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Thema: Die Sexismus-Debatte

  1. #21
    Malibun
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    @Mali: du kannst ruhig noch "nettere" Vermutungen anstellen
    Och nö, nicht jeder Gedanke muss auch ausgesprochen werden...

    Aber bedenk bitte, dass ich a) noch gar nicht viel zum Thema gesagt hab und wir uns b) im Grunde so gut wie gar nicht kennen...
    Mein Kommentar über "diese Frauen" bezog sich auch weniger auf dich, sondern hauptsächlich auf die Frauen, die Steffen in seinem Post erwähnt hat (also die Thomallas, Ebelings und Bruhns dieser Welt).


    Grundsätzlich find ich es jetzt schwierig zu diskutieren, weil du dich als persönlich betroffen siehst - bzw es auch bist, aber darüber kann natürlich niemand urteilen, das ist eine sehr subjektive Sache.
    Das ist ja genau mein Punkt. Die Erfahrungen, die bei #aufschrei geteilt wurden, sind alle Subjektiv. Man kann über Erfahrungsberichte sexueller Belästigung nicht diskutieren und nicht urteilen. Allein diejenigen, die von der jeweiligen Situation betroffen sind, können darüber etwas sagen. Und wenn sie sagen, dass das was ihnen passiert ist sexuelle Belästigung und einfach ein scheiß Erlebnis war, dann war das auch so.

  2. #22
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    @Mali: du kannst ruhig noch "nettere" Vermutungen anstellen
    Och nö, nicht jeder Gedanke muss auch ausgesprochen werden...
    Spricht für dich...

    Grundsätzlich find ich es jetzt schwierig zu diskutieren, weil du dich als persönlich betroffen siehst - bzw es auch bist, aber darüber kann natürlich niemand urteilen, das ist eine sehr subjektive Sache.
    Das ist ja genau mein Punkt. Die Erfahrungen, die bei #aufschrei geteilt wurden, sind alle Subjektiv. Man kann über Erfahrungsberichte sexueller Belästigung nicht diskutieren und nicht urteilen. Allein diejenigen, die von der jeweiligen Situation betroffen sind, können darüber etwas sagen. Und wenn sie sagen, dass das was ihnen passiert ist sexuelle Belästigung und einfach ein scheiß Erlebnis war, dann war das auch so.
    Damit wird dann aber eine Sexismus-Debatte obsolet, wenn jeder für sich entscheidet, was er als sexuell belästigend empfindet und was nicht. Und dann dürfen auch alle BelästigerInnen für sich entscheiden, wie weit sie gehen wollen – schließlich ist es ja dann immer eine ganz individuelle Interaktion zwischen zwei Individuen, die mit jeweils subjektiven Einstellungen und Empfindungen in diese Situation gehen und diese dann anschließend, jeder für sich, bewerten.
    Ich gebe dir ja Recht (hab’s ja selber gesagt ), dass die Wahrnehmung verschieden ist, aber man sollte doch, wenn man schon so ausgiebig darüber debattiert, einen Minimalkonsens finden und auch die Begriffe Sexismus – sexuelle Belästigung etwas schärfer voneinander abgrenzen.

    Gestern Abend hab ich noch das erste Stück Satiregipfel gesehen, da hat Dieter Nuhr erstmal ein bisschen seine Späßchen über diese ganze Debatte gemacht, und dann ist er auf den Ernst der Lage umgeschwenkt und meinte, wenn man jedes Hinterherpfeifen und jeden dummen Spruch aufwertet, dann wertet man damit automatisch auch alles ab, was wirklich verwerflich ist (so ganz allgemein: körperlich zudringlich werden, bis hin zu Vergewaltigung).
    Bei dieser Aufschrei-Aktion wird halt sehr vieles in einen Topf geworfen. Eine schrieb, dass sie erst vergewaltigt& dann von dieser Person getröstet wurde. Was ist daran bitte Sexismus und wieso soll das jetzt diskutiert werden? Vergewaltigung ist eine sexuell motivierte Straftat und war noch nie duldbar! Da kann es keine zwei Meinungen geben und das hat auch nichts mit Emanzipation oder einem sich veränderten Frauenbild oder sonst was zu tun. Und dass dann eben als nächstes steht, dass jemand sich über einen anzüglichen Spruch ärgert, der in die Richtung der Person gemacht wurde, finde ich schon, dass da sehr verschiedene Dinge miteinander vermengt werden, was für die Debatte und den generellen Einsatz gegen sexuelle Gewalt nicht förderlich ist.
    Ich liebe dieses Leben.

