Wenn das ein JULI-Forum ist, wieso dann dieser Thread? Dann bitte nur noch über JULI reden! Denn alles andere gehört nicht hier her!
Ansonsten hat es Mali ja gut erklärt; es bedarf von meiner Seite keine weitere Erklärung!
Wenn das ein JULI-Forum ist, wieso dann dieser Thread? Dann bitte nur noch über JULI reden! Denn alles andere gehört nicht hier her!
Ansonsten hat es Mali ja gut erklärt; es bedarf von meiner Seite keine weitere Erklärung!
Doch, noch was: an anderer Stelle hast du Mali vorgeworfen, dass sie sich überlegen gegenüber andere verhält. Und dann kommst du mit deinem Geschreibsel hier... Denk mal drüber nach!
Die Sache mit der Kommunikation ist halt die: beide Seiten benötigen das Interesse, den anderen verstehen zu wollen. Da ich das hier alles andere als gegeben sehe, spare ich mir auch jegliche weitere Erklärungen.
Danke, dass ihr den Thread gesprengt hat. Entschuldigt, dass manche Leute bei Krisen nicht sofort Depressionen assoziieren.
Sollte es jemanden geben, der sich mit dem ursprünglichen Thema ein wenig befassen will, für den könnte die Doku heute Abend auf der ARD vielleicht was sein (von der ich logischerweise auch nur die Ankündigung gelesen hab):
http://programm.daserste.de/pages/pr...9079DBC11D8157
Ich liebe dieses Leben.
Sie hat doch lang und breit im ersten Beitrag darüber geschrieben, dass es ihr um Lebensentwürfe und deren mehr oder weniger erfolgreichen Umsetzung geht, verbunden mit der Fragestellung, ob man sich damit zufrieden gibt oder ständig auf der Suche nach Veränderung ist.
Ich sehe es auch so, dass es zum Erwachsensein dazugehört, dass man sich irgendwann entscheidet und auch mit einer nicht ganz perfekten Lösung zufrieden gibt. Möglicherweise gibt es ja hier andere Charaktere, die erklären können, warum sie sich lieber nicht festlegen wollen. Aber diese Angiftungen Kristin gegenüber finde ich unter aller Sau!
Zum Thema: Natürlich gibt es Umstände, mit denen man nicht einfach zufrieden sein kann, weil sie einen unerträglichen Dauerzustand darstellen. Das fällt für mich gar nicht erst unter "Midlife-Crisis". Aber bei vielen ihrer Beispiele ging es um Dinge, mit denen man sich durchaus zufrieden geben kann. Ist das jetzt das richtige Studienfach oder nicht? Gut möglich, dass man ein Fach findet, was einem noch besser gefällt, aber wer weiß, ob sich die Vorstellungen nicht in einem Jahr wieder geändert haben? Irgendwann muss man sich mal festlegen und das dann auch durchziehen. Wenn man mit seinem Partner zusammenlebt und immer nach dem perfekten Moment für den Kinderwunsch sucht, ist es irgendwann zu spät. Aus dem Programm von Eckart von Hirschhausen:
Das finde ich sehr treffend.Frauen gehen dagegen gerne essen, denn dabei erkennen sie gleich, ob er ein Entscheidungstyp ist. Kennen Sie Leute, die sich nicht entscheiden können? Die die Speisekarte von vorne bis hinten studieren. Und dann fangen sie an zu feilschen: Könnte man Menü eins mit Menü drei kombinieren? Wenn der entnervte Kellner aus der Küche zurückkommt, bestellen sie noch dreimal um.
Warum? Sie wollen das Beste aus diesem Restaurantbesuch herausholen. Egal was kommt, sie können gar nicht zufrieden sein. Weil es Perfektion in dieser Welt nicht gibt! Und je mehr Zeit sie mit der Auswahl zubringen, desto besser muss das Produkt sein, um die vergeudete Zeit im Nachhinein zu rechtfertigen. Wenn ich den Moment verpasse, in dem Zeitinvestition und Resultat in einem guten Verhältnis standen, dann steigt die Erwartung weiter, und egal was danach kommt, gut kann es nicht mehr sein. Genügsame Menschen hingegen blättern die Karte durch, verschaffen sich einen Überblick. Nach einem Drittel wissen sie, was es gibt. Das Nächste, was sie anlacht, wird genommen. Die machen die Karte zu und wollen gar nicht wissen, was es noch gegeben hätte.
