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Thema: Die Affäre Wulff

  1. #31
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Für mich geht es bei der Frage, ob Gauck ein geeigneter Bundespräsident sein wird oder nicht, gar nicht mal unbedingt um die Frage, was er z.B. konkret über Stuttgart 21 oder über Sarrazins Buch denkt (auch wenn natürlich eine Aussage, politischen Aktivismus seiner Bürger als "unglaublich albern" zu bezeichnen, für ein Staatsoberhaupt meiner Meinung nach völlig unangemessen ist); es geht mir ganz einfach darum, was diese Kandidatur in diesem Land für ein Zeichen setzt. Für mich ist diese Nominierung zunächst einmal ein sehr deutlicher Beleg für diese These:
    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    Im Bundestag ist es allgemein üblich, dass die Linken von allen vier anderen Parteien, bei sämtlichen Anträgen oder Diskussionen schlichtweg ignoriert (und teilweise auch gar nicht erst informiert) werden. Hab während meines Praktikums mehrmals mitbekommen, wie sich Linkenpolitiker darüber beschwehrt haben, dass sie mal wieder irgendwo nicht einbezogen wurden (wobei sie bei ihren Beschwerden auch schon immer selbst, "wir wissen ja, dass das hier Usus ist", hinzugefügt haben ).
    Schon irgendwie "interessant", dass einer demokratisch gewählten Partei, auf der einen Seite immer wieder vorgeworfen wird sie sei nicht demokratisch genug, aber auf der anderen Seite Spitzenpolitiker dieser Partei u.a. mit Stasimethoden überwacht werden und die gesamte Partei aus Prinzip ständig aus politischen Vorgängen raus gehalten wird.
    Dass die erste Gauck-Nominierung vor zwei Jahren vorrangig erfolgte, weil SPD und Grüne der Linkspartei signalisieren wollten "Nur weil wir zufällig auch gerade Opposition sind, lassen wir euch trotzdem noch lange nicht mitspielen" und/oder weil sie die Linken auf ihre so genannte "Demokratiefähigkeit" hin testen wollten, dürfte wohl klar sein. Die Linke hat von Anfang an erklärt, dass sie Gauck niemals wählen wird, was selbstverständlich ihr gutes Recht ist. Wie man daraus "Demokratiefeindlichkeit" ablesen kann, ist mir bis heute ein Rätsel. Noch schlimmer ist für mich aber, dass nicht nur die schwarz-gelbe Regierung es gar nicht erst für nötig hält, mit den Linken zu sprechen, sondern dass auch SPD und Grüne, die mit den Linken zusammen heute übrigens sogar noch eine klarere Mehrheit in der Bundesversammlung hätten als noch 2010, sie nicht nur ignorieren, sondern auch noch ein zweites Mal den Unwählbaren vorsetzen (und das sicher auch wieder mit der mitgedachten Drohung "Wählt den Kandidaten der nationalen Einheitsfront, sonst seid ihr Feinde der Demokratie"). Ich finde es ja prinzipiell gut, wenn Regierung und Opposition sich in einer solchen Frage auch mal zusammensetzen und gemeinsam einen Konsens zu finden suchen, aber dann doch bitte mit allen demokratischen Parteien!

    Von einem Bundespräsidenten erwarte ich, dass er das Zeug dazu hat, von allen prinzipiell demokratischen Kräften - auch jenen, deren Wunschkandidat er nicht war, die ihn nicht frenetisch bejubeln würden und die nicht jeder seiner Äußerungen zustimmen können - zumindest respektiert und geachtet zu werden; und bei Gauck sehe ich diese Eigenschaft nicht. Ich gestehe Herrn Gauck ja zu, dass er in der DDR sehr gelitten hat und dort von frühester Jugend an fundamental gegen jede Autorität agiert hat (wobei es ja auch hier kontroverse Debatten gibt, ob er wirklich der große Widerständler war, als der er sich gibt; die ich aber ausdrücklich nicht beurteilen kann und möchte) - nur, mein Gott, die DDR ist seit mehr als 20 Jahren Geschichte, und dieser Mann macht auf mich immer noch den Eindruck, als kenne er gar kein anderes Thema. Für soziale Belange, überhaupt für aktuelle politische Fragen scheint er sich hingegen wenig zu interessieren. Als Bundespräsident wäre er das Staatsoberhaupt aller Deutschen, mit den unterschiedlichsten Biografien und Lebensentwürfen, und müsste die Fähigkeit und den Willen mitbringen, für sie alle zu sprechen und im Zweifelsfall für ihre Interessen einzutreten - das gilt für den strammen CSU-Wähler aus Oberammergau ebenso wie für den Althippie aus dem Hamburger Schanzenviertel oder für den ehemaligen Stasioffizier aus Eisenhüttenstadt. Bei Konflikten zwischen einzelnen gesellschaftlichen Gruppen sollte der Bundespräsident schlichtend und mäßigend eingreifen können - bei Gauck sehe ich da eher die Gefahr, dass er (angesichts seiner bisherigen Äußerungen) noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen würde. Zusammenfassend könnte man sagen: Ein Bundespräsident sollte versöhnen - Gauck wirkt auf mich weniger als Versöhner, sondern mehr als Spalter.

