Bundesvision Song Contest 2015

[Sk8er_Girl]

Ich hab den BuViSoCo nicht gesehen, aber zu dem "Politikum"/ Politik vs. Musik würd ich gern mal was sagen, weil ich mir vorstellen kann, wie das gestern gelaufen ist
Also, ich finde schon, dass grundsätzlich Musik u Politik zusammengehören können. Am Elbufer hat Farin Urlaub auch Pegida angesprochen und die Toten Hosen haben ja auch vorige Woche in Leipzig gespielt, da haben sie das ja wohl auch angesprochen mit Heidenau etc. - klar ändert das jetz auch nix, aber das wirkt schon authentisch, würd ich sagen (die Hosen hatten ja zB schon anno 2012 ein Lied namens "Europa", in dem es um tote Flüchtlinge aufm Mittelmeer ging). Ich finds auch nicht schlecht, wenn ne Band ne Meinung hat und die auch vertritt (auch wenn es sicher keine Pflicht ist, damit ich die Gruppe gut find).
Aber weil ich grad von Authentizität sprach und wenn du grad Madsen ansprichst - wenn sie soooo politisch sind, warum gibts dann kaum politischen Songs von ihnen? Warum ist das neue Album voll von Liebesliedern, wo die Zeiten doch so politisch brisant sind???
Oder dieser Ferris MC, den du ansprichst, wenn der so ne menschenverachtende Sch.... singt, dann disqualifiziert er sich doch schon selber....
Der springende Punkt ist wohl: ob ich Bands gern hab, die politisch Stellung beziehen, ist meine Sache. Aber wenn man sich zum Sonnabendabend mal vor den Fernseher packt und sowas wie den BuViSoCo anguckt, dann empfände ich eine solche "Solidarisierungs"welle auch als sehr...indoktrinierend. An ihren Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Worten
Sicherlich ist das Thema Flüchtlinge und rechte Gewalt hochaktuell und dringlich und es muss natürlich auch berichtet werden, aber mir geht diese Omnipräsenz auch langsam auf die Nerven. Machste den Fernseher an - Thema Flüchtlinge. Machste das Radio an - Thema Flüchtlinge usw. ...und die Sache ist ja die, dass das ganze Heißgerede drumherum absolut nix dran ändert. Wie du schon sagst, so ein dumpfer Rechter guckt sich doch nicht den BuViSoCo an und denkt sich dann "Ach ja, is ja doch scheiße, im Internet aufgrund meiner Minderwertigkeit Hasstiraden zu säen und Heime anzuzünden", sondern der wird die Künstler eher als linkes Gesocks abtun und sich eher bestätigt fühlen.

[esiststeffen]

Dass Mark Forster gewinnt, hatte ich mir eigentlich schon von Anfang an gedacht, war mir dann aber zwischendurch schon nicht mehr so sicher und hätte eher auf Gloria getippt.
Highlights mich waren Glasperlenspiel, Yvonne Catterfeld und Namika; schöne Überraschungen bzw. Neuentdeckungen fand ich Radio Doria, Ewig, PerDu und Jeden Tag Silvester.
Über den bayerischen Beitrag muss man nicht reden - die haben völlig zu Recht aus ihrem eigenen Bundesland nur zwei Punkte bekommen. Einer hätte es auch getan. Oder meinetwegen gar keiner. Aber was will man von jemandem, der seit 12 Jahren in Köln wohnt, auch erwarten