Sk8er_Girl (11.08.2014)
Wer (ob gewollt oder ungewollt) angreifend formuliert, muss auch damit rechnen, dass man ihn darauf hinweist.
Zum Thema: Sicherlich ist das Leben einfacher, wenn man sich immer leicht mit dem zufrieden geben kann, was man schon hat (ob das Leben dann auch immer erfüllter ist, ist eine andere Frage). Ich glaub aber einfach nicht, dass man sich absichtlich das Leben schwer macht bzw. absichtlich eine Krise haben möchte.
Mit den Entscheidungen z.B.: Ich würd mich zwar nicht als ungenügsam beschreiben, bin in vielen Bereichen recht leicht zufrieden zu Stellen, aber mit Entscheidungen hatte ich schon immer Probleme (gut, das wird durch die Depris womöglich verstärkt, aber das war auch vorher schon so und liegt wahrscheinlich einfach mit in meiner Persönlichkeit). Ich bin wahrscheinlich die Person, die Hirschhausen in dem Zitat beschreibt (auch wenn ich das jetzt nicht zu einem Männer/Frauen-Thema machen würde). Ich find meine Entscheidungsunfreude ätzend, und wär gern auch jemand, der sich direkt für die Spagetthie mit Sahnesauce entscheiden könnte. Ich versuch das auch zu üben, und sag mir dann auch "jetzt nimm einfach das und gut ist". Die Gedanken "hmm wär vielleicht nicht doch die vegetarische Pizza besser gewesen?" kann ich aber nicht einfach so abstellen.
Viel interessanter, als dem Einzelnen seine Zweifel und Entscheidungsschwierigkeiten vorzuwerfen, find ich es daher zu gucken, was gesellschaftlich dazu führt, dass dieser ständige Optimierungsdruck da ist. Hab das ja auch schon in meinem ersten Post geschrieben, dass ich da einen Zusammenhang zur Leistungsgesellschaft und dem ständigen Druck "du musst besser sein, du hast so viele Möglichkeiten, du musst das beste raus holen" sehe.
andrea81 (11.08.2014)
Hm, wie steige ich jetzt am Besten in das Thema ein...
Vielleicht vorweg mal so:
Ich habe keine Ahnung von Depressionen, bin selbst nicht betroffen und kenne auch niemanden in meinem Umfeld, der es ist. Ich weiß, dass eine Depression mehr ist als dass man am Morgen keine Lust hat aufzustehen und sich allgemein zu nichts aufraffen kann - weder zum Essen, noch zum Duschen, noch zum Einkaufen, Telefonieren, Fernsehen, Lesen, etc. Dass eine Depression eine stärkere Lebenskrise ist als ein "will ich jetzt Kinder haben oder doch nicht?" oder ein "ist das wirklich der richtige Job für mich?". Aber vielleicht sollte man die Diskussion darüber in dem entsprechenden Thread weiterführen und nicht hier. Denn hier hat Kristin in ihrem ersten Beitrag nur von Sinnkrisen (also sowas wie meine als Beispiel angeführten Fragen) als von richtigen, medizinisch zu behandelnden Lebenskrisen (sprich Depressionen) gesprochen. Mag sein dass manche Sätze vielleicht falsch formuliert wurden, aber vielleicht wurden sie das auch von beiden Seiten.
Vielleicht also können wir uns in diesem Thread mehr auf den Inhalt des Eröffnungs-Postings beziehen und uns weniger an einem einzigen Wort im Thread-Titel aufhängen. Das Thema finde ich nämlich eigentlich sehr spannend.
So, und jetzt:
Ich kenne das Buch nicht, kann dazu also wirklich überhaupt nichts sagen, sondern nur von meinen eigenen Erfahrungen und Gefühlen sprechen.
