Hier also dann doch mal der Thread dazu Er sollte dazu genutzt werden, bestimmte Formate zu besprechen, aber natürlich kann es auch um Grundlegendes gehen (es taucht ja in fast schon regelmäßigen Abständen die Frage auf: was darf Satire?).
Um mich kurz zu fassen, beschränke ich mich zunächst mal weitestgehend auf die heute-show. Ich schaue sie schon ziemlich lang, fand sie anfangs super, aber irgendwie lässt sie immer mehr nach. Es wurde ziemlich viel dranrumgepfuscht und jetzt kommen immer mehr neue Sparten in der Sendung, die den alten aber niemals das Wasser reichen können.
Beispielsweise fand ich es toll, als Gernot Hassknecht im Stil wie bei den Tagesthemen etwas kommentierte und dabei jedes Mal seinen Wutausbruch bekam. Natürlich war dabei nicht alles lustig, aber es war so ein beständiges Element, jetzt kommt das nur noch selten.
Überhaupt ist der Nachrichtencharakter ziemlich zurückgedrängt worden, was der Sendung meiner Meinung nach nicht gut tut.
Und wenn ich schließlich mal auf die gestrige Sendung eingehen soll:
Hartmut Mehdorn wurde extrem gebasht, weil er angeblich nie etwas fertig bekommt. Nun, ich weiß nicht, was konkret er bei der Deutschen Bahn nicht fertiggestellt hat?! Das war zB ziemlich billig.
Dann wurde (quasi als Wiederholung, das Thema wurde schon vor Monaten ausgewalzt) die Lage der Bundeswehr thematisiert. Also dass dort angeblich kaum was fliegt und dann wurde noch so ne slapstickartige Szene gezeigt, wo ein "Geschoss" nicht zündet, sondern sofort zu Boden fällt oder so - aber was ist daran bitte Satire? Das ist Klamauk.
Von Satire erwarte ich, dass sie Andeutungen macht, dass sie Missstände auf humorige und bitteschön auch eher feinzüngige Weise vermittelt! Man könnte sich ja beispielsweise fragen, was damit bezweckt wird, wenn die Bundeswehr als marode dargestellt wird. Man könnte zur Sprache bringen, dass 10% des Bundeshaushalts 2015 für Krieg (in Neusprech: für die Verteidigung) ausgegeben werden sollen. Stattdessen wird so getan, als sei es einfach nur lustig, dass die Bundeswehr zum Teil kaputtes Equipement hat. Aber nein, paar Schenkelklopfer sind doch viiiiel besser!
Und der bittere Schlusspunkt war dann die Berichterstattung über die Pegida. Wenn ich es mal mit "Die Anstalt" (die ich äußerst schätze und zugleich auch saulustig, also beinahe perfekt finde) vergleiche:
-Anstalt: Claus von Wagner sagt, dass die Zahl der Muslime in Sachsen so gering ist, dass es doch völliger Quatsch ist, vor ihnen Angst zu haben. Er sagt aber auch, dass diese Menschen, die dort derzeit demonstrieren, einfach unzufrieden sind und Angst haben und sich allein gelassen fühlen. Er sagt, dass sie alles Recht dazu haben, sauer zu sein, aber doch bitte nicht auf die Flüchtlinge, diese armen Schweine, sondern (u.a.) auf unsre Politiker.
-heute-show: mit irgendwelchen Beleidigungen verunglimpft Oli Welke sämtliche Pegida-Teilnehmer als Nazis und Rassisten und möchte ihnen das Wort und ihre "Sorgen" (inwiefern die berechtigt sind, kann man sicher diskutieren) verbieten. Das alles verpackt er in einen belehrenden Vortrag.
Ganz ekelhaft wird es aber zum Schluss, als die heute-show die Pediga-Demonstranten mit ALLEN Ostdeutschen gleichsetzt. Sie alle seien rassistische, asoziale, dumme Nazis, die die Fresse halten sollen (ich sag es mal so drastisch, denn ganz genau so kam es bei mir an).
Genau das wurde auf der fb-Seite der heute-show viel diskutiert; manche haben dagegen eingewendet, dass das doch Satire sei und man eben der Pegida den Spiegel vorhalte (indem man also alle Ossis über einen Kamm schert). Ich finde eher: wer selber pauschal draufhaut und sich keiner ernsthaften, differenzierten Diskussion/ Berichterstattung öffnet, der braucht sich gar nicht über die Pegida aufregen und ist selber nicht besser.
Wie gesagt, für mich besteht Satire eher in Andeutungen, in Feinsinnigkeit, in Abstrusitäten (sofern es dieses Wort gibt), ...wenn ich zB die Postillon-Meldungen sehe, dann brauche ich meist dafür ein Hintergrundwissen und mir wird nicht irgendein Kalauer auf dem Silbertablett präsentiert.
Jedenfalls: die heute-show verkommt meiner Meinung nach immer mehr zu einer Sendung mit Stammtischparolen. Vieles ist einfach platter, undifferenzierter Klamauk, der jeglichen Feinsinn und jegliche Satire vermissen lässt. Manchmal gibt es noch Sternstunden, Birte Schneider find ich zB gut oder auch Dennis Knossalla
Aber vielleicht sollte man eine Sendung mit einer "Tina Hausten" oder einer Carolin Kebekus auch gar nicht mehr schauen? Jedenfalls gehört die heute-show schon zu meinem Freitagabend und ich kann mir nicht vorstellen, einfach abzuschalten, aber irgendwie geht es echt bergab...
(Nachtrag zur Pegida: ich sage und finde nicht, dass das alles arme, arme, ungefährliche Leute sind, die einfach [berechtigte] Angst haben. Aber ich finde es auch falsch, all diese Leute als Rassisten und Nazis zu verunglimpfen und ihnen völlig das Wort abzuschneiden. Ich glaube, wir brauchen in unsrer Gesellschaft vor allem einen offenen Dialog, ohne dass einer sofort einen Stempel aufgedrückt bekommt, sodass er sogleich unten durch ist. Aber das nur am Rande, die Pegida war ja nur das aktuelle Beispiel zur Satire )