  3. #23
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Natürlich hat jeder das Recht für sich zu sagen "Ich wurde gerade belästigt". Keine andere Person, kann beurteilen wie sich die Belästigung angefühlt hat, und keine andere Person hat das Recht dazu die Erfahrung der Betroffenen klein zu reden. Man denkt sich nicht aus Spaß aus, dass man grade belästigt wurde, und postet auch nicht aus Spaß bei #aufschrei. Es ist schmerzhaft sich eingestehen zu müssen, dass man Opfer einer sexuellen Belästigung wurde und es ist nicht einfach, dann auch noch drüber zu reden. Und wenn einem dann geantwortet wird mit "nee, das was dir passiert ist, ist keine sexuelle Belästigung, und überhaupt was hast du dich, war doch gar nicht schlimm.", dann ist das fatal und schadet dem Opfer psychisch ungemein.

    Sexuelle Belästigung ist keine "Interaktion zwischen zwei Individuen". Flirten ist vielleicht eine, Belästigung nicht. Belästigung ist eine Aktion einer Person gegen eine Andere.
    Das wäre ja noch schöner, wenn der Belästiger definieren dürfte wann er belästigt. Da gebe es offziell wahrscheinlich gar keine sexuellen Belästigung mehr. Dass ist ja, als würde man den Vergewaltiger entscheiden lassen, wann es eine Vergewaltgung ist (Antwort: Nie).

    Das einzige, wo ich dir zustimme: Die Begriffe "Sexismus" und "sexuelle Belästigung" wurden von den Medien in letzter Zeit fast schon synonym verwendet. Dabei sind das natürlich zwei verschiedene Dinge, und das könnte durchaus noch ein bisschen besser abgegrenzt werden.


    Das erste Mal, als ich sexuell belästigt wurde war kein körperlicher Übergriff vorhanden. Er hat mich nicht angefasst, trotzdem habe ich mich wesentlich bedrohter und schlechter als bei einigen körperlichen Übergriffen gefühlt. Ich war sehr jung, der Typ hat mir Angst gemacht, und ich wusste nicht wie weit er noch gehen würde.
    Ichfür mich fühle also, dass diese Geschichte sich schlimmer angefühlt hat, als eine spätere körperliche Zudringlichkeit eines anderen Typen (wobei ich damit natürlich die körperlichen Angriffe nicht runter spielen will, die waren auch alle scheiße). Der Herr Nurr (und scheinbar auch du) würden mir jetzt aber sagen "Mooment mal, der erste Typ hat dich gar nicht angefasst, war also überhaupt nicht schlimm was passiert ist. Der zweite Typ hat dich angefasst, also war das schlimmer, und du musst dich jetzt auch deswegen schlechter fühlen als wegen dem ersten Typ".

    Bei dieser Aufschrei-Aktion wird halt sehr vieles in einen Topf geworfen. Eine schrieb, dass sie erst vergewaltigt& dann von dieser Person getröstet wurde. Was ist daran bitte Sexismus und wieso soll das jetzt diskutiert werden?
    Der Sinn und Zweck hinter #aufschrei war nicht, dass man über die einzelnen Erlebnisse der Betroffenen diskutiert, sondern dass Betroffene sich erleichtern können, indem sie über die belastenden Erlebnisse reden (zweiter Grund war, dass dadurch einfach mal aufmerksam gemacht werden soll, wie oft sexuelle Übergriffe - von Belästigung bis zu mehr - tagtäglich passieren). Die Frau, die das mit dem tröstenden Vergewaltiger gepostet hat, hat auch noch einige andere "weniger schwerwiegende" Erlebnisse von sexueller Belästigung gepostet, die sie augenscheinlich auch belastet haben. Wie das eine das Andere auf- oder abwerten könnte, kann ich absolut nicht nachvollziehen.

