Die Welt ist grausam.
Ich erlebe einen Kulturschock. In the middle of nowhere irgendwo bei Oslo: 50cm Schnee. 10° unter Null. Dann steig ich in Hamburg aus dem Flugzeug und was ist? Null Schnee. Nix. Die Welt ist nackt, unbedeckt, ihre graue Einförmigkeit brutal zur Schau stellend.
Aus der Erholung ohne Strom und Wasser, ohne Lärm und Komfort, dafür einem Himmel voller Sterne, einem Wald voller Stille, einer Lunge voll eiskalter Luft komme ich zurück in ein Leben voller Abneigung und Unsicherheit.
Das Essen schmeckt nicht mehr. Die Straßen sind voller Menschen, die sich auf dem Grat zwischen Wahnsinn und Verzweiflung bewegen. Den Blick auf ein Ziel gerichtet, das sie mit ihren Gedanken kaum fassen können, stolpern sie geradeaus ohne einen Blick zur Seite, wo ich inmitten eines schwarzen Sees aus tausend Jahre alten Tränen auf einer Plattform stehe und lache und weine und schreie.
Blaue Blutblasen schwarzer Orangen.
Lassen sich diese Menschen wecken? Oder sind sie sich ihrer selbst inzwischen zu wenig bewußt? Abgestumpft von Kopf bis Rumpf, verdummt durch Bild, TV und GEZ, gierig nach blutigen Neuigkeiten, verdammt zu einem Leben ziwschen "Egal" und "Warum nicht".
Verdammt.
Ewiglich.
Doch spüre ich diese Augen auf mir? Augen aus Vanilleeis, Augen aus heißen Kirschen, Augen voller Zuneigung? Oder nur ein Echo aus vergangenen Zeiten, eine Erinnerung an Augen, an Windeln, an andere Flaschen als jene dort auf meiner Fensterbank? Schlafen, schreien, trinken, schlafen.
Schlaf... Schlaf in einer kleinen warmen Welt, ohne das Wissen nach dem Aufwachen wieder nur in einen weiteren grauen Tag zu blicken. Wie sagte Conor doch:
"There is nothing more I want than just one night that's free of doubt and sadness."
Sehnsucht nach Wärme, Gedankenlosigkeit, Glück.
Doch was, wenn doubt und sadness das einzige ist, was Dich vom Rest unterscheidet, wenn sie das einzige sind, was Dich wach hält, wach im Sinne von bewußt Deines Selbst?
Oder bist Du nicht Du selbst?
Ich gehe schlafen. Vielleicht finde ich diese Augen dort, wo ich froh bin. In der Bewußtlosigkeit.