrator JuliWiki-Admin
    Mitglied im Juli-Fanclub
    Avatar von rovo
    Mitglied seit
    03.12.2006
    Ort
    Karlsruhe
    Alter
    34
    Beiträge
    5.760
    Lob ausgesprochen
    24
    Wurde 87x in 69 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    Ich habe deine Ausführungen nur kurz überflogen, ich hoffe also, dass ich das Thema trefe, das du ansprechen wolltest.

    Meine Meinung dazu: Von mir aus kann jeder gerne in das Land migrieren, in dem er wohnen möchte. Wenn mich später mal ein Land so sehr reizt, dass ich mein weiteres Leben dort verbringen möchte (oder in Deutschland Hunger und Krieg herrschen), dann erhoffe ich mir schließlich das selbe. Man sollte sich nur bewusst sein, dass es in diesem Land eine andere Kultur gibt, mit anderen Werten, Verhaltensweisen und Sprachen.

    Wenn man sich für ein Land entscheidet, entscheidet man sich gleichzeitig auch für die dortige Kultur und sollte sie zunächst auf jeden Fall akzeptieren und sich im Lauf der Zeit auch anpassen. Das soll weder heißen, dass man seine eigene Kultur komplett vergessen sollte, noch dass das von einem Tag auf den anderen geht. Aber das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen birgt nun mal die Gefahr von Missverständnissen, auch wenn beide nur das tun, was nach ihrem Verständnis selbstverständlich ist.
    JULI-Süchtig

  3. #3
    Moderator im Juli-Forum Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Juli
    Mitglied seit
    30.07.2004
    Ort
    Irgendwo dazwischen.
    Alter
    35
    Beiträge
    23.004
    Lob ausgesprochen
    63
    Wurde 38x in 35 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    Zitat Zitat von rovo Beitrag anzeigen
    Wenn man sich für ein Land entscheidet, entscheidet man sich gleichzeitig auch für die dortige Kultur und sollte sie zunächst auf jeden Fall akzeptieren und sich im Lauf der Zeit auch anpassen. Das soll weder heißen, dass man seine eigene Kultur komplett vergessen sollte, noch dass das von einem Tag auf den anderen geht.
    Dem kann ich mich voll und ganz anschließen!

    Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht wirklich ausführliche Informationen habe, wer was wann warum gesagt hat. Alles was ich im Radio mitbekommen habe, war, dass er wohl gesagt hat, dass es ein Problem ist, dass sich "die Ausländer" hier nicht integrieren wollen.

    Und oftmals kann ich dem zustimmen. Ich bin wirklich der letzte Mensch auf Erden, der irgendeinen anderen danach beurteilt, wo er, seine Eltern, sein Partner, sein sonstwas herkommt, wie er aussieht, was er beruflich macht oder wie seine sexuelle Orientierung ist. Aber wenn ich dann umgeben bin von Menschen, die sich in eigenen türkischen/russischen/japanischen/hintertupfingischen Vierteln abschotten, die kein Wort Deutsch sprechen, aber erwarten, dass es für sie Lebensmittelgeschäfte, Bahnschalter oder Anwälte in ihrer Landessprache gibt und von denen man sich dann auch noch "Scheiß Deutschland" anhören darf... Hm. Eher suboptimal, würde ich sagen.

    Keiner soll seine eigene Kultur, seine Sprache und sein Denken aufgeben, wenn er in ein anderes Land zieht. Aber er sollte sich dem neuen Land so anpassen, dass er dort leben kann wie ein "Einheimischer". Und das gilt auf gar keinen Fall nur für Menschen, die von irgendwo nach Deutschland kommen, sondern ganz klar auch für Deutsche, die ins Ausland gehen. Wenigstens die Sprache sollte man doch ansatzweise beherrschen, wenn man auswandert - nicht so, wie man es in diversen Auswanderersendungen im Fernsehen immer sieht...


    And this life I lead it's a curious thing, but I can't deny the happiness it brings

  4. #4
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
    Mitglied seit
    18.10.2004
    Beiträge
    5.969
    Lob ausgesprochen
    16
    Wurde 44x in 41 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    Im Prinzip sagt ihr drei ja alle dasselbe und ich kann mich euch da anschließen- Robert hat es wahrscheinlich am prägnantesten auf den Punkt gebracht.