    In den letzten Tagen kaen bei mir viele alte Erlebnisse wieder hoch und ich habe viel über diese Dinge nachgedacht. Dabei waren nicht unbedingt die Erlebnisse, wo von außen betrachtet körperlich am meisten abgelaufen ist, auch diejenigen die mich am Meisten belastet haben. Wie schwer belastend sich ein Erlebnis anfühlt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie bedroht fühle ich mich in der Situation? Wie alt war ich? Wie hat er mich herabgesetzt, was hat er gesagt? Bin ich an sexuell belästigende Situation gewöhnt (ja wenn sowas sehr häufig oder gar täglich vorkommt, dann tritt - wahrsch als Schutzmechanismus - schon fast eine Gewöhnung ein, was die Sache an sich aber natürlich nicht besser macht)? Und ja auch die Reaktionen vom Umfeld können eine psychische Belastung noch steigern (wenn sie einem z.B. Schuldgefühle a la "warum hast du dich da aufgehalten?", "warum hast du dich nicht (mehr) gewehrt?" einreden oder das Erlebte klein reden).
    In einer Situation hat mich der Typ nur am Arm festgehalten (und versucht mich zu küssen), dennoch hatte ich da wesentlich mehr Angst, als bei vielen Situationen in denen die Berührungen an ganz anderen Stellen als nur am Arm statt gefunden haben. Wir waren bei einer privaten Party im Flur, der Typ hatte extra gewartet bis alle meine Freunde im schalldichten Diskoraum verschwunden waren, weit und breit war niemand den ich zur Hilfe holen oder durch Schreie hätte erreichen können, der Typ war angetrunken, ich wusste nicht wie weit er gehen würde.
    Dann gab es natürlich auch Situationen, in denen mir das Festhalten am Arm wenig ausgemacht hatte. In Argentinien in Clubs ist das öfter passiert, dass man beim Vorbeigehen von Typen festgehalten wurde. Da wusste ich aber "ich muss nur lange genug dran ziehen, dann lassen die mich irgendwann los" und außerdem waren um uns herum überall Menschen. Da habe ich mich wenig bis gar nicht bedroht gefühlt, deswegen haben mich diese Sachen auch nicht sonderlich belastet (wobei das Verhalten der Typen natürlich trotzdem nicht ok war).

    Diese ganzen vielen Faktoren, die in die Bewertung einer Situation hinein fließen, wie z.B. das Bedrohungsgefühl, kann nur der/die Betroffene beurteilen. Und nur weils nach außen vielleicht nach "weniger Berührungen" aussieht, heißt das nicht dass es auch für das Opfer weniger belastend ist.

    Meine erste Belästigung ist jetzt 12 Jahre her. Wie gesagt er hat mich nicht direkt angefasst, und trotzdem kommt die Geschichte jetzt gerade hoch und schmerzt jetzt noch.
    Und das obwohl mir in den letzten 12 Jahren durchaus auch mehr als einmal Sachen passiert sind, die strafrechtlich defintiv eine höhere Relevanz hätten als diese erste Geschichte.
    Geändert von Malibun (05.02.2013 um 16:44 Uhr)

  4. #24
    Malibun
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Sehr interessanter FAQ-Blogpost der #aufschrei-Intiatorin: http://kleinerdrei.org/2013/02/was-i...n-faq-versuch/

  5. #25
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Es tut mir Leid, wenn ich das ein bisschen zu vereinfacht/ verkürzt dargestellt habe (irgendwelche Berührungen = sexuelle Belästigung, alles andre nicht). Ich wollte das wirklich nur ein bisschen vereinfacht darstellen, um es iwie greifbar zu machen. Dass die Grenzen natürlich sehr flexibel sind, ist mir auch klar

    Was mir bei dem Blog bzw generell aufgefallen ist: diese extreme Opferrolle. Ja, es gibt sicherlich im Beruf Sexismus, wo das Machtgefälle einfach mal gegeben ist und wenn Behinderte belästigt werden, ist das natürlich noch perfider und sicherlich hat man manchmal schließlich einfach Angst und ist wie gelähmt.

