Nachdem ich ja jetzt viel Zeit hab um tolle Sendungen im TV zu schauen und dabei immer wieder Berichte über Pfandleihhäuser kommen und die "Schicksale, die dahinter stehen" und bei Olli Geißen heute das Thema auch wieder Luxus war, habe ich gerade das Bedürfnis, da mal ein bisschen Dampf abzulassen, weil so ein paar Dinge kann ich da wirklich nicht verstehen...
Ich will gar nicht wissen, wie viel Geld ihr verdient oder so, das geht mich ja schließlich auch nichts an, aber wie geht ihr mit dem Geld, was ihr habt, um? Seid ihr eher verschwenderisch, pflegt ihr einen "normalen" Umgang damit (wobei sich über "normal" ja auch streiten lässt), seid ihr sparsam oder gar geizig?
Wie seid ihr in dieser Beziehung erzogen worden?
Und wie wollt ihr eure Kinder später in dieser Beziehung mal erziehen?
Zunächst mal ein paar Beispiele von Fernseh-Berichten der letzten Tage...
Da gab es einmal einen Bericht darüber, was Kinder heutzutage zum Nikolaus bekommen. 100€ und mehr werden da ausgegeben von den Eltern - für EIN Kind, für EIN Geschenk. Der Nikolaus ist heutzutage ein vorgezogenes Weihnachten. Die neuesten technischen Spielsachen landen im Nikolausstiefel, Nüsse und Obst sind total out heutzutage. "Wenn mein Kind das nicht hat, wird es doch gehänselt in der Schule" kommt da. Und an Weihnachten wird das alles nochmal gesteigert.
Ich habe lange überlegt, wie das früher war bei mir. Seit ich denken kann, kommt der Nikolaus bei uns (gut, inzwischen lässt er nur noch ein Säckchen da *g*). Und seit jeher habe ich nichts anderes bekommen als einen Schokoladennikolaus, Kekse, Nüsse, Äpfel, Mandarinen. Und eine Kleinigkeit. Früher war das ein Pixi-Buch, dann Stifte, mal eine Mütze. Dieses Jahr gab es außer Nüssen, Obst und Nikoluas Mini-Lebkuchen, Leibniz-Kekse, Kinder Schoko-Bons und Wick-Bonbons.
Und mir hat nie etwas gefehlt. Den Schokonikolaus esse ich sogar meistens gar nicht, der geht in Allgemeinbesitz über ^^ Was will ich denn mit 'nem Gameboy, der neuen Playstation, Markenklamotten und PC-Spielen? Das ist doch nichts zum Nikolaus! Abgesehen davon, dass meine eltern mir das nie schenken würden. Nikolaus ist doch nicht Weihnachten!
Dann das berühmte Pfandleihhaus... Der Bericht ging über eine Familie (Eltern Hartz IV-Empfänger, drei Kinder) und die Sorge mit den Weihnachtsgeschenken. Weil man den Kinder da nichts "anständiges bieten kann", werden kurzerhand Playstation und 30 Spiele für €120 zum Pfandleiher gebracht. Und die Kinder fangen dann an zu meckern, warum das denn sein muss. Und wenn man dann sieht, wie der Vater die Playstation abbaut - großer Fernseher, Videorekorder, DVD-Player, Stereoanlage, etc. - alles da. Ja da frag ich mich doch... Das Geld reicht ja anscheinend, um jegliche technische Spielerei zu haben - und dann die große Beschwerde "oh, mit Hartz IV ist das Leben ja so schrecklich, wir können uns nichts leisten, nicht mal Weihnachtsgeschenke für die Kinder sind drin" - ja, vielleicht mal überlegen, was WIRKLICH wichtig ist? Wenn ich an deren Stelle und in deren Situation wäre, hätte ich a) keinen DVD-Player, b) keinen Videorekorder, c) keine Playstation, d) keine große Stereoanlage - gut, über den Fernseher können wir nochmal reden ^^, aber ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will. Bei sowas könnt ich echt kotzen und den Fernseher einschlagen. Und wie haben die ihre Kinder denn bitte erzogen, wenn die nicht ohne viele und große Weihnachtsgeschenke auskommen?
Ich weiß, dass man als Kind große Wünsche hat, und dass die halt auch mal etwas teurer sind. Aber wenn das solche Ausmaße hat, dann ist da doch auch in der Erziehung etwas falsch gelaufen, oder? Bei uns gab und gibt es nie teurer Geschenke. Letztes Jahr waren wir alle zusammen Klamotten kaufen, die gab es zu Weihnachten. Dieses Jahr bekomme ich den Harry Potter und einen Hausanzug. Klar - als Kind wollte ich auch immer das neueste Spielzeug haben, das ist wohl bei jedem so. Aber ich war nie sauer, wenn ich es dann nicht bekommen habe - egal ob Geburtstag oder Weihnachten (das Barbie-Pferd und der dazugehörige Stall z.B. standen bei mir über mehrere solcher Feste auf meinem Wunschzettel, bis meine Omas irgendwann gesagt haben, "wenn sie sich das so sehr wünscht, dann kriegt sie es" - auch wenn die beiden Sachen zusammen an die 100DM gekostet haben). Und wenn das Geld nicht da ist, dann ist es halt nicht da. Ist es nicht viel wichtiger, dass an Weihnachten die Familie zusammen ist? Ich versteh sowas einfach nicht... Auch Kinder sind durchaus in der Lage, sowas zu verstehen. Dann gibt es halt keine großen Geschenke. Wie kann es denn sein, dass man alles daheim hat und dann eines von den teuren Teilen zum Pfandleiher bringen muss, um Weihnachtsgeschenke kaufen zu können? Irgendwas läuft da doch eindeutig falsch.
