Ein Fahrrad fährt auch nicht von alleine und wird nur mit Muskelkraft betrieben, und man ist damit trotzdem viel schneller unterwegs als zu Fuß
Ich hab ja auch geschrieben, dass er in meinen Augen bisher noch nicht überlegen gegenüber bebeinten Athleten wirkt; und ich bin auch durchaus gespannt, wie er sich heute im Finale schlagen wird. Ich begrüße es ja an sich auch, wenn Behinderte es schaffen, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Für die Winterspiele in Vancouver 2010 nominierte Kanada zum Beispiel den fast blinden Langläufer und mehrfachen Paralympicssieger Brian McKeever, und auch wenn er von seinem Verband schlussendlich doch nicht im olympischen Rennen eingesetzt wurde, ist das doch ein Mensch, vor dem ich absolute Hochachtung empfinde. Jetzt in London hab ich am Rande mitbekommen, dass es wohl einen Bogenschützen gab, der stark sehbehindert ist und das Ziel daher nur als verschwommene Fläche wahrnimmt (ich weiß leider nicht mehr den Namen und ob es womöglich sogar der Olympiasieger aus Südkorea war). Und dann gibt es da noch (mal kurz in die Runde schiel ) eine polnische Tischtennisspielerin, die nur eine Hand und einen Unterarm hat und sowohl an Olympia als auch an den Paralympics teilnimmt, wobei ich mich als Nichttischtennisspieler in dem Fall schon ein bisschen frage, was daran nun sooo besonders ist, weil man ja im Tischtennis nach meinem Dafürhalten ohnehin nur einen Arm braucht .... aber lassen wir das
Bei Pistorius liegt nun aber der besondere Fall vor, dass seine Behinderung sich ganz unmittelbar auf die Sportart auswirkt, in der er antritt: er ist eben Läufer. Und da fände ich es, wenn er denn an olympischen Wettbewerben gegen nichtbehinderte Läufer antreten soll, schon sehr sehr wichtig, dass die Verantwortlichen möglichst genaue Regeln aufstellen, welche Bedingungen seine Prothesen mindestens erfüllen müssen und höchstens erfüllen dürfen, damit (wie Robert schreibt) eine Vergleichbarkeit gewährleistet ist. Die Technik entwickelt sich, mit Prothesen, wie es sie vor 30 oder 50 Jahren gegeben haben mag, wird mit Sicherheit niemand in der Lage gewesen sein, einen olympischen 400-Meter-Lauf zu bestreiten, während es in 30 oder 50 Jahren vielleicht Prothesen geben wird, mit denen man theoretisch in der Lage ist, schneller als jeder Läufer mit Naturbeinen zu sein. Momentan scheint es da ja noch gewisse Lücken im Regelwerk zu geben, daher fände ich es schon wichtig, diese in einer Art und Weise zu schließen, bei der unumstößlich klar ist, dass alle mit den gleichen Chancen an den Start gehen. Wenn wir uns zB mal einen umgekehrten Fall denken, dass zB bei den Paralympics in einem Wettbewerb für Blinde plötzlich auch sehende Sportler zugelassen würden, wäre es doch klar, dass sich dann die Blinden mit vollem Recht benachteiligt fühlen
(Übrigens, Coco, hier noch ein erstaunliches Geständnis: Was das Thema der Kosten für wirklich gute Prothesen angeht, mit denen man tolle Sachen machen kann, und sogar dass man dazu wissen muss, wie man herausragende Sponsoren für sich gewinnt, darin bin - wenn auch zugegebenermaßen aus einem etwas anderen Zusammenhang - auch ich als Zweibeiner und Zweiarmer nicht gaaaanz unbewandert )
Was ganz anderes zu Olympia: Vielleicht hat es ja der eine oder andere mitbekommen, aber es gab ja in den letzten Tagen und Wochen einiges Hickhack über die Frage, ob die zwischen dem Bundesinnenministerium (als der für die staatliche Sportförderung zuständigen Stelle) und dem Deutschen Olympischen Sportbund offiziell vereinbarten Medaillenerwartungen für London veröffentlicht werden sollen oder nicht; ein Streit, der sogar bis vor Gericht ging. Jetzt hat das Ministerium offenbar nachgegeben: http://www.tagesspiegel.de/sport/oly...n/6988156.html
Was soll ich sagen? Selbst ich als Deutschlandfan denke da nur:
Zum Vergleich für alle, die in der olympischen Geschichte nicht ganz so bewandert sind: 1992 in Barcelona, als Deutschland ganz frisch wiedervereinigt war und noch von so gut wie allen hochausgebildeten DDR-Sportlern profitieren konnte, holte man 82 Medaillen. Seitdem ging es kontinuierlich bergab, in Peking 2008 lag man bei 16 Goldmedaillen (was schon ein recht achtbares Ergebnis im Vergleich zu den Vorjahren war) und 41 Medaillen insgesamt. 86 ist so ungefähr der Wert, um den herum sich die USA und China bei den Spielen von London bewegen.