    Aber:

    Sexistische Äußerungen und Handlungen stellen einen Missbrauch von Macht dar, d.h. die eine Seite hat mehr Macht, nutzt dies aus und nimmt der anderen Seite damit meist jegliche Handhabe, sich überhaupt wehren zu können.
    Diesen Auszug aus der FAQ finde ich doch verdammt krass. Es ist sicherlich, wie gesagt, sehr situationsabhängig, aber was ist denn mit der ganzen Emanzipation passiert, dass man in jeder Situation sofort ein Machtgefälle entdecken will und als Frau glaubt, nicht nein sagen zu können?
    Mich hat zB mal ein recht schmieriger Typ so Mitte 40 auf einem Polterabend (also so dorfmäßig-provinziell^^) gefragt, ob ich mit ihm tanzen möchte. Nein, wollte ich nicht, definitiv nicht. Hab ich ihm auch gesagt. Ende der Geschichte.
    Wie klein und ohnmächtig käme ich mir denn vor, dass am nächsten Tag irgendwo im Internet niederzuschreiben und mich benutzt und beschämt und sonst was zu fühlen, statt dem Typen einfach zu sagen, was Sache ist???
    Wie gesagt, man kann sich sicherlich nicht immer wehren und in diesen Fällen finde ich auch nicht, dass sich Frau dann dafür schämen sollte (so in die Richtung „ich bin selber Schuld“). Aber von vornherein sich einreden, dass man ja keine Macht hat, finde ich schon fatal und wie gesagt, für emanzipiert halte ich das nicht.
    Gut, natürlich kann jeder selbst entscheiden, wie ohnmächtig er sich sehen möchte, aber ich für mich persönlich möchte mir nicht einreden, keine Macht zu haben, sobald eine Person in meiner Umgebung etwas von mir will, dass ich nicht von ihr will. Da gibt’s auch nichts darüber zu diskutieren und zu erkämpfen usw., dieses Recht gestehe ich mir schlicht und einfach zu.

    Deshalb auch mein etwas laxer Kommentar, dass zu jeder Situation zwei Personen gehören und jeder die Situation ggf. anders interpretiert. Nehmen wir doch mal den Fall, wie er sich auch bei Brüderle/ Himmelreich zugetragen haben soll. (also ich nehm jetzt wirklich nur die Situation, nicht dass ich einer der beteiligten Person diese Gedanken unterstellen möchte!)
    Die Situation heißt: Mann macht Frau ein Kompliment bzgl ihrer Brüste.
    Er, der also als erster das Wort ergreift, denkt vermutlich: ihre Brüste gefallen mir. Ich hau den Spruch einfach mal raus, vielleicht geht da ja was.
    Was sie darüber denkt und wie sie reagiert, kann man aber keinesfalls so festschreiben.
    Vielleicht denkt sie sich „Ich möchte von diesem Typen kein diesbezügliches Kompliment hören und bin unangenehm berührt.“
    Vielleicht stehen ja aber auch manche Frauen auf solche Komplimente, dann denkt sie sich „oh, er steht auf mich, dann flirte ich mal weiter, vielleicht geht ja was.“
    Das nur mal als zwei verschiedene Reaktionen, die gewissermaßen die Extreme darstellen, zwischen denen noch viele andre Reaktionen liegen.
    Wenn ihr erster Gedankengang zutrifft, dann ist er ein widerlicher Typ, der Frauen zu Sexobjekten degradiert und nur ihre Körper sieht, wenn der zweite Gedankengang zutrifft, dann ist das vielleicht der Beginn einer Affäre, vll sogar einer Ehe, ….der Spruch aber, der am Anfang steht, war genau der Gleiche.
    Und ich denke, das ist gemeint, wenn man sagt, dass sie bei George Clooney vll anders reagiert hätte – das heißt ja nicht, dass Clooney per se ein Typ ist, der das Recht hat, Frauen anzumachen u ggf zu belästigen, sondern lediglich, dass bei ihm die Chance höher ist, dass frau drauf einsteigt – und die Situation dann so interpretiert, dass sie sich eben nicht belästigt fühlt.
    Genau das ist eben mein Punkt, dass man bei jeglichen Anbahnungen zwischen zwei Menschen (prototypisch Mann& Frau) sehr viel hineininterpretieren kann. Sicherlich lässt die Situation am Arbeitsplatz sehr viel weniger Interpretationsspielraum, aber auch hier meine ich, dass sich nicht jede Frau von jeder Anmache belästigt fühlt, sondern das vielleicht den Beginn einer wie auch immer gearteten Beziehung darstellen kann – sicherlich nicht muss.
    Den Typen im Falle ihrer Akzeptanz als tollen Kerl hinzustellen und im Falle einer Ablehnung als sexistisches Schwein, ist für mich doch sehr selbstgerecht.

