Ich bin zwar keiner, der jeden Tatort schaut, aber die zahlreichen neuen Ermittlerteams aus dem Jahr 2013 hab ich mir natürlich alle zumindest 1x angeschaut, und speziell auf den Weimar-Tatort war ich (gerade auch als Thüringer) ganz besonders gespannt .... und ich muss sagen: Von allen Neuermittlern aus diesem Jahr (Saarland, Til, Wotan, Erfurt, hab ich noch wen vergessen? auch den Magdeburger Polizeiruf kann man da noch einreihen) haben mir Nora & Ulmen ganz klar am besten gefallen
Irgendwie haben sie es geschafft, beide Arten von negativen Extremen, die wir dieses Jahr erlebt haben (völlige Durchgeknalltheit wie im Saarland einerseits und bräsige Langeweile wie in Erfurt andererseits) zu vermeiden und eine selten gesehene kurzweilige Leichtigkeit auszustrahlen, die einen schmunzelnd mitfiebern lässt. Das Besondere war, dass dieser Tatort zwar auch nicht arm war an Absurdem (Leichenfund in der Tiefkühltruhe und dann in der Hollywoodschaukel, "Selbstmarder", Ulmen im Kofferraum), aber man als Zuschauer trotzdem keine Sekunde lang denkt
"boah, aber sonst gehts euch noch gut?", sondern
"jaa, bitte mehr davon!"
Und wenn ich eine Theorie aufstellen sollte, woran das liegt: Vielleicht ist das Geheimnis dieses Tatorts gerade, dass er es schafft, dass all seine Verschrobenheit an keiner Stelle irgendwie "gewollt" wirkt (wie ich das z.B. beim Saarländer, aber auch bei manchen Münster-Tatorten empfinde), sondern ganz aus sich selbst heraus zu kommen scheint. Tschirner, Ulmen, aber auch die Nebendarsteller scheinen alle miteinander ganz in ihren Rollen aufzugehen und wirken in sich glaubwürdig. Es wirkt nicht wie
"hach, schaut her, wir sind ja sooo lustig!", sondern sie *sind* es einfach, ohne dass irgendwer groß drüber nachzudenken scheint. Vielleicht ist das vor diesem Hintergrund gar nicht schlecht, dass Nora Tschirner genau so agiert, wie man sie kennt, dass sie also quasi nur "sich selbst" spielt: Man nimmt ihr als Zuschauer ab, dass sie, wenn sie wirklich eine Kommissarin wäre, genau so und nicht anders drauf wäre. Und außerdem: Auch das Lokalkolorit (das man ja durchaus sehr intensiv ausgereizt hat) kam mir hier (wie gesagt, als Landeskundiger) sehr viel glaubwürdiger und unaufgesetzter vor als z.B. bei den Erfurtern. Wenn ich beim MDR bzw. der ARD was zu sagen hätte, dann würde ich vorschlagen: Begrabt Erfurt und macht das hier zu *dem* künftigen Thüringen-Tatort