Heute Abend sind es ganz genau zwei Jahre, seit unser Star für Oslo gekürt wurde (und damit heute Nacht auch zwei Jahre, seit dieser Thread entstand ); und da wir ja vor wenigen Wochen auch einen Star für Baku gefunden haben und die große Geschichte der LML damit nach zwei Jahren wohl endgültig ihren Abschluss gefunden hat, möchte ich (vielleicht sogar im Sinne einer abschließenden Bilanzierung aus größerem zeitlichen Abstand) noch einmal einen kleinen Rückblick auf dieselbe wagen!
Kommentiert werden darf das Ganze natürlich gerne, ich würde mich darüber sogar ausdrücklich freuen; aber wer nicht möchte, lässt es bleiben
Das Finale war ja die einzige Sendung von USFO, die ich je gesehen habe, und den Namen Lena Meyer-Landrut hörte ich an jenem Tag zum ersten Mal in meinem Leben; doch wie ja auch am Anfang dieses Threads zu lesen ist, war ich von Beginn an sehr angetan von ihr; sie wurde sogar der allererste Castingstar, dessen Debütalbum ich mir jemals kaufte, und auch im Fanforum meldete ich mich an. Dass sie beim ESC gewinnen würde, hätte ich mir im Leben nicht vorstellen können, doch auch das hatte ich schon ganz am Anfang geschrieben: Das eigentlich Denkwürdige an meinem Verhältnis zu Lena war damals, dass es mich irgendwie gar nicht gestört hätte, wenn sie in Oslo chancenlos geblieben wäre
Nun, wie wir alle wissen, ist es anders gekommen, sie hat das Ding gewonnen und nach Hause geholt; eine Sache, von der ich mein halbes Leben lang, seit ich den ESC schaue, bestenfalls vage zu träumen gewagt hatte. Dass sie dann gleich hinterher angekündigt haben, 2011 wieder antreten zu wollen, nun gut, hielt ich eben für dem Raabschen Siegestaumel geschuldet. Ich wünschte mir für Lena damals, dass sie nun in aller Ruhe an einem zweiten, ausgefeilteren Album arbeiten möge, um nun in aller Ruhe ihre ESC-unabhängige Weltkarriere voranzubringen, und anders als so ziemlich jedem vorangegangenen ESC-Sternchen traute ich ihr eine solche tatsächlich zu.
Irgendwann stellte sich dann aber heraus, dass sie tatsächlich ernst machen würden mit dem Wiederantritt, und es folgte eine eigene Fernsehshow namens „Unser Song für Deutschland“, deren Sinn ungelogen darin bestehen sollte, dass drei Sendungen lang nichts als Lena, Lena, Lena zu sehen ist, die ihrem Publikum insgesamt zwölf neue Outfits (ach ja, und zwölf neue Songs) präsentieren sollte, um aus denen dann einen Song für den ESC auszuwählen. Ich mied diese Show tunlichst und sah nur das Finale, um mir wenigstens ein kleines Bild zu machen. Ich musste einsehen, dass alle Verantwortlichen die zuvor noch mögliche Weltkarriere Lenas als ernsthafte Musikerin zugunsten eines zweiten ESC-Schnellschusses opferten, die Medienpräsenz Lenas wandelte sich langsam zum absoluten Overkill; und hinzu kam noch, dass sie als Persönlichkeit bei diesen Auftritten von Mal zu Mal einen unsympathischeren und selbstsüchtigeren Eindruck machte. Irgendwann musste ich feststellen, dass ich mich ausgerechnet auf den ESC im eigenen Land so wenig freute wie auf kaum einen zuvor, und was Lena betrifft, war ich schlussendlich fast froh, dass es endlich vorbei war. Übrigens wandelte sich mein neu gewonnenes Bild von Lena auch nicht bei den wenigen Medienauftritten, die man ihr nach Düsseldorf noch gestattete (und die ich gesehen habe), namentlich bei ihrer Backstage-„Reportage“ beim Buvisoco.