    Ich weiß nicht, aber für mich geht es eigentlich vielmehr darum, dass die Menschen durch das dauernde Gefacebooke etc. langsam verlernen, einfach mal normal miteinander umzugehen und dass andererseits die Gesellschaft immer mehr sexualisiert wird. Ich hab in der sechsten Klasse ein Mädchen, das ein T-Shirt mit zwei Möpsen drauf anhat. Also, mit den zwei Hunden, aber natürlich an den entsprechenden Stellen. Und nein: kein Mann erwirbt dadurch das Recht, sie zu betatschen oder sonst irgendwas. Aber es will mir wohl keiner erzählen, dass sie das einfach anhat, weil Möpse ihre Lieblingstiere sind und ihr die Farben so gefallen haben. Es findet (bei manchen) von früh auf schon eine so dermaßene Sexualisierung statt, dass es zur Leistung erhoben wird, für möglichst viele Typen attraktiv zu sein bzw so viele Mädels wie möglich klar zu machen.
    Und dadurch wird es auch immer schwerer, einzuschätzen, was richtig oder was falsch ist. Jungs werden abgewiesen, wenn sie sich einem Mädchen auf süße, harmlose Weise nähern und für sie da sind, weil das Mädchen lieber nen Angeber-Checker nimmt. Der Begriff „Weichei“ wird sicherlich auch nicht vorrangig von Männern für ihre Geschlechtsgenossen verwendet, sondern von Frauen.
    Und nein, auch hier abschließend: das gibt keinem das Recht, einen anderen zu belästigen. Aber wundern muss es einem in einer Welt, in der es facebook-Apps zur Mitteilung von diskreten Beischlafabsichten gibt, auch nicht grad….
    Ich liebe dieses Leben.

  6. #26
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Niemand "macht" sich selbst zum Opfer. Niemand ist gerne Opfer. Opfer sein ist ein scheiß Gefühl, genauso wie Machtlosigkeit.