    Zu Sarrazin selbst sollte man sagen, dass ich es absolut verabscheue, was mit dem Mann derzeit gemacht wird. Ob das, was er sagt, richtig ist oder nicht, ist doch erstmal egal- aber ein Land, in dem offiziell Meinungsfreiheit herrscht, gibt hier gerade ein jämmerliches Bild ab, schrecklich....aber ganz klar zu sehen ist natürlich, dass Sarrazin über Juden gesprochen hat. Sicherlich eine etwas wilde Theorie, aber hat er denn irgendwie von schlechten Genen gesprochen? Nein.
    Aber in Deutschland kann man halt kaum das Wort Jude in den Wort nehmen, ohne gleich Antisemit zu sein- egal, wie positiv man über Juden spricht. Das hat dem Mann das Genick gebrochen.
    und genauso darf man eben auch nichts gegen Migranten welcher Art auch immer sagen, denn -oh böse, böse- dann wird man ja sofort in die rechte Ecke gestellt. Diese Nichtdiskussion, die da gerade in D stattfindet, ist doch abartig. "Ausländer", also aus meiner deutschen Sicht, können nun mal genauso wie Inländer "gute" und "schlechte" Menschen sein. Aber ach ja stimmt, da war ja ca. 40 Jahre vor meiner Geburt mal was, also muss man ja postulieren, dass alle Nichtdeutschen toll sind oO
    Und naja, wie gesagt, was das inhaltliche angeht, kann ich Steffens Forderungen im Großen+ Ganzen unterstreichen....
    Ich liebe dieses Leben.

  5. #5
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Migranten

    eine längere antwort von mir zu dem thema ist bereits in arbeit, aber bevor die kommt, wollt ich doch mal ganz kurz auf einen aspekt eingehn:


    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    aber ganz klar zu sehen ist natürlich, dass Sarrazin über Juden gesprochen hat. Sicherlich eine etwas wilde Theorie, aber hat er denn irgendwie von schlechten Genen gesprochen? Nein.
    Aber in Deutschland kann man halt kaum das Wort Jude in den Wort nehmen, ohne gleich Antisemit zu sein- egal, wie positiv man über Juden spricht. Das hat dem Mann das Genick gebrochen.
    ich kenne sein vollständiges zitat zu den juden nicht, ich weiß nur, dass er irgendwas von wegen "juden haben ein bestimmtes gen" gemeint hat (ob er damit nun ein gutes oder schlechtes gen meinte, weiß ich nicht).
    es geht bei der kritik gegen hr.sarrazin ja auch nicht unbedingt (nur) um das judenzitat, sondern viel mehr um seine ganzen rassistischen (wenn nicht sogar volksverhetzenden) äußerungen zum thema migranten, insbesondere muslimische migranten. im zusammenhang mit muslimen spricht er nämlich ganz eindeutig von schlechten genen. ein zitat aus seinem buch dazu:
    Die kulturelle Fremdheit muslimischer Migranten könnte relativiert werden, wenn diese Migranten ein besonderes qualifikatorisches oder intellektuelles Potential verhießen. Das ist aber nicht erkennbar. Anzeichen gibt es eher für das Gegenteil, und es ist keineswegs ausgemacht, dass dies ausschließlich an der durchweg bildungsfernen Herkunft liegt. So spielen bei Migranten aus dem Nahen Osten auch genetische Belastungen eine Rolle [...]

  6. #6
    JuliWiki-Admin
    Mitglied im Juli-Fanclub
    Avatar von esiststeffen
    Mitglied seit
    09.05.2005
    Ort
    Gera
    Alter
    36
    Beiträge
    18.544
    Lob ausgesprochen
    70
    Wurde 71x in 63 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    joa, Robert und Juli haben schon so ungefähr das formuliert, was ich auch versucht hab zu sagen (und Kristin sowieso, aber damit habe ich gerechnet ^^)

    zu Sarrazin: nochmals, ich habe sein Buch nicht gelesen, kenne also alles, was er darin sagt, nur aus zweiter oder dritter oder vierter Hand ..... ich möchte hervorheben, dass ich nicht glaube, dass die Intelligenz eines Menschen und der Auf- oder Abstieg, den er in seinem Leben durchmacht, (vorrangig) genetisch bedingt sind ...... bei Hart aber fair hat Sarrazin auf mich den Eindruck gemacht, dass er offenbar nicht sooo der begabteste Redner ist, und dass er aus diesem Grund einen sehr starken Hang dazu hat, seine Aussagen (unabhängig von ihrem Inhalt) bei seinen Gesprächspartnern anders ankommen zu lassen, als sie eigentlich gemeint waren, und dadurch auch sehr, sehr leicht mal ins Fettnäpfchen zu treten ^^