Vor einigen Monaten habe ich dann aus irgendeinem Grund wieder angefangen, regelmäßig das Lena-Fanforum aufzusuchen; insbesondere habe ich das natürlich während der Wochen von USFB getan, da dort über diese Show ein eigenes, sehr informatives Unterform eingerichtet wurde. Ich muss sagen, dass es mir dort wirklich gut gefällt (auch wenn ich dort seit einer Weile offiziell geouteter Nichtlenafan bin ), und wenn ich sehe, mit welcher Hingabe und welcher Begeisterung dort erwachsene, zumeist Menschen (es ist mitnichten so, dass dort gripslose Teenies den Ton angeben, im Gegenteil!) ihrer Liebe zu Lena Ausdruck verleihen und was sie in den zwei Jahren alles auf die Beine gestellt haben (eingetragener Fanclub mit regelmäßigen Fantreffen, eigenes Newsportal, eigener Kanal auf der Tube, …nicht zu vernachlässigen auch die Tatsache, dass sie sie auch jetzt immerhin noch in die Top 5 der Abstimmung für das beste Video beim Echo gevotet haben), dann find ich das wirklich überwältigend. Was immer man Lena auch vorwerfen mag: sie hat es (wenn auch vielleicht nur ganz unbewusst) geschafft, Menschen zu bewegen und miteinander zu verbinden; Menschen, die ihr eine eigene Geschichte verdanken, die es ohne Lena so nicht gegeben hätte - und das ist für mich schon ganz für sich allein genommen eine Leistung, die ich faszinierend und achtbar zugleich finde.
Ich bin und bleibe dabei, dass ich mich sicher nicht als „Fan“ von Lena sehen würde. Für mich ist das Kapitel Lena spätestens seit dieser One-Woman-Show USFD und dem ESC 2011 abgeschlossen. Ich hab zwar so halb mitbekommen, dass sie in diesem Sommer/Herbst wohl wieder ein Album veröffentlichen will, ich kann mir aber nur sehr schwer vorstellen, es zu kaufen, und ich werde auch sicher niemals an Votings teilnehmen, die sie und ihr Schaffen betreffen, Geld für ein Ticket einer möglichen zukünftigen Tour ausgeben, oder oder oder. Die Verärgerung und der Überdruss, der sich bei mir im letzten Jahr zum Ende hin angestaut hatte, wann immer von Lena die Rede war, haben sich in ein Gefühl vollkommener Gleichgültigkeit verwandelt: Ob sie von nun an ein kümmerliches Leben eines ehemaligen Castingsternchens fristen oder doch noch eine gänzlich ESC-unabhängige Weltkarriere hinlegen wird, ob ihre nächste Tour durch Fußballstadien führen wird oder durch Supermärkte, ob die höchste Ehrung, die sie in den nächsten Jahren erfahren wird, der Grammy sein wird oder der Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Niederkleinhintertupfingen – mir ist es wurscht und es geht mich auch nichts mehr an.
Was mir allerdings erst in den letzten Wochen und Monaten (vielleicht brauchte es dazu wirklich den Abstand von zwei Jahren) so richtig bewusst geworden ist: was Lena eigentlich damals wirklich geleistet hat, wie sie es innerhalb von vier Monaten (vom ersten USFO-Auftritt Anfang Februar bis zum Finale in Oslo Ende Mai) geschafft hat, von der ganz und gar unbekannten, musik- und medientechnisch unerfahrenen Schülerin zu everybody's ESC darling aufzusteigen. Ganz unabhängig von allem, was danach kam und noch kommen wird, ist das eine Leistung, die meiner Meinung nach nichts anderes als allerhöchsten Respekt verdient.
Und genau diese Geschichte, jene Monate im Frühjahr und Sommer 2010, sind es meiner Meinung nach wert, dass man sich auch nach Jahren (ob 2012 oder 2020 oder 2050) an sie und ihre Verdienste erinnert. Für mich war die Nacht des ESC von Oslo einer der schönsten und unvergesslichsten Momente meines Lebens, von der ich tatsächlich meinen Enkeln noch mit Begeisterung erzählen werde. Es kam einfach alles so perfekt zusammen – Lena war die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und ganz egal, wie ich das heute sehen mag und was man an Lena aus späterer Zeit Kritikwürdiges aufzählen könnte: Ich bereue nicht, dass ich Lena zu jener Zeit unterstützt und ihr Album gekauft habe. Damals, in dem Moment, war es richtig. Lena 2010 war eine ganz ganz große Geschichte, und ich bin dankbar, dass ich für einen kurzen Moment lang ein Teil dieser Geschichte sein durfte.
Danke, Lena.