    Natürlich haben sexuelle Übergriffe etwas mit Machtdemonstration zu tun. Ein Mensch zeigt einem anderen Menschen, dass er die Macht hat sich über dessen Grenzen hinweg zu setzen, diesen Menschen mit Kommentaren zu reduzieren, oder anzufassen (und auch bei der extremsten Formder sexuellen Übergriffe, einer Vergewaltigung, geht es immer um Macht und nicht um den Sex an sich).
    Das fängt schon bei der körperlichen Überlegenheit an: Die Täter sind in den meisten Fällen schon einfach physisch stärker als die Opfer (ist natürlich nicht immer der Fall, es gibt auch andere Machtinstrumente als körperliche Überlegenheit). Wenn mich also, wie im letzten Post beschrieben, ein Mann festhält, dann kann ich natürlich versuchen mich dagegen zu wehren aber viel mehr kann ich meistens auch nicht machen, weil er einfach stärker ist. Gut, ich konnte mich in dem Fall dann zum Glück doch irgendwann los reissen, aber bis dahin hat er erstmal Macht demonstriert indem er gezeigt hat "ich kann dich festhalten und ich kann mit dir machen was ich will".
    Aber Macht wird natürlich nicht nur durch körperliche Stärke demonstriert. Mir ist z.B. mal ein Typ den ganzen Nachhauseweg hinterher gelaufen, obwohl ich ihm mehrmals gesagt habe dass ich das nicht will (wobei es jetzt in der Situation nicht so schlimm war, da das so ein kleiner Bubbi war, vor dem ich auch keine Angst hatte. Wärs aber ein bedrohlich wirkenderer Mann gewesen, hätte das schon ganz anders ausgesehen). Das ist auch eine Form von Machtdemonstration, wenn man kein "Nein" aktzeptiert.
    Es geht darum: Ein Mensch will jemand Anderen zeigen, dass er Macht über dessen Körper hat, ihn kommentieren/anfassen/sonstwas damit machen kann. Ob ich mich dann wehren kann oder nicht, ist dabei erst der zweite Schritt, denn vor dem Wehren kommt ja erstmal die Belästigung.

    Dein Beispiel, ohne dir zu Nahe treten zu wollen, finde ich dabei etwas unpassend. So wie sich das anhört hast du dich von dem Mann ja nicht belästigt gefühlt. Ich würde mich von einer einfachen Frage nach einem Tanz, wo dann auch ein "Nein" aktzeptiert wird, auch nicht belästigt fühlen. Was Anderes wärs vielleicht, wenn er kein "nein" aktzeptieren würde und immer und immer wieder ankäme (dabei vielleicht noch beleidigend oder sonst wie angreifend wird), oder wenn er mir minutenlang auf die Brust starren würde. Wobei natürlich für dich auch das gilt, was ich in den letzten Posts schon betont habe: Würdest du jetzt sagen "ich habe mich in der Situation belästigt gefühlt", dann würde ich auch sagen dass es dann eine Belästigung war. Wie die Situation genau war kann ich ja von Außen überhaupt nicht beurteilen, das weißt ja nur du (damit meine ich so Sachen wie: wirkte der Typ oder die Situation bedrohlich, hat er Grenzen aktzeptiert oder nicht, hat er gestarrt oder sonst irgendwas unangenehmes gemacht usw.).
    Aber per se, ohne diese ganzen wichtigen Details zu kennen, würde ich eine Aufforderung zum Tanz jetzt noch nicht als Belästigung sehen (wobei es auch vollkommen egal ist, wie ich es sehe, sondern eben um deine Einschätzung geht. Aber du hast es ja glaub ich auch nicht als belästigend empfunden).


    Ich höre bzw. lese immer wieder "vielleicht würde das eine andere Frau, aber auch als Kompliment empfinden". Wenn ein Mann einer Frau die er kaum kennt (oder mit der er nur arbeitet) in einer absolut unpassenden Situation, ein über-sexualisierten Kommentar macht, kann ich mir irgendwie nur sehr schwer vorstellen dass das irgendeine Frau schön findet. Mit unpassender Situation meine ich: Wenn ich mit einem Typen im Bett liege, habe ich absolut nichts dagegen dass er mir sagt dass er meine Brüste schön findet (wobei ich auch da ein "du hat echt schöne Brüste" einem "du könntest aber auch ein Dirndl ausfüllen" vorziehen würde). Wenn ich in einer beruflichen Situation bin (egal ob die in einer Bar oder im Büro statt findet) in der es auch zu keinem Zeitpunkt um so Körperlichkeiten ging (die beiden haben ja nicht vorher ne halbe Stunde über Brüste geredet) oder mich auf der Straße aufhalte, dann sind so Kommentare einfach nur unangebracht. Ich hab auch noch von keinem Flirt gehört, der mit einem "Geilö Titten"-Kommentar angfangen hat (außer vielleicht beide sind sternhagelvoll oder sie befinden sich in einem Discount-Puff).


