hehe, ich hab ich vor wenigen Tagen nun auch das erste Mal seit fünf Jahren wieder getraut, diese Diskussion zu lesen ^^ (man sieht, auch damals schon hatten Juli und ich uns sehr lieb )
aber von der Sache her seh ich G8 und alles, was damit zu tun hat, noch ganz genauso wie damals auch schon ..... wie gesagt, in Thüringen hat es(außer an Spezialschulen, und das sowohl in der alten wie der neuen Zeit) niemals etwas anderes als das Abitur nach 12 Jahren gegeben, von daher ist diese ganze Diskussion, wie sie in Bayern (und auch in anderen Bundesländern? bisher hab ich tatsächlich im wesentlichen Bayern dazu gehört ^^) geführt wurde und vllt immer noch wird, bei uns niemals ein Thema gewesen, und ja, den allerallermeisten Thüringern würde zum Stichwort 'G8' wohl tatsächlich nichts anderes einfallen 'da sind doch immer diese Gipfel mit den Staatschefs, oder!?'
also, ich jedenfalls habe in Thüringen Abi gemacht, nach 12 Schuljahren, und ich musste keine Horrormengen von Schulstoff bewältigen und habe kein Jahr wiederholen müssen und hatte keinen Nachmittagsunterricht (oder höchstens 1x in der Woche bis zur 8.) und musste keine Nachhilfe in Anspruch nehmen .... und, oh Wunder, ich hab es trotzdem irgendwie geschafft meine Hochschulzugangsberechtigung zu erhalten, und, oh noch größeres Wunder, ich war nicht einmal der einzige Thüringer, dem das gelungen ist
also, Fazit: ich find Abi nach 12 Jahren (12 ist ja auch eine sehr viel schönere Zahl als 13^^) eine sinnvolle Sache, damals wie heute, und bin froh, dass das nun selbst die westlichen Bundesländer eingesehen haben
nun allerdings ist es so, dass unsere 'große' (sooo groß ist die nicht) Koalition schon wieder gefährlich am Schulsystem herumdoktert ..... im Landtagswahlkampf war es so, dass sich im Prinzip alle Parteien außer der CDU (und FDP?) für ein längeres gemeinsames Lernen waren; nach der Wahl ist dann die SPD der CDUin den Arunerwartet nähergekommen und eine Koalition mit ihr eingegangen; und nun hat man eine Art Kompromiss zwischen beiden Positionen zusammengeschustert, und seit wenigen Tagen sind nun auch die Ergebnisse da: *klick*
ich muss jedoch gestehen: auch wenn ich bei der Landtagswahl im letzten Jahren eine der Parteien angekreuzt habe, die sehr entschieden für ein gemeinsames Lernen bis zur achten Klasse eingetreten sind, möchte ich gerade bei diesem Thema schon lieber ein Fragezeichen setzen ...... früher in der DDR (wer es nicht weiß) wars ja so, dass alle bis zur 10. Klasse gemeinsam eine Schule besucht haben und man erst danach noch eine weiterführende Schule bis zum Abi besuchen konnte; nach der Wende wurde das dann (wie überall im Ossiland) alles umgekrempelt und ein System westlicher Bauart eingeführt - jedoch: jetzt auf einmal nach 20 Jahren wieder alles komplett umzuschmeißen, nachdem in Thüringen (mit sicher nicht geringem bürokratisch-organisatorischem Aufwand Gymnasien sowie Grund-, Gesamt- und Regelschulen* entstanden sind, das wäre für mich auch der falsche Weg
die Grundschule als solche ist für mich schon eine sinnvolle Erfindung, es ist nun mal so, dass die Kinder in diesen Jahren ganz anders gefördert werden können und müssen, als es zB bei Schülern einer sechsten oder siebten Klasse der Fall wäre ..... und ich weiß nicht, wies bei euch war, aber bei mir gab es zu Zeiten meiner Viertklassigkeit niemals einen Zweifel, dass ich aufs Gymnasium gehen würde, genauso wie es bei manchen niemals einen Zweifel gab, dass sie fürs Gymnasium ungeeignet wären - und ich bin leider nicht bei allen ehemaligen Mitgrundschülern über ihre weiteren Lebenswege informiert, aber ich wüsste, was meine ehemalige Grundschulklasse angeht, von keinem, der aufs Gymnasium gekommen wäre und es dort nicht geschafft hätte
natürlich gibt es auch Grenzfälle, bei denen es noch nicht so sicher ist, ob sie fürs Gymnasium geeignet sind, das ist völlig klar .... aber 1) gibt es ja auch später noch genug Möglichkeiten, aufs Gymnasium zu wechseln (zur Not auch noch wenn man den Realschulabschluss in der Tasche hat) und 2) gibts ja auch immer noch die Gesamtschule
wenn ich der thüringischen Landesregierung überhaupt irgendeinen Vorschlag zur Bildungspolitik zu machen hätte (außer demjenigen, es bei der Reformiererei so behutsam und bedächtig wie nur möglich anzugehen), dann wäre es derjenige, das Netz an Gesamtschulen auszubauen .... ich weiß nicht, wie viele Gesamtschulen es in Thüringen gibt, es sind jedenfalls sehr, sehr wenige; in meiner Stadt gibt es jedenfalls eine, und ich kenne auch ein Mädel, das dort derzeit in die zehnte Klasse geht und immer noch nicht so recht weiß, ob sie nach diesem Schuljahr noch weitermacht oder nicht
Fazit: ich kann es immer nicht so nachvollziehen, wenn unser deutsches Schulsystem, bzw unsere deutschen Schulsysteme mit ihrer Mehrgliedrigkeit so derart verdammt werden .... klar mag es in anderen Ländern andere Systeme geben, die auch gut funktionieren, aber ich finde es im Großen und Ganzen nicht schlecht, so wies hier ist
was allerdings wirklich geändert werden sollte im deutschen Schulwesen, und zwar bevor man irgendeine Reform in irgendeinem Bundesland in Angriff nimmt: diese Bildungskleinstaaterei abschaffen! ein Schulsystem mit einem Lehrplan und einem einheitlichen Zentralabitur für ganz Deutschland - unbedingt!
* hier noch eine Anmerkung für alle nichtthüringischen Bevölkerungsteile: in Thüringen gibt es kein drei-, sondern ein zweigliedriges Schulsystem, also einerseits das Gymnasium und andererseits die Regelschule, die sowohl zum Haupt- als auch zum Realschulabschluss führt .... in Sachsen ist diese Art Schule als Mittelschule bekannt; wie es in anderen Ländern aussieht, weiß ich nicht