Gloria? Hmm, ich gestehe, das ist auch einer der Songs, die ich schon lange wieder vergessen hab ....
Ich glaub, wenn ich überhaupt, dann haben mir am meisten noch PerDu (von denen hab ich jetzt noch einen Ohrwurm) und Namika gefallen. Auch 3viertelelf fand ich gar nicht schlecht. Glasperlenspiel fand ich damals (2011) gut, aber bei dem Song von gestern hatte ich von der Aussage und ihrer Plattheit her ehrlich gesagt so eine kleine Assoziation zu Tic Tac Toe oder LaFee .... und joa, bei einem Song, der 'Geiles Leben' heißt, muss man als Julifan natürlich immer noch mal extra zucken .... ^^
Und wie gesagt, Yvonne Catterfeld fand ich trotz aller Heimatgefühle eher auch nicht so toll (aber ok, bin halt eh kein Balladenfan); und mit ihrer Weigerung, im Vorstellungsvideo ein thüringisches Lied zu singen, hat sie es bei mir noch zusätzlich verschissen ....
Ach ja, und noch was: Ich fand es erstaunlich, wie viele Moderatoren (die ja immerhin fast alles Radiofritzen waren) den Namen 'Radio Doria' nicht richtig aussprechen bzw. vorlesen konnten

Aber diese Vorstellungsvideos fand ich doch auch immer extrem langatmig. Und was sollte das immer mit den "Geschenken" für Raab? Naja, meinetwegen...

Wie gesagt, diese Vorstellungsvideos, und mit ihnen auch die Geschenke für Raab, waren ja 1:1 von letztem Jahr übernommen. Damals hatte das mit den Geschenken immerhin noch den Sinn, dass es ja der Jubiläumsbuvisoco war, aber diesmal ... nun ja

Mein absolutes Highlight war aber der Mann im Publikum, der Stefan Raab den Siegertitel des ersten Contests zugerufen hat :D

Ja, man merkt, dass der Gute der Rente nahe ist ....


Zum Politischen noch: Über das Wie kann man streiten, ohne Frage, da fand ich manches (/vieles) auch recht plakativ. Dass man angesichts der Lage, wie sie in diesem Land momentan vorherrscht, aber nicht einfach so einen auf Normalität macht und so tut, als wäre nichts, find ich so für sich genommen aber erst mal positiv.

[madeleine]

Aber weil ich grad von Authentizität sprach und wenn du grad Madsen ansprichst - wenn sie soooo politisch sind, warum gibts dann kaum politischen Songs von ihnen? Warum ist das neue Album voll von Liebesliedern, wo die Zeiten doch so politisch brisant sind???

Hm, mir fallen da einige politische Lieder von Madsen ein und sie haben auch schon früher bei jedem Konzert einen klaren Standpunkt gegenüber Rechten dargelegt. Und ich finde ja auch immer, dass eine Band auch politisch aktiv sein kann, ohne einen Song darüber schreiben zu müssen...

[Sk8er_Girl]

Sicherlich ist es Ansichtssache, was eine "politische Band" ist, aber ich empfinde Madsen nicht unbedingt als solche. Also am ehesten, was Gorleben etc. angeht, aber auf 6 Alben hätte man sicher auch mal ein Lied über i.w.S. Fremdenhass o.ä. machen können, wenn einem das am Herzen liegt. Ich finde schon, dass man als Band auch immer mal ein Lied über etwas machen sollte, was einem wichtig ist...das heißt ja im Umkehrschluss um Himmels Willen nicht, dass Bands ohne spezielle politische Statements etwa die Rechten gutheißen, aber es wirkt schon ein wenig aktionistisch jetzt.

Und @Steffen: genau das finde ich eben nicht, wieso muss eine Musiksendung denn unbedingt politisch gefärbt werden? Das versteh ich nicht so ganz. Wie gesagt, wer Musik hören will, die politisch Stellung bezieht (wie ich zB manchmal), der kann das doch tun, aber bei jedem andren Thema klinken wir uns doch auch nicht aus der "Unterhaltungswelt" aus und machen einen auf tief betroffen. Angesichts der derzeitigen hässlichen Lage mancherorts helfen auch keine Sprüche "Refugees welcome", sondern man müsste a) erstmal akzeptieren, dass rassistisches Gedankengut tief in der Mitte unserer Gesellschaft verankert ist und b) dem durch viiiiel, viiiiel Bildung Abhilfe schaffen.