    Jungs werden abgewiesen, wenn sie sich einem Mädchen auf süße, harmlose Weise nähern und für sie da sind, weil das Mädchen lieber nen Angeber-Checker nimmt
    Halt ich für ein Gerücht. Ich stand noch nie auf "Angeber-Checker". Stehst du auf Angeber-Checker?


    Wie auch immer, mir geht das hier - genauso wie leider bei vielen Talkshows und sonstigen Medienberichten - so ein bisschen am Thema vorbei.
    Was mir, und den meisten andern bei #aufschrei-involvierten Frauen (und Männern) wichtig ist: Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass sexuelle Belästigung passiert. Und das sie ständig, tagtäglich passiert. Und das wir nicht belästigt werden wollen, dass sich gesellschaftlich ein anderes Bewusstsein dafür schaffen wollen. Darüber sollte die Diskussion eigentlich gehen: Was muss in der Gesellschaft passieren, damit die Täter sich ändern (und nicht die Opfer!)? Wie kann man, vorzugsweise Männer, dazu bringen andere Menschen, vorzugsweise Frauen, nicht mehr zu belästigen? Und wie können wir die Betroffen bestmöglichst unterstützen?

  7. #27
    Malibun
    Gast / Ehemaliges Mitglied

    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Noch kurz zwei Anmerkungen zu meinem letzten Post:

    Zum dritten Absatz: Starren ist NICHT "einen kurzen Blick riskieren". Jede/r schaut sich gerne schöne Menschen an - ja auch ich.

    Zum vierten Absatz: Wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob ein Kommentar auch als Belästigung verstanden werden könnte, wieso lässt man den Kommentar dann nciht einfach? Wieso riskiert man, dass sich ein anderer Mensch bedroht/erniedrigt/einfach nur schlecht fühlen könnte? Es gibt genügend Wege einen Flirt anzufangen oder ein Kompliment zu machen, ohne den Anderen damit zu belästigen (been there, done that. Ist nicht so schwer).


    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    Aber wundern muss es einem in einer Welt, in der es facebook-Apps zur Mitteilung von diskreten Beischlafabsichten gibt, auch nicht grad….
    Whut??
    Geändert von Malibun (07.02.2013 um 15:33 Uhr)

  8. #28
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Zitat Zitat von Sk8er_Girl Beitrag anzeigen
    Jungs werden abgewiesen, wenn sie sich einem Mädchen auf süße, harmlose Weise nähern und für sie da sind, weil das Mädchen lieber nen Angeber-Checker nimmt. Der Begriff „Weichei“ wird sicherlich auch nicht vorrangig von Männern für ihre Geschlechtsgenossen verwendet, sondern von Frauen.
    Und nein, auch hier abschließend: das gibt keinem das Recht, einen anderen zu belästigen. Aber wundern muss es einem in einer Welt, in der es facebook-Apps zur Mitteilung von diskreten Beischlafabsichten gibt, auch nicht grad….
    Interessant. Dann habe ich bisher wohl alles falsch gemacht. Ich war bisher noch nie mit einem Angeber-Checker zusammen (ich lasse mich meistens noch nicht einmal auf ein Gespräch mit ihnen ein, weil - sie auf mich unangenehm wirken und ich mich bei solchen Menschen oft nur als Objekt empfinde) und ich habe bisher auch noch nie bei Facebook Mitteilungen zum Beischlaf gepostet - von meinen Freunden hat das bisher auch noch niemand gemacht...

    Ehrlich gesagt finde ich dein Beispiel mit dem Mädchen aus der 6. Klasse überhaupt nicht in eine Sexismus-Debatte passend. Du beschwerst dich, dass die Welt immer mehr Sexualisiert wird, aber in genau diesem Fall passiert es doch gar nicht - das Mädchen trägt das Shirt ja weil sie die Hunde toll findet, nicht um damit ein Statement zu setzen oder sexuell für Jungs attraktiv zu sein. Erwachsene Menschen, die dann denken "höhö Möpse" sollten den Moment dann auch noch einmal nutzen um Nachzudenken.