    Auf jeden Fall finde ich es bemerkenswert, dass offenbar in allen Parteien, die ihn nominiert haben, von der CSU bis zu den Grünen, sich durchaus auch kritische Stimmen zu Gauck regen (darunter auch durchaus prominente Köpfe wie z.B. Ströbele) und dass sich bei Twitter (und mittlerweile auch bei Facebook? dort hab ich leider noch nichts mitbekommen) bereits Gruppen nach dem Motto "NotMyPresident" gebildet haben, wie ich es bei den letzten Präsidentenwahlen so nicht erlebt habe. Besonders gespannt bin ich ja darauf, welchen Kandidaten die Linkspartei aus dem Hut zaubern wird (sie will ihn übermorgen vorstellen), und auch darauf, wie sich die Piraten verhalten werden. Irgendwie sagt mir eine innere Stimme, dass in Sachen Gauck noch lange nicht alle Messen gesungen sind .....
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  2. #32
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Da das Thema heute ja selbst bei der heute-show als dem erwiesenermaßen konkurrenzlos führenden knallhart-kritischen Informationsmedium der Aufmacher war, frage ich doch noch mal in die Runde:
    Hat eigentlich irgendwer gestern den Zapfenstreich gesehen? Oder zumindest Auszüge davon? Oder auch nur davon gehört? Was sagt ihr so dazu?
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  3. #33
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Ich habe nur die Musik-Diskussion im Vorfeld mitbekommen. War ja klar, dass man sich wegen sowas auch noch aufregen muss...


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  4. #34
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Ich habe mir den Zapfenstreich auch nicht angesehen, ich hatte einfach nicht dran gedacht und auch nicht sonderliches Interesse daran.
    JULI-Süchtig

  5. #35
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Ich fands einfach nur traurig und erbärmlich, was da abgegangen ist: Sich auch noch mit Trillerpfeifen und Vuvuzelas hinstellen, damit ja auch noch das kleinste bisschen noch verbliebene Würde aus seinem Abschied verschwindet. Meine Güte, falls es jemand noch nicht mitbekommen hat, der gute Mann ist schon vor ein paar Wochen zurückgetreten! Da sollten "die" sich doch eigentlich freuen, dass er jetzt endlich seinen Abschied nimmt, und ihm wenigstens dort noch seinen Frieden lassen; oder welchen Teil der Argumentationskette hab ich da nicht verstanden? So weit ich weiß, gab es vor langer Zeit mal selbst bei kriminellen Straßengangs noch die ungeschriebene Regel, dass man auf jemanden nicht mehr eintritt, wenn derjenige schon am Boden liegt .... in Sachen Wulff scheint das unsere perfekt demokratisch sozialisierte Wahlbevölkerung leider etwas vergessen zu haben ....
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  6. #36
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Naja, ich denke, viele hat es gestört, dass er jetzt noch die Ehre hatte, sich mit einem Zapfenstreich zu verabschieden. Und dadurch, dass er sich noch ein 4. Lied gewünscht hat, hat er bei vielen das Fass zum Überlaufen gebracht... Das hat nichts mit weiter drauf eintreten zu tun. Das zeigt nur die Empörung, dass er sich weiterhin "Frechheiten" rausnimmt und auch noch den ziemlich hohen Ehrensold bekommt, obwohl er nicht gerade ehrenhaft gehandelt hat. Meiner Meinung nach hätte er auf den Sold verzichten sollen, dann hätte er vielleicht nochmal eine Chance in der Politik gehabt.
    Manchmal verweht der Sand die Spuren, denen du folgtest.
    Aber ein Traum weist dir den Weg zurück in dein Land.

  7. #37
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Hatte nicht Herr von und zu Guttenberg auch einen Zapfenstreich? Da hat sich auch niemand aufgeregt, obwohl er auch wenig "ehrenhaft" gehandelt hat... Wieso wird also schon wieder mit zweierlei Maß gemessen?