    aber, und das möchte ich ganz unabhängig von Sarrazin und allem, was er gesagt oder nicht gesagt, und was er gedacht oder nicht gedacht hat, zur Unterstützung Kristins noch einmal unterstreichen: ich finde, dass es im Jahr 65 nach dem Endes des Zweiten Weltkriegs erlaubt sein sollte, sich über zu Juden, Muslime etc. zu äußern (und wenn es sein muss, auch kritisch), ohne deshalb in irgendeine Reihe mit Nazis gestellt zu werden (und gleiches gilt übrigens auch für das Thema Genforschung an Menschen und Menschengruppen .... ich gebe zu, ich bin ebensowenig ein Biologe wie es Sarrazin ist, aber für mich ist es durchaus legitim, bei bestimmten Ethnien nach genetischen Gemeinsamkeiten und genetischen Unterschieden zu suchen, ohne dass dies gleich einen Rückfall in die Rassenkunde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutet)

    so, und jetzt bin ich mal auf Malis Monolog zum Thema gespannt (ja, Mali, ich werde ihn lesen, selbst wenn ich der einzige sein sollte, der das tut ^^)
    Eines Tages, wenn alles endet, sich letzten Endes zum Guten wendet ....


    Ich kann euch spüren!

  7. #7
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
    Mitglied seit
    18.10.2004
    Beiträge
    5.969
    Lob ausgesprochen
    16
    Wurde 44x in 41 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    @Mali: ich kann diesem Zitat, was du gepostet hast, auch nicht zustimmen.
    Egal, welcher Herkunft man ist oder sonstwas, meiner Meinung nach hat die Umwelt einen viel größeren Einfluss auf den Menschen. Also wie gesagt- ich stimme Sarrazin sicherlich nicht 100%ig zu! darum gehts überhaupt nicht.
    Nur: eine Gloria von Thurn und Taxis hat zB auch mal gemeint, Aids wäre in Afrika ein Problem, weil "der Schwarze nun einmal gern schnackselt".
    Das ist rassistisch und dämlich. Aber Madame ist ja Anhängerin der katholischen Kirche und die Afrikaner, naja, die sterben halt da unten da vor sich hin und berühren uns in Deutschland nicht, da darf die gute Frau schon mal Sche*ße reden, ohne weiter deshalb angegangen zu werden.

    und meines Wissens nach ging es bei der Aussage zu Juden darum, dass er quasi seine Gentheorie über Muslime gerechtfertigt hat: Basken zB hätten auch ein gemeinsames Gen, Juden auch...das war meiner Meinung nach neutral. Nicht positiv herausgehoben, aber auch nicht negativ.

    Und überlegt mal, wieviel der Mann schon erzählt hat. zB, dass Hartz-IV-Empfänger die Heizung runterdrehen sollen und dass man mit ....ich glaube 4 Euro pro Tag für Essen auskommt. Gut, es stand in der Zeitung, ein wenig Zwangsempörung war da- aber passiert ist ihm nichts.
    Und jetzt geht's dem Mann an den Kragen.
    Bin mal gespannt, mit welchem Geschwurbel Wulff sein Versprechen (Kluft zwischen Volk+ Politik kleiner machen) brechen wird. Sarrazins Buch verkauft sich ja bombig.
    Ich liebe dieses Leben.

  8. #8
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von soylent_gelb
    Mitglied seit
    16.04.2005
    Ort
    München
    Alter
    56
    Beiträge
    1.460
    Lob ausgesprochen
    0
    Wurde 7x in 6 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    Ich halte die Hauptthesen, die der Herr so vom Stapel gelassen schon für ziemlich dämlich und Migranten gegenüber verletzend (hey, das war die berühmte Nazi-Keule! - aber mal vorsichtig ausgedrückt! *ggg*) und grad bzgl. den Erbaussagen kann man auch durchaus von rassistisch sprechen (Malibun führe das ja oben schon aus). Es sei neutral, wenn man sagt, dass eine Bevölkerungsgruppe erbbedingt dümmer ist als andere, hallo, geht´s noch? Ja, es gibt Probleme bei der Integration, aber die Theorie, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen (z. B. Juden oder Basken oder eben auch Muslime) genetisch bedingt dümmer sind, was zu entsprechenden Ergebnissen führt, wenn sie sich hier fortplanzen, ist schon ziemlich hanebüchen. Und Fachleute erklären sie für Unsinn. Überhaupt verallgemeinert er sehr stark und malt (satirische?) Horrorszenarien von Überfremdung an die Wand. Wirft dafür mit allerhand Zahlen um sich.