    In der ganzen Sexismus Debatte geht es meines Erachtens auch darauf, andere zum nachdenken anzuregen. Gerade in der aufschrei Diskussion gab es viele Männer, die schrieben, dass sie viele Situationen noch nie so bedacht haben. Der Sinn von aufschrei ist meiner Meinung nach, neben dem, dass man von seinen Erlebnissen berichten kann, auch darin andere darauf aufmerksam zu machen wo der Unterschied zwischen einem harmlosen Flirt und Sexismus liegt.

    Klar gibt es Frauen, die es scheinbar schön finden nur auf ihren Körper beschränkt zu werden, aber deshalb muss dann jede Frau akzeptieren, dass ihr dauerhaft auf die Brüste gestarrt werden?


  9. #29
    Mitglied im Juli-Fanclub Avatar von Sk8er_Girl
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Also erstmal in Kürze das Wichtigste, was mir grad ins Auge stach:

    -die Facebook-App heißt "Bang with friends"
    -was diese Sache mit den Checkern angeht: ich steh natürlich totaaaal auf solche Typen nein, im Ernst: das war ja nur ein Beispiel, das heißt ja um Himmels Willen nicht, dass es immer so ist, aber das gibt es. Nicht zuletzt bei Jugendlichen, und mit denen hab ich nun mal beruflich zu tun, also hab ich die auch immer ein bisschen im Fokus
    -das Mädchen trägt auf dem T-Shirt ganz sicher nicht ihre Vorliebe für Hunde zur Schau, das ist ja das schlimme, das Mädel ist total frühreif u weiß vmtl gar nicht, welche Signale sie damit setzt bzw wie sehr sie sich selber um ihre Kindheit/ anfangende Pubertät raubt...
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  10. #30
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    Standard AW: Die Sexismus-Debatte

    Auch wenn ich mir jetzt bestimmt keine Freunde machen werde und auch gestehen muss, dass ich mir nicht alle Post hier ausführlich durchgelesen habe, aber trotzdem möchte ich ein, zwei Sätze sagen.

    Zitat Zitat von Malibun Beitrag anzeigen
    Niemand "macht" sich selbst zum Opfer.
    Das sehe ich ein kleinwenig anders. Wir müssen nicht diskutieren, dass sich eine Frau freiwillig hinstellt und sagt "los, vergewaltige mich, ich will dein Opfer sein". Darum geht es nicht. Aber all diese vermeintlichen Anmachen und ein "na Sie füllen Ihr Dirndl aber auch gut aus" kann man natürlich als Sexismus ansehen und auf die Barrikaden gehen. Muss man aber nicht.

    Auch wenn es bestimmt heißt, ich solle erstmal selbst in so eine Situation kommen und bla und blub - woher will irgendjemand außer mir wissen, was für Sprüche ich schon gehört habe? Aber wie gesagt: Man muss da keine Story draus machen. Ich sage "von mir aus", "na dann", "wenn du meinst" - oder gar nichts. Und gehe. Ohne ein Fass aufzumachen, ohne diesen Vorfall ein Jahr später an eine Zeitung zu verkaufen. Who care's? Ich finde, das ist alles eine Frage der Einstellung. Entweder ich nehm mir sowas zu Herzen oder nicht. Wenn ich mir über alles, was ich mir schon anhören durfte und noch anhören dürfen werde ständig so immense Gedanken machen würde und gleich "Hilfe, Sexismus" schreien würde, hätte ich aber ganz schön viel zu tun. Dafür sind mir allerdings sowohl Zeit als auch Leben zu schade.

    Das hat nichts mit "Augen verschließen" oder Verdrängung oder Schönreden zu tun, ich bin die letzte die dafür ist, dass Frauen angegrapscht oder im schlimmsten Fall vergewaltigt werden dürfen. Aber für mich ist das einfach alles auch ein bisschen eine Frage der eigenen Einstellung. That's all - macht aus diesem Beitrag, was ihr wollt.


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