Historisch gesehen glaube ich, lässt sich dieses Problem vielleicht ein bisschen so erklären:
Früher war es, wie du, Kristin, schon sagtest - man übernahm den Hof von den Eltern oder hat in den Nachbarshof eingeheiratet, später war man über Generationen hinweg Metzger oder Schneiderin im Familienbetrieb oder es war klar, wenn die Mutter Lehrerin ist, wird das auch die Tochter, und wenn der Vater bei der Polizei ist, geht da auch der Sohn hin. Es wurde nicht in Frage gestellt, man wusste schon als Kind, wie das Leben später läuft und es war auch so vorausgesetzt - "der Peter übernimmt das hier mal" oder "die Marie führt das Geschäft später mal weiter".
Und dann kam die Generation, die ihren Kindern sagte "du hast alle Freiheiten, die du willst, du kannst alles ausprobieren, mach das, was dir Spaß macht". Und vielleicht ist das auch so ein bisschen das Problem, eine "umgekehrte Erwartungshaltung" - die Eltern erwarten eben nicht mehr, dass der Peter oder die Marie später in die Fußstapfen der Eltern treten, sondern sie erwarten, dass sie sich ausprobieren, dass sie sich mal hier umschauen und mal dort. Und vielleicht wissen Peter und Marie am Ende gar nicht, wann sie damit fertig sind. Wenn Peter herausgefunden hat, dass er Straßenmusiker sein will und Marie Kellnerin auf der Wiesn, fragen die Eltern skeptisch "und das willst du wirklich machen?!" - und die beiden fangen wieder von vorne an, weil sie sich wieder unsicher sind, ob sie das denn wirklich machen wollen. Das Problem ist doch folgendes: Früher wurde erwartet, dass alles so läuft wie es zu laufen hat, heute wird erwartet, dass man sich ausprobiert und jeder hat Verständnis für einen 35-jährigen Dauerstudent.
Oder Thema Kinderkriegen: Früher musste man in jungen Jahren anfangen, weil man überhaupt nur ein kurzes Leben hatte und ohnehin vermutlich die Mehrzahl der Nachkommen die ersten Jahre nicht überlebt hat (also - sehr früher). Aber auch später - da ist man mit 15 mit der Schule fertig gewesen, hat geheiratet und mit 16 war das erste Kind da. Der Mann hat auf dem Feld oder in der Fabrik gearbeitet und mit 17 kam das zweite Kind, das dritte mit 18 und das vierte mit 20. Und wenn das erste Kind erst mit Mitte 20 kam, war man schon spät dran und galt als Jungfer.
Und plötzlich haben auch die Frauen eine Ausbildung angefangen und erst Kinder bekommen, als sie selbst Geld verdient haben. Heute studieren sie, sind mit Ende 20 fertig, wollen dann erst noch ein bisschen arbeiten, um auch eine finanzielle Grundlage zur Versorgung des Kindes zu haben - naja, und dann ist man halt Mitte 30 bis das erste Kind kommt.
So rein historisch gesehen finde ich persönlich, dass es eigentlich nur eine logische Konsequenz ist, dass wir später erwachsen werden und uns auch erst später mit dem Erwachsenwerden beschäftigen müssen. Die Gesellschaft wandelt sich schließlich, und auch wenn wir jetzt alle noch nicht so sonderlich alt sind - die Generation unserer Eltern war eine ganz andere, von der unserer Großeltern mal ganz zu schweigen. Und für unsere Kinder wird dann wieder alles ganz anders sein.
Wer sind wir denn eigentlich aktuell? Die Generation Praktikum? Oder schon wieder jemand anders?
Und jetzt mal rein persönlich gesprochen:
Ich kann das mit den von Kristin angesprochenen Sinnkrisen (oder quater-life-Crisis oder wie auch immer) schon sehr gut nachvollziehen und würde auch behaupten, dass ich, wenn ich nicht sogar aktuell in einer stecke, doch zumindest kurz hinter und auf jeden Fall kurz vor einer stehe.