    Ekelhaft finde ich es, wenn es unschick wird, so populistisches Ausgrenzungsgeschwätz (Wo legt dieses problemfördernd eine Finger in die Wunde? Was ist die Konsequenz? Nicht - völlig zurecht - Konsequenzen bei kriminellen Handlungen, sondern generell "alle raus"?) abzulehnen, weil das ja POLITICAL CORRECT (als Schimpfwort!) ist. "MAN WIRD JA WOHL NOCH SAGEN DÜRFEN..." (übrigens grad Schlagzeile in der Blödzeitung, da ging´s u. a. natürlich auch um Sarrazin - damit treffen sich dann auch mal Politiker - noch - / Autor & Journalismus auf einem Niveau, bravo) - boah, das ist auch so ein toller Spruch. Endlich spricht´s mal einer in vielen Fernsehsendungen aus - die Verallgemeinerungen und Anfeindungen, die sich andere nur am Stammtisch traun!

    Ach, die Hartz 4-Empfänger sind dann vielleicht bei m nächsten Mal, eventuell im nächsten Buch wieder dran, wird sich auch gut verkaufen.

    Na ja, die wohl recht breite Zustimmung (ja, das ist überspitzt, aber er hat halt Recht...) macht mehr Sorgen als der Typ selber, mal schaun, wann die Sarrazin-Partei (mit ca. 18 Prozent) kommen mag.

    Hamma irgendwelche türkischen Mitforumlinge hier? Was haltet ihr so davon? Falls ihr euch bequemt habt, Deutsch zu lernen (und dann bestimmt JULI-Fans geworden seid, um euch in unsere Kultur zu integrieren!), die Intelligenz für Internetnutzung ausreichen sollte und ihr nicht gerade damit beschäftigt seid, Zwangshochzeiten zu planen oder Bomben zu basteln.
    Geändert von soylent_gelb (06.09.2010 um 01:26 Uhr)
    Gott hat den Menschen einen Kopf gegeben, damit die Dummheit ein Zuhause hat.

    www.soylent-gelb.de

  9. Für diesen hilfreichen Beitrag von soylent_gelb dankt:


  10. #9
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
    Mitglied seit
    18.10.2004
    Beiträge
    5.969
    Lob ausgesprochen
    16
    Wurde 44x in 41 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    Wie gesagt- diese Gentheorie befürworte ich auch nicht.
    Aber wo bleibt denn schlicht und einfach die sachliche Auseinandersetzung damit, wo die Gegenthesen? Nein, stattdessen wird eine Hetzjagd veranstaltet...

    Aber jetz, wo Sarrazin abgedankt hat, wird auch diese ganze Debatte wieder verebben. So, wie diese Nierenspende von Steinmeier wieder versackt ist oder vor 1,5 Jahren der Amoklauf oder oder oder....wir hangeln uns von einem (Sommer)loch zum nächsten und tun nichts, wir regen uns mal nett ne Runde auf und dann lasst uns bitte wieder damit in Ruhe.
    Ich liebe dieses Leben.

  11. #10
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von soylent_gelb
    Mitglied seit
    16.04.2005
    Ort
    München
    Alter
    56
    Beiträge
    1.460
    Lob ausgesprochen
    0
    Wurde 7x in 6 Beiträgen gelobt

    Standard AW: Migranten

    Aber diese Theorie (die er ja nur als Nebenthema bezeichnet hat, er sagte also nicht SORRY, DAS WAR NATÜRLICH VÖLLIG HANEBÜCHENDER UNSINN, DEN ICH DA VERZAPFT HABE, sondern nur, dass das doch nicht so wichtig sei...) trifft sein Menschenbild doch ganz gut. Sachliche Auseinandersetzung is ja ne gute Idee, aber wer braucht den A... da dazu? Erzähl mir nicht, sowas könnte so jemand auch nur irgendwie in positivem Sinne anregen...
    Gott hat den Menschen einen Kopf gegeben, damit die Dummheit ein Zuhause hat.

    www.soylent-gelb.de

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •