Apocalyptica - Apocalyptica - Vertigo/Universal - 2005
Nun sind sie also angekommen. Vor zehn Jahren noch als Coverband unterwegs, heute mit eigenen Stücken, die, damit sie sich besser verkaufen, von Gaststars betextet und gesungen werden. Sandra Nasic von den kürzlich endlich aufgelösten Guano Apes, Mathias XXX von den Farmer Boys, Weltraumpsycho Nina Hagen - und jetzt auch mit Leuten aus dem eigenen Land, aber leider mit den Teengrufthelden Ville Valo und Lauri Ylönen. Was Wunder, dass sie nicht die Nightwish-Tröte dabei haben. NuPagadi für Klassikhörer: alles, was bei den schwarzbemalten Kindern grad Mode ist, in einer Suppe (und sich dann beschweren, dass es so was in die Charts schafft - dann kauft Euch doch was Anständiges und nicht das, was alle haben!). Dafür haben sie aber bei den Bonusstücken der Erstauflage ein dünnes Stimmlein aufgetrieben, das die Band bei der Grand-Prix-Vorausscheidung für irgendein Bundesland hat antreten lassen... Wie tief soll's noch gehen?
Da hilft auch kein Dave Lombardo. Mit Schlagzeug klingen die Violinisten zwar druckvoller, aber auch ein bisschen nach Rondo Veneziano für Metaller. Da kommt, vor allem live, eine Menge Energie bei rüber. Aber das alleine hilft nicht darüber hinweg, dass man den Eindruck nicht los wird, auf dem selbstbetitelten Album nichts wirklich Neues zu hören zu bekommen. Sie haben ihr Ding gefunden und sind, wie gesagt, angekommen. Das ist natürlich nicht schlecht, aber man braucht es nicht unbedingt.
Was Apocalyptica noch fehlt: ein Rapper, Scratchings, echte Gitarren, ein Orchester, Walgesänge, Goa-Remixe, Eunuchenchöre, Breakbeats, bessere Gastsänger (wie Vince Clarke, Andrew Eldritch, Loreena McKennit, Etienne Daho oder Björk), ein Album mit Filmmelodien ("Der weiße Hai", "Psycho" oder "Das singende, klingende Bäumchen"), Nachspielen von Hits toter Musiker mit eingesampelten Originalstimmen (Elvis, Nirvana, Janis Joplin, Hans Albers, Tupac) oder ein reines Vocalalbum, auf dem die Cellisten ihre eigenen Kompositionen nachsummen. Das wäre innovativ!
von Matthias Bosenick (09.03.2005)
Hehe. Sehr gut. Bin ich in einem Ohnline-Mag drauf gestoßen. Endlich mal jemand, der mit mir einer Meinung ist.