Hallo Angst, Du Arschloch!!!
Da schreibt man 16 seiner 32 Lebensjahre Texte und immer dann, wenn es darauf ankommt, hat man keine Ahnung, was man schreiben soll. Ich mache es kurz und nehme den Knalleffekt voraus: Ich bin raus. Nicht länger mehr ein
Mitglied des Jupiter Jones-Kollektivs. Dafür gibt es Gründe. Traurige, aber plausible Gründe. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man ehrlich zu sich selbst und allen
anderen sein sollte. Der Punkt, an dem ein „Ich kann nicht mehr“ die einzige Lösung und völlig legitim ist. So habe zuerst ich und dann wir gemeinsam entschieden, dass es ohne mich weitergehen muss.
Ich werde all das unglaublich vermissen. Das tue ich schon jetzt. Ich werde Euch vermissen, liebe Fans, Freunde, die Crew, die Straßenkämpfer, all die guten Momente, die mein Leben alles andere als alltäglich gemacht haben. Weil alltäglich nie eine Option war. Ich wünsche den Jungs alles Glück der Welt für alles, was jetzt noch kommen wird. Es
waren 12 fantastische Jahre und selbst dann, wenn es mal so aussah, als würde es nicht weitergehen, haben wir die Sache gemeinsam gestemmt. Ich bedanke mich für die Loyalität, die Freundschaft, für die Geduld und für all die Momente, in denen ich aufgefangen wurde, wenn mir die Kraft zum Stemmen ausgegangen war. Die Jungs haben einen großartigen Job gemacht und den werden sie auch ohne mich machen. Wenn ich mir eins wünschen darf: Haltet ihnen die Treue, besucht die Konzerte, feiert was das Zeug hält und schreit ein „Auf das Leben“ für mich mit.
Durch den Ausfall sind Schäden entstanden. Wären sie nur finanzieller Natur, sie hätten irgendwie bezahlt werden können. Allerdings macht nichts müder und mürber als
Ungewissheit und ständiges Straucheln. Rennen und Stolpern. Genau in diese Situation musste ich alle immer wieder bringen, da nie wirklich klar war, wie und wie lange ich belastbar sein konnte, was wiederum zur großen Belastung für alle Beteiligten wurde.
Ich laufe nun schon seit einigen Jahren mit einer vermaledeiten Angststörung durch die Weltgeschichte. Eine ekelige Angelegenheit, viel weiter verbreitet als so manch einer denkt und es muss mehr darüber gesprochen werden. Dringend. Aber das soll irgendwann an einer anderen Stelle geschehen.
Was wichtig ist: Ich war und bin damit nie allein und dafür bin ich unendlich dankbar. Was ich aber gerne verhindert hätte, ist die Tatsache, dass ich dadurch vielen Menschen in
meinem Umfeld Kummer verursacht habe. Als mit Pauken und Trompeten die letzte Tournee in allerletzter Sekunde abgesagt werden musste, gab es eine Menge
Genesungswünsche und „Kopf hoch und Arsch in den Sattel“ für mich. Das hat gut getan, dafür bedanke ich mich von Herzen, allerdings habe ich mit jedem dieser Wünsche
gespürt, wie wichtig es wäre, auch einen Blick hinter die Kulissen und auf alle Beteiligten zu werfen.
Ich kümmere mich nun um meine Genesung, um meine kleine Familie und natürlich auch weiter um die Musik. Ich kann ja sonst nix. Ich will auch sonst nix. Wir hören voneinander. Freunde, lasst Euch helfen, wenn ihr Hilfe braucht. Für Euch und Eure Lieben. Es ist nichts normaler, als nicht normal zu sein.
Mit einer Träne im Knopfloch,
Nicholas