Ganz überheblich möchte ich von mir behaupten, dass ich erwachsener bin als z.B. mein bald-30-jähriger Freund und vor allem als dessen 33-jähriger Bruder. Ich möchte behaupten, dass ich schon mehr Lebenserfahrung habe als sie und mich in manchen Dingen mehr auskenne, weil ich schon "mehr durchhabe" und vor allem in den scheinbar wichtigen Lebensdingen behaupte, eine gesündere Einstellung zum Thema zu haben.
Aber bin ich erwachsen, nur weil ich es vom Alter her zu sein habe (niemand kann mir erzählen, dass jemand erwachsen ist, nur weil er volljährig ist), eine Ausbildung abgeschlossen habe und einer beruflichen Tätigkeit nachgehe? Ich würde wahnsinnig gerne sehr oft einfach daheim bei Mami und Papi sein, meine Probleme von ihnen lösen lassen, trotzig sagen können "will ich nicht, lass mich in Ruhe damit" und die Tür zuknallen. Nicht zuletzt, wenn ich mal wieder solche Tage wie in meinem allerersten Absatz beschrieben habe. Vielleicht, so denke ich, macht aber das Erwachsensein gerade aus, dass man versteht, dass das so eben - leider - nicht geht und es trotzdem alleine schafft *.
Ich frage mich auch in letzter Zeit viel zu häufig, ob ich wirklich dort, wo ich jetzt arbeite, mein Leben lang arbeiten möchte. Natürlich habe ich einerseits wahnsinnig Angst vor dem Tag, an dem man mir sagt, dass mein Vertrag leider nicht mehr verlängert werden kann. Aber genauso habe ich Angst vor dem Tag, an dem man mir sagt, dass man mir gerne einen unbefristeten Vertrag anbieten würde. Natürlich wäre ich bescheuert, das dann abzulehnen, aber trotzdem bleibt doch die Frage: Will ich das? Will ich nicht vielleicht doch auch noch andere Firmen sehen, will ich nicht auch andere Kollegen kennenlernen, will ich nicht vielleicht auch in einem anderen Bereich arbeiten? Und könnte ich das alles, wenn ich tatsächlich eine feste Stelle hätte? Und über allem schwebt noch dazu die Frage, ob ich nicht doch weiter hätte studieren sollen. Ob ich mich damals nicht doch in Bonn für meinen Traum-Studiengang hätte einschreiben sollen anstatt in Stuttgart zu bleiben. Daraus resultierend aber die Frage: Hätte ich dort nicht vielleicht auch hingeschmissen? Und aus dem allen resultierend die Frage: Soll ich es nicht vielleicht doch irgendwann noch mal mit einem Fernstudium probieren? Einfach, um mir selbst zu beweisen, dass ich nicht zu blöd dafür bin?
Und familientechnisch gesehen: Als Jugendliche hatte ich immer den Plan, mit 30 mit der Familienplanung fertig zu sein. Verheiratet zu sein, zwei Kinder zu haben und ein Eigenheim. Tja - und jetzt? Bin ich 26 und weder von dem ersten, noch von dem zweiten und erst Recht nicht von dem dritten ist auch nur ein kleiner Hauch zu erkennen. Wird also zeitlich etwas eng ^^ Manchmal, in so melancholischen Momenten, trauere ich dieser Teenager-Vorstellung immernoch hinterher. Aber mein erwachsenes Ich weiß in irgendeiner hinteren Ecke wohl, dass das eben einfach noch nicht geht. Dass es schlichtweg an den finanziellen Möglichkeiten mangelt um einen der drei Punkte zu realisieren. Und dass es vielleicht doch noch genug Dinge gibt, die ich ohne Kinder besser erleben kann als mit - egal ob die finanzielle Frage geklärt ist oder nicht.
Genauso wie es ja glaube ich ein offenes Geheimnis ist, dass ich eines Tages nach Spanien auswandern möchte - da kommt aber auch wieder dieser kleine Fragegeist ins Spiel: Hast du überhaupt jemals genügend Erspartes dafür? Würdest du das ernsthaft machen, solange du schulpflichtige Kinder hast? Und mal ehrlich - glaubst du wirklich, du würdest dort einen Job finden, wo doch die ganzen jungen Spanier dafür scharenweise nach Deutschland kommen? Für all das bin ich wohl schlichtweg noch nicht erwachsen genug - da bin ich noch viel zu sehr träumender Teenager, der sich alles strahlend ausmalt und eben doch keine Ahnung von der Realität hat.