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  8. #38
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Ich stimme auch eher Madeleine zu und denke, der einzige, der Wulff seine Würde genommen hat, ist er selber.

    Das mit Guttenberg stimmt allerdings auch, an dessen Stelle hätte ich mich genauso in Grund und Boden geschämt, statt mich noch feierlich verabschieden zu lassen.

    Allerdings hab ich den Zapfenstreich nicht gesehen - find ich aber generell eher mäßig interessant, auch wenn ein verdienstvoller Bundespräsident aus dem Amt ausscheiden würde
    Ich liebe dieses Leben.

  9. #39
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Mein Gedanke dabei ist einfach: Was wollen die denn eigentlich noch erreichen? Wie gesagt, Christian Wulff ist schon seit ein paar Wochen nicht mehr Bundespräsident - und dass ihn mittlerweile ziemlich viele in diesem Land ganz schön doof finden, hat er mittlerweile sicherlich sogar mitbekommen. Ich denke, dass ihm bei diesem Zapfenstreich ohnehin nicht soooo bedingungslos zum Jubeln und Fröhlichsein zumute gewesen sein wird, warum gibt es dann immer noch Leute, die noch mal eins drauflegen wollen und ihm mit ihrem tumben Getröte auch noch diesen würdevollen und feierlichen Moment (der für ihn, wie gesagt, sicherlich auch so schon traurig genug war) zunichte machen wollen? Einfach nur aus Spaß an der Freude und am Rabatzmachen?

    Dass man sich nun auch noch an der Frage aufgeilt (und nein, damit meine ich nicht dich, Madeleine), ob er zum Zapfenstreich drei oder vier Lieder bekommt, hinterlässt bei mir nur noch Fassungslosigkeit. Christian Wulff hat nur das bekommen und wird nur das bekommen, was ihm als ehemaligem Bundespräsidenten zusteht (und egal wie selbst seine schärfsten Kritiker das finden mögen, er war nun mal eine gewisse Zeit lang unser Bundespräsident); hat er irgendwas gefordert, was andere Bundespräsidenten nicht bekommen haben? Es ist ja nicht so, dass er vom Steuerzahler ein prunkvolles Landschloss verlangt hat, um dort seinen Lebensabend zu verbringen, oder einen persönlichen Rolls Royce für seine zukünftigen Fahrten nach Sylt. Aber nein, er hat sich ja beim Zapfenstreich vier Lieder gewünscht statt nur drei, ach wie schlimm!



    Ich gehe zwar nicht davon aus, dass irgendjemand vorhin gerade die Talkshow von Günther Jauch gesehen hat, aber dort ging es auch (sinngemäß) um das Thema "Rücktritte von Politikern am Beispiel Wulff", und zum Abschluss hat der Jauch eine mMn sehr interessante und auch sehr kluge Mail von einem Zuschauer namens Markus verlesen
    Mark(/c?)us schrieb, dass es seiner Meinung nach den passenden Zeitpunkt für einen Rücktritt gar nicht gäbe, da:
    - Oskar Lafontaine Verantwortungslosigkeit und Horst Köhler Dünnhäutigkeit vorgeworfen wurden, als sie sich nach Aufkommen öffentlicher Vorwürfe sofort selbst aus der Schusslinie namen, während Männern wie Guttenberg oder Wulff im Gegenzug zum Vorwurf gemacht wurde, dass sie zu lange an ihren Ämtern klebten
    - der Skispringer Martin Schmitt für dumm gelte, weil er immer noch springe, während die Biathletin Magdalena Neuner für dumm gelte, weil sie jetzt schon aufhöre
    - Gottschalks Rücktritt vielfach mit dem hämischen Kommentar bedacht worden sei "mit 62 wird's auch langsam Zeit", während Jopie Heesters mit Ü100 noch bis zum Schluss bei jedem seiner Auftritte bejubelt wurde
    - Otto Rehhagel mit 73 als zu alt gelte, um noch als Trainer zu arbeiten, während Joachim Gauck im gleichen Alter noch unser Staatsoberhaupt werden solle
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  10. #40
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    Standard AW: Die Affäre Wulff

    Zitat Zitat von esiststeffen Beitrag anzeigen
    und dass ihn mittlerweile ziemlich viele in diesem Land ganz schön doof finden, hat er mittlerweile sicherlich sogar mitbekommen.
    Genau den Eindruck macht er auf mich eben nicht
    Ich mein, ich sag jetzt nicht, "Boah geil, die Vuvuzuelas, das war das beste, was die machen konnten", aber ich sage mir eben auch: wundern braucht er sich nicht.
    Ich liebe dieses Leben.

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