Und dann noch das Thema "Luxus", was man so oft in Talkshows sieht... Wie kann man überhaupt €3000 im Monat ausgeben? Abgesehen davon, dass ich das Geld nicht habe - ich würde das auch gar nicht schaffen... Und immer das Argument "Markenklamotten haben eine viel bessere Qualität" - also meine Sachen von H&M oder New Yorker halten schon seit Jahren, ich kann mich nicht beschweren, dass da "schon nach dem zweiten Mal waschen die ersten Fäden" rausgehen - ich weiß ja nicht, wie solche Luxus-Weiber waschen, aber bei mir passiert das nicht. Außerdem finde ich Sachen von Gucci, Dolce & Gabbana und was weiß ich potthässlich. Ich würde sowas gar nicht tragen wollen! Genausowenig wie ich Lust drauf habe, mein Gesicht mit hässlichem Make-Up für €150 vollzukleistern. Oder jeden Abend Party zu machen und €500 für Champagner auszugeben. Die Höhe ist ja dann auch noch, wenn diese Weiber nur das Geld von Mami und Papi ausgeben und der Meinung sind, dass Menschen, die wenig Geld haben, schlechte Menschen sind.
Und um die oben gestellten Fragen für mich selbst zu beantworten:
Ich würde von mir selbst sagen, dass ich einerseits ein sehr geiziger Mensch bin, aber andererseits auch einen sehr normalen Umgang damit pflege.
Für mich sind z.B. schon €39,99 für eine Jeans recht teuer - ich meine, das waren mal 80DM! Da hab ich meinen Laden, da kostet eine Jeans €19,99 - und über Qualität kann ich mich alles andere als beklagen.
Genauso lade ich mir Musik meistens lieber im Internet runter, weil's da billiger ist als im Laden.
Wenn ich weggehe und sehe, dass eine 0,2l-Cola €3,00 kostet, bekomme ich einen Schock.
Und wenn ich in der Stadt bin, habe ich mein Trinken dabei, und mit dem Essen warte ich, bis ich wieder daheim bin - da kostet es nämlich nichts (ja, ich weiß durchaus, dass man das Essen, was daheim ist, auch im Laden bezahlen muss ^^).
Ich hätte zwar das Geld, um mir auch mal Schuhe für €100 zu kaufen - aber was hab ich davon? Für das Geld kann ich mir woanders zehn Oberteile kaufen, da hab ich doch viel mehr davon.
Ich hab einiges gespart in den letzten Jahren (also "einiges" ist natürlich relativ, aber für mich ist es verdammt viel), aber ich sehe bei allem, was ich kaufen würde, immer das große Loch, was es in eben dieses Budget reißen würde, und das schmerzt natürlich.
Andererseits hab ich aber kein Problem, jemandem mal €10 für's Taxi zu leihen, ihn in 'ner Bar einzuladen oder für ein Geschenk für Freunde auch mal ein bisschen mehr auszugeben - oder auch spontan mal knapp €120 für die Fahrt und die Karte für ein Konzert in Köln oder Gießen auszugeben, wenn es mir wirklich wichtig ist.
Meine Familie würde, wenn es die berühmten Schichten heutzutage noch geben würde, wohl zur "Mittelschicht" gehören. Wir hatten nie übermäßig Geld, müssen auf einen Urlaub auch mal sparen. Aber es mangelt uns an nichts, und wenn mein Bruder ein Auslandssemester macht, dann ist das Geld dafür da. Und wenn die Autoreparatur schon wieder €1500 kostet, dann kann die auch bezahlt werden. Bevor ich angefangen habe zu arbeiten, habe ich €60 Taschengeld im Monat bekommen, wovon €30 allerdings Fahrtkostengeld für meine Schüler-Fahrkarte waren. Als man mir bei meinem ersten Vorstellungsgespräch für's FSJ sagte, dass das, was ich verdienen werde, ja im Grunde nichts sei, war mein Gedanke nur "Ich bekomme €60 im Monat - das wäre eine Erhöhung von weit mehr als 100%" - jetzt bekomme ich €390 im Monat, und für mich ist das sowas wie ein kleines Vermögen. Wenn ich auf meinem Girokonto jetzt €700 sehe und auf meinem Sparkonto noch mehr, dann fühle ich mich fast schon reich. Aber trotzdem hab ich nicht das Bedürfnis, das jetzt alles auszugeben, auf üppige Shoppingtour zu gehen und zu sagen "hey, ich hab Geld, das verprass ich jetzt" - da spare ich lieber und hab dann was, wenn ich mal ausziehe. Oder wenn ich alleine in Urlaub fahren will. Oder wenn ich mal wieder in Deutschland rumfahren "muss". Und bevor ich mein Geld sinnlos verprasse, spende ich es doch lieber.
Meine Eltern haben mir das, so wie ich mich erinnern kann, auch immer so vorgelebt. Haben mir bei einigen Dingen klargemacht, dass das zu teuer und von daher jetzt eben nicht drin ist. Und dass es sehr viele Menschen gibt, denen es weitaus schlechter geht und die sich über jeden Pfennig freuen. Und genauso will ich auch versuchen, meine Kinder später mal zu erziehen - und wenn ich die heutige Jugend teilweise so sehe, habe ich Angst, dass das nicht klappt...