Und wenn ich dann auch noch sehe, wie die Leben meiner ehemaligen Kommilitonen aussehen - dann kann man gar nicht anders, als in eine Sinnkrise zu fallen. Die eine kann es sich während des Studiums leisten, drei Wochen durch Neuseeland oder Asien zu reisen, der andere schreibt gleich seine Bachelor-Arbeit in Harvard. Und ich? Bin zur Ausbildung gerade mal in ein anderes Bundesland gezogen und müsste selbst jetzt alleine für den Flug zwei Monate arbeiten und dürfte keinen Cent meines Netto-Gehaltes ausgeben.
Genauso habe ich es verpasst, während der Schulzeit ein Austauschjahr in den USA zu verbringen, habe mich nicht getraut, mich für mein FSJ im Ausland zu bewerben und war auch nicht für ein Au-Pair-Jahr in Spanien.
Ich denke mir so oft - und da bin ich wieder am Punkt "wenn ich jetzt keine Sinnkrise habe, bin ich entweder gerade durch oder kurz davor" -, dass ich so viel versäumt habe in meinem Leben und trauere dem allen hinterher. Aber dann kommt wieder diese kurze lichte Moment (der mir zeigt, dass ich wohl doch nicht gerade drinstecke) und sagt mir "hey - du musst dir deine Urlaube nicht von Mami und Papi finanzieren lassen! Und du hast deine Ausbildung als Jahresbeste abgeschlossen, du lernst jetzt in der Arbeit so viel - du wirst in der Zukunft jeden Job kriegen, den du willst! Und außerdem kannst du wann immer du willst ins Ausland ziehen und bist nicht darauf beschränkt, nach einem Jahr wieder zurück ins heimische Nest zu müssen!" Also hey - was soll's!
Man steht immer vor der Wahl, das zu sehen was man nicht hat oder das zu sehen, was man eben doch hat.
Entweder sehe ich, dass andere in meinem Alter schon glückliche Mutter ist - oder ich sehe, dass ich mein Urlaubshotel noch nicht danach aussuchen muss, ob es familienfreundlich ist.
Entweder sehe ich, dass andere jetzt an ihrer Masterarbeit schreiben - oder ich sehe, dass ich schon seit zwei Jahren richtiges, ehrliches Geld verdiene.
Entweder sehe ich, dass andere Traumurlaub in Südamerika machen - oder ich sehe, dass ich mir meinen kleinen einwöchigen Urlaub in Andalusien wenigstens selbst finanziert habe.
Ich glaube, das Problem mit dem Erwachsenwerden sind gar nicht so sehr die Erwartungen der anderen (Eltern, Gesellschaft, etc.), sondern vielmehr die Erwartungshaltung, die man an sich selbst hat. Und um die zu erfüllen, muss man vermutlich noch viel mehr arbeiten als für erstere. Aber letztendlich wird man doch ohnehin nur glücklich, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, und nicht, wenn man es mit den Nachbarn ist. Von daher - was soll's. Jeder hat Sinnkrisen, jeder fragt sich, ob es das schon gewesen sein soll oder was da noch kommen soll. Jeder bereut Dinge, die er gemacht hat oder die er eben nicht gemacht hat. Aber irgendwann (und daran arbeite ich auch noch, auch wenn ich manchmal für ein paar Minuten schon da bin) kommt der Punkt, wo man begreift, dass es, wäre es anders gelaufen, noch lange nicht heißt, dass es besser gelaufen wäre. Und dass man nur daran arbeiten kann, dass es so, wie man es gewählt hat, gut wird. Perfekt wird ein Leben nie sein, egal ob man erwachsen ist oder nicht. Perfekt ist doch ohnehin nur eine Frage der Perspektive und vor allem eine Frage dessen, was man aus einer Situation macht.
Ich glaube, das war jetzt mein längster Beitrag, den ich hier jemals geschrieben habe Ich weiß auch ehrlichgesagt gar nicht mehr, ob das jetzt so unbedingt zum Thema gepasst hat, was ich geschrieben habe - vermutlich bin ich mal wieder zu oft abgeschweift, weil mir einfach so viel eingefallen ist. Aber jetzt werde ich es mir garantiert nicht nochmal durchlesen ^^
Was ich aber auch noch kurz zu Andreas erstem Post sagen wollte, worauf ich aber eigentlich keine Antwort haben möchte:
Natürlich schreit niemand "hier", wenn es um die Verteilung einer Behinderung geht. Und ich möchte mir auch nicht anmaßen, in dieser Hinsicht über irgendwas zu urteilen. Aber trotzdem erlaube ich mir die Bemerkung, dass es trotzdem eine Frage dessen ist, was man daraus macht. Und du, Andrea, hast den Führerschein, du hast eine Ausbildung und du hast gearbeitet! Ist das denn nichts? Da hast du vielen Nicht-Behinderten schon eine Menge voraus.
* Hierzu auch ein Zitat von Mary Anne Radmacher, das ich kürzlich auf einer Postkarte geschickt bekommen habe:
Mut ist nicht immer ein lautes Gebrüll. Manchmal ist es auch eine leise Stimme am Ende des Tages, die spricht: "Morgen versuche ich es wieder."
And this life I lead it's a curious thing, but I can't deny the happiness it brings
Ja, hinweisen. Aber direkt in der ersten Antwort wird sie von Andrea sehr rüde angegangen, fast schon beleidigt, und zwar bewusst. Während ich es schon sehr gewagt finde, Depressionen oder gar Behinderungen unter "Midlife-Crisis" abzustempeln und damit einen Angriff zu vermuten. Denn für mich ist eine Midlife-Crisis eine kurzzeitig aufblühende Phase, über die sich Männer gerne mal mit einem Motorad oder Oldtimer hinwegtrösten, bei dem ein oder anderen Bier ins Nachdenken kommen und recht bald feststellen, dass es doch nicht alles so schlimm ist.
Natürlich braucht das Zeit. Und man muss/sollte ja auch nicht sämtliche Pläne in Stein meißeln, es kann schließlich immer etwas dazwischen kommen oder sich eine tolle Chance auftuen. Aber ich denke, sich einfach schonmal darüber bewusst zu sein, dass man sich irgendwann entscheiden muss, zumindest für eine grobe Richtung, ist doch gut.
Ja, das sehe ich auch so. Das fängt denke ich schon im Elternhaus an, es gibt sicherlich Eltern, die ihre Kinder ständig drängeln, sie in bestimmte Bahnen drängen (wodurch die Kindern dann erst recht bekommen, etwas zu verpassen) und große Erwartungen haben. Das andere Extrem sind dann die Eltern, die sich überhaupt nicht darum scheren, was ihre Kinder machen. Ein bisschen Interesse sollte denke ich schon da sein.
Und das sogar ohne schlechtem Gewissen! Krass, oder?!
Wenn's deiner Beruhigung dient, dann sperr mich oder lösch meinen Acount doch einfach! Dann haste deine Ruhe (wieder). Mir aber den Mund verbieten lassen, werde ich nicht zulassen. Vor allem nicht nach einem Eingangsbeitrag in dem so eine bodenlose Anschuldigung steht Das lasse ich definitv nicht unkommentiert!! Wenn jemand Probleme damit hat, der kann sie gerne behalten!
In diesem Sinne: fröhliches Weiterdiskutieren!
@Andrea: Du bist grad total drüber und schießt mit Kanonen auf Spatzen....
@topic/ Juli: du bist so on-topic (gibt's diesen Begriff überhaupt?^^) wie nur sonstwas
Aber siehst du, genau das ist es ja, was ich ursprünglich ausdrücken wollte, dass es doch nicht die Krise im Leben gibt (immer schön merken: Krisen im Sinne "es stehen Entscheidungen an und man muss einen Weg wählen"), sondern man öfters vor Entscheidungen steht. Und je mehr man die "gären lässt", desto komplizierter macht man es sich doch mitunter. Und dass das ja Dinge sind, die man größtenteils selber in der Hand hat und dementsprechend auch damit umgehen kann. Nicht perfekt natürlich, aber so, dass man es nicht zu einem riesen Drama (auch in sich drin) ausarten lässt. Und wie du schon sagst, Juli, dass man sich doch mal klar macht, was man schon erreicht hat bzw. wie weit andere erst sind.
Und vielleicht ist ein Stück des Problems auch, dass eben doch die Gesellschaft erwartet (oder man glaubt, dass das so ist), dass man bestimmte Dinge zu erfüllen hat. Dass man gefälligst seine Pflichten zu erfüllen hat und dann erst mal, wenn man sich darüber austauscht, erfährt, dass auch andere nicht immer total Lust auf dieses Erwachsenensein haben: eben ein typisches Problem unserer Leistungsgesellschaft.
Mir persönlich machen die Erwartungen der Gesellschaft nicht sooo viel aus, wieso auch immer. Vielleicht, weil ich mich eh nicht grad so fühle, als würde ich voll zur Mitte der Gesellschaft gehören.
Dass es nun obligatorisch zu sein scheint, einen Auslandsaufenthalt zu haben, dass man völlig uncool und unten durch ist, wenn man nicht in der hippen Großstadt wohnen will, ...das ist mir recht egal. Und ich habe ja jetzt tatsächlich einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben, aber naja, das heißt ja nicht, dass man den nie auflösen kann. Also mir macht soviel "Sicherheit" und Bodenständigkeit Angst.
Meine Eltern haben mir jetzt nie in der Berufswahl reingeredet, aber ich glaube, würde ich jetzt meinen Job doch schmeißen, dann hätte ich doch sehr viel Angst davor, sie zu enttäuschen. Aber natürlich auch mich zu enttäuschen. Also bei mir sind die Erwartungen nicht so "hoch hinaus, viel von der Welt gesehen haben, ..." sondern eher: das, was ich angefangen habe, muss ich auch durchziehen. Also mehr so ein überzogenes Pflichtbewusstsein, wo mir auch immer meine Eltern mit im Hinterkopf umherschwirren
Wie Robert auch schon schrieb, gibt es wohl alle möglichen Sorten von Eltern und es ist bestimmt schwer, sich da als Elter^^ richtig zu verhalten, also ohne Druck auszuüben, aber auch seinem Kind klarzumachen, dass man seinen Weg unterstützt, zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Da ihr ja auch vom Essen gesprochen habt, in dem Buch hat sich die Frau auch mit ihrem Vater darüber unterhalten, wie man Leute bewerten soll, die im Restaurant immer nur Kassler essen, weil sie da halt wissen, wie es ihnen schmeckt.
Darauf meinte ihr Vater, dass es halt drauf ankommt, ob er den Rest der Speisekarte auch schon stichprobenartig probiert hat oder ob man von vornherein stur immer nur Kassler ist. Damit hat er sicher zu einem gewissen Teil Recht, aber grad was den Beruf angeht: wer sich ausprobieren will, kann das natürlich tun, aber wenn man sich zu sehr reinsteigert, dass es den perfekten Job geben muss, der wird eben nie etwas finden (wollen), weil man immerzu den Fokus auf das Haar in der Suppe legen wird.
Also ich finde es nun jedenfalls wirklich nicht verachtenswert, wenn man einen Beruf erlernt und dann zumindest in der Branche bleibt. Man kann in seinem Leben eben schlecht 100 Berufe ausüben.
Ansonsten sind vielfältige Erfahrungen natürlich sicher nichts Schlechtes, aber ich glaube, was wichtig ist, ist so ne Art "innerer Kompass", der sich zumindest mit der Zeit herausbildet. Also dass man nicht ziellos umherirrt und immerzu im Zustand der Unzufriedenheit ist, sondern dann eben auch mal seinem Gefühl vertraut und was durchzieht.
Ich liebe dieses Leben.
Hab mir Andreas ersten Post jetzt nochmal durchgelesen. Ich persönlich versuche immer eher ruhig und möglichst emotionsfrei zu formulieren (ob mir das immer gelingt, ist eine andere Frage, bin ja auch nur Mensch). Aber ich kann Andreas Ärger schon nachvollziehen, Teile in Kristins Post haben sich tatsächlich wertend und (ver-)urteilend angehört (was in den folgenden Posts nicht unbedingt besser wurde). Sonderlich beleidigend fand ich Andreas Post nicht.
Zum Thema:
Erstmal zu Juli: Fand was du geschrieben hast interessant (ja, ich habe tatsächlich alles gelesen ), und ich würde auch fast alles so unterstreichen. Die einzigen zwei Kleinigkeiten, wo ich bisschen anderer Meinung war, war einmal:
Das bezweifel ich. Ich seh das in meinem Bekanntenkreis so oft, dass sich unfassbar Druck gemacht wird, ob jetzt karrieretechnisch die oder die Studienwahl besser war, ob man tatsächlich schon genug Auslandsaufenthalte und Praktika hatte und ob man mit seinem Lebenslauf so überzeugen kann. Die Arbeitgeber wollen oft 25jährige Beweber, die einen Erfahrungsschatz eines 45jährigen aufweisen. Also einerseits sind da die tausend verschiedenen Möglichkeiten die man hat, aber andererseits der Druck dass man schon fünf Millionen Praktika, Berufserfahrung und wasweißichwas alles nachweisen muss um einen gescheiten Job zu kriegen. (Das bezieht sich jetzt hauptsächlich auf die Lebensrealität von Studenten bzw Studiensabsolventen, da ich mehr Studenten als Nicht-Studenten in meinem Freundeskreis habe. Bei Ausbildungsberufen mag es anders sein, das kann ich jetzt nicht so gut beurteilen)und jeder hat Verständnis für einen 35-jährigen Dauerstudent.
Auch wenn ich während meiner Schulzeit nie ein Mensch war, der sich selbst sonderlich viel Leistungsdruck gemacht hat, spüre ich jetzt diesen von Außen kommenden Druck schon auch ein bisschen. Durch abgebrochenes Erststudium, FSJ, und vorallem jetzt die Erkrankung, bin ich älter als der durchschnittliche Bachelorstudent. Das macht mich schon ein bisschen nervös und ich höre die Uhr ticken, auch wenn ich normalerweise eher zu der Gruppe gehöre die Verständnis für ältere Studenten hat.
Zu dem eigenen Erwartungsdruck: Du hast soweit recht, dass sicherlich der eigene Erwartungsdruck der springende Punkt ist. Aber ich denke schon, dass der maßgeblich beeinflußt wird vom gesellschaftlichen und elterlichen Druck.
Übrigens Juli (und das gilt auch für alle anderen), falls du weitere Informationen zum Thema Depressionen oder auch dazu wie sich eine Depression anfühlt, haben möchtest, kann ich dir gern einige geben. Geht sowohl in Kurz- als auch in Langfassung. Aber da musst du jetzt auch nicht direkt drauf antworten (passt ja hier in den Thread auch gar nicht so rein)
Zu Roberts Post:
Meine Eltern interessieren sich schon dafür, was ich beruflich und überhaupt mache. Sie lassen mir aber die komplette Freiheit und alle Entscheidungsmöglichkeiten beruflich und studiumsmäßig zu machen, was ich will. Das find ich gut, und werde es bei meinen zukünftigen Kindern ähnlich handhaben. Ob das jetzt zur meiner Entscheidungsunfreude beigetragen hat, kann ich nicht beurteilen, aber finde es trotzdem wichtig diese Freiheit zu haben. Meiner Mutter war es nur wichtig, dass ich meinen Realschulabschluss mache, danach blieb es mir selbst überlassen, wies weiter geht (auch wenn sie nicht sonderlich begeistert darüber war, als ich mein erstes Studium abgebrochen habe und noch nicht wusste, wie es weiter geht).
--
Generell fände ich ja die Frage interessant, ob noch andere Probleme mit dem Erwachsen-werden-sein haben, oder ob es nur mir da so geht (was ich genau mit Problemen meine, hab ich in meinem ersten Post näher ausgeführt). Juli hat ja schon ein bisschen was zu der